Gelingt jetzt ein Durchbruch? Rebecca Reusch: Kriminalbiologe äußert sich

Quelle: 22.Okt. 2025 - 15:00 Uhr, t-online

Von Leon Pollok

"Es gibt kein spurenfreies Verbrechen", sagt Benecke. "Menschen verlieren laufend Haut und Haare, aber auch Kleidungsbestandteile und vieles mehr".

Benecke schränkt im Fall von Rebecca Reusch jedoch ein: "Die Frage ist halt nur, ob wir die Spuren finden." Wenn gewischt werde, wenn es regne, wenn eine Wand gestrichen worden sei: Immer dann könnten Spuren verloren gehen. Spuren, die den mutmaßlichen Tod von Rebecca Reusch aufklären könnten. Auch Staatsanwalt Michael Petzold betonte am Dienstag: "Eine der größten Herausforderungen ist der Zeitablauf." Knapp sechseinhalb Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens seien Beweismittel nur noch in begrenztem Umfang oder gar nicht mehr vorhanden.

Kriminalbiologe Benecke berichtet von erstaunlichen Entwicklungen 

Aus Sicht von Kriminalbiologe Mark Benecke lohnt es sich für die Ermittler dranzubleiben. Er habe schon die erstaunlichsten Entwicklungen bei Kriminalfällen erlebt. "Meine Kollegin Tina und ich saßen beispielsweise schon, ohne es zu wissen, auf der eingemauerten Leiche der Ehefrau eines Mannes, während wir ihn zum angeblichen Verschwinden seiner Frau befragt haben."

Achtjähriger getötet: Fall Fabian - wieso schlugen Hunde ganz woanders an?

Quelle: t-online/ Matti Hartmann, 18. Okt. 2025 

Auszug aus dem Text: 

»Benecke erklärt: Winzigste Kleidungsbestandteile, Blut, Sperma, Hautschuppen oder Haare können genügen, um den Täter zu verraten. Auch etwa an Pflanzen in der Nähe könne Erbgut anderer Personen festgestellt werden. "Und es gibt auch immer mal wieder Überraschungen, beispielsweise Lacksplitter, Glasstückchen oder Ähnliches, etwa nach einem Verkehrsunfall oder einem absichtlichen Umfahren."

"Grundsätzlich sind Hunde supergut und können viel besser als Menschen Gerüche wahrnehmen", sagt Benecke dazu. Dennoch müsse in Betracht gezogen werden, dass sie sich ganz einfach getäuscht haben.

Der Experte für biologische Spuren verweist auf eine Studie von Forschern der Universität von Tennessee. Diese haben auf ihrer "Body Farm", einem Gelände für wissenschaftliche Studien über Verwesungsprozesse, die Zuverlässigkeit von Leichenspürhunden und ihren Hundeführern getestet.

Die im Februar vorgestellten, aber bisher noch nicht schriftlich veröffentlichten Ergebnisse sind laut Benecke ernüchternd. Demnach hatten die Forscher 105 Dosen mit darin enthaltenem Leichengeruch platziert. Die Hunde und ihre Führer hätten jedoch nur 30 dieser Dosen identifiziert.

Umgekehrt schlugen die Hunde häufig an, auch wenn gar kein menschlicher Leichengeruch vorhanden war: In 217 Fällen hätten die Teams Dosen ohne Leichengeruch herausgepickt. Benecke bezeichnet das als "Riesenproblem". "Die Hunde haben ganz klar geschaut, wie sich ihre Führerinnen und Führer verhalten und haben entsprechend angezeigt", erklärt er.

Oft hätten die Hunde in der Studie zum Beispiel angeschlagen, wenn ihr Mensch an einer Ecke umgekehrt sei: "Sie haben also gedacht, jetzt ändert sich die Richtung, vielleicht möchte mein Führer oder meine Führerin mir etwas sagen." Das Phänomen sei als sogenannter "Kanteneffekt" bekannt.

Bei der Suche am Inselsee komme erschwerend hinzu: Im Uferbereich könnten verwesende Tiere liegen, aber auch eigentümlich verfaulende Pflanzen.« 

Fragen um toten Fabian: Todesursache, Fundort, See-Fährte – Forensiker nennt vier mögliche Spuren

Quelle: merkur.de, Stand 15. Okt. 2025, 18:29 Uhr

Von Moritz Bletzinger

Nach dem Leichenfund in Güstrow türmen sich die Fragen. Wie starb der vermisste Fabian? Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt, wonach die Polizei jetzt suchen könnte.

Güstrow – Weiterhin gibt es viele offene Fragen im Fall Fabian aus Güstrow. Der Achtjährige war tagelang vermisst und schließlich tot in einem Waldstück gefunden worden. Zumindest geht die Polizei davon aus, dass es sich bei der Leiche um Fabian handelt, eine DNA-Analyse soll endgültige Gewissheit bringen.

Mark Benecke hat als Kriminalbiologe an vielen großen Fällen mitgearbeitet – für IPPEN.MEDIA erklärt er, wonach die Polizei in Fällen wie dem von Fabian aus Güstrow suchen könnte.

Foto: Mark Benecke

Aktuell gehen die Ermittler von einem Gewaltverbrechen aus, auch hierzu erhofft man sich von der Obduktion neue Erkenntnisse. Eine Todesursache ist bislang nicht öffentlich bekannt. Wonach die Ermittler jetzt suchen könnten, erklärt der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA.

Viele Fragen nach Wende im Fall Fabian: Forensiker Benecke erklärt jetzt mögliche Polizei-Schritte.

Die Polizei sollte „alle biologischen Spuren von der Leiche und aus der Umgebung einsammeln, einschließlich der Insekten auf der Leiche“, rät Forensiker Benecke. Insekten am Fundort einer Leiche können Aufschluss über eine ganze Bandbreite an Fragen geben, darunter beispielsweise die Liegezeit, ob die Leiche bewegt wurde. Auch die Todesursache kann mithilfe der sogenannten forensischen Entomologie oft geklärt werden, wenn Insekten etwa in Wunden oder Körperöffnungen zu finden sein sollten oder Gifte aufgenommen haben.

Darüber hinaus nennt Benecke drei weitere Schritte: Handy-Massen-Daten auswerten, Zeuginnen und Zeugen befragen und die rechtsmedizinische Untersuchung der Leiche. All das wird in Güstrow bereits getan, Befragungen begannen schon, als Fabian noch vermisst worden war.

Fabian aus Güstrow tot in Wald entdeckt – welche Spuren für eine Straftat sprechen könnten

Was ist bereits bekannt? Hinweise auf eine Straftat hatten sich offenbar bereits bei der Auffindesituation im Wald gezeigt, seit dem Fund rechnet die Polizei mit Straftat im Fall Fabian. Benecke nennt diverse Spuren, die diesen Rückschluss grundsätzlich zulassen können: „Verletzungen an der Leiche, Blut, Sperma, Haare, unerklärliche Fundorte, Tatwaffen.“

Wieso führte die Fährte ins Nichts? Einerseits ist es möglich, dass sich Fabian am Inselsee aufgehalten hatte oder womöglich sogar dort getötet und anschließend weggebracht wurde – zumindest ein Szenario, das Kriminalist Axel Petermann nicht ausschließt. Andererseits können Hunde, so wertvoll ihre Spurensuche ist, durchaus auch falsch anschlagen.

Benecke erklärt: „Es ist nicht einfach, die Hunde zu lesen. Besonders, wenn es um ungewohnte Suchen nach nicht so trainierten Leichen-Zuständen geht.“ Hunde achten stark auf ihre Führerinnen oder Führer, führt der Experte aus, das hätten Versuche der Bodyfarm in Tennessee gezeigt. „Die Tiere wollen ja keine Leichen finden, sondern den Führerinnen und Führern gefallen, beziehungsweise mit ihnen spielen.“ (Verwendete Quellen: eigene Recherche, Gespräch mit Dr. Mark Benecke) (moe)

Erkenntnisgewinn durch Mageninhalt

Quelle: Archiv für Kriminologie, Band 256, Heft 3 und 4, Sept./Okt. 2025, Seiten 109 bis 125

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Von Dipl.-Biol. Kristina Baumjohann und Dr. rer. medic. Dipl.-Biol. Mark Benecke

Zusammenfassung

Mageninhalt kann in Grenzen – zusammen mit rechtsmedizinischen Verfahren – zur Bestimmung des Todeszeitpunktes herangezogen werden. Die zwei hier vorgestellten Fälle wie auch die Literatur zeigen darüber hinaus, dass Mageninhalt zur Überprüfung von Aussagen und weiteren Fragestellungen in Kriminalfällen geeignet sein kann.

Schlüsselwörter: Mageninhalt, Todeszeitbestimmung, Aussagen, Informationsgehalt

Abstract

Stomach contents can — together with other forensic medical methods — be used to narrow down time since death. Two cases presented here as well as the scientific literature show the use of the method to verify statements and further questions related to criminal investigations. This potential source of information should therefore not be neglected.

Keywords: stomach contents, determination of time of death, statements, information content

Einleitung

Rechtsmedizinische Untersuchungen vom Mageninhalt bei Verstorbenen werden seit über hundert Jahren durchgeführt. Corin untersuchte bereits 1898 auch bei Lebenden die Magenverweildauer von Kaffee [1]. Drei Jahre später führte Farrai (1901) Untersuchungen zur postmortalen Verdauung von Eiweiß an Hunden durch [2]. Aufgrund des Weitertransports von Nahrung im Magen nach Eintritt des Todes stuft er diese Methode zur Todeszeitberechnung als ungeeignet ein. Zur postmortalen Verdauung wurden in den letzten Jahrzehnten verschiedene (Tier-)Experimente durchgeführt [3, 4]. Auch Merkel (1922) wies in seiner Arbeit eine mögliche Weiterverdauung nach Todeseintritt nach, hielt sie jedoch aufgrund der geringen Menge für unbedeutend [5]. Madea et al. (1986) bestätigten dies in einem Tierexperiment [6]. Henssge & Madea (2004) wiesen auf die bakterielle Zersetzung der Nahrung nach Eintritt des Todes hin [7].

Sorge (1904) befürwortete das Heranziehen des Mageninhaltes um Informationen zum Todeszeitpunkt zu gewinnen [8]. Nach Holczabek (1961) sollten auch Dünn- und Dickdarminhalte als Informationsgeber für den Zeitpunkt der letzten Mahlzeiten und deren Zusammensetzung verwendet werden [9].

Abbildung 1 Mageninhalt mit überwiegend körnerartigen Bestandteilen

Sofern der Zeitpunkt zwischen letzter Nahrungsaufnahme und Eintritt des Todes wie auch die Speisenzusammensetzung bekannt sind, kann der Mageninhalt – neben weiteren rechtsmedizinischen Methoden – grobe Anhaltspunkte zum Todeszeitpunkt liefern.

Der Mageninhalt kann darüber hinaus jedoch interessante Hinweise zu den Todesumständen liefern. Steht der Todeszeitpunkt nicht genau fest oder kommen mehrere Zeiten in Frage, kann der Mageninhalt diesen näher eingrenzen („früher“, „später“), die Art der Mahlzeit bzw. die Einordnung von Tageszeiten (z.B. Frühstück, Mittagessen), Orte der Nahrungsaufnahme (z.B. bestimmtes Essen eines Restaurants, Besuch bei Freunden usw.), Überprüfung von Aussagen und Einordnungen zur zeitlichen Rekonstruktion sollte nicht vernachlässigt werden [7].

Die Aussagekraft des Mageninhalts ist nicht nur im Zusammenhang mit rechtsmedizinischen Untersuchungen interessant. Auch andere medizinische und wissenschaftliche Bereiche haben hierzu Forschungen getätigt: Püschel (1996), Petring & Blake (1993) wie auch Nygren et al. (1995) untersuchten die Magenentleerung im Zusammenhang mit der Anästhesie vor Operationen („Nüchternheit“) [10-12].

Grover & Camilleri (2013) gingen dem Einfluss von Antidepressiva bei Reizmagen und Reizdarmsyndrom auf die Magentätigkeit nach [13]. So beeinflusst etwa Buspiron die Fähigkeit des Magens sich zu entspannen, was wiederum für die Nahrungsaufnahme (Volumenvergrößerung) notwendig ist, während trizyklische Antidepressiva eine Magenentleerung verzögern. Diese Befunde können auch für rechtsmedizinische Fragestellungen interessant sein.

Im archäologischen Zusammenhang analysierten Dickson et al. (2000) den Dickdarm-Inhalt der Gletscher-Mumie „Ötzi“ mittels Isotopenanalyse, um die damalige Ernährungsweise zu erforschen [14].

Pflanzliche Fragmente können neben archäologischen Hinweisen auch kriminalistische Anhaltspunkte geben: Der Nachweis von Diatomeen (Kieselalgen) im Magen kann auf einen Tod durch Ertrinken hinweisen [15, 16].

Neben Speiseresten sind auch andere Substanzen im Magen aufschlussreich: Lang (2015) fand bei einigen Brandleichen Rußpartikel und Kohlenstoffmonoxid im Magen, die er als Vitalitätszeichen während des Brandgeschehens deutete [17].

Nicht vom Mageninhalt bedingte Einblutungen in der Magenschleimhaut können – neben anderen Befunden – auf einen Kältetod hinweisen [18-22]. Diese Einblutungen werden auch Wischnewski-Flecken [19, 22] genannt (oder Wichniewski [21] oder Wischnewsky-Flecken [18]).

