Hitlers Erbgut (DNA): Kallmann-Syndrom

Neues zu Hitlers Schädel und Erbgut (Auf dem Foto seht ihr mich in Moskau mit einem Schädel-Stück von Hitler und der Sofa-Lehne, auf der er sich und seine Ehe-Frau erschossen hat.)

»Sa, 15.11.2025, Geschichte Fernsehen Medizin Forschung Wissenschaft Medien DNA:  Hitlers Blut im Labor - Kriminalbiologe sieht valide Probe /  Britische Forscher wollen aus einer alten Blutprobe Hitlers neue Rückschlüsse über den Nazi-Diktator und seine sexuelle Gesundheit ziehen. Doch wie belastbar sind die Erkenntnisse? 

London (dpa) - Der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke schätzt die in einer britischen Dokumentation verwendete Blutprobe zur Analyse von Adolf Hitlers DNA als valide ein. Die Probe in dem Film «Hitler's DNA: Blueprint of a Dictator» stammt von einem Sofa, auf dem sich der Diktator im Führerbunker erschossen haben soll. Er habe von einer anderen Stelle, der seitlichen Lehne, ebenfalls einen Abrieb gemacht, sagte Benecke der Deutschen Presse-Agentur.

Benecke hatte im Moskauer Staatsarchiv Zugriff auf diesen Teil des Sofas. In der Dokumentation wird zur Sequenzierung der DNA ein Stofffetzen mit Blut verwendet, der inzwischen in ein US-Museum gelangt ist. Er soll im Führerbunker von einem US-Soldaten gesichert worden sein. Hitler hatte sich am 30. April 1945 das Leben genommen. Der Beweis, dass das Blut auf dem Sofa Hitlers Blut ist, soll bereits 2008 durch einen Vergleich mit der DNA eines Mannes mit gemeinsamen Vorfahren väterlicherseits erbracht worden sein, berichteten mehrere britischen Medien begleitend zur Dokumentation, die an diesem Samstag im Vereinigten Königreich ausgestrahlt wird.

Den Berichten zufolge kommt das Forschungsteam der Doku zu der Analyse, in Hitlers Erbgut Hinweise auf das Kallmann-Syndrom entdeckt zu haben. Bei Menschen mit diesem Syndrom bleibt die Pubertät aus oder verläuft nicht vollständig. Bei Jungen entwickelt sich daher zum Beispiel nur wenig Körperbehaarung, der Stimmbruch kann ausbleiben. Auch die weiteren Geschlechtsmerkmale können sich nicht wie üblich bei Erwachsenen ausbilden.

Betroffene können außerdem nichts riechen oder ihr Geruchssinn ist stark vermindert. Bekannt sei, dass Hitler starken Mundgeruch hatte, diesen aber offensichtlich nicht selbst wahrgenommen hat, sagte Benecke. Hitler sei nahe an andere Menschen herangegangen und habe beispielsweise Witze erzählt. «Das hätte er vielleicht nicht gemacht, wenn er es selbst gerochen hätte», sagte der Sachverständige für biologische Spuren.«

Mit freundlicher Genehmigung der @dpa 

Die Akte der magischen Zeichen

Quelle: YPS Nr. 1284, 1/2025

→ Hier gibt es den Artikel als .pdf

Eine universal-kriminalistische Untersuchung alter Yps-Ausgaben mit Mark Benecke.

Die Uhr zeigt zwölf Uhr Mittag, als der vielgefragte Kriminalbiologe und Comic-Fan Mark Benecke die Räume der Yps-Redaktion betritt. Beim Anblick dieses Einsatzortes kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Mit schnellen Schritten läuft er auf seinen heutigen Tatort zu: ein Tisch, auf dem fächerartig alte Yps-Ausgaben ausgebreitet sind, die den Duft der Kindheit verströmen.

Im Hintergrund wird eine Kaffeemaschine gereinigt. Sie tönt wie eine Dampflokomotive. Die Aufzeichnung dieser Yps-Untersuchung muss warten, bis sich der Lärm der Säuberung legt.

Der Kriminalbiologe verliert derweil keine Zeit beim Eindrücke-Sammeln und steckt schon mitten in der gegenseitigen Befragung mit den anwesenden Yps-Redakteuren. Er erzählt ihnen, wie er als kleiner Junge zum Kiosk von Frau Michelmann in Köln-Zollstock gelaufen ist, ums ich Yps-Hefte zu kaufen. Für jede Ausgabe hat das Geld in der Tasche nicht gereicht, aber für fast jede zweite. Mark ist also schon sehr früh mit Yps in Berührung gekommen und vorbelastet.

Das äußert sich sofort: Er schwelgt spontan in Erinnerungen an viele Gimmicks von damals. Eins interessiert ihn besonders: Eine Art Moosgummi-Maschine, aus der ein 10-Mark-Schein herauskam. Es war nicht die populäre Geldmaschine, die vorgab, ein leeres Papier in einen Geldschein zu verwandeln. Mark suchte privat lange nach dem einzigartigen Gimmick seiner Erinnerung, er hatte schon die Befürchtung, dass manch einer ihn für verrückt hält. Die Yps-Redaktion tut das nicht, sie nimmt sofort Nachforschungen auf: Sie stößt dabei auf die Zauberbrieftasche für Geld-Hexereien aus Yps Nr. 373.

Doch weiter führen die Ermittlungen nicht, denn just in dem Moment entdeckt Mark unter den vielen Ausgaben ein weiteres Gimmick, das ihn in seine Kindheit katapultiert. Er zeigt darauf: „Hier hat mich der totale Flash gepackt“ Die Wunderschrumpffolie – genau die hatte ich! Ich habe mir daraus eine Pif-Anhänger gemacht!“

Seine Begeisterung ist zu spüren. Ein Zeitfenster der Gefühle von damals ploppt auf. „Mit Yps war ich in meiner eigenen Welt, für die sich andere gar nicht so sehr interessiert haben!“ Er ist sich sicher, in dieser Phase ein leidenschaftlicher Comic-Fan geworden zu sein, und gesteht: „Es wurde ein Spezialinteresse von mir, das auch gefährlich sein kann. Zum Beispiel, wenn man alle Ausgaben einer Serie sammeln will. Das musste ich mir sofort abgewöhnen.“ Heute liest er immer noch viele Comics und verschenkt Exemplare auch an Bibliotheken, damit sie weitergelesen werden können.

Die anwesenden Redakteure fragen nach, ob Yps bei Mark als Kind auch den Forschergeister geweckt hat. Doch das beurteilt der Forensiker anders: „Yps hatte nicht nur eine kurzfristige, sondern auch eine langfristige Wirkung aufs Gemüt.“ Das belegt er auch umgehend: „Ich trage erstaunlicherweise noch viele Dinge mit mir, die es früher auch als Gimmick bei Yps gab!“ Seine Hände greifen in eine der vielen Jackentaschen und er zaubert eine Pfeife und ein Lupen-Set heraus.

Letzteres sieht aus wie ein Schweizer Taschenmesser: viele unterschiedliche Gläser, die übereinander geschichtet sind und sich auseinander spreizen lassen. Damit vergleicht er die Vergrößerungsleistung des Gimmicks aus der Ausgabe Nr. 511: dem Insekten-Mikroskop, das vor ihm auf dem Tisch steht. „Nicht schlecht“, befindet er. Noch begeisterter ist er aber von der Trägerschale des Gimmicks. Es hat eine Einbuchtung, damit die zu untersuchenden Tiere nicht gequetscht werden. „Eine clevere Lösung“, befindet Mark und nimmt gleichzeitig die abgedruckten Insekten der Ausgabe unter die Lupe: „Das hier ist eine Assel, – kein Insekt. Insekten haben sechs Beien, macht aber nix! Dafür ist daneben eine sehr schöne Goldfliege! Großartig! Und eine Waldameise.“ Der Kriminalbiologe ist auf der Suche nach weiteren Details, die es zu entdecken gibt: „Hier steht, dass die Kinder die Insekten nach der Beobachtung freilassen wollen. Sehr gut.“

Mit der Lupe in der Hand geht die Spurensuche weiter. Der auf Kleinigkeiten geschulte Blick des Forschers wandert erneut über die vor ihm ausgebreitete Sammlung alter Yps-Ausgaben. Jedes einzelne Objekt kann der Forscher mit einer Geschichte verbinden und er fragt sich, wie das möglich ist. Wurde das so vorbereitet? Und falls ja, wer wusste, mit was sich Mark vor Jahrzehnten im Kinderzimmer befasst hat? Sein Finger zeigt auf die Ausgabe mit dem Überlebens-Set: „Haargenau dieses Hemd habe ich bei meinem ersten Auslandseinsatz 1994 auf den Philippinen getragen!“ Freudestrahlend und mit fragendem Blick nimmt der das Heft in die Hand. Der anwesende Redakteur, der den Tatort vorbereitet hat, beschwört, dass die Auswahl der Magazine etwas Zufälliges hat, und bittet ihn, das Gimmick „Überlebens-Set“ genauer anzuschauen und auf seinen Zweck zu prüfen.