Abbildung 2 Samenartige Körnchen aus dem Magen.

Pope (2012) berichtet von einem während eines Überfalls erschossenen Räuber dessen Mageninhalt zur Identifizierung seines entflohenen Komplizen führte [23]. Im Magen des Verstorbenen fanden sich typische Burger-Reste (Hackfleisch, Käse, Speck) und Pommes frites. Ein Kartoffelstäbchen war unverdaut und ließ darauf schließen, dass die Mahlzeit nicht länger als eine Stunde vor Todeseintritt gegessen wurde. Die Gerichtsmedizinerin konnte die Pommes frites aufgrund ihrer stärkeren Dicke einer bestimmte Fast Food-Kette zuordnen, von der sich eine Filiale in unmittelbarer Nähe zum Tatort befand. Das Überwachungssystem des Geschäfts zeigte den verstorbenen Räuber mit seinem Komplizen, der identifiziert werden konnte.

In einem Fallbericht von Kerscher et al. (2024) wurde ein 70jähriger Mann in einer Sauna ohnmächtig und zog sich Verbrennungen dritten Grades zu [24]. Er verstarb 11 Tage später in einem Brandverletzten-Zentrum. Sein Magen enthielt etwa 200 ml eingedickten Brei mit groben pflanzlichen Bestandteilen, die weder im Zwölffingerdarm noch in den folgenden Darmabschnitten zu finden waren. Der Mageninhalt musste daher die letzte Mahlzeit gewesen sein, die der Mann vor dem Saunagang zu sich genommen hatte. Das vollständige Ausbleiben der Magenentleerung über elf Tage wird hier erstmals beschrieben. Die Autoren zweifeln die Verwendung des Mageninhalts an, um Rückschlüsse auf das Zeitintervall zwischen letzter Nahrungsaufnahme und Tod ziehen zu können.

Von einem ähnlichen Fall berichtet Püschel (1996) [12]: Ein 15jähriger Junge erlitt fünfzigprozentige Verbrennungen der Körperoberfläche und starb nach10-tägiger intensivmedizinischer Behandlung an einer Sepsis. In seinem Magen fanden sich grüne Bohnen, die er vor den Verbrennungen zu sich genommen hatte.

Verletzungen und Erkrankungen des Verdauungstraktes können offenbar die Magenverweildauer von Nahrungsbestandteilen auf unbekannte Zeit verlangsamen oder sogar stoppen. Dies verdeutlicht Püschel (1996) anhand eines weiteren Falls: Ein 52jähriger Alkoholiker starb durch Bolustod nach 14tägiger Behandlung eines ausgedehnten subduralen Hämatoms [12]. Er wurde währenddessen ausschließlich künstlich ernährt. Ein 3x10 cm dicker Nahrungsbrocken aus dem Magen versperrte den Kehlkopfeingang und hatte im Magen über 14 Tage verweilt, ohne weiter transportiert und verdaut worden zu sein.

Auf einen Stillstand der Magenentleerung bei schwerem Schädel-Hirn-Trauma weist auch Tröger (1987) hin [25]. In der rechtsmedizinischen Praxis sollte in derartigen Fällen darauf geachtet werden, dass es „keine ,,sichere" Zeitgrenze bezüglich einer stattgehabten Magenentleerung gibt.“ (Püschel 1996) [12].

Tablettenreste im Magen-Darminhalt können eine Vergiftung und weitere Informationen zu den Todesumständen (z.B. Suizid) nachweisen [26]. Hierzu müssen Menge und Zusammensetzung der eingenommenen Substanz(en) bekannt sein. Neben der chemischen Analyse der Stoffe kann die Art und Menge bestimmter Hilfs- bzw. Füllstoffe in Tabletten (z.B. Arten von Stärke und Cellulose) mit einem Polarisationsmikroskop untersucht werden. Diese Methode ist auch auf Tablettenreste in Gläsern, in Flüssigkeitsresten, in eingeatmeter Flüssigkeit oder in Erbrochenem anzuwenden.

Singh et al. (2016) berichten von einem Mord an einer jungen Frau [27]. Während der polizeilichen Untersuchungen machten sowohl ihr Ehemann und dessen Bruder wie auch ihr eigener Bruder widersprüchliche Angaben. Anhand des Mageninhalts – halb verdauter Reis – wurden die Aussagen der Männer überprüft: Die Frau nahm den Reis ca. zwei bis drei Stunden vor Todeseintritt zu sich. Dieser Befund widerlegte die Aussagen des Ehemanns und dessen Bruder.

Abbildung 3 Pflanzenbestandteile aus dem Magen.

In einem anderen Fall konnte der Mageninhalt ebenfalls zur Überprüfung von Aussagen herangezogen werden: Pieri et al. (2018) untersuchten die Proteine im Magen eines 40jährigen Patienten, der offenbar an den Folgen eines Sturzgeschehens gegen 9 Uhr morgens in einer Klinik verstarb [28]. Die Krankenschwestern sagten aus, der Mann habe das Frühstück verweigert. In seinem Magen des Verstorbenen wurden 350 g einer weißlichen, halbflüssigen Masse gefunden. Eine Untersuchung der darin enthaltenen Eiweiße zeigte, dass es sich um verdaute Milch- und Brotproteine handelte, die vom Frühstück desselben Tages stammten. Durch den Widerspruch zwischen den rechtsmedizinischen Befunden und den Aussagen des Personals wurden Ermittlungen zur möglichen Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet.

Die Zusammensetzung des Mageninhalts kann auch aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften Informationen liefern: Gotsmy et al. (2018) und Jackowski (2023) weisen auf den charakteristischen dreischichtigen Mageninhalt in Fällen von Ertrinken hin [29, 30]. Aufgrund der Aufnahme verschieden großer Mengen an Wasser setzt sich dieses zuoberst ab (sog. „Wydler’s Sign“) und kennzeichnet Ertrinkungstode. Fälle ohne Ertrinken zeigen einen zweischichtigen Mageninhalt.

Gotsmy et al. (2018) weisen in diesem Zusammenhang auf mögliche abweichende Befunde zur Anzahl der Schichten des Mageninhalts zwischen PMCT (postmortalem CT) und der rechtsmedizinischen Untersuchung hin [29]. Vermutlich sind diese auf die Technik zur Entnahme des Mageninhalts im Obduktionssaal wie auch auf Bewegung des Leichnams bei der Obduktion oder vor / nach der PMCT zurückzuführen.

Der Untersuchung des Mageninhalts geht die Identifizierung der Nahrungsbestandteile voraus, die bei stark verdauten Speisen schwierig sein kann. Baur et al. (1982) zeigen wie man anhand von Doppeldiffusionstests und der Anwendung bestimmter Seren zwischen Milch und Käse unterscheiden kann [31]. Pflanzliche Bestandteile sind verschiedenartig aufgebaut und teils schwer zu bestimmen. Die Arbeit von Spann (1978) [32] und das Labor-Handbuch von Bock et al. (1980) [33] sind unserer Erfahrung nach gute Nachschlagewerke zur Erkennung pflanzlicher Zellen.

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Entleerungsrate des Magens und den Verdauungszustand von Speisen. Wasser wird schneller entleert als Kohlenhydrate [11] und letztere wiederum schneller als Mischkost [26]. Dabei verlangsamt sich die Entleerung mit steigendem Gehalt an Kohlenhydraten und Triglyceriden [34].

Neben dem Fett- und Energiegehalt sowie dem Volumen bzw. Gewicht einer Mahlzeit [7, 35-37] spielen auch physikalische und chemische Beschaffenheit der Nahrungsmenge (z.B. Temperatur, pH-Wert) eine Rolle [38].

Jatti et al. (2010) nennen drei Kategorien einflußnehmender Faktoren auf die Magenentleerung: psychische, physiologische und anatomische Umstände [38].

Da die Magenentleerung neben überwiegend physiologischen Faktoren auch durch Emotionen gesteuert wird, sind letztere besonders in Kriminalfällen bedeutsam, da die Entleerung durch Wut und Aggression beschleunigt, durch Depression, Angst und Stress verlangsamt oder auch über das parasympathische System bei Schock, Angst oder Kopfverletzungen sogar gestoppt und die Herstellung von Magensäure einstellt werden kann [35, 36, 38-40]. Dann kann unverdaute Nahrung nach sogar 24 Stunden im Magen vorgefunden werden (Jatti et al. 2010) [38].

Weitere einflußnehmende Faktoren und deren Wirkung auf die Magenentleerung sind Tabelle 1 zu entnehmen.

Abbildung 4 pH-Wert-Bestimmung des Mageninhalts

Weitere tabellarisch aufgelistete Faktoren auf die Magenentleerung sind bei Henssge & Madea (2004) [7], Jaffe (1989) [45] und Legge et al. (2016) [36] zu finden.

Zur Dauer der Entleerungsraten des Magens gibt es unterschiedliche Angaben: Nach Patel et al. (2013) ist der Magen grundsätzlich nach 2,5-6 Stunden geleert [46], Grassberger & Schmid (2009) geben 2-4 Stunden mit einer großen Schwankungsbreite an [47], nach Kaul et al. (2017) dauert die Entleerung 4-6 Stunden [48]. Letztere untersuchten die Entleerungsrate(n) in 507 Fällen mit bekanntem Todeszeitpunkt und bekannter letzter Mahlzeit. Zwar erwies sich hier der Verdauungszustand der Speisen als bedeutsam bei der Berechnung des Todeszeitpunkts; dieser sollte jedoch nur im Zusammenhang mit weiteren Faktoren zur Berechnung der postmortalen Liegezeit (postmortales Intervall, PMI) gesehen werden.

Auch für Grassberger & Schmid (2009) ist die alleinige Abschätzung des Todeszeitpunkts anhand des Füllzustands des Magens und der Nahrungszusammensetzung nicht ausreichend genau [47]. Verständlich wird dies durch die oben aufgeführten Faktoren, die die Magenentleerung beeinflussen.

Wir stellen zwei Fälle aus unserer Sachverständigen-Praxis vor, in denen der Mageninhalt Verstorbener sowohl Rückschlüsse auf die zeitliche Einordnung des Todeseintrittes als auch die Überprüfung von Aussagen zuließ.

1. Fall 1

Ein Ehepaar wurde zwei bis drei Tage gefangen gehalten und ermordet. Wir wurden mit der Fragestellung beauftragt, wann der verstorbene Mann die in seinem Magen vorgefundene Mahlzeit zu sich genommen hatte.

1.1 Methoden & Befunde

Der Mageninhalt wurde in einem ca. 8 cm hohem und ca. 5 cm durchmessenden PE-Gefäß in einem Styropor-Kistchen mit Kühlelementen geliefert und bei Anlieferung eingefroren (3-Sterne-Gefrierfach).

Zwei Stunden vor Untersuchungsbeginn wurde der 53 g wiegende Mageninhalt (Feinwaage Kern 440-35N) bei Raumtemperatur aufgetaut und in zuvor mit Brennspiritus ausgewischte Petrischalen überführt.

Unter dem Binokular (Leica Mz 12.5) wurden 20 g des überwiegend tief dunkelgrau gefärbten Mageninhalts näher untersucht und Stücke nach Farbe, Form und Größe geordnet (Abb. 1).

Es konnten sieben Gruppen von relativ einheitlichen, noch gut erkennbaren, Bestandteilen auseinander sortiert werden:

1. Grobe, um einen Zentimeter lange, weiche, ,,gelatinöse", deutliche Schnittkanten aufweisende Stücke.

Abbildung 5 Schlund-Inhalt mit drei Bröckchen.

2. Größere, über einen Zentimeter messende „gelatinöse", meist scharf begrenzte (deutliche Schnittkanten aufweisende) Stücke.

3. Samenartige Körnchen von etwa zwei Millimetern Durchmesser mit glatter oder mit kleinen Eindellungen versehener Oberfläche: Zwei verschiedene Arten von Samen oder Körnern (Abb. 2).

4. Samenartige Körnchen von etwa fünf Millimetern Länge und drei Millimetern Breite, rötlich-braun.

5. Weiche, helle, einfach längsgefurchte, ca. drei bis vier Millimeter Breite und ca. sechs Millimeter lange Bestandteile.

6. Größere, teils lappige, mögliche Hüllen, wohl von Pflanzenbestandteilen.

7. Kleinere, rötlich braune Hüllen wohl von Pflanzenbestandteilen sowie ein einzelner birnenförmiger Bestandteil (Abb. 3).

Zur pH-Messung mit Universalindikator MERCK (pH 0-14) wurde dem verbleibenden Mageninhalt vier ml steriles, destilliertes Wasser aufgetropft. Der angezeigte pH-Wert (zwischen pH 3 und 4: sauer) wies auf eine saure und für den Magen normale Umgebung hin (Abb. 4).

1.2 Einordnung der Befunde

Die glasig-gelatineartigen Strukturen (Gruppe 2) wurden von einem von uns hinzugezogener Botaniker als Feigenbestandteile eingeordnet. Dies stimmte mit der später getroffenen polizeilichen Mitteilung überein, dass eine Packung mit getrockneten Feigen am Fundort angetroffen wurde.

Die vorwiegend drei bis fünf Millimeter lange pflanzlich-körnerartige Strukturen (wie beispielsweise aus einem Körnergericht oder -brot) (Gruppen 3, 4) waren mit dem später mitgeteilten Fund einer Müslipackung am Fundort vereinbar.

Abbildung 6 Bohnenstücke aus dem Magen. Maßstab: cm und mm

Bei den aus Gruppe 5 mitgeteilten Bestandteilen sah der Botaniker eine Ähnlichkeit zu ungeschälten Körnern von Weizen, Roggen, Gerste oder Hafer in Abgrenzung zu Graupen, bei denen es sich um geschälte Getreidekörner handelt.

1.3 Umgebungseinflüsse

Es ist von einigen Pflanzenbestandteilen bekannt, dass sie im Magen nicht zersetzt werden (müssen), sondern den Darm passieren und unverdaut ausgeschieden werden können. Dazu zahlen vor allem Körner und andere, wenig wasserhaltige pflanzliche oder auch wenig zerkaute Bestandteile.

Nach unserer bisherigen Erfahrung mit Mageninhalten erschien es uns ungewöhnlich und interessant, dass die oben angesprochenen weichen, aber dennoch scharf begrenzten, wie mit Schnittkanten versehenen Bestandteile des Mageninhaltes (noch) vorhanden waren. Dies deutet normalerweise darauf hin, dass die Zersetzung der Nahrung nicht lange angedauert hat.

Einflüsse wie hastiges Schlingen (und damit nur wenig Kau- und Einspeichelungstätigkeit) [5] sowie die Frage, ob die Person regelmäßig Mahlzeiten zu sich genommen hat, müssen in dem hier vorliegenden Fall (Entführung mit Mord) berücksichtigt werden.

Laut Literatur führen auch Stress und Angst dazu, dass die Verdauungstätigkeit im Magen verlangsamt wird [38]. Dies scheint hier auch der Fall zu sein: Nach unseren Informationen war die ermordete Person mehrere Stunden lebend in der Gewalt des Täters.

Eine vergleichbare Wirkung hat auch ein länger andauernder Todeskampf. Dies scheint hier jedoch nicht zuzutreffen. Nach unseren Informationen lag im Herzen flüssiges Blut vor, das von den rechtsmedizinischen Kolleginnen als Hinweis auf einen raschen Sterbevorgang gedeutet wurde.

1.4 Zeitpunkt des Todes

In der medizinischen Literatur wird in der Regel davon ausgegangen, dass gegessene Nahrung ungefähr zwei bis sechs Stunden im Magen verbleibt und danach in den Darm abtransportiert ist [46 – 48].

Abbildung 7 Kleineres Bohnenfragment aus dem Magen. Maßstab: mm

In einer Untersuchung von Patel et al. (2013) von 100 Mageninhalte von Leichen zeigte sich, dass die Anwesenheit von noch identifizierbaren Nahrungsbestandteilen auf eine Zeit seit dem Essen von weniger als 2 Stunden hindeutet [46]. Angesichts der erkennbaren Schnittkanten im uns hier vorliegenden Mageninhalt würden wir eine Zeit seit Nahrungsaufnahme von etwa 2 Stunden bis höchstens 6 Stunden annehmen. Die genannten, in diesem Fall wohl einflussnehmenden Faktoren müssen berücksichtigt werden.

2. Fall 2

Ein Mann verstarb im Pflegeheim während des Abendessens. An diesem Tag nahm der Verstorbene folgende Speisen zu sich: Zum Frühstück soll er nur einen Kaffee getrunken und nichts gegessen haben. Mittags gab es Rinderrouladen mit Nudeln, Kaisergemüse und Rhabarberkompott. Angeblich soll er hiervon nur wenig zu sich genommen haben. Zum Abendessen gab es Gelbwurst, Käse, Bohnensalat, Brot (Graubrot oder dunkles Vollkornbrot) und Butter. Laut Betreuerin soll der Verstorbene abends zwei Scheiben Brot mit Wurst gegessen haben. In einem unbeaufsichtigten Moment hatte er sich möglicherweise eine Scheibe Brot mit Butter in den Mund steckt und war daran erstickt.

Wir wurden um eine morphologische Untersuchung der Speisereste aus seinem Rachen und Magen gebeten, um „mit hinreichender Sicherheit [festzustellen], welche Speisen der Verstorbene unmittelbar vor seinem Ableben zu sich genommen hat“.

2.1 Methoden & Befunde

Proben aus Rachen und Magen erhielten wir getrennt voneinander und ungekühlt in zwei Plastikgefäßen mit Deckel, die unmittelbar nach ihrer Ankunft bis zur Untersuchung in einem 3-Sterne-Gefrierfach tiefgefroren wurden.

2.2 Racheninhalt

Der etwa sechs Gramm schwere Racheninhalt (Waage: Philipps HR2385/A) war bräunlich, flüssig (Abb. 5). Drei erkennbar große Bröckchen waren innen weiß und außen von einer schmutzig dunkelgrauen Schicht umhüllt; die Konsistenz ähnelte Frischkäse.

Festere Bestandteile waren nicht erkennbar.

Insgesamt war die Flüssigkeit des Racheninhaltes recht dunkel gefärbt, was evtl. auf dunkle Vollkornbrot hinweisen könnte. Die hellen Bestandteile könnten von Käse stammen.

Abbildung 8 Mögliche fettige Bestandteile im Mageninhalt. Maßstab: cm und mm

2.3 Mageninhalt

Der deutlich hellere Mageninhalt wog ca. 230 g und wies einzelne größere, festere Bestandteile auf, die aufgrund ihrer Farbe und ihrem Aussehen länglichen Bohnen-Abschnitte ähnelten (Abb. 6).

Andere festere Bestandteile waren nicht vorhanden.

Der die Stücke umgebende Mageninhalt war vollständig einheitlich cremig-breiig mit kleinen weißen Einsprengseln (unter einem Millimeter); es fand sich ein einzelnes millimetergroßes eckiges Stück wie von einem grünen Kraut oder Gemüse.

Der Mageninhalt wurde lichtmikroskopisch bei 60facher Vergrößerung untersucht (Binokular: Leica MZ 12.5): Bei den Stückchen handelte es sich vermutlich um ein Stück Bohne, da Dicke und Farbe den anderen Stücken glichen. Insgesamt wurden aus dem Mageninhalt 19 mögliche Bohnenstücke mit Längen zwischen 5 mm und 21 mm gesichert (Abb. 7).

Ein süßlicher Geruch wie von erbrochenem Kakao war wahrzunehmen; dies könnte aber auch auf die Zersetzung von Zuckerbestandteilen (Kohlenhydraten) aus Brot zurückzuführen sein.

Bei achtfacher Vergrößerung der Bohnenstücke waren darauf zahlreiche kleine weiße Bestandteile zu erkennen. Diese weißen Partikel waren mit der Pinzette sehr leicht zerdrückbar; es könnte sich dabei beispielsweise um Käse mit nennenswertem Fettanteil handeln (Abb. 8). Kleine grünlich-rötliche bis bräunliche sehr dünne Plättchen könnten von Kräutern stammen.

Die pH-Wert-Messung der Proben wurde mit pH-Indikator-Stäbchen der Firma MERCK (pH 0-14) durchgeführt. Leitungswasser als Nullprobe zeigt pH 7 an, der Schlundinhalt lag bei pH 3-4, der Mageninhalt lag ebenfalls bei pH 3-4.

Ein Blut-Schnelltest mittels Bayer Hemastix (Charge: 6H18A) zeigte im Magen- und Schlundinhalt eine Blutmenge von mehr als 80 Erythrozyten pro Mikroliter (Abb. 9). Der Test zeigt extrem sensitiv, an so dass schon allerkleinste Spuren von Blut – auch extrem verdünnte Mengen – das Anschlagen des Tests bewirken.

2.4 Einordnung der Befunde

Der saure Schlundinhalt kann entweder auf die Speisen selbst zurückzuführen sein (Essig o.ä.), oder daran, dass die Person Magensäure aufgestossen oder gewürgt hat. Auch mögliche bakterielle Zersetzungsvorgängen während des Transportes könnten auf den pH-Wert eingewirkt haben, da die Proben bei uns nicht tiefgefroren eintrafen.

Die im Magen vorhandene Blutmenge muss nicht zwingend verletzungsbedingt entstanden sein. Es kann auch durch das Sektionsbesteck, Handschuhe oder Lagerungs-Gefäße aus dem Sektionsraum eingebracht worden sein.

Ein Tropfen Mageninhalt mit den bereits beschriebenen weisslichen, kleinen Partikeln sowie trockenkräuterartige Plättchen und Luftblasen (wohl durch Gärungsvorgänge) zeigte bei hundertfacher Vergrößerung mit dem Binokular die zahlreichen weißen Partikel, ähnlich einer Fett-Emulsion.

Abbildung 9 Blut-Schnelltest

Eine feingewebliche (histologische) Untersuchung erschien angesichts des sehr homogenen und gut untersuchbaren Materials nicht zwingend erforderlich, da keine auf den ersten Blick eigentümlichen oder nicht mit dem bisher Beschriebenen in Einklang stehenden Bestandteile im übersendeten Material zu erkennen waren.

Der Mann verstarb offenbar während der Einnahme des beschriebenen Abendessens.

3. Zusammenfassung

Mageninhalt sollte nicht alleinig zur Bestimmung des Todeszeitpunktes herangezogen werden. Unsere vorgestellten Fälle und die wissenschaftlichen Fallberichte zeigen jedoch, dass er zur Überprüfung von Aussagen und anders gelagerter Fragestellungen in einem Kriminalfall geeignet sein kann und sein möglicher Informationsgehalt daher nicht vernachlässigt werden darf.

Literatur

  1. Corin G (1898) De quelques particularités de la digestion stomacale au point de vue médico-légal. Arch Anthrop Crim 13: 469-482

  2. Farrai C (1901) Über postmortale Verdauung. Vjschr Gerichtl Med 21: 240-254

  3. Forster B, Hummelsheim G, Döring G (1965) Tierexperimentelle Untersuchungen über die postmortale Magenperistaltik bei Leuchtgas- und Parathion-Vergiftung. Dtsch Z Gerichtl Med 56: 148-159

  4. Joachim H (1976) Probleme der frühen Todeszeitbestimmung und die sogenannten supravitalen Reaktionen des Muskels im Tierversuch. Habilitations-Schrift, Freiburg

  5. Merkel H (1922) Über Mageninhalt und Todeszeit. Dtsch Z Gerichtl Med 1: 346-358

  6. Madea B, Oehmichen M, Henssge C (1986) Postmortaler Transport von Mageninhalt? Z Rechtsmed 97: 201-206

  7. Henssge C & Madea B (2004) Mageninhalt und Todeszeit. In: Brinkmann B, Madea B (Hrsg.) Handbuch gerichtliche Medizin Band 1. Springer, Heidelberg, S 112-117

  8. Sorge A (1904) Die Verwertung des Mageninhaltes zur Bestimmung der Todeszeit und der Zeit der letzten Nahrungsaufnahme. Z Med-Beamte 17: 373-390

  9. Holczabek W (1961) Zur Untersuchung des Magen-Darmtraktes für die Todeszeitbestimmung. Beitr Gerichtl Med 21: 23-27

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Serial Killer Exhibit Berlin

Official Text: 

»Manson, Bundy, Dahmer and more are waiting for you! Debunk the mysteries behind the most twisted minds of the century with an exploration of serial killers’ lives from a scientific, historical and educational perspective. See the never-before-displayed collection of hundreds of original artifacts, including documents and drawings of the most famous killers made by themselves. 

Step inside detailed recreations of the most famous crime scenes, and learn all about the FBI methodology to identify and analyze psychological profiles of these individuals.

Date: From September 6, 2025

Opening hours: Closed on Monday and Tuesday

From Wednesday to Friday, open from 10 AM to 6:30 PM, last entry at 5 PM.

On Saturday and Sunday, open from 10 AM to 7:30 PM, last entry at 6 PM.

Duration: 90 minutes

Location: Neukölln Speicher, Ziegrastraße 1, 12057 Berlin, Germany

Age requirement: Recommended 14+. Children under 14 are admitted only when accompanied by an adult. Please consider content suitability for a younger audience.«

Mark's foreword in the exhibition catalog

Die letzten Geheimnisse von Alexander M.

Quelle: t-online.de, 8. August 2025

Von Matti Hartmann

Auszug aus dem Text:

»Wie sieht die Leiche von Alexander M. nach all den Monaten aus? Der Zustand der Leiche, so wie sie der Landwirt diese Woche vorfand, muss entsprechend gewesen sein. Die Polizei spricht von einem "fortgeschrittenen Verwesungszustand".

Der Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt t-online: "Faule Leichen im Freien weisen oft Fraßspuren von Insektenlarven oder Wirbeltieren auf, oft im Gesicht und an den Händen oder im Genitalbereich." Nachdem das Hochwasser zurückgegangen war, könne die Haut nun "teils vertrocknet sein oder käsig-breiig zerlaufen", teilt Benecke weiter mit. "Oft sind auch Knochen zu sehen, wenn das weiche Gewebe fehlt."

Wie und wann starb Alexander M.? Gibt es doch noch Antworten? Zwei weitere Fragen, so schrieben die Ermittler am Donnerstag in einer Mitteilung, könnten für immer offen bleiben: Weil die Leiche schon so weit zersetzt sei, "lassen sich die Todesursache und der genaue Todeszeitpunkt nicht mehr klären".