Mark nimmt das Gimmick in die Hand: „Ein Morsespiegel, ein Brennglas, eine reißfeste nylonschnur, Verbandpflaster und Traubenzucker…“, nach einer kurzen Pause merkt er auf: „… tatsächlich, unser Sport- und Englischlehrer, Herr Mevenkamp, hat damals gesagt, dass Traubenzucker zum Überleben eine gute Sache ist. Nicht nur, dass man dann auf einmal wieder Energie im Blut und im Körper hat, es reicht schon der Glaube daran.“

Er blättert durch die Zeitschrift. Die Leserpost von damals hat es ihm sofort angetan. Ein Zeitdokument. Er liest einen Leserbrief von damals vor: „In Ausgabe Nr. 340 schrieb ein Junge, dass er die Platte von Mecki Spaghetti einsame klasse findet. Wenn ich so etwas lese, frage ich mich, wo der Verstand ihrer Leser geblieben ist.“ Mark unterbricht sich mit einem Lachen: „Aha, es wurden kritische Briefe gedruckt.“ Dann liest er gleich noch einen zweiten Leserbrief vor: „Ich bin begeisterter Yps-Leser und glaube, dass Yps noch gelesen wird, wenn die Marsmenschen die Erde bevölkert haben!“

Dann entdeckt der findige Forscher den „echten Zauberer, der aus dem Fernsehen bekannt ist“ und auf der Titelseite der Ausgabe Nr. 219 abgebildet ist. Doch weder Mark noch eine andere Person im Raum können sich an den bekannten Fernsehzauberer erinnern. Allerdings fällt Mark sofort die spannende Geschichte von Harry Houdini ein, einem der bekanntesten Illusionskünstler, die es jemals gab. „Er war befreundet mit Arthur Conan Doyle, der wiederum Wissenschaftler war und Sherlock Holmes erfunden hat. Houdini und Doyle haben sich irgendwann zerstritten, weil Doyle behauptet hat, Houdini sei ein echter Zauberer! Houdini bestand aber darauf, ein Illusionskünstler und kein Zauberer mit übersinnlichen Kräften zu sein. Dann war die Freundschaft kaputt. Total verrückt! Einer der größten Aufklärer, Arthur Conan Doyle wollte an Magie glauben.“

Dann ist der Fall abgeschlossen. Das Ergebnis der Untersuchung braucht Zeit, um seine Wirkung zu entfalten: Alte Yps-Ausgaben aktivieren magische Verbindungen zu Erlebnissen, Erinnerungen und Wissen und lassen diese lebendig werden.

Eine andere Frage an diesem Nachmittag bleibt dafür ungeklärt. Mark will wissen „warum das Yps-Känguru kariert ist. Wurde es auf Karo-Papier gezeichnet? Als Kind habe ich das einfach so hingenommen.“ Die Redakteure können diese Frage nicht beantworten. Vielleicht klären sie diesen Fall bis zur nächsten Woche auf!

Ausstellung 'SCHLEIM' (Charité Berlin 2025/2026)

Berliner Medizinhistorisches Museum

Foto: Aloe Vera Blob © Vera Franke

Schleim ist enorm vielseitig, etwa als Gleitmittel, Klebstoff oder Schutzbarriere im Körperinneren. Seine scheinbar simple Struktur macht Schleim wandlungsfähig und damit unersetzlich für viele Körperfunktionen.

Biologische Schleime sind meist Hydrogele und bestehen aus wenig mehr als Wasser, das in molekularen Ketten liegt. Wenn einer der essenziellen Schleime versagt, können Infektionen und andere Krankheiten auftreten. Auch deshalb werden Hydrogele in der biomedizinischen Forschung immer wichtiger.

Schädel-Modell von Mark Benecke: Claudia Rindler | Fotocredit: Ines Benecke

Wir betrachten Schleim mit ambivalenten Gefühlen. Beim Sex stört er eher nicht, zieht jemand den Schleim wieder in die Nase hoch, finden wir das eklig.

In dieser Ausstellung folgen wir ganz unterschiedlichen Schleimspuren – biologisch, historisch, kulturell – und decken die Geheimnisse dieser unterschätzten Körperflüssigkeit auf.

Autismus und Tiere: Kriminalbiologe und Tierschützer — der Schirmherr der Spendenaktion

Quelle: BraWo, 8. November 2025, Seite 2

Er ist nicht nur Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe, er ist auch bekennender Tierschützer und eine Stimme für autistische Menschen: Dr. Mark Benecke. 

Im Gespräch mit Tierschutzengel René Vogel spricht er darüber, warum er die Schirmherrschaft über deren diesjährige Spendenaktion zugunsten des Tierheims Brandenburg in der Caasmannstraße übernommen hat und was wir alle voneinander lernen können.

Frage: Herr Benecke, die Schirmherrschaft über die Spendenaktion zugunsten des Tierheims Brandenburg haben Sie übernommen weil...?

Mark Benecke: ... ich ganz nett gefragt wurde. Nette Menschen, die sich für andere nette Menschen einsetzen und auch noch für Tiere (lacht) ... mehr geht ja nicht.

Autismus und Tierschutz - zwei ihrer Steckenpferde. In der Spendenaktion für das Tierheim Brandenburg kommt beides zusammen. Was denken Sie, können „Normalos" von Autisten und Tieren lernen?

Zunächst einmal denke ich, dass alle von allen was lernen können. Auch Tiere von Menschen und Menschen von Tieren. Und wenn es um neurodivergente Menschen geht, die aus irgendeinem Spektrum kommen - ADHS oder Autismus oder auch etwas, was da zusammengefasst wird... - würde ich fast sagen, es ist eine schöne, dauerhafte Übung darin, dass wirklich alle Menschen gleich sind und ihre Stärken und Schwächen haben, sowohl die angeblich Normalen (ich habe noch nie normale Menschen getroffen) noch die angeblich Neurodivergenten. Alle haben wirklich Stärken und in jeder Beziehung ist es auch so, dass es besser ist, wenn man sich das anguckt und sich vielleicht sogar ergänzen kann. 

Benecke spricht über Felsenbein-Skandal

Quelle: Sächsische Zeitung, Lokales, 6. November 2025

Es erzeugt erfahrungsgemäß Gerüchte und noch mehr Fragen, wenn berechtigtes Nachhaken der Öffentlichkeit abgelehnt wird

Beispielsweise war es früher normal, Wasser-Leichen (das sind Tote aus dem Wasser) die Hände und die Kiefer abzusägen, um sie im Labor genauer anzuschauen: Wer war die Person? Finger-Abdrücke? Zahn-Anordnung?

Ich habe live mit erlebt, wir es nach regelmäßigen Gesprächen in der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin DGRM (ich bin Mitglied), besonders auf Nachhaken von Prof. Saternus, dazu kam, dies nicht mehr zu tun und anders zu lösen — nämlich an der Leiche selbst und damit ohne sie zu zersägen.

Ähnlich ist es mit Knochen zu Forschungs- oder Rettungs-Zwecken: Wie der Kollege Prof. Püschel aus Hamburg im sehr guten Film "Rest in Peace", in dem mein Team etwas über Insekten auf Leichen berichtet, erklärt: Knochen von freiwilligen Organ-Spender:innen können superwichtig sein, um dutzende von Menschen zu heilen.

Wenn nun Knochen aus Leichen fehlen, dann wäre es einfach und korrekt, dazu etwas zu sagen. Ehrlichkeit siegt.

»Unter anderem fragte die Sächsische Zeitung im Uniklinikum nach, ob dort reguläre Forschungen oder Untersuchungen an Felsenbeinen durchgeführt werden und wo genau die betreffenden 13 Knochen entnommen wurden. Mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen gab es darauf keine Antworten. „Das Felsenbein ist ein vergleichsweise sehr harter Schläfen-Knochen um das Innenohr herum" erklärt Dr. Mark Benecke. „Es schützt wie eine Burg unsere Hör- und Gleichgewichts-messung."

In der Nähe des Felsenbeins lägen auch wichtige Nerven für die Steuerung des Körpers. Mark Benecke kann sich vorstellen, dass die Mediziner sich möglicherweise für bestimmte Teile des Knochens interessiert haben könnten. „Da es kniffelig ist, am recht kleinen und harten Felsenbein zu operieren, könnte es vielleicht im Sinne einer Organspende zur Operation erkrankter Lebender verwendet worden sein." Organspender spendeten in der Regel nicht nur ihre Organe, sondern auch Haut und Knochen, um möglichst vielen erkrankten Menschen helfen zu können. Nur wenn die ausdrückliche Zustimmung vorläge, sei das rechtlich erlaubt.

Was also könnte am Dresdner Uniklinikum vorgefallen sein? „Falls die Ereignisberichte stimmen, kann es von einem Nebenverdienst bis hin zu Forschungsneugier alles Erdenkliche gewesen sein", sagt Benecke. Aus dem Klinikum hieß es zuletzt, man habe eine interne Untersuchungskommission einberufen und erste personalrechtliche Maßnahmen veranlasst.

Bei den Durchsuchungen hatte die Staatsanwaltschaft Dresden „umfangreiche Beweismittel" sichergestellt, darunter Smartphones und Speichermedien. Das Uniklinikum hatte sich „zutiefst schockiert" von den Vorwürfen gezeigt und angekündigt, die Ermittlungen „mit absoluter Transparenz" zu unterstützen.«

Tätowierte haben häufiger Sex

Quelle: Express Köln vom 19. April 2009, Seite 11

... und noch mehr verrückte Forschungsergebnisse

Köln - In wie viele Teile brechen Spaghetti? Mit welchem Druck kommt Pinguinkot aus diesen lustigen Tierchen? Kann eine Kokosnuss eine Kochsalzlösung-Infusion ersetzen? Es gibt viele Forschungen und Studien, die vor allem eine Frage aufwerfen: Warum erforscht man so etwas? Doch jede Studie hat ihren Sinn. Hört sich die Fragestellung auch noch so kurios an, die Forscher wollen erstn genommen werden. Der Kölner Kriminalbiologe Mark Benecke hat die skurrilsten Forschungen und Studien zusammengetragen. Sein Buch "Warum man Spaghetti nicht durch zwei teilen kann" (Lübbe-Verlag) ist jetzt im Handel.

Das tätowierte Menschen mehr Sex haben, wurde bereits im Jahr 2000 in den USA belegt. Doch der Grund, weshalb die Menschen mit Tinte unter der Haut sexueller aktiver sind, liegt nicht an den Tattoos selber. "Viel mehr sind Menschen, die sich tätowieren lassen, neuen Anregungen gegenüber offener. Und das wirkt sich auch aufs Sexualverhalten aus", so Benecke. "Anders gesagt, hat Sex nichts mit Tattoos zu tun und Tattoos nichts mit Sex."

Wenn der Pinguin mal muss...

Pinguine gelten allgemein als lustig anzuschauende, possierliche Tierchen. Wieso ein amerikanischer Forscher auf die Idee kam, die Geschwindigkeit und den Druck der Verrichtung ihres Geschäftes zu erforschen, ist nur schwer nachvollziehbar. Fakt ist nach dieser Studie jedenfalls, dass der Pinguinkot den kleinen Körper mit einem deutlich höheren Druck verlässt als der menschliche. In leicht gebeugter Haltung "schießt" der Frackträger seinen Kot mit einer Geschwindigkeit von 7,2 km/h etwa 40 Zentimeter weit - im Laufe der Wochen sternförmig um das eigene Nest herum. Gut, dass es Unterschiede zu Menschen gibt.

Schleimige Schwimm-Studie

Auf den ersten Blick bedarf es eigentlich keiner großen Studie bei der Beantwortung der Frage: Worin schwimmt man schneller - in Wasser oder in Schleim? Wasser ist da die naheliegende Antwort. Denn Forscher der Uni in Minneapolis wollten es genauer wissen und ließen Probanden im unieigenen Schwimmbecken zuerst in Wasser, dann in Guarkernmehl-Schleim schwimmen. Was dabei herauskam, ist ein verblüffendes Ergebnis: Die erzielten Zeiten waren in etwa gleich.

Reicher ohne Verhütungsmittel

Lapdancerinnen (Tänzerinnen, die sich auf dem Gast räkeln) bekommen mehr Trinkgeld, wenn sie keine hormonellen Verhütungsmittel nehmen. Das fanden Forscher der Uni New Mexico heraus. Am meisten verdienten die Probandinnen in den sechs Tagen um ihren Eisprung herum, weil sie dann (wie andere Frauen auch) in ihrem Körpergeruch hormonell bedingt bestimmte Duftstoffe haben, die besonders betörend auf Männer wirken.

Mozart ist gut für junge Karpfen

Im Jahr 2007 kamen Forscher zweier Athener Unis zu dem Schluss: Neugeborene Karpfen, die in ihren ersten zwölf Lebenswochen fast ununterbrochen mit Musik von Mozart beschallt wurden, nahmen stärker zu und hatten weniger Stresssubstanzen im Blut als ihre Artgenossen ohne musikalische Unterhaltung.

Beneckes irre Freak-Show

Quelle: Express Köln vom 1. Mai 2011

Maden, Fliegen, Käfer: Das ist die Welt des Dr. Mark Benecke

VON SANDRA EBERT und ZIK

Dr. Mark Benecke ließ sich „In Dude we trust“ tätowieren. Daneben der Bremer Stadtschlüssel. Foto: Zik

Doch Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe (er untersuchte sogar schon Hitlers Schädel), der Ausbilder an deutschen Polizeischulen sowie Gastdozent in den USA, Vietnam, Kolumbien und auf den Philippinen ist, hat noch andere irre Passionen:

Benecke ist Donaldist, Vampir-Experte, trat als Kanzlerkandidat für „Die Partei“ an. Das Neuste: Nun ist der 40-Jährige auch noch „Dudist“. „Nach dem Film »The Big Lebowski« mit Jeff Bridges als Dude.“

Zwar heißt „Dude“ übersetzt nur so viel wie „Alter“, steht im Film aber für eine extrem entspannte Lebenshaltung. „Kann ich mich absolut mit identifizieren“, grinst Benecke. Zum Zeichen dafür, dass er gläubiger „Dudist“ ist, ließ er sich gleich eine Yin&Yang-Bowlingkugel mit dem Schriftzug „In Dude we trust“ – analog zum amerikanischen Staatsmotto „In God we trust“ (übersetzt: Wir vertrauen auf Gott“) – auf die Wade tätowieren.

„Ich habe über 30 Tattoos auf dem ganzen Körper“, erklärt Benecke. Eine Windrose auf dem einen Handrücken, den „Autobahnfink“, der früher an Raststätten für Sauberkeit warb, auf dem anderen. Auf seinen Fingern steht „Hold fast“: „Als Erinnerung, dass man das, was wichtig ist, festhält.“

[...]

"Palpatine, Vader '12"

Quelle: SANNISTYLE BERLIN 12. September 2015, online

Text: Denise Boerner


Es war am Samstag, als ich mit Mark zum Interview verabredet war. Dank meiner eher spontanen Ideen lag ich ja vorher noch unter der Nadel. Also trat ich dem Herrn der Maden frisch gestochen und im rosa Samtfummel gegenüber. Gut, dass er sich an so etwas nicht stört. An seinem Stand habe ich ihn abgeholt, wir haben uns nach draußen verzogen und zustande kam folgendes, mehr als interessantes Interview!

"Meine erste Frage: Was liest du zur Zeit?"

Dein T-Shirt: "Palpatine, Vader 12" (murmelt)...sehr nice.