Allerdings: "Bei der ausführlichen Leichenschau können noch weitere Informationen gewonnen werden", meint der Forensiker. Zum Beispiel sei "zu Giften, alten oder neuen Knochenbrüchen und vielem mehr" noch auf neue Erkenntnisse zu hoffen. Benecke: "Es muss nur in Ruhe gemacht werden." Vielleicht lassen sich die letzten Stunden oder Tage im Leben von Alexander M. also doch noch rekonstruieren.

Schleppte sich der Killer direkt nach den Morden zum Sterben auf die Wiese? Verblutete er dort aufgrund der Wunden, die der laut Staatsanwaltschaft "nachweislich verletzte Täter" sich bei dem Kampfgeschehen im Haus der Opferfamilie zugezogen hatte? Vegetierte er noch tagelang versteckt in einer der nahen Hütten vor sich hin, bevor er seinen Verletzungen erlag? Oder legte M. am Ende selbst Hand an und brachte sich um?« 

Informationsgehalt kriminalbiologischer Spuren Teil 3

Quelle: Kriminalistik, 6/2025, Seiten 343 bis 347

Informationsgehalt kriminalbiologischer Spuren

Teil 3: Experimentelle Überprüfung von Aussagen durch Blutspuren

Der Artikel kann hier in einem Jahr vollständig gelesen werden. Bis dahin liegen die Rechte beim Herausgeber.

siehe auch Teil 1

siehe auch Teil 2

Was können die Maddie-Ermittler nach 18 Jahren eigentlich noch finden?

Quelle: rtl.de. 9. Juni 2025

Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke erklärt‘s

18 Jahre nach dem Verschwinden von Madeleine McCann laufen in Portugal erneut großangelegte Suchaktionen. Es ist womöglich der letzte Versuch, doch noch Beweise zu finden. Denn der einzige Tatverdächtige, Christian B., könnte schon bald aus dem Gefängnis freikommen – mangels belastbarer Spuren. Doch was lässt sich nach so langer Zeit überhaupt noch finden? RTL hat den renommierten Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke gefragt und zusätzlich mit einem Journalisten gesprochen, der den Fall seit Tag eins begleitet.

Drei Orte im Fokus – deutsche Ermittler in Portugal

Die Suche konzentriert sich auf drei Gebiete im Süden Portugals, rund um Praia da Luz, Lagos und Atalaia. In diesem Umfeld wohnte und arbeitete Christian B. zur Tatzeit. Auch ein Haus, in dem der Maddie-Verdächtige lebte, soll nun erneut durchsucht werden. Genauso wie das Gelände, auf dem damals größere Erdarbeiten stattfanden.

Spuren am Schlafanzug?

Benecke ist kein Romantiker. Er arbeitet faktenbasiert, schnörkellos. Oft an Fällen, die andere längst abgehakt haben. Und genau deshalb lohnt sich seine Sicht auf den Fall Maddie. Aber was genau könnte heute, 18 Jahre später, überhaupt noch da sein?

„Das hängt davon ab, wie viele Menschen den Schlafanzug zwischendurch angefasst haben. Grundsätzlich würde ich auf dem Schlafanzug an Hautzellen auch von einem möglichen Täter oder einer Täterin oder Speichelspuren oder Spermaspuren oder Haare denken. Diese Spuren halten sich sehr lange, wenn allerdings viele Menschen ein Kleidungsstück bereits angefasst haben, können natürlich auch Spuren dieser Personen auf der Bekleidung anzutreffen sein.”

Es sei eine Frage der Sorgfalt, nicht der Zeit. Kleidung kann auch Fasern anderer Personen enthalten, die sich chemisch und strukturell klar zuordnen lassen. – manchmal sogar über Jahrzehnte.

Lohnt sich die Grabung nach 18 Jahren überhaupt noch?

„Ja”, sagt Benecke. „Sofern die Möglichkeit besteht, dass Spuren mit einer neuen Technik und oder aus anderen Gründen besser untersucht werden können dann lohnt es sich immer eine Nachuntersuchung zu machen.”

Benecke begleitete selbst Fälle über Jahrzehnte hinweg. Oft werden Proben gezielt konserviert, um sie später mit besseren Methoden und Technik erneut zu analysieren. Manchmal mit bahnbrechenden Erkenntnissen.

„Bei den von mir untersuchten Lampenschirmen und dem Taschenmesser-Etui aus dem Konzentrationslager Buchenwald hat sich auch erst 80 Jahre später herausgestellt, dass es sich wirklich um Menschenhaut handelt.” Dadurch wurde erst klar: Die Nazis haben Alltagsgegenstände aus Hautstücken ermordeter Häftlinge hergestellt.

Forensik 2025: Hightech oder Handarbeit?

Was vielleicht überrascht: Die spektakulärsten Funde entstehen oft nicht durch Hightech-Geräte, sondern durch schlichte Gründlichkeit. „Ich bevorzuge das klassische Abschichten, das heißt jede Schicht wird einzeln in Tüten gepackt, gesiebt und untersucht. (...) Auch die Suche nach Hautschuppen auf Kleidung ist im Grunde handwerkliche Arbeit, weil sie unter dem Vergrößerungsgerät von einzelnen Menschen durchgeführt werden muss.”

Hightech kommt erst später dazu, etwa wenn DNA vervielfältigt oder automatisiert abgeglichen wird. Der Anfang bleibt jedoch oft vermeintlich unspektakulär, dafür präzise. Und wenn man doch noch etwas findet? „Auch ein Haar oder eine Hautschuppe kann heute noch problemlos auf ihr Erbgut und weitere Eigenschaften untersucht werden. Ob das gelingt, hängt natürlich von der Lagerung der Spuren ab und davon, ob sie überhaupt gesehen werden.”

Pinkfarbener Pyjama und ein Haar aus Maddies Bürste

Auch der britische Investigativjournalist Jon Clarke, der den Fall seit 2007 intensiv begleitet und schon oft zum mutmaßlichen Tatort nach Portugal reiste, glaubt an die Bedeutung kleinster Funde. Im Gespräch mit RTL berichtet er von früheren Suchen, bei denen Materialreste gefunden, aber nicht eindeutig zugeordnet werden konnten – möglicherweise sogar aus Maddies pinkfarbenem Pyjama.

Clarke sagt, die Ermittler glauben inzwischen, dass Christian B. so ortskundig war, dass er sogar in der Nähe seines eigenen Hauses eine Leiche abgelegt haben könnte. „Direkt vor der Nase von Polizei und Familie”. Jetzt werde genau dort erneut gesucht.

Doch am Ende sind es eben nicht die großen Maschinen, sondern die kleinen Beweise, die vielleicht endlich den Durchbruch bringen. Für Benecke ist klar: „Hoffnung spielt meiner Auffassung nach keine Rolle, sondern gute Spurenarbeit.” Und dass man die Möglichkeit nutzt, wenn sie sich bietet.

Informationsgehalt kriminalbiologischer Spuren Teil 1

Quelle: Kriminalistik, 4/2025, Seiten 232 bis 236

Informationsgehalt kriminalbiologischer Spuren

Teil 1: Spuren- und insektenkundliche Untersuchung ohne Leiche

Der Artikel kann in einem Jahr hier vollständig gelesen werden. Bis dahin liegen die Rechte beim Herausgeber.

siehe auch Teil 2

Rätselhafter Leichenfund bei Gröditz

Quelle: sächsische.de, 23. April 2025, 13:28 Uhr

Kriminalbiologe Benecke zum Leichenfund im Güllebecken: „Es gibt kaum Vergleichsfälle dazu“

Der Fall der beiden Gülle-Toten von Spansberg wirft Fragen auf. Einige könnten ungelöst bleiben. Nachgefragt bei Deutschlands bekanntestem Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke.

Von Jörg Richter

Seit über 20 Jahren ist Dr. Mark Benecke, Jahrgang 1970, international auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forensik aktiv und hat sich insbesondere der Entomologie verschrieben. Der Kriminalbiologe absolvierte nach seiner Promotion an der Uni Köln diverse fachspezifische Ausbildungen auf der ganzen Welt, so zum Beispiel beim FBI. Als Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren untersuchte er unter anderem Adolf Hitlers Schädel. Bekannt wurde er durch Fernsehsendungen, in denen er wissenschaftliche Hinweise zu realen Kriminalfällen gab. Nebenbei veröffentlichte er zahlreiche wissenschaftliche Artikel, diverse Sachbücher sowie Kinderbücher und Experimentierkästen.

Gröditz. Zwei Wochen nach dem Fund zweier Leichen in einem Güllebecken bei Gröditz tappen die Ermittler weiter im Dunkeln. Bisher ist nicht geklärt, um wen es sich bei den beiden Toten handelt. Das bestätigt ein Sprecher der Polizeidirektion Dresden.

Es ist lediglich bekannt, dass es sich bei den Leichen um einen Mann und eine Frau handelt. Wie Feuerwehrleute berichteten, seien die Körper noch relativ gut erhalten gewesen, kurz nachdem sie aus dem Güllebecken mithilfe eines Radladers geborgen wurden.

Sächsische.de fragte bei Deutschlands bekanntesten Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke nach, wie genau sich feststellen lässt, wie lange die beiden Toten in dem Güllebecken lagen.

Herr Dr. Benecke, wann und wie zersetzt sich ein menschlicher Körper, wenn er dauerhaft mit Gülle in Berührung kommt?

Das hängt von der Durchlüftung der Gülle beziehungsweise der Schicht-Dicke und der Temperatur ab. Je wärmer es ist und umso mehr Luft an sie kommt, umso schneller zersetzen sich Leichen. In kalter Gülle versunken würde sich ein Körper besser erhalten als in einem flachen See aus Kot, an den Luft und Wärme gelangt.

Auf wie viele Monate oder Wochen genau kann man ermitteln, wie lange die beiden Leichen in der Gülle lagen bzw. schwammen?

Möglicherweise gar nicht. Es gibt kaum Vergleichsfälle dazu.

Bei dem Fall aus Spansberg wird vermutet, dass es sich um ein älteres Paar aus dem Nachbarort handelt. Sie wurden zuletzt zwischen Weihnachten und Neujahr gesehen. Wie weit kann der Zerfall fortgeschritten sein?

Wenn es eine tiefe, kalte, dicke Kot-Schicht war, dann könnten die Leichen noch vergleichsweise gut erhalten sein. Wenn sie durch Aufblähung — Bakterien bilden Gase im Körper — nach oben getrieben sind, können auch Fliegen Eier abgelegt haben. Daraus schlüpfen Maden und diese können bakteriell erweichte Leichen rasch skelettieren. Ich habe auch schon Leichen in Flüssigkeiten gesehen, die oben skelettiert waren und unten, in der Flüssigkeit, noch reich an Gewebe.

Hatten Sie schon mal einen ähnlichen Fall?

Wir hatten beim „ersten“ Tsunami (2004, Anm. d. Red.) einige Nachfragen zu Leichen, die oben, im Teil, der aus dem Wasser ragte, dunkel verfärbt waren. Unten, im Wasser, waren sie aber faulig-feucht. Einen echten Gülle-Fall kenne ich nur vom Kollegen Prokop, dem Leiter der Rechtsmedizin der Charité in Ost-Berlin (Otto Prokop 1921 - 2009, Anm. d. Red.). Der Fall ist in seiner Biografie von mir ausführlicher dargestellt. Prokop beschrieb 1951 den Tod einer Bäuerin, die bäuchlings in einer Jauche-Grube lag.

Das Todesdatum hätte ich mit Speckkäferlarven bestimmt

Von Stefan Maus

Der Tod von Gene Hackman und seiner Ehefrau Betsy Arakawa war rätselhaft. Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt, wie er in solchen Fällen arbeitet und was das mit ihm macht.

Welche Rolle spielt das Klima bei der Veränderung von Körpern?

Je trockener es ist, desto leichter vertrocknen die Leichen. Und je feuchter und wärmer es ist, desto mehr hat man bakterielle Fäulnis und Gasblähungen. Man kann auch gemischte Formen haben. Wenn jemand im Bett liegt und seine Hände hängen raus, dann vertrocknen die, weil die warme Luft das Wasser abtransportiert. Wir bestehen ja fast nur aus Wasser. Unter einer Bettdecke kann das Wasser aber nicht abtransportiert werden. Dann wird das dort eben faul.

In unserem Fall ist Betsy Arakawa sieben Tage vor ihrem Mann Gene Hackman gestorben.

Das kommt leider vor. Es gibt Menschen, die den Tod ihres Partners verdrängen. Sie schlafen wochenlang, teilweise sogar monatelang neben der toten Person. Und wenn man sie dann lebend antrifft und fragt, warum sie denn niemandem Bescheid gesagt haben, dann haben sie die verrücktesten Gründe für ihr Verhalten. Manche sagen: "Ich habe gedacht, uns wird dann die Wohnung weggenommen." Solche Gedanken können zu den merkwürdigsten Befunden führen.

Wie meinen Sie das?