"Und was liegt auf deinem Nachttisch?"

Comics. Ich habe gerade von Charles Burns die Trilogie zu Ende gelesen. Die, wo vorn das rot-weiß gefleckte Ei drauf ist.

"Du springst auf Tattoo-Conventions rum, du trittst im Fernsehen auf und hast dich auch zur Oberbürgermeisterwahl in Köln gestellt. Kommst du da noch zu deinem normalen Job als Kriminalbiologe?"

Ja.

"Wie machst du das? Wann schläfst du?"

Viel arbeiten. Ich versteh die Frage gar nicht. Gunther von Hagens wird das auch immer gefragt und der hat 9 Ausstellungen gleichzeitig laufen. Es ist eine Frage von effizientem, hartem Arbeiten, mehr ist das gar nicht.

"Du bist viel unterwegs. Berlin, Köln, etc."

Es fahren ja Züge, da kann man ja auch arbeiten. Kannst ja Akten mitnehmen. Und zwischendrin bin ich auch im Labor. Es ist viel, harte Arbeit. Das sind die 3 Worte, die man da kennen muss.Und kein Urlaub!

"Also keine Freizeit?"

Was heißt Freizeit? Ich brauche keine Freizeit. Ich tue das, was ich gerne mache. Ich verstehe den Begriff Freizeit nicht. Wenn ich vor 100 Jahren im Kohlenstollen war, ist es sinnvoll. Aber in dem Umfeld, wo du und ich zum Beispiel sind, weiß ich nicht, was Freizeit soll. Wir haben alle ein gutes Leben. Versteh mich nicht falsch, es gibt auch Leute mit Scheißjobs, aber hier zum Beispiel sehe ich keinen davon.

"Du machst auch Vorträge und bekommst dort auch viele Fragen. Welche Frage kommt dir spontan in den Sinn, wo selbst du überlegen musstest?"

Ich überlege immer. Viele Leute geben die Antworten, die sie vorher eingeübt haben. Das tue ich nicht. In der Forensik überlegst du immer "Was ist der Einzelfall?", deswegen nehme ich jede Frage gleich ernst und überlege immer, warum diese Frage an diesem Tag in diesem Kontext gestellt wurde. Ich nehme mir immer Zeit für meine Antwort.

"Gab es für dich mal eine überraschende Frage?"

Alle Fragen sind überraschend. Alle Fragen sind immer neu und überraschend. Ich überlege gegebenenfalls, was sich in diesem Einzelfall gegenüber gestern verändert hat.

"2014 hast du bei Raab dein Kinderexperimentebuch "Das knallt dem Frosch die Locken weg” vorgestellt. Da hattest du ein Glitzereinhorn dabei, aus dem du deine Handschuhe gezogen hast. Wo ist das?"

Die Handschuhhandtasche meinst du? Die habe ich bei Kindervorstellungen dabei. Wir erzählen den Kindern halt auch Scheiße, damit sie lernen, dass auch Erwachsene Scheiße erzählen. Bei den Vorstellungen sagen wir, dass Handschuhe IMMER aus rosa Ponys kommen. Und je nachdem, wie alt die Kinder sind, kommen unterschiedliche Reaktionen. Die kleinen Kinder sagen sofort "Du lügst” und wenn sie älter werden und denken die "Erwachsene haben Recht”, wollen sie dahin zurückbringen, dass sie merken, dass auch Erwachsene Mist erzählen. Daher erzählen wir auch oft Quatsch.

"Wer ist dein Haus- und Hofstecher für deine Haut?"

Gibt es nicht. Ich mache das überall, wo es passt. Ich habe viele befreundete Tätowierer, die ich zwei Jahrzehnte oder länger kenne, aber ich bin viel unterwegs und lasse mir da dann halt was machen, wenn es passt.

"Ist bei dir überhaupt noch was frei?"

Ja klar, die Seiten zum Beispiel. Ich habe keine Lust mehr, die Rippen tuen mir zu sehr weh.

"Zur Oberbürgermeisterwahl: dein Statement dazu?"

Steht auf meinem Gürtel "Et hätt noch immer joot jegange”. Kölsches Grundgesetz. Fertisch!

"Wie kam es dazu, dass du dich zur Wahl gestellt hast?"

Ich wurde gefragt. Ich bin ja NRW-Vorsitzender von der Partei "Die Partei". Und da haben die Kölner mich gefragt, ob ich das für Köln machen möchte. Ich bin dort aufgewachsen und was gibt es Schöneres, als Oberbürgermeister in Köln zu werden?

"Solltest du tatsächlich Oberbürgermeister werden, wie ist es dann mit deiner Karriere als Kriminalbiologe?"

Viel harte Arbeit! Noch härter, noch vieler, noch arbeiterer!

"Bist du noch an Tatorten?"

Eher nicht mehr. Ich mache seit Ende der 90er Fortbildungen und viel im eigenen Labor. Unsere Techniken sind Spezialtechniken. Einsammeln, Fotos machen und Maßstab dran legen, dann passt das. Wir versuchen, das Ganze so weit wie möglich zu dezentralisieren.

Oft sind wir nachts raus gefahren, die Polizisten mussten auf uns warten und dann wurden zu 99% die Spuren nicht verwertet oder es kam gar nicht zu einer Gerichtsverhandlung. Das ist dann für alle frustrierend.

"Als du noch an Tatorten tätig warst, wie war da der Umgang mit deiner Berühmtheit?"

Gar nicht. Das interessiert an einem Tatort überhaupt nicht. Da ist völlig egal, wer du bist, wo du bist. Da hast du echt andere Probleme.

"Gab es in deiner Karriere negative Reaktionen auf deine Körperkunst?"

Also es hat noch nie einer was gesagt. Ich denke, es ist allen egal, aber ich weiß es nicht, weil noch nie einer was gesagt hat.

“In "Aus der Dunkelkammer des Bösen" berichtest du über deine Untersuchung des angeblichen Schädels von Adolf Hitler und dessen Zähnen. Gibt es noch Projekte, an denen du unbedingt mal eine Untersuchung vornehmen möchtest?"

Wenn du nicht erkennst, dass im Alltag spurenkundliche Abgründe liegen, dann kannst du den Job nicht machen. Wer meint, dass er noch ein großes Projekt untersuchen will, hat meiner Meinung nach einen an der Klatsche. Das sind Abenteuerjäger, aber der kann nicht in unserem Beruf arbeiten. Neunzig Prozent der Zeit sitzen wir im Büro, über den Akten oder über dem Mikroskop. Unser Job ist stinklangweilig. Ich kenne auch keinen Kollegen, der je gesagt hat, dass er noch an einem ganz bestimmten Projekt arbeiten möchte.

Schatztaucher zum Beispiel sind mir sehr sympathisch. Das sind moderne Glücksritter, die haben auch häufig sehr viel Ahnung von den geschichtlichen Zusammenhängen und die sind super. Aber die kannst du nicht ins Labor setzen.

"Im Buch erwähnst du, dass dich die psychologische Seite nicht so interessiert. Ist das immer noch so?"

Es ist gut, wenn man die Grundbegriffe kennt. Ein Beispiel: Wenn ich auf der Tattoo-Convention als Tätowierer bin, ist es gut, wenn ich auch raffe, wie man mit den Kunden spricht. Sonst kann ich megatolle Tattoos machen, aber wenn ich nicht mit den Kunden reden kann, klappt es nicht. So ist es bei mir im Job auch.

Es ist wichtiger, dass ich was von den Spuren verstehe, aber es ist genau so wichtig, dass ich mit den Tätern oder auch den Angehörigen - was wir in letzter Zeit öfter haben - reden kann.
Es ist sehr sehr hilfreich, aber ich würde keinen Spurenkundler dazu zwingen, sich mit der psychologischen Seite zu befassen.

"Du durftest ja den 300-fachen Kindermörder in Kolumbien besuchen..."

Besuchen ist gut…das war schon ätzend. Denn der redet nur mit mir und einem Priester, den ich sehr mag. Der Täter redet sonst mit keinem. Aber sind wir mal ehrlich: wer setzt sich auch mit einem 300-fachen Kindermörder an einen Tisch und redet offen und freundlich mit ihm? Das macht sonst keiner, scheint mir. Weil ich ruhig und neugierig bin, bin ich offenbar der Einzige, der irgendwie einen Draht zu ihm hat.

"Der Täter ist ja eher aus psychologischer Sicht interessant. Er sitzt im Knast, Spuren sind rum."

Naa, das würde ich so nicht sagen. Die Spurenakten existieren ja noch und die wurden nie ausgewertet. Das ist aus beiden Sichtweisen interessant.

Da kannst du zum Beispiel den Mörder fragen, warum er verschiedene Messer benutzt hat oder warum wurden Kondome gefunden, obwohl er keine benutzt hat. Er ist ein Mensch, klar auch ein Monster, das weiß der selber, aber um ihm das zu sagen, muss ich nicht mit ihm reden.

Nur er weiß aber zum Bespiel, warum die Kinder in der einen Ecke des Landes auf Kuchen angesprungen sind und in der anderen Ecke auf Drogen. Er ist leider der Experte dafür. Das kannst du nur ihn fragen.

Ich bin ihm dankbar, dass er mir einiges erzählt hat. Für die Prävention hat er das beste geleistet, was er hätte machen können. Durch ihn wissen wir, wie Kinder angesprochen werden und dann kann man dort präventiv eingreifen.

"Durch deine Berühmtheit kommst du ja an solche Fälle...."

Nee nee, der weiß das nicht. Der hat ja kein Internet. Für ihn bin ich derjenige, der normal mit ihm redet. Mehr ist das nicht.

"Wurdest du mal von einem Täter aufgrund deiner Berühmtheit angefordert?"

Das passiert nicht. In der Welt der schweren Verbrechen interessiert das nicht, ob jemand berühmt ist oder nicht. Es spielt einfach keine Rolle; wie gesagt, die Menschen haben in dieser Welt echt andere Probleme.

"Gibt es noch was, was du loswerden möchtest?"

Nö! Ich antworte auf Fragen, das ist mein Beruf. Allerdings wüsste ich gerne noch, was der Text auf Deinem T-Shirt bedeutet.

Mark bezieht sich auf den Schriftzug "Palpatine Vader '12" (und ja, das doofe Gesicht gabs von mir gratis auf dem Foto ;) ). Das Shirt habe ich damals im Zuge der US-Wahl gekauft. Aus den Medien kennt man ja diese Schilder, auf denen oben der künftige Präsident und unten drunter sein Stellvertreter geschrieben stehen. Meist in den Farben der US-Flagge.

Die Designer meines Shirts haben sich das zum Vorbild genommen und ihre ganz eigenen Favoriten für die Wahl auf den Stoff gedruckt.

Klar, dass ich das T-Shirt auch in den USA 2012 getragen habe. War ein großer Hingucker :)

Lieber Mark, ich danke dir mehr als einmal für dieses offene und lockere Interview. Obwohl es ja nun schon ein paar Tage her ist, bin ich immer noch geflasht und einfach stolz

Artists and their Tattoos - Forensic Biologist Dr Mark Benecke

Quelle: Reflections of Darkness, 1. September 2017

By Daniela Vorndran

Dr Mark Benecke is a German forensic biologist. He works internationally on forensic cases as a freelance expert witness. He also teaches at various police academies and acts as a visiting professor to universities in Germany, England, Vietnam, Colombia, and the Philippines. But he is not only famous for his forensic expertise and books, he is also well-known in the Gothic scene for his lectures, for his music and also for his tattoos. How many tattoos Mark has already immortalized on his body, he knows no Ionger exactly - his passion for this art form cannot be overlooked. He is also Chairman of the Pro Tattoo Association. The association was founded in 2011 and serves "information, training and public relations for and by members of the tattoo industry". No wonder he is the perfect candidate for our interview se ries about tattoos. Curious? Let's go!

Reflections of Darkness: When did you get your first tattoo and what was it? Did it take much time until you decided to get it done?

Mark: It is a lizard from a determination book for Mediterranean lizards on my shoulder. The studio was there all my youth, so I did it pretty "naturally". The tattoo artist was old-fashioned, I looked pretty nerdy land (that was not cool then), and he did not like flowers and lizards too much but his wife did the tattoo beautifully. Of course, he sent me away first and took a deposit and the usual stuff ;) We are friends until today.

How many tattoos do you have? Could you please tell us their story?

Maybe one hundred. It's too much to tell all the stories, but they come from all over the world, i.e. Medellin, Manhattan, New Orleans, Gießen, Erfurt, Berlin, Amsterdam, you name it. There will be an app (yes!) out soon where you can dick on some of my tattoos and then a story appears. Reason is that I collected tattoo stories over a long time for the German "Tätowiermagazin" (trans. Tattoo Magazine) and now for the Grassi Ethnographie Museum in Leipzig. To celebrate this, we will do some crazy shit like the app and a nice poster.

Have you already got all the tattoos that you wanted or will you get some new ones in the future?

Sure, wherever something comes up. For the elections, I did a video for a campaign that tries to make more people vote and got an "election cross" tattooed. I also have lotsa tattoos of musicians I come across but since that's not predictable, only time will tell. If possible, I also get souvenir tattoos from eighties, e.g., a peanut from Nola. That only worked coz the shop was open very, very late ;) -- during daytime and in the evenings, I was at a forensic congress.

Have all your tattoos been done by one tattoo artist or by different ones? How do you choose the tattoo artist? In addition, who draws your sketches?

Whatever fits. In Cologne, there was just one tattoo studio when I was younger, so there was no choice (Dieter and his wife Anke are the coolest, though, so all perfect). Also, at the shops of Tattoo Peter and formerly Hanky Panky in the Amsterdam red light district, they just tell you who will do the tattoo, no discussions (they do excellent tattoos, so again, all good). Some tattoo artists are friends, and my wife does tattoos, too, so of course, I tend to have more tattoos of friends and family because my schedule is hellish and we gotta fit it in.

Getting tattooed hurts, how do you cope with the pain during the sessions?

Never thought about it. /t's just a fact. On my neck, I used lidocaine but all else just hurt, except, for unknown reasons, under my armpit which strangely did not hurt too much. Wtf?

Do you regret getting tattooed sometimes?

If I regret it, then I change it. That happened only once because the tattoo artist was a right-wing asshole, so I went to a friend who is very insane, tolerant and cool and let him cover it any style he wanted (it became a snaketopuss something monster). Apart from that, my tattoos are tattoos, i.e. they are made to last.

What is your taboo in terms of tattoos? What kind of tattoo would you never get done and don't like to see on other people?

I have no idea. I depends on the circumstances, time, mood ... the course of the world turning and spinning ...

Some people say that the drive to acquire body art is addictive while others say it fails to meet the true definition of an addiction, simply calling it a passion. Is it really impossible to stop?

Many people stop, so that experiment is done ;) Maybe the misconception comes from the fact that many people do not believe that their body is their body and that they can -- sometimes easily -- change it. Since tattoos are a simple way to discover that, tattoos may seem "addictive" whilst they are just a road towards a body image that the person prefers.

Currently, tattoos are a new trend; many people do not care about the meaning, they just want to have something coloured on the skin, to be in trend. Those people often just go into a tattoo salon and ask which drafts they have. Tattoo artists are not artists any more, they produce consumer goods. Not all of them, of course. How do you feel about this situation?

All tattoo artists that I met when I was younger did exclusively consumer goods. In Hamburg at Reeperbahn (red light), in Cologne's "Elektrische Tätowierungen" and everywhere else, you would have a list and that was it. So just getting something out of a "menu" is very old-fashioned. I do not have any problem with that. If you prefer art, ask the many artist who are also available and do tattoos. But there is no need to look down to the good old people who just offer you something. Not everything has to be art. Many of my artist friends did fantastic "free pieces" (they could do whatever they wanted on the particular piece of skin of mine) but many traditional flash pieces like my "Jail Bait" lady from Amsterdam are also fine, or some names I just wanted to have on my skin, or the beginning of a letter in Sindarin language. Skills are needed for letters (badly needed) but art is not a necessity. So everybody should do what he, she or it likes, prefers, and wants.

I would like to talk about the social aspect of tattoos, too. Previously, many people believed that if you have a tattoo, you will be never be successful and will not find a "good" job. Have this state of mind and people's perceptions changed or are these prejudices still alive?