Sagen wir mal, die Leiche liegt im Bett und fängt an zu stinken. Dann räumt der Partner sie in einen Schrank. Dann verändern sich dadurch natürlich auch die Fäulnis oder die Spuren an der Leiche. Auch der Fundort verändert sich: Plötzlich gibt es im Raum Schleifspuren, oder die Totenflecken der Leiche sind an der falschen Stelle. Manchmal gibt es auch Menschen, die wischen die Eierpakete weg, die die Schmeißfliegen in den Augen und geeigneten Stellen ablegen. Manchmal aber auch nicht. Dann hat man eben dicke Madenteppiche im Gesicht, an den Ohren, unter den Armen oder im Genitalbereich. Es gibt aber auch Partner, die die Leiche waschen. Oder es gibt Mischformen von all dem. Aus Thailand habe ich zum Beispiel einmal den Fall einer Familie erhalten, die ihre Oma einfach aufs Sofa gelegt haben. Auch die Brille haben sie ihr einfach gelassen. Der ganze Körper war mit dem Sofa verklebt. Aber die Oma gehörte eben zur Familie.

Laut Auskunft der Polizei war Betsy Arakawa zum Teil mumifiziert. Was bedeutet das?

Das Wort sollte man eigentlich nicht benutzen. Weil die Leute dann sofort an Ägypten denken. "Mumifiziert" heißt einfach nur vertrocknet. Das Klima in Santa Fe ist ja sehr trocken. Also wurde das Gewebewasser abtransportiert. So wie halt alles Leichengewebe unter bestimmten Umständen vertrocknet. Schinken, Salami: Das ist ja alles nur vertrocknetes Leichengewebe.

Was könnten Sie als Kriminalbiologe alles aus Körpern herauslesen, die schon seit 15 Tagen irgendwo liegen?

Anhand von Insekten kann ich die Leichenliegezeit bestimmen. Ich schaue, welche Insekten es gibt. Und an welchen Körperstellen sie auftreten. Gibt es ungewöhnliche Besiedlungsstellen? Zum Beispiel kann ich Leichname auf bestimmte Vernachlässigungszeichen hin untersuchen. Dann schaue ich, ob im Genitalbereich oder an irgendeiner ungewöhnlichen Stelle eine besonders starke Besiedelung durch Insekten schon vor dem Tod stattgefunden haben muss. Weil die Insekten an diesen Stellen dann viel älter sind als am Rest des Körpers. Oder weil es Tiere sind, die an Kot und Urin gehen.

Wann könnte solch eine Untersuchung von Vernachlässigungszeichen von Interesse sein?

Eine Versicherung könnte zum Beispiel sagen: "Wir haben hier Geld an eine pflegende Person ausgezahlt. Aber diese Person scheint gar keine Pflege durchgeführt zu haben. Also hätten wir jetzt gerne unser Geld zurück." Da kann eine solche Untersuchung interessant werden.

Die Todesdaten von Gene Hackman und seiner Frau wurden mit Hilfe von Daten von Videokameras und Herzschrittmachern bestimmt. Wie genau hätten Sie den Todeseintritt mit rein biologischen Mitteln bestimmen können?

Den hätte ich mit Hilfe von Schmeißfliegenlarven bestimmen können. Oder wenn die Körper tatsächlich schon länger da lagen, dann auch über andere Tiere. Zum Beispiel mit Hilfe von Speckkäferlarven.

Hätten Sie den Tod damit genau datieren können?

Das hängt davon ab, wie viele Vergleichsdaten für Insekten aus Santa Fe vorhanden sind. Es gibt in den USA eigentlich relativ gute Wachstumsdaten von den einzelnen Insekten an den jeweiligen Orten.

Wie nah wären Sie dann an das genaue Todesdatum herangekommen?

Falls es stimmt, dass die beiden Körper ungefähr ein bis zwei Wochen dort lagen, dann kann man das Todesdatum gut eingrenzen. Ungefähr auf den Vormittag oder den Nachmittag eines bestimmten Tages. Aber das hängt alles von den örtlichen Vergleichstabellen mit den Wachstumsdaten der Insekten ab.

Erstaunlich, dass Sie mit rein biologischen Mitteln eigentlich ähnlich präzise sein können wie die Ermittler mit ihren technischen Spuren.

Ja. Aber natürlich wählt man immer das einfachste Mittel. Vor Ort kämen ja immer drei Parteien für Ermittlungen infrage: Polizei, Rechtsmedizin und Kriminalbiologie - also Spurenkunde. Und wenn ich jetzt bei der Polizei bin und sowieso schon vor Ort bin, dann nehme ich natürlich die sogenannten technischen Spuren. Wozu soll ich da eine biologische Zusatzinfo einholen?

Die amerikanischen Ermittler haben etwa eine Woche lang gebraucht, um das Rätsel zu lösen: Betsy Arakawa starb an Hantavirus, Gene Hackman an Herzversagen. Haben diese Ermittler einen guten Job gemacht?

Es geht keinen etwas an, das zu beurteilen. Einfach Fresse halten. Wir waren nicht dabei.

Der Sheriff sagte einen Tag nach dem Fund, die Leichen hätten schon mindestens einen Tag vor dem Fund auf dem Boden gelegen. Nun hat Betsy Arakawa dort aber schon über zwei Wochen gelegen. Ein Tag war also eine ziemliche Fehleinschätzung. Ist es verwunderlich, dass ein Sheriff so etwas sagt?

Er hat ja gesagt: Mindestens einen Tag. Insofern stimmt es. Aber grundsätzlich gilt: Laien können Leichenliegezeit nicht einschätzen. Wenn jemand nur vom Augenschein versucht, die Liegezeit zu schätzen, geht das immer schief. Da nützt alle Berufserfahrung nichts.

Wie kommt das?

Weil es sehr stark von den Umwelt-Bedingungen vor Ort abhängt.

Haben Sie ein Beispiel?

Nehmen wir an, ich bin Coroner, Sheriff oder Priester und habe schon viele Leichen in meinem Leben gesehen. Nun komme ich aber an einen Ort mit einer seltenen Besonderheit. Nehmen wir an, der Ort ist mit einer Tür verschlossen. Aber unter der Tür ist ein Schlitz. Und auf der anderen Seite des Raumes ist durch einen baulichen Zufall auch ein Schlitz. Den aber keiner sieht, weil er hinter einem Schrank ist. Dann hat man einen Luftkanal zwischen den beiden Schlitzen wie in einem dieser Händetrockner. Und plötzlich hat man völlig andere Feuchtigkeits- und Lufttransportbedingungen. Ganz unabhängig von der allgemeinen Temperatur in dem Raum. Wenn nun die Leiche vor diesem Türschlitz liegt, dann wird das Körperwasser sehr viel schneller abtransportiert, als wenn sie auch nur einen Meter weiter links oder rechts in derselben Wohnung liegen würde. Hier nützt es mir also nichts, wenn ich schon Dutzende Tote gesehen habe. Deswegen muss man das vernünftig vor Ort untersuchen. Mit technischen oder eben biologischen Mitteln.

Gene Hackman hat gut eine Woche länger als seine Frau gelebt. Er litt an Alzheimer in einem fortgeschrittenen Stadium. Als die Rechtsmedizinerin seinen Magen untersuchte, fand sie dort kein Essen. Sie haben ein sehr nüchternes Verhältnis zur menschlichen Vergänglichkeit. Aber ist der Tod nicht einfach ein verdammtes Arschloch?

Wie meinen Sie das?

Macht Sie solch ein Fall melancholisch oder traurig?

Ja, klar. Es ist schade, dass die beiden keine Sozialkontakte mehr hatten. Aber wie ich schon am Anfang sagte: Das ist total normal. Deswegen nenne ich diese Menschen auch "Invisible People". Nach einer Geschichte des New Yorker Comiczeichners Will Eisner. Diese Invisible People sind überall. Sie sind nicht der rosa Elefant, der mitten im Raum steht. Sondern sie sind das Hintergrundrauschen auf unserer Welt. Das sind die vergessenen Leute. Sie sind das Allerhäufigste, das wir bei Wohnungsleichen sehen. So ist das halt. Das hat mit dem Tod an sich nichts zu tun. Das hat etwas damit zu tun, dass diese Menschen keine Sozialkontakte mehr haben.

Sie verabscheuen Gefühlsduselei mehr als jeden Leichengestank. Gab es trotzdem einen Fall, der Sie gerührt hat?

Es sind die Angehörigen, die mich bewegen. Vor allem, wenn sie nicht genug Informationen haben. Oft machen sich diese Menschen in ihrer Trauer etwas vor. Viele suchen dann nach einem Mörder, wo es keinen gibt. Irgendwann lädt die dann keiner mehr ein. Dann heißt es: "Du, Renate, dein Mann ist vor zehn Jahren gestorben. Wir wollen jetzt einfach Silvester feiern. Wir haben das schon vor fünf Jahren gesagt. Du sollst nicht wieder anfangen mit dem Mord an deinem Mann. Vielleicht ist er ermordet worden. Vielleicht nicht. Auf jeden Fall laden wir dich jetzt nicht mehr ein." Die Menschen kriegen Posttrauma-Störungen. Die gucken dann nur noch gegen die Wand. Oder wenn Kinder versterben. Bei erweiterten Selbsttötungen im Partnerschaftsbereich zum Beispiel. Dann suchen die Großeltern für den Rest ihres Lebens nach Antworten und geben ihr gesamtes Geld an irgendwelche windigen Pfeifen aus, die sich ihr Leben dadurch finanzieren, dass sie alte Leute ausnehmen. Das Hauptproblem ist, dass die Angehörigen keine Ansprechpartner haben.

Inwiefern?

Die Polizei ist für diese Menschen nicht zuständig. Wenn ein Mensch ums Leben kam, es aber kein Kriminalfall war, dann sagt die Polizei: "Gucken Sie mal, es ist kein Kriminalfall. Bitte. Wir haben hier solche Stapel an echten Kriminalfällen liegen. Wir sind nicht zuständig. Die Staatsanwaltschaft hat ja auch gar kein Verfahren eröffnet. Das hat Ihnen die Polizei auch alles schon erklärt. Bitte, entschuldigen Sie, aber wir möchten uns gerne um die Drogenhändler, Mörder, Vergewaltiger und die häusliche Gewalt kümmern. Verstehen Sie?" - "Nein", sagt die trauernde Person dann, "verstehe ich nicht. Ich möchte wissen, warum mein Mann getötet wurde."

Also nimmt Sie so etwas schon mit.

Klar ist das alles scheiße. Auch diese ganzen Genozide, die wir sehen, und die keinen Menschen interessieren. Aber ich kann es ja nicht ändern. Was ich aber ändern kann: dass den Menschen ihnen wichtig erscheinende Informationen nicht vorenthalten bleiben. Das kann ich als freiberuflicher Forensiker mit meinem Team vor Ort oder im Labor ändern. Hier geht es um Lösungen, nicht um weinerliches Gejammer.

Gibt es einen konkreten Fall, der nicht nur ein interessantes Rätsel war, sondern Sie auch gerührt hat?

Wir hatten einen Fall, da kam eine Familie und sagte, sie habe ein Gemälde, das weint. Aber keine Bluttränen, sondern Wasser. In der Familie war jemand ertrunken, und der Glaube war nun, dass das Gemälde nicht Tränen weint, sondern das Wasser aus dem Gewässer, wo die Person ertrunken ist. Also habe ich gesagt: "Okay, untersuchen wir, kein Problem. Vielleicht können Sie dann ja besser in die Trauerarbeit gehen. Oder können durch die Informationen innerhalb der Familie dann mal besprechen, was da los ist. Das können Sie ja dann für sich selbst einordnen. Ich kann Ihnen nur sagen, ob das Süßwasser ist, Salzwasser, Öl oder Farbe." Sobald Angehörige beteiligt sind, sind echte Gefühle im Spiel. Die sind messbar. Natürlich bemerke ich die. Und die springen dann auch über. Sie beeinflussen mich aber nicht.

Wie schützen Sie sich vor dem Grauen und dem Entsetzen des Todes?

Es ist, wie es ist. Ich kann es doch auch nicht ändern. Ich meine, ich bringe die Leute ja nicht um oder stopfe sie ins Massengrab. Ich bin nicht derjenige, der Lampenschirme aus Menschenhaut näht. Ich verwende keine Tierprodukte. Ich tue, was ich kann. Aber der Tod scheint ja keinen Menschen zu schrecken. Folter und Ausbeutung interessiert ja auch kaum jemanden. Die Leute trinken Milch und essen Butter, zerhackte Tintenfische und Schweine-Schnitzel. Es scheint fast allen Menschen scheißegal zu sein. Keine Ahnung, warum den Menschen das einfach alles so völlig egal ist. Ich verstehe das nicht. Aber ich bin ja nicht derjenige, der es tut. Ich arbeite lieber an der Lösung, anstatt herumzujammern, dass irgendwas scheiße ist und mir dann die nächste Scheibe Schinken aufs Brot zu legen. Keine Ahnung. Ist mir auch ein Rätsel, was mit den Leuten los ist.

Verursacht Ihr Beruf Ihnen Albträume?

Nö, eigentlich nicht. Das Problem ist eher der Tag. Wenn die ganzen angeblich guten und braven Menschen herumlaufen und sich unsozial verhalten. Nachts ist es eigentlich angenehmer als tags.