I do not know enough conservative persons, so I am not sure. My wife is more the "social discusser" - I just will not take bullshit, so in most cases, I do not listen to views not based on objective research. In a very conservative region in Germany, we once had a nonsense problem at a police school where a teacher bullshitted the police kids about tattoos. That was the only time I really wrote an article that showed that all prejudice against tattoos was scientifically disproved one hundred years ago.

Also, we did a study recently to check which type of person prefers tattoos on themselves. It is known since a hundred years that tattoos do not relate to any relevant character traits, and that is also what we found in our study. Not even extraversion scored high.

Which advice would you give to people who are going to get their first tattoo? How to choose a tattoo artist? Colour or black and white? Any practical advice?

If you feel comfortable with your choice and the tattoo artist, go ahead.

Gelingt jetzt ein Durchbruch? Rebecca Reusch: Kriminalbiologe äußert sich

Quelle: 22.Okt. 2025 - 15:00 Uhr, t-online

Von Leon Pollok

"Es gibt kein spurenfreies Verbrechen", sagt Benecke. "Menschen verlieren laufend Haut und Haare, aber auch Kleidungsbestandteile und vieles mehr".

Benecke schränkt im Fall von Rebecca Reusch jedoch ein: "Die Frage ist halt nur, ob wir die Spuren finden." Wenn gewischt werde, wenn es regne, wenn eine Wand gestrichen worden sei: Immer dann könnten Spuren verloren gehen. Spuren, die den mutmaßlichen Tod von Rebecca Reusch aufklären könnten. Auch Staatsanwalt Michael Petzold betonte am Dienstag: "Eine der größten Herausforderungen ist der Zeitablauf." Knapp sechseinhalb Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens seien Beweismittel nur noch in begrenztem Umfang oder gar nicht mehr vorhanden.

Kriminalbiologe Benecke berichtet von erstaunlichen Entwicklungen 

Aus Sicht von Kriminalbiologe Mark Benecke lohnt es sich für die Ermittler dranzubleiben. Er habe schon die erstaunlichsten Entwicklungen bei Kriminalfällen erlebt. "Meine Kollegin Tina und ich saßen beispielsweise schon, ohne es zu wissen, auf der eingemauerten Leiche der Ehefrau eines Mannes, während wir ihn zum angeblichen Verschwinden seiner Frau befragt haben."

Achtjähriger getötet: Fall Fabian - wieso schlugen Hunde ganz woanders an?

Quelle: t-online/ Matti Hartmann, 18. Okt. 2025 

Auszug aus dem Text: 

»Benecke erklärt: Winzigste Kleidungsbestandteile, Blut, Sperma, Hautschuppen oder Haare können genügen, um den Täter zu verraten. Auch etwa an Pflanzen in der Nähe könne Erbgut anderer Personen festgestellt werden. "Und es gibt auch immer mal wieder Überraschungen, beispielsweise Lacksplitter, Glasstückchen oder Ähnliches, etwa nach einem Verkehrsunfall oder einem absichtlichen Umfahren."

"Grundsätzlich sind Hunde supergut und können viel besser als Menschen Gerüche wahrnehmen", sagt Benecke dazu. Dennoch müsse in Betracht gezogen werden, dass sie sich ganz einfach getäuscht haben.

Der Experte für biologische Spuren verweist auf eine Studie von Forschern der Universität von Tennessee. Diese haben auf ihrer "Body Farm", einem Gelände für wissenschaftliche Studien über Verwesungsprozesse, die Zuverlässigkeit von Leichenspürhunden und ihren Hundeführern getestet.

Die im Februar vorgestellten, aber bisher noch nicht schriftlich veröffentlichten Ergebnisse sind laut Benecke ernüchternd. Demnach hatten die Forscher 105 Dosen mit darin enthaltenem Leichengeruch platziert. Die Hunde und ihre Führer hätten jedoch nur 30 dieser Dosen identifiziert.

Umgekehrt schlugen die Hunde häufig an, auch wenn gar kein menschlicher Leichengeruch vorhanden war: In 217 Fällen hätten die Teams Dosen ohne Leichengeruch herausgepickt. Benecke bezeichnet das als "Riesenproblem". "Die Hunde haben ganz klar geschaut, wie sich ihre Führerinnen und Führer verhalten und haben entsprechend angezeigt", erklärt er.

Oft hätten die Hunde in der Studie zum Beispiel angeschlagen, wenn ihr Mensch an einer Ecke umgekehrt sei: "Sie haben also gedacht, jetzt ändert sich die Richtung, vielleicht möchte mein Führer oder meine Führerin mir etwas sagen." Das Phänomen sei als sogenannter "Kanteneffekt" bekannt.

Bei der Suche am Inselsee komme erschwerend hinzu: Im Uferbereich könnten verwesende Tiere liegen, aber auch eigentümlich verfaulende Pflanzen.« 

Kölner Dom-Tattoo (Tätowierung) 💒

Wurde auch Zeit: Endlich habe ich das Logo meiner Lieblingskolumne aus der Wochenend-EXPRESS (Die Woche) auftätowiert. Das Logo sieht alt aus, ist aber von ca. 2021. Der Kölner Dom ist darauf mega am Grinsen, und alleine das (neben dem total irren Design) gefällt mir sehr 😍 Begeistert der eure: Markito mit großem Dank an Ines Azrael fürs Tätowieren


Fragen um toten Fabian: Todesursache, Fundort, See-Fährte – Forensiker nennt vier mögliche Spuren

Quelle: merkur.de, Stand 15. Okt. 2025, 18:29 Uhr

Von Moritz Bletzinger

Nach dem Leichenfund in Güstrow türmen sich die Fragen. Wie starb der vermisste Fabian? Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt, wonach die Polizei jetzt suchen könnte.

Güstrow – Weiterhin gibt es viele offene Fragen im Fall Fabian aus Güstrow. Der Achtjährige war tagelang vermisst und schließlich tot in einem Waldstück gefunden worden. Zumindest geht die Polizei davon aus, dass es sich bei der Leiche um Fabian handelt, eine DNA-Analyse soll endgültige Gewissheit bringen.

Mark Benecke hat als Kriminalbiologe an vielen großen Fällen mitgearbeitet – für IPPEN.MEDIA erklärt er, wonach die Polizei in Fällen wie dem von Fabian aus Güstrow suchen könnte.

Foto: Mark Benecke

Aktuell gehen die Ermittler von einem Gewaltverbrechen aus, auch hierzu erhofft man sich von der Obduktion neue Erkenntnisse. Eine Todesursache ist bislang nicht öffentlich bekannt. Wonach die Ermittler jetzt suchen könnten, erklärt der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA.

Viele Fragen nach Wende im Fall Fabian: Forensiker Benecke erklärt jetzt mögliche Polizei-Schritte.

Die Polizei sollte „alle biologischen Spuren von der Leiche und aus der Umgebung einsammeln, einschließlich der Insekten auf der Leiche“, rät Forensiker Benecke. Insekten am Fundort einer Leiche können Aufschluss über eine ganze Bandbreite an Fragen geben, darunter beispielsweise die Liegezeit, ob die Leiche bewegt wurde. Auch die Todesursache kann mithilfe der sogenannten forensischen Entomologie oft geklärt werden, wenn Insekten etwa in Wunden oder Körperöffnungen zu finden sein sollten oder Gifte aufgenommen haben.

Darüber hinaus nennt Benecke drei weitere Schritte: Handy-Massen-Daten auswerten, Zeuginnen und Zeugen befragen und die rechtsmedizinische Untersuchung der Leiche. All das wird in Güstrow bereits getan, Befragungen begannen schon, als Fabian noch vermisst worden war.

Fabian aus Güstrow tot in Wald entdeckt – welche Spuren für eine Straftat sprechen könnten

Was ist bereits bekannt? Hinweise auf eine Straftat hatten sich offenbar bereits bei der Auffindesituation im Wald gezeigt, seit dem Fund rechnet die Polizei mit Straftat im Fall Fabian. Benecke nennt diverse Spuren, die diesen Rückschluss grundsätzlich zulassen können: „Verletzungen an der Leiche, Blut, Sperma, Haare, unerklärliche Fundorte, Tatwaffen.“

Wieso führte die Fährte ins Nichts? Einerseits ist es möglich, dass sich Fabian am Inselsee aufgehalten hatte oder womöglich sogar dort getötet und anschließend weggebracht wurde – zumindest ein Szenario, das Kriminalist Axel Petermann nicht ausschließt. Andererseits können Hunde, so wertvoll ihre Spurensuche ist, durchaus auch falsch anschlagen.

Benecke erklärt: „Es ist nicht einfach, die Hunde zu lesen. Besonders, wenn es um ungewohnte Suchen nach nicht so trainierten Leichen-Zuständen geht.“ Hunde achten stark auf ihre Führerinnen oder Führer, führt der Experte aus, das hätten Versuche der Bodyfarm in Tennessee gezeigt. „Die Tiere wollen ja keine Leichen finden, sondern den Führerinnen und Führern gefallen, beziehungsweise mit ihnen spielen.“ (Verwendete Quellen: eigene Recherche, Gespräch mit Dr. Mark Benecke) (moe)

Charite Museum: 25 Jahre Kriminalbiologe

Quelle: Sonderdruck als Beilage zum Ausstellungskatalog anlässlich des Vortrages am 13. Dezember 2016, Hörsaalruine im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité

→ Der Artikel als .pdf

Von Mark Benecke

Liebe ZuhörerInnen,

dass manche Insekten totes Gewebe mögen, ist nicht nur offensichtlich (Biotonne), sondern auch eine alte Tatort-Technik. Im ersten niedergeschriebenen Fall wurden Insekten benutzt, um den seelischen Druck auf einen Befragten nach einem Mord im Reisfeld zu verstärken.

Untersuchungsrichter Sòng Cí befragte dazu im 13. Jahrhundert – am Tag nach dem Mord – die Bewohner eines kleinen Dorfes. Da der Getötete durch einen Stich gestorben war, bat Sòng Cí die Feldarbeiter, ihre Sicheln vor ihre Füße zu legen. Eine der Sicheln wurde von Fliegen umkreist. Die Tiere hatten an der Sichel haftende, winzige Gewebereste wahrgenommen. Dem Besitzer dieser Sichel wurde daraufhin derart mulmig, dass ihn die Schuld wortwörtlich niederdrückte: Er schlug den Kopf auf den Boden und gestand.

Für den hier vorliegenden Katalog hat mich Kuratorin Navena Widulin gebeten, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern und übergeordnete Rückschau zu halten, wie es vielleicht auch der felderfahrene chinesische Kollege hätte tun können – hier also aus meiner nun fünfundzwanzig Jahre dauernden Arbeit mit Insekten an Leichen. In dieser rückblickenden Atempause fällt mir zunächst das Gefälle zwischen dem guten Nutzen der Insekten als kriminalbiologische Spuren und ihrer Bewertung bei den KollegInnen von der Polizei ein.

Die meisten PolizistInnen, egal aus welcher ‘Dienstgruppe’ (so heißt das auf Behördendeutsch), schauen sich die Tiere zwar kurz durch ein Vergrößerungsgerät an. Sie lassen sich auch von den Atem raubenden Schillerfarben der Schmeißfliegen – tiefblau-metallic bei Calliphora, grüngelb wie Gold im Abendlicht bei Lucilia – kurz bezirzen.

Danach schlägt oft eine Art angeekelter Pragmatismus durch: „Und was nützt das jetzt?“ Es nützt sehr viel, bedarf aber einer offenen Fragestellung. Wir haben beispielsweise schon einmal eine in einen Teppich gerollte Leiche aus einem See gezogen, bei der wir zwar nicht wie im Kino die Anzahl der Tage seit dem Einrollen der Leiche, dafür aber die Jahrezeit des Versenkens – ohne Jahr – angeben konnten. Auf den ersten Blick wirkt das mager, aber eine Zusammenstellung von Tieren, die erstens Leichen mögen und zweitens in einen Teppich kriechen, ist so selten, dass mein Team und ich damit gerne vor Gericht gehen.

Das machen wir nicht immer. Denn wer wollte vor Gericht schon ernsthaft ein insektenkundliches Gutachten zerlegen?

Die meisten JuristInnen fanden Naturwissenschaften in der Schule doof, und das kauzige Randgebiet der forensischen Entomologie ist abseits der filmisch erfundenen Sexyness eine der drögeren Spezialdisziplinen. Das bedeutet, dass wir öfters keine harte Prüf-Instanz haben, also keinen, der uns in die Zange nimmt. Daher sorge ich auch ohne Gerichtsverhandlung dafür, dass meine Mitarbeiterinnen, aber auch Menschen, die mich weniger mögen, sich beispielsweise meine Insektenbestimmungen nochmal ansehen. Denn ich traue niemandem, auch nicht mir selbst.

Harte Verteidiger, die manche meiner sachverständigen KollegInnen zur Weißglut treiben, mag ich daher durchaus. Mir ist deren naturwissenschaftlich gesehen oft wahnwitzig erscheinende Fragerei egal, denn es ist doch eine sinnvolle Übung, auch aus schrägen Sichtwinkeln befragt zu werden und klare und wahre Antworten darauf zu finden.

Selbst wenn es dann um die Note meiner Doktorarbeit geht anstatt um die Wachstumsrate von Leichenerstbesiedlerinnen (beispielsweise im Jahr 1998 vor dem Landgericht Braunschweig bei einer von der Presse schwer umsummten Verhandlung zur Tötung der Ehefrau eines Priesters), frage ich einfach den Richter oder die Richterin, ob eine Universitätsnote hier sachlich interessant ist.

Manchmal entscheidet das Gericht, dass es wichtig ist, und dann beantworte ich es gerne. Zack! Es ist ja nicht mein Labor oder meine Verhandlung, sondern die Bühne der ‘Parteien’ – und nach deren Regeln sollte ein vernünftiger Sachverständiger spielen wollen. Es geht ja schließlich, neben einem guten Schuss Wahrheit, vor allem um die Auslegung und Anwendung von Gesetzen in einer Art ritualisiertem Schauspiel, das unsere Gesellschaft zum Glück zusammenhält.

Noch einmal zu Gefällen. Besonders auffallend sind sie, wenn zwischen den teils schwitzenden, sich windenden, lügenden, schweigenden, drucksenden oder lachenden Angeklagten Angehörige mit ihren leeren, traumatisierten Gesichtern sitzen, daneben nicht selten weise, manchmal aber auch mit einem dem gestrigen Europapokal-Spiel geschuldeten Augenringen und noch nassen Haaren eintrudelnde RichterInnen, des Weiteren teils mutige, teils verstockt konservative Ankläger und VerteidigerInnen und dann – meine stillen Helfer, die Insekten und biologischen Spuren.

Meine Vorgänger beschrieben das Verhalten von Insekten als ‘ewige Gesetze’, doch sie meinten damit natürlich nicht die Gesetze, die vor Gericht gelten. Wer schon einmal in zwei verschiedenen Kulturen gelebt hat, weiß, wie es sich anfühlt, beide Seiten zu kennen. In unserem Team ist die ‘andere’ Seite dabei allerdings eine, die gar nichts von Menschen weiß.

Man wird gelassener und fragt sich, ob das vorliegende Problem nicht vielleicht ganz anders gestaltet und lösbar wäre als es gerade verhandelt wird. Doch das geht die Insekten nichts an, und sie wissen ja, wie gesagt, auch gar nichts vom hochorganisierten Leben der Menschen. Immerhin verschont die manchmal höllenheiße Glut, die unvorhersagbar auch im abgewetztesten Gerichtssaal über uns fegt und Herzen wie Bierfilz verbrennen kann, meine zwangsläufig stillen Assistenten.

Und das ist auch der Grund, warum ich, neben Blutspuren und Erbsubstanz, vor allem meine Insekten so liebe. Selbst in Momenten, die Menschen ins Wanken und Verzweifeln bringen können, krabbeln die Leicheninsekten über groß, klein, dick, dünn, jung und alt. Die einzigen Einflüsse, die sie bewegen, sind Luft und Regen, Wind und Nahrung, genetisches Programm und ein bisschen Gelerntes.