Weitere Gegenstände aus Buchenwald sind aus Menschenhaut

Kriminalbiologe Mark Benecke präsentiert Forschungsergebnisse

Quelle: Evangelischer Presse-Dienst (epd), 18./19. Febr. 2025

Von Matthias Thüsing

Weimar/Baltimore (epd). Der Kriminalbiologe Mark Benecke hat für weitere Alltagsgegenstände aus den Sammlungen des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald nachgewiesen, dass sie aus menschlichen Hautstücken angefertigt wurden. "Darunter befinden sich ein weiterer Lampenschirm und eine Taschenmesser-Hülle, die uns aus Westdeutschland beziehungsweise England zugeschickt worden sind", sagte der Kölner Wissenschaftler dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Weimar. Sowohl die vergleichenden mikroskopischen Untersuchungen mit Menschenhaut als auch Erbgutuntersuchungen lieferten demnach zweifelsfreie Ergebnisse.

Eine Besonderheit der SS in Buchenwald war die Herstellung von makabren "Geschenkartikeln", die sich die SS-Männer gegenseitig überreichten. Menschenhaut wurde aus den Leichen von Häftlingen geschnitten und zu Alltagsgegenständen weiterverarbeitet.

Benecke hatte bereits im vergangenen März erste Ergebnisse seiner Arbeit in Weimar präsentiert. Damals konnte er für einen Lampenschirm aus dem überlieferten Bestand der Gedenkstätte nachweisen, dass Menschenhaut für die Herstellung verwendet wurde. Am Donnerstag wird Benecke seinen Abschlussbericht auf einer Tagung der American Academy of Forensic Sciences in Baltimore/USA öffentlich vorstellen.

Zu den Ergebnissen gehörte auch die Untersuchung eines Schrumpfkopfs aus Buchenwald. "Jetzt steht fest. Es handelt sich um Ziegenhaut und -haar, die entsprechend in Form gebracht wurden", sagte Benecke. Vor allem die Haare hätten zunächst für ein Präparat aus Pferd gesprochen. Erst eine Erbgutuntersuchung habe Klarheit gebracht.

Weiter offen ist laut Benecke die Frage nach der Person, der ein präpariertes Herz mit angeblicher Schussverletzung zuzuordnen ist. Das Organ wurde nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald in dessen Pathologischer Abteilung vorgefunden. "In dem Herzen konnten wir nach sehr, sehr vielen Versuchen in mehreren Speziallaboren kein Erbgut finden", sagte der Forscher. Zumindest habe er das Exponat anhand alter Fotos als das echte, "damalige" Herz aus der alten Sammlung eindeutig zuordnen können. "Es ist also "geschichtlich" gesehen durch Fotovergleich auch als menschlich bestimmt", sagte Benecke.

Für Buchenwald sei die Forschung nun abgeschlossen, sagte Benecke. Das sei gut, die Untersuchung sei ihm nahe gegangen. Allerdings gebe es möglicherweise Nachfolgeprojekte an anderen Orten. "Ich habe eine Anfrage aus Syrien erhalten. Die Ukraine ist auch ein möglicher Kandidat. Genozide gibt es leider immer wieder", sagte Benecke.


Weimar/Baltimore (epd). Der Kriminalbiologe Mark Benecke hat für weitere Gebrauchsgegenstände aus den Sammlungen des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald nachgewiesen, dass sie aus menschlichen Hautstücken angefertigt wurden. Darunter befinden sich ein weiterer Lampenschirm und eine Taschenmesser-Hülle. Am Donnerstag stellt der Kölner Wissenschaftler seinen Abschlussbericht erstmals auf der Tagung der American Academy of Forensic Sciences in Baltimore/USA vor.

epd: Nach der Zwischenpräsentation zu Artefakten aus Menschenhaut in Buchenwald haben Sie weitergeforscht. Wie sind Sie weiter vorgegangen? Welche und wie viele Gegenstände, Fragmente haben Sie weiter untersuchen lassen?

Mark Benecke: Wir haben 2024 noch ein weiteres Stückchen eines Lampenschirms und eine Taschenmesser-Hülle aus England erhalten. Kurz vor dem Abschluss des Projekts haben wir außerdem einen weiteren Lampenschirm bekommen. Er wurde direkt nach der Pressekonferenz in der Gedenkstätte Buchenwald in Westdeutschland gefunden und unserem Labor übergeben.

Was haben die Untersuchungen ergeben?

Leider sind alle diese Gegenstände auch aus Menschenhaut. Das haben vergleichende mikroskopische Untersuchungen mit Menschenhaut sowie Erbgutuntersuchungen zweifelsfrei ergeben.

Wo konnten sie Entwarnung geben?

Es hatte sich im Zwischenbericht ja angedeutet, dass der Schrumpfkopf vermutlich nicht menschlichen Ursprungs sein dürfte. Aber zunächst war die Untersuchung der Haare nicht eindeutig genug. Vieles sprach für ein Pferd. Daher habe ich auch hier noch einmal Erbgut untersucht und untersuchen lassen. Jetzt steht fest: Es handelt sich um Ziegen-Haut und -haar, die entsprechend in Form gebracht wurden. An dieser Stelle hatte übrigens meine Frau Recht: Ihr war früh aufgefallen, dass die Haare, die Ohr-Öffnung und anderes nicht zu einem Menschen passen. Sie muss es wissen. Sie verfügt über eine Ausbildung als staatlich geprüfte Kosmetikerin.

Was konnten Sie nicht klären?

Ein präpariertes Herz mit angeblicher Schussverletzung gehört ebenfalls zu den nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald in dessen Pathologischer Abteilung vorgefundenen Präparaten. In dem Herz aus der Sammlung konnten wir nach sehr, sehr vielen Versuchen in mehreren Speziallaboren aber kein Erbgut finden. Aber ich konnte es anhand alter Fotos als das echte, "damalige" Herz aus der alten Sammlung eindeutig zuordnen. Es ist also "geschichtlich" gesehen durch Fotovergleich auch als menschlich bestimmt. 

Was hat das Projekt gekostet?

Es hat sehr viel Zeit und Geld gekostet. Ich habe alles selbst bezahlt, da ich für diese Untersuchung einfach kein Geld nehmen wollte. Unglaublich wichtig war dabei der Sammlungsleiter der Gedenkstätte, der die ganzen alten Quellen und Fotos kannte sowie das sehr gründlich arbeitende Labor, das einen Arbeitsschwerpunkt auf verarbeiteter Haut - meist natürlich von Tieren - hat. Es war anstrengend, teuer und zwischendurch dachte ich, wir packen es nicht mehr. Aber nachdem auch die Untersuchung von Hitlers Schädel und Zähnen in Moskau ein Wahnsinnsaufwand war, und da ich die Wahrheit einfach liebe, haben wir es alle gemeinsam geschafft.

Sind die forensischen Untersuchungen damit abgeschlossen?

Ja. Ganz ehrlich: Ich glaube, dem Sammlungsleiter der Stiftung und mir ist das Ganze auch doch näher gegangen, als wir dachten. Es ist gut, dass es jetzt dauerhaft geklärt und der "Deckel zu" ist.

Wird es ein Nachfolgeprojekt geben? In Buchenwald oder anderswo?

Auch hier ein: "Leider ja." Ich habe gerade erst eine Anfrage aus Syrien erhalten. Die Ukraine ist auch ein möglicher Kandidat. Genozide gibt es immer.

Sind die Personen bekannt, aus deren Haut die untersuchten Gegenstände gefertigt wurden? Ließe sich das überhaupt genetisch klären?

Es gäbe eine Möglichkeit: Dazu müssten wir in die riesigen Familien-Stammbaum-Daten schauen. Der Sammlungsleiter und ich haben bisher entschieden, das nicht zu tun. Vermutlich bleibt es auch dabei. Manche Dinge sollten besser ruhen. Nur zu dem durchschossenen Herzen ist mit dem tschechischen politischen Häftling Jiri Horejsi (1920-1942) ein Name überliefert. Aber hier haben wir, wie gesagt, kein verwertbares Erbgut mehr vorgefunden.

Fast zum Ende noch eine Frage zu den Anfängen des Projekts: Wie kamen sie auf das Thema?

Mein Augenmerk auf Spuren aus Konzentrationslagern ist auf einer Sitzung erwacht: Im Jahr 2005 berichtete ein Kollege bei einer Tagung der American Academy of Forensic Sciences (AAFS), dass er Seife erhalten habe, die aus einem Konzentrationslager und aus Menschenfett gekocht sein könnte. Wir überlegten damals, wie sich das nachweisen ließe. Ohne diese Gesprächsrunde wäre ich vielleicht gar nicht auf die Spuren in Buchenwald gekommen.

Und noch mal zu heute: Welche Reaktionen haben Sie in der grundsätzlich streitfreudigen Wissenschaftscommunity nach Veröffentlichung der Zwischenergebnisse erreicht? Gab es Widerspruch?

Es herrschte zunächst Totenstille. Dann aber kam eine Überraschung: Die American Academy of Forensic Sciences, bei der ich schon seit den 1990er Jahren Mitglied bin, hatte meine Einreichung für die Konferenz gesehen und zum ersten Mal in meinem Leben beschlossen, meine Redezeit zu verlängern. Sonst wird sie eher gekürzt, um mehr Vorträge pro Sitzung einbauen zu können. Ich hatte nicht einmal danach gefragt. Jetzt wird der Vortrag mit über hundert Fotos nicht in einem Sonderteil der Tagung stattfinden, sondern auf der größten Veranstaltung dort, der sogenannten "Last Word Society". Das freut mich sehr, weil mich so besonders viele fachliche Anmerkungen erreichen werden.

epd ost mth

Experte erklärt Mumifikation an Händen und Füßen

Quelle: t-online.de, 3. März 2025

Von Simone Bischof, Amir Selim

Der US-amerikanische Schauspieler Gene Hackman und seine Frau wurden tot in ihrem Haus in New Mexiko gefunden. Beide Leichen zeigten Spuren von Mumifikation. Ob sich daraus neue Erkenntnisse ergeben, erklärt der Kriminalbiologe Mark Benecke.

Nach dem Tod von Hollywood-Legende Gene Hackman und seiner Ehefrau, Betsy Arakawa, stehen die Ermittler weiterhin vor einem Rätsel. Denn nach wie vor ist unklar, wie das Paar gestorben ist. Zudem sollen beide Leichen ersten Erkenntnissen zufolge bereits Mumifikation an Händen und Füßen gezeigt haben. Während Mumifizierung eine künstlich vom Menschen betriebene Technik zur Konservierung eines Körpers ist, ist von Mumifikation die Rede, wenn eine Mumie nicht aufgrund menschlichen Eingreifens, sondern aufgrund eines natürlich ablaufenden Prozesses entsteht. Das heißt, eine Leiche vertrocknet auf natürliche Weise.

Was sich aus diesem Zustand einer Leiche "ablesen" lässt, fragt t-online den Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke.

t-online: Wodurch entstehen Mumifikationen?

Mark Benecke: Wenn es nicht gerade knochentrocken ist, verwesen Leichen "von selbst", und zwar durch Bakterien im Körper und das "Zerfließen" der Zellen. Ohne biologische, chemische "Lebens-Energie" hält der Körper nicht mehr zusammen und löst sich von selbst auf.

Menschen bestehen fast nur aus Wasser. Vertrocknungen entstehen, wenn warme Luft das Wasser aus dem Körper aufnimmt und wegleitet. Das ist wie im Alltag, wenn wir beispielsweise ein Handtuch trocknen.

Was sagt der ausgetrocknete Zustand des Körpers über den Todeszeitpunkt aus?

Wenig bis gar nichts. Fäulnis und Vertrocknung laufen sehr unterschiedlich und je nach Lagerung, Körperbau, Bekleidung, Fundort und so weiter ab. Ganz früh können die Kolleginnen und Kollegen aus der Rechtsmedizin noch durch Muskel-Messungen, die Temperatur im Körperinneren und dergleichen den Todeszeitpunkt ermitteln. Danach lassen Schlussfolgerungen über den Todeszeitpunkt nur noch biologische Techniken zu, etwa Insekten auf der Leiche und die bakterielle Besiedlung. Vertrocknete Leichen – also Mumien – können Jahrtausende erhalten bleiben.

Gene Hackman war 95, seine Frau Betsy Arakawa 63 Jahre alt. Inwiefern hat das Alter Einfluss bei Verwesung und Mumifizierung beziehungsweise Mumifikation?

Früher waren alte Menschen meist schlank, daher sind sie nach dem Tod leichter ausgetrocknet, denn sie hatten weniger dicke Gewebeschichten. Heutzutage ist es mal so, mal so.

Foto: Claus Pütz

In Santa Fe herrschen Temperaturen über 30 Grad. Welche Rolle spielt die Hitze bei Verwesungen und Mumifizierungen sowie Mumifikationen?

Feuchte Hitze finden Bakterien gut, die zu Fäulnis führen. Trockene Hitze führt zu Vertrocknung, also Mumifizierung.

Ab welchem Grad der Verwesung wäre eine Identifizierung nicht mehr möglich?

Das ist nie ein Problem. Erbgut findet sich notfalls in den Zähnen, Knochen oder Haaren.

Zuvor vermutete die Tochter von Hackman den Tod durch eine Kohlenmonoxidvergiftung. Welche Verwesungen und Mumifizierungen können dadurch auftreten?

Das macht nur ganz am Anfang einen Unterschied beim Aussehen der Leiche: Solche Leichen haben auffallend "leuchtend" rote Toten-Flecke. Abgesehen davon spielt es keine Rolle.

Berichtet wurde auch, dass die Tür des Hauses womöglich offen war. Könnte das Kohlenmonoxid entweicht und deswegen nicht mehr nachweisbar sein?

Das kann sein, allerdings ist die Frage, wann die Türe geöffnet wurde. Wenn sie die ganze Zeit offen war, hätte das Gas durch die Türe entweichen können und wäre dann eher nicht tödlich gewesen.

Mark Benecke: Hitler's Skull and Teeth

A study in three languages: english, spanish, chinese

© 2025 eygennutz Verlag, Hamm;

Mark Benecke

Umschlaggestaltung: Michael Schubert

Umschlagfoto: Thorsten Fröhlich

Herstellung: booksfactory, Szczecin

ISBN: 978-3-946643-23-4

www.eygennutz-verlag.de

info@eygennutz-verlag.de

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Doktor Made ermittelt

Quelle: KURIER.at, 8. November 2024

Von Birgit Seiser

Nachgefragt. Immer noch ist offen, wann der Doppelmörder Roland Drexler gestorben ist. Experte Mark Benecke erklärt, welche Faktoren für die Bestimmung des Todeszeitpunkts essenziell sind.

Fünf Tage lang suchte eine Hundertschaft an Polizisten Wälder im oberösterreichischen Bezirk Rohrbach (OÖ) nach dem mutmaßlichen Doppelmörder Roland Drexler ab. Am Samstag stand fest, dass er tot ist, seine Leiche wurde in seinem Jagdgebiet entdeckt. Mit Spannung erwartete das ganze Land das Ergebnis der Obduktion, das aber weiter Fragen offen ließ. Der genaue Todeszeitpunkt konnte nicht bestimmt werden. Nun sollen forensische Entomologen das Rätsel lösen.

Einer der bekanntesten Vertreter dieses Fachs ist Dr. Mark Benecke. Der Kriminalbiologe, der auch als "Dr. Made" bekannt ist, erklärt im KURIER, wie man den Todeszeitpunkt bestimmen kann und wie Insekten dabei helfen. Die folgenden Zeilen sind nichts für Menschen mit schwachen Mägen.

Leiche als Brutstätte

"Bei einer frischen Leiche erkennt man den Todeszeitpunkt beispielsweise über die Reizbarkeit der Muskeln mit Strom, die Auskühlung des Körpers und die Beweglichkeit der Pupillen, wenn etwas hineingetropft wird. Auch, wie sich die Gelenke biegen lassen, gibt Aufschluss über den Todeszeitpunkt", sagt Benecke. 

Ist der Tod schon vor längerer Zeit eingetreten, gibt es andere Merkmale, die zur Aufklärung beitragen können. Insekten nutzen Leichen als Brutstätte und Nahrungsquelle: "Je länger eine Leiche liegt, umso mehr zersetzt sich der Körper. Dann kann man das Alters der Larven von Schmeißfliegen verwenden, die wie eine Uhr ticken, also wachsen", erklärt der Kriminalbiologe. Käsefliegen oder Aaskäfer, die Leichen erst später besiedeln, können ebenfalls zur Bestimmung des Todeszeitpunkts beitragen. In manchen Fällen können sogar Pflanzen und deren Wurzeln untersucht werden, die über oder durch die Leiche hindurch wachsen.

Genau solche Merkmale sollen nun helfen, den Todeszeitpunkt von Roland D. festzustellen. Dass er schon länger tot gewesen sein muss - sich möglicherweise direkt nach dem Doppelmord am Montag das Leben genommen hat - kann durch das Auftreten von Insekten aber nicht zwingend abgelesen werden.

"Insekten können superschnell auf einem Leichnam zu finden sein. Ich habe es schon erlebt, dass die schwangeren Fliegen-Weibchen sofort nachdem die Leichen ins Freie gelegt wurden, beispielsweise im Studierenden-Kurs oder auf der Body Farm, angesaust kamen. Fliegen können Butanol und Methylsulfid, das aus Leichen strömen kann, sehr gut riechen."

Störfaktoren

In der forensischen Entomologie gibt es aber selbstverständlich auch Störfaktoren, die Untersuchungen erschweren können. "Wenn  eine Leiche verlagert, also von einem Ort an den anderen gebracht wurde, kennt man die jeweiligen Temperaturen der Orte vielleicht nicht. Die brauchen wir aber, um die Wachstums-Geschwindigkeit der Larven zu errechnen. Manchmal werden Leichen auch versenkt oder irgendwo eingeschlossen, wo die Tiere nicht sofort dran gehen. Oder es ist zu kalt oder regnet", sagt Benecke. 

Die Witterungsbedingungen dürften in der vergangenen Woche so gewesen sein, dass sie keine negativen Auswirkungen auf die kommenden Untersuchungen haben sollten. Die Temperaturen lagen deutlich im ein- bis niedrigen zweistelligen Bereich; an drei Tagen regnete es, aber nur sehr mäßig. Die Leiche wurde laut Polizei außerdem nicht eingeschlossen oder in Wasser versenkt, entdeckt, sondern soll offen in dem Waldstück gelegen haben. 

Kriminalbiologe Mark Benecke bestätigt: KZ-Lampenschirm ist aus Menschenhaut

Quelle: BILD, 22. März 2024

Von: Laura Meinfelder

Der Lampenschirm aus Menschenhaut und andere Präparate sind Beweise für die unfassbar grausamen nationalsozialistischen Verbrechen. Die Aufnahme entstand kurz nach der Befreiung am 16. April 1945

Weimar (Thüringen) – Viele hatten es bereits geahnt, doch jetzt ist es erschreckende Realität: Der berüchtigte „Kleine Lampenschirm“ aus dem KZ Buchenwald wurde aus Menschenhaut hergestellt! Das bestätigten nun neueste Untersuchungen.

Ein früheres Gutachten von 1992 hatte fälschlicherweise behauptet, der Lampenschirm sei aus Kunststoff. Geschichtsleugner nutzten diese Fehleinschätzung immer wieder, um die nationalsozialistischen Verbrechen zu bestreiten. Deswegen hatte sich die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Thüringen entschieden, die Präparate noch einmal mit neuesten technischen Verfahren untersuchen zu lassen.

Der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke (53) stellte jetzt klar, dass das Material vom Lampenschirm „nur menschlich sein“ könne. Das ist das Ergebnis seiner forensischen und mikroskopischen Analyse.

Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke wurde bei der Vorstellung der neuen Forschungsergebnisse mit Direktor Jens-Christian Wagner (links) digital zugeschaltet.

Im Hintergrund ist der kleine Lampenschirm zu sehen, der sicher aus Menschenhaut besteht und sich in einer SS-Villa befand.

Lampenschirm stammt aus KZ der Nazis

Der kleine Schirm stammt aus einem der Häuser der SS-Villensiedlung und wurde unmittelbar nach der Befreiung im April 1945 vom ehemaligen deutschen politischen Häftling Karl Straub (1898-1966) an sich genommen.

Später kam der Lampenschirm wieder zurück nach Buchenwald, wo er von 1954 bis 1990 in der Gedenkstätte ausgestellt wurden. Mittlerweile ist er aus ethischen Gründen nicht mehr öffentlich zu sehen.

Im KZ Buchenwald wurden Menschen gequält, gefoltert und getötet

„In unseren Ausstellungen zeigen wir bewusst keine menschlichen Überreste, obwohl sie sich in unserer Sammlung befinden. Eigentlich müssten diese aus humanitären Gründen bestattet werden. Da sie jedoch auch Beweise der nationalsozialistischen Verbrechen in den Konzentrationslagern sind, bewahren wir sie auf“, heißt es auf der Internetseite der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

Für solche Präparate benutzte die SS von Adolf Hitler bevorzugt die Haut von tätowierten Häftlingsleichen.

Direktor Jens-Christian Wagner betont, dass die Herstellung von Lampenschirmen und anderen „Geschenkartikeln“ aus Menschenhaut zeigt, wie „komplett dehumanisiert“ die SS war. In keinem anderen deutschen Konzentrationslager wurden derartige Gegenstände hergestellt.

Preface: Germany's Worst Serial Killers

In: Jean Rises: Germany's Worst Serial Killers. Serial Pleasures Publishing, 2024

Foreword by Dr. Mark Benecke

Some find serial killers dazzling, attractive or strange.

Others need a counter-image to themselves that is so gruesome and undeniably bad, that their own outrages pale into insignificance.

Still others wonder why they were abused and tortured. Serial killers make the answers to these questions easy, as they are so clearly on their human-despising mission that even their own tormentors seem less complicated.

But what the world throws at serial killers and wants to see in them, they are not. They are lonely, deeply sad figures. And pushed. Shifty, too, but their most striking characteristic is their lack of commitment.

In their loneliness, serial killers don't know how to form deep and trusting bonds. They eat others, rape, torture, hunt, trick and lie. This is how they fill their emptiness.

But they don't realize that it would be warmer and calmer inside of them if they could experience beauty not in blood, bones and eventually fading screams, but hand in hand with people in the sunset, connected and peaceful.

Jeff Dahmer turned himself into a clown until his classmates found him too creepy. Peter Kürten hoped to hear his own blood rushing when he was beheaded, and my client Garavito sincerely believed that God and he could colonize a loving and understanding realm together.

For whatever reason you picked up this book: It is one of the most impressive experiences in criminalistics when and that we see that perpetrators like Samuel Little or Fritz Haarmann thaw out when we approach them as experts in - well, serial murder.

None of the killers in the time since Haarmann and Denke would have had to talk to us. The official rules did not originally provide for such conversations either. After the knowledge about serial killers, which had long been described in German-speaking countries, had sunk into oblivion, colleagues from the United States and, less well known, from the Soviet Union and Russia, discovered the power of comparative questioning in serial murder cases.

My colleague Robert Ressler, with whom I investigated a long series of murders in Mexico, gave me one of my later favorite pieces of advise in view of the often unexpected openness of many serial killers: "Don't ask for written permission in in such cases, because someone in the authorities might say no. Just do it. Go ahead and do it."

I have stuck to this rule and thank not only the offenders who help us with their statements to prevent the next crime (or at least make it less likely) by checking traces and stains.

I would also like to thank you, the readers, because without your attention to the offbeat subject and without your encouragement for the authors of reports on real cases, we would have fewer sources that span the ages and could therefore do less to prevent it.

Mark Benecke
Weimar, KL Buchenwald
Februar 2024

Forensic Entomological Examinations for Animal Welfare Offices under Suboptimal Preservation Conditions

Source: Forensic Sci. 4:387–395. https:// doi.org/10.3390/forensicsci4030023

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German version of this article

Kristina Baumjohann & Mark Benecke

Abstract

A female dog had allegedly been alive one day before its death. The veterinary office thought about accusing the dog’s owner for animal cruelty and commissioned forensic entomological expertise for the calculation of the time of insect colonization on the dog’s body. The statement of the dog’s owner was proven false by us on the grounds of (a) the advanced state of decomposition and (b) the minimal developmental time of fly larvae found on the dog’s body. The darkening and deformation of the fly maggots as well as insufficient temperature data made case work trickier than usual. We worked through the case by creating forensic entomological temperature scenarios. The court used the entomological evidence and issued a penalty order.

Keywords

forensic entomology; insect traces; minimum time since death; neglect; sampling

1. Introduction

Insects, mostly flies and beetles, can colonize human and animal wounds or bodies both during life and after death. If colonization takes place during life, it is referred to as myiasis. Myiasis may occur in cases of neglect; in such cases, it is sometimes possible to calculate the period of neglect using the development of insects [1–3].

The time of development of insects is temperature-dependent: low temperatures slow down insect development and high temperatures accelerate it. Different insect species develop at different rates at the same temperature [4].

The preference of adult flies to deposit eggs in wounds and body openings applies equally to humans and wild or domestic animals [5,6]. In cases of myiasis, eggs are also laid in the soiled diaper area [1–3]. This applies to soiled cushions in dog baskets and soiled blankets, too.

In neglect cases, the collection and subsequent preservation of fly maggots should be carried out separately according to the place of collection (diaper area, open wounds, or natural body openings) in order to record the possibly different developmental ages of the animals at the different colonization sites of the same body.

In cases of animal cruelty and neglect in wild and domestic animals, the entomological evidence collected from living or deceased animals may also provide investigating authorities with information on the circumstances of death [7–12].

The condition of the preserved insect specimens that reach us do not always allow for easy species determination. The case presented here shows that, despite poorly preserved insect material, the difficulty in calculating a possible development time of fly maggots can be narrowed down by creating various temperature scenarios.

Unlike in high-profile forensic cases, the veterinary office initially left the question open if time since death or time since the beginning of neglect including a possible maggot infestation had to be determined by us. We communicated that in this case, it would be best to operate with colonization time, irrespective of whether this was the colonization time of wounds of the living dog or the colonization of the dead dog.

2. Case Description

In connection with the death of an approximately two-year-old, female French bulldog, a German veterinary authority issued an order to calculate the minimum colonization period of the fly maggots collected from the dead dog.

The dog owner stated that she had left her dog in her uncle’s apartment several days before the dog’s death and had looked after him there every day during her work breaks. She had allegedly last provided the dog with water and food on 23 July 2022; she claimed that the dog was still alive at that time. When she went to pick up her dog from her uncle the next evening, 24 July 2022, the dog had died.

That same evening, the animal mortician collected the dead dog and froze it in the funeral home at −3 °C, according to his statement. The mortician had noticed “heaps of maggots” on the dead dog’s body when he handed it over for examination, i.e., the dog had already been severely decomposed at this point. The veterinary office received the corpse on 25 July 2022; the dog was frozen there at unknown temperatures. On 30 August 2022, the animal’s corpse was sent to an Institute for Veterinary Pathology and examined there on 2 September 2022. The fly maggots collected from the dog’s body were then frozen at −20 °C until shipment.

The owner’s statements were made to officers of the local veterinary authority. Police was not involved since the case was considered to be low-key. The veterinary office then contacted the prosecutors’ office. The dog owner did not have to give a sworn statement since it was clear that the case would be handled by the district court and the penalty would be very low because the dog owner had no criminal record and most of such cases are not prosecuted at all in Germany.

Figure 1. Condition of the emaciated dog’s body on delivery to the mortician; the dog had allegedly been alive and well the day before its death. (Note: the insufficient image quality of Figures 1 and 2 is due to the fact that the veterinary pathologist did not allow the use of original images, so copies from the report of the veterinary office had to be used.).

3. Veterinary Pathological Examination of the Dog

According to the veterinary pathologist, the dog was already in a high state of “autolysis to putrefaction”. There were numerous fly maggots on the dog’s body, there were nits (louse eggs) in the fur, and the beginning of skeletonization at the right upper jaw was noted.

The dog had no subcutaneous fat and no structural fat deposits: kidney capsule fat, coronary fat, and intestinal mesentery fat were missing. The stomach was empty; the animal was in a highly reduced nutritional state (Figures 1,2).

4. Forensic Entomological Examinations

4.1. Material and Methods

Figure 2. Eyes and brain of the dog missing due to the feeding activity of fly maggots and advanced decomposition. (Photo quality: see remark in Figure 1.)

The sample from the Institute of Veterinary Pathology included 146 individual fly maggots and eight clusters of several maggots that were connected (as if glued) together.

The previously frozen fly maggots were sent to us by the veterinarian in 96% ethanol and reached us on 16 January 2023. The thawed maggots were predominantly brown to black in color (Figure 3), the tissue was rubbery, and the animals were predominantly deformed. The discoloration and deformations made it difficult to determine the fly species, as certain body characteristics must be visible to do so. The length of a stretched maggot is used to determine age and cannot be measured correctly if the animals are bent and contorted. The proper and immediate storage of the fly maggots at the mortician’s office could have prevented the discoloration and tissue deformation [13].

Species determination was performed based on morphological features using stereomicroscopes (Leica Mz 12.5, Leica S9E, Wetzlar, Germany) and a light microscope (Leica DM LM, Wetzlar, Germany) with identification keys from Szpila [14,15].

One third of the maggots were therefore placed in an 8% potassium hydroxide solution (KOH) at room temperature. The tissue of the maggots was so firm and tough that it only became soft enough to micro-dissect after about a week in the softening solution. The bleaching effect of the potassium hydroxide made body features relevant to determination largely visible again (Figure 4).

The length of 20 blow fly maggots was measured, the stage of development determined, and their species identified (see Section 4.2). After examination, the maggots—with some body parts removed during the examination (anal plate, head capsule, and mouth parts)—were each transferred to a reaction tube (1.5 mL).

The remaining maggots left in the potassium hydroxide solution were placed in a container of methylated spirits for further storage. The sample also contained a maggot of a flesh fly species: this maggot was also placed in 8% KOH solution for one week at room temperature and then examined microscopically.

4.2. Results of the Species Identification

All 20 blow fly maggots examined belonged to the species Lucilia sericata (Meigen, 1826); the average length of the animals was 1.3 cm. All maggots had reached the third and thus last larval stage of development. It was not possible to determine whether the animals had already emptied the intestinal contents in preparation for the subsequent pupation phase (so-called postfeeders) or whether they still possessed them at the time of preservation due to the dark tissue discoloration.

Figure 3. Discoloration and deformation of the fly maggots to be examined

The single, 2 cm long flesh fly larva belonged to the species Sarcophaga argyrostoma (Robineau-Desvoidy, 1830) in the third (and last) larval stage of development.

4.3. Results of the Calculations of a Possible Egg-Laying Time

4.3.1. Temperature Data

Fly maggots develop depending on the surrounding temperature. The temperatures at which the animals developed until the body was found are therefore required.

Figure 4. Dark discoloration of the flesh fly maggot (top) and clear tissue after treatment with KOH (bottom)

Normally, the following steps are necessary to recalculate the temperatures in the best case [16]:

• Comparison of hourly temperatures over a certain period of time (e.g., three days or longer) between the location and a nearby weather station;

• Calculation of temperature deviations between these locations;

• Calculation of a correction factor;

• Recalculation of the temperatures for the location where a corpse was found for the time before it was found = time in which the insects developed on the body.

The temperature data from a weather station for this period and a previously calculated correction factor are used for this purpose. In our case, the German Weather Service (DWD) provided daily average, maximum, and minimum temperature values for the period from the beginning of June to the end of July, but no hourly temperature readings.

However, a privately operated weather station, which was located 6.8 km away from the dog owner’s uncle’s home, transmitted hourly air temperature values for the period from the beginning of June 2022 to the end of July 2022.

4.3.2. Calculating the Development Time of Fly Maggots

The steps listed above for calculating the development times of the fly species could not be carried out in this case due to the lack of data and information. The development time of the fly maggots could still be approximated by creating various “temperature scenarios” based on the hourly temperature data from the private weather station and developmental data from the literature.

4.3.3. Development Data for Lucilia sericata and Sarcophaga argyrostoma

The calculation of the time of oviposition of Lucilia sericata was carried out using the developmental data of Wang et al. 2020 [17]. Table 1 shows the results of the calculation of the development time of the maggots of Lucilia sericata under the influence of different temperatures.

Due to the dark coloration of the fly maggots, it could not be determined whether intestinal contents were present at the time of collection. Fly maggots empty their intestinal contents before pupation (postfeeding larvae; so-called postfeeders): maggots without intestinal contents are therefore older than those with intestinal contents. A possible influence of the KOH solution on any remaining intestinal contents (which were no longer visible after the KOH treatment because the tissue was brightened too much) could not be ruled out due to the long soaking time.

Data from Wang et al. [17] for the developmental transition from the second to the third developmental stage did not fully fit because the maggots were clearly in the third larval stage; any transitional stage would have been recognizable by morphological characteristics, e.g., half-shed skin and breathing spiracles. The maggots examined corresponded best with the data for transition from the third to the postfeeder developmental stage. As postfeeders, the maggots migrate from the dead body to pupate, so later developmental stages are not expected on a corpse.

Females of flesh flies, to which Sarcophaga argyrostoma belongs, lay live young larvae on decaying tissue in the first stage of development [18]. Since flesh fly larvae of this species do not randomly feed on a living organism but are attracted to decomposed tissue, we calculated the development time as a possible colonization time for this maggot based on the temperature and development data of Grassberger and Reiter (2002) [19] (Table 2).

4.4. Answering the Client’s Questions

Our calculations were based on both the fluctuating daily temperatures of the weather station 6.8 km away from the uncle’s home and constant temperatures, e.g., 15 °C for a possible colonization in the basement room, 24 °C for an indoor room in summer (during the day), and 30 °C daytime temperature for the outdoor colonization in that summer.

Further influences on egg laying and larval development such as rain [20–23], night, and dark conditions [23–29] were disregarded since we were told that the case took place inside or close to the apartment.

Since the maggots of both fly species had reached the third and last stage of development as larvae (before pupation), the larvae could not have developed within one day (e.g., from 23 to 24 July 2022) from oviposition.

We do not know whether the dog was still alive at the time the eggs were laid. It is possible that the dog was neglected and that its wounds were colonized by fly maggots during its lifetime. Lucilia sericata and Sarcophaga argyrostoma are fly species that may colonize living yet neglected bodies [9].

Since we also did not know whether the fly maggots sent in for examination were the oldest maggots that had developed on the dog, the calculated time periods were the minimum development time of the larvae.

The extensive maggot infestation of the oral cavity, the loss of substance on the muzzle due to autolysis, and the strong odor of decomposition before the body was frozen also spoke against the statement that the dog had been healthy and alive on 23 July 2022.

5. Discussion

5.1. Temperatures

Temperature data from the colonization site of the dog were missing. Therefore, the temperatures at which the insects colonized the dog before 24 July 2022 could not be mathematically reconstructed.

If the owner claimed to have visited the dog at about the same time on both days, the maximum PMI hypothesis to test would be approximately 24 h. Assuming the most rapid development rates in the reference papers [17,19], both a 13 mm third larval instar of L. sericata and a 20 mm third larval instar of S. argyrostoma would be too old for the owner to have told the truth, irrespective of the temperatures of the dog carcass.

We decided to use local weather data as well as the most recent developmental data including ADH information to build and check our temperature scenarios (Table 1). Since only one Sarcophaga larva was sent to us and since no recent developmental ADH data were available, we decided to use an older data set for this species that did cover the temperatures we used in our scenarios. This was sufficient because the statement of the owner of the dog was found to be false in all our calculations.

We decided to use the most current data for Lucilia sericata that also include ADH values. Since we observe a massive impact of climate change in Europe, we considered the most modern data to be the most reliable in this particular case. For Sarcophaga argyrostoma, we had to rely on the older data set because the most recent data sets did not cover the temperature ranges that we needed to include in our “check the scenarios” tests.

5.2. Colonization Site of the Dog

It remained unclear whether the dog was colonized inside the house or outside and if windows were closed or not. “Closed” doors in Germany often provide access points for flies, as the adults can squeeze through old keyholes or gaps between the door and the floor.

5.3. Fly Maggots

It is unknown to which colonization wave the fly maggots collected from the dead dog belonged, and especially, if there were older developmental stages of the flies or other insects in the vicinity of the dog. In a strict court room setting, one could also question if the maggots had been alive on the dog. The color changes and conservation state of the maggots did not allow a reliable length measurement. Our measured lengths were minimum lengths.

Concerning a possible lack of information in the scientific literature relating to the variability of the postfeeding stage, we restricted ourselves to the information contained in the sources that we used [17,19]. In the Lucilia larvae as well as the single Sarcophaga larva, we saw three slits in the abdominal (posterior) spiracles. Therefore, we decided that any developmental interval beginning from the transition from larval stage 2 to larval stage 3 until the possible postfeeding stage should be considered. Our minimum developmental estimate already excluded the dog owner’s statement, so in this particular case the question was answered without further examination of a possible postfeeding stage.

We did not aim for the inclusion of larval length data because on the one hand, we wanted to support the veterinary office even though hardly any budget was available and we thought that a discussion about larval lengths might lead to further unpaid work. On the other hand, our approach using scenarios sufficiently covered the questions that we were asked to answer. Since exact environmental information (the dog’s exact place of death, etc.) were unknown, we decided to work on the simplest and safest level so that a possible defense could not use a confusion strategy over numbers. Finally, in our lab, we are hesitant to work in an overprecise manner when larvae arrive in a hardened state. In higher profile cases, we would naturally determine the minimal developmental time from shrunken, hardened maggots, but this case had to be handled under minimalistic conditions, yet with simple and safe conclusions due to the circumstances described above.

5.4. The Dog Owner’s Statement

Strictly speaking, it is unknown whether the dog may have died elsewhere and was then transported to the uncle’s apartment.

5.5. Conclusions

Despite all limitations, our measurements show that the dog could not have been healthily alive on the evening of 23 July 2022. This entomological exclusion matches the observation that the dog’s brain was severely decomposed and largely missing.

The dog was colonized by cadaver flies on the morning of 21 July 2022 at the latest; if the dead or living animal had been in a colder environment than 30 ◦C outside temperature, then colonization could even have taken place much earlier.

In the trial, the court warned the dog owner and ordered her to pay 1200 Euro to a charitable organization. She was banned from keeping animals for one year. After that, the owner may legally own animals again.

Even though the larvae were in poor condition and not all data were available, the question of the animal welfare office could be answered in a useful, legal way. This allowed the office to go on trial.

We believe that this case might remind veterinarians and veterinary pathologists to preserve and document entomological traces in the best possible way. In more difficult cases, a better preservation of the maggots would have been necessary. Here, the relevant question could be answered sufficiently


Insects under the skin?

Ziploc and matchbox evidence in the expert forensic stain laboratory


Mind your decompositional assumptions

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Schussverletzung oder Käferfraß?

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Dokumentar-Film "Karl Denke - Der Kannibale von Münsterberg (Ziębice)"

Dr. Mark Benecke als Experte für den Kannibalen-Fall Karl Denke 🦴

Karl Denke - der vergessene Kannibale - True Crime - History (2024)

Im Dezember 1924 scheitert Karl Denke am Versuch Vincenz Olivier mit einer Spitzhacke zu erschlagen. Er wäre sein 32. Opfer gewesen. Erstmalig rekonstruiert diese Dokumentation die Taten Karl Denkes an originalen Schauplätzen, mit unveröffentlichtem Bildmaterial, Filmausschnitten und kompetenten Interviewpartnern wie Dr. Mark Benecke,  Bernadeta Lotze und Armin Rütters.

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Strangest Things

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Serial killer Luis Alfredo Garavito Cubillos

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Der Macendoktor

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