Ich schätze diese Ruhe, diese weit vor unserem menschlichen Dasein beginnende und weit nach uns endende Linie. Wenn ich Insekten auf Leichen sehe, sehe ich eine Welt, in der Frieden etwas grundsätzlich anderes bedeutet als auf der Erde der Menschen. Dass diese wunderbare, manchmal hilfreiche, meist aber wilde und uralte Welt immer um uns herum ist, das ist eine der Lehren, die ich abgesehen von der Liegezeitbestimmung an Leichen gelernt habe.

Die meisten meiner Zuschauer sind dem Tod schon viel zu nahe gekommen

Quelle: Uckermark Kurier / Nordkurier | 5. und 6. September 2025

„Die meisten meiner Zuschauer sind dem Tod schon viel zu nahe gekommen“

Von Heiko Schulze

Dr. Mark Benecke entführte das Publikum im Großen Saal der Uckermärkischen Bühnen in die Welt der Serienmörder und Kannibalen. Er selbst bekannte im Interview mit dem Uckermark Kurier, sehr gerne in die Uckermark zu kommen.

Kriminalbiologe Mark Benecke versteht es, mit Tod, Verwesung und der spannenden Spurensuche nach Tätern und deren Motive zu faszinieren. Mit uns spricht er über diese Faszination.

Herr Dr. Benecke, Sie waren bereits wiederholt in der Uckermark mit Ihren Vorträgen, unter anderem in Schwedt und Templin, zu erleben. Haben Sie eine persönliche Verbindung zur Uckermark oder ist Ihnen diese Region durch einen der von Ihnen als Kriminalbiologe aufgeklärten Fälle bekannt?

Beides. Ich war in den letzten 25 Jahren wirklich schon oft hier und habe die Veränderungen in der Region mit Neugier verfolgt. Aus meiner Sicht ist es viel schöner und lebendiger geworden. Ich fotografiere auch immer die Häuser, Straßen und Menschen bei Veranstaltungen und stelle die Aufnahmen ins Netz. Es gibt viele freundliche Rückmeldungen, Tipps und vor allem die Lehre, dass Menschen überall halt Menschen sind.

In Schwedt hat mich von Anfang an besonders überrascht, dass vermutlich durch die „fossilen Geldquellen“ mit den Uckermärkischen Bühnen ein tolles Veranstaltungsgebäude besteht, das viele Menschen im Rest Deutschlands gar nicht kennen.

In Schwedt widmeten Sie sich unter der gerafften Überschrift „Serienmord“, so war es angekündigt, „skurrilen, teilweise ekligen bis spannenden Fragen“. Das Interesse an Ihren Vorträgen ist ungebrochen groß. Womit erklären Sie sich diese Faszination an den von Ihnen gesetzten, mitunter morbiden Themen, von denen man doch insgeheim hofft, dass sie nie die eigene Familie und Freunde und deren Lebenswirklichkeit betreffen mögen?

Die meisten meiner Zuschauerinnen und Zuschauer sind dem Tod schon viel zu nahe gekommen. Sei es durch den frühen Tod von Angehörigen oder körperlichen oder sexuellen oder gefühlsmäßigen Missbrauch. Sicher ist das Interesse an Serienmorden auch dadurch gespeist, solche Erfahrungen besser einordnen zu können.

Es gibt bei Harry Potter ja Thestrale, die nur Menschen mit entsprechenden Erfahrungen sehen können. Ich vermute einmal, dass es bei meinem Publikum des Öfteren genauso ist.

Bemerken Sie bei Ihren Vorträgen und den sich dabei ergebenen Gesprächen Unterschiede im Publikum der alten und neuen Bundesländer, beispielsweise was die Aufgeschlossenheit, die altersmäßige Zusammensetzung oder das Geschlecht betrifft?

Nein. Wie schon erwähnt: Menschen sind Menschen. Das gilt auch für andere Länder, also nicht nur Bundesländer.

Ich arbeite ja international und habe beispielsweise im Dschungel in Kolumbien bei den Studierenden super gute Fragen erhalten, die ich anderswo noch nie gehört hatte. Am ehesten gibt es Altersunterschiede, weil natürlich verschiedene Generationen verschiedene Erfahrungen gemacht haben. Diese waren in Ost und West aber gar nicht so unterschiedlich, wie manche es behaupten ...

Sehr schön zu sehen ist das an Grenzzonen, beispielsweise in Thüringen in Richtung Hessen und Niedersachsen oder auch im Osten an Grenzen zu Österreich, der Tschechischen Republik oder Polen. Meine Frau pflegt nur zwischen Nord-, Mittel- und Süddeutschland zu unterscheiden. So kann man es ja auch betrachten.

Vermutlich betreffen meine Vorträge so grundsätzliche menschliche Fragen wie Liebe, Sünde, Tod, Gewalt, Vernunft, Gerechtigkeit, Wahn, Verwesung und Fairness, dass das ehemals geteilte Deutschland hier keinen tiefen Einfluss hatte.

Welches ist die wichtigste Botschaft, die Sie bei Ihrer verständlichen Vermittlung von wissenschaftlichen Methoden und Erkenntnissen Ihrem Publikum vermitteln wollen?

Niemals Fremdworte verwenden. Egal, warum. Die meisten Fremdworte kenne ich ja auch nicht.

Der ständige und vielschichtige Umgang mit Gewalt, Tod, extremen menschlichen Verhalten – hat dieser Ihren Blick auf den Wert des Lebens und die Gesellschaft verändert?

Ich bin froh, dankbar und ebenso verspielt, aber auch demütig, dass die Menschen, die ich kennengelernt habe, und ich jeweils eine Runde auf diesem Planeten geschenkt bekommen haben - wie ein Freispiel am Flipper oder im Computerspiel.

Ob andere Menschen sich dafür einsetzen, dass unsere gesellschaftliche Welt und das, was wir „Umwelt “ nennen, erhalten bleibt, kann ich nur sehr begrenzt beeinflussen. Natürlich entsteht daraus auch manchmal ein Gefühl des Fremdelns, weil viele Menschen - obwohl sie sehen, dass sie Dinge ändern könnten - das einfach nicht tun. Es ist aber wie im schon genannten Computerspiel: Ich kann nur das tun, was in meinem Handlungsspielraum liegt.

Welches sind Ihre aktuellen Forschungen beziehungsweise Buchprojekte, an denen Sie arbeiten?

Wir haben haufenweise Fälle von Menschen, die Angehörige von Verstorbenen sind oder solchen, die im Knast sitzen oder Menschen, die sehr alte Fragen haben. Beispielsweise zu den zu DDR-Zeiten angeblich adoptierten Babys und Kindern.

Zuletzt haben wir bei der größten kriminal-biologisch rechtsmedizinischen Tagung in den Vereinigten Staaten (American Academy of Forensic Sciences in Baltimore/USA) unsere Untersuchung der Lampenschirme, des Schrumpf-Kopfes und des Taschenmesser-Etuis aus dem Konzentrationslager Buchenwald vorgestellt.


Bekannter Kriminalbiologe: Vor diesen Typen sollte man sich in Acht nehmen

Von Heiko Schulze

Serienmörder entsprechen in den meisten Fällen nicht den über sie in Umlauf befindlichen Klischees. Jemand, der ihnen bereits gegenübersaß, erklärt, worauf man achten muss.

„Wir wünschen uns Serienmörder als bucklige, warzige Monster, die eine Schleimspur hinterlassen, an der sie zu erkennen sind.“ Der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke, der es am 4. September mit seinem Vortrag „Serienmord“ einmal mehr verstand, sein Publikum im ausverkauften Großen Saal der Uckermärkischen Bühnen in Schwedt in seinen Bann zu ziehen, weiß, dass Serienmörder so gar nicht diesem „Wunschbild“ entsprechen.

Dr. Benecke hat ihre Spuren analysiert, saß ihnen gegenüber, hat ihre Geschichte hören, ihre Gedankengänge erfahren wollen. Auch die jenes Gelegenheitsarbeiters, der in Kolumbien aus „Lust am Leid“ 300 Kinder getötet haben soll. Niemand sonst wollte mit dieser „Bestie“ reden, ihr zuhören. Dr. Benecke tut es, schaut in menschliche Abgründe aus einem bestimmten Grund: Zu verstehen, „damit solche Taten nicht mehr passieren“.

Serienmörder, so die Analyse des Kriminalbiologen, sind „zu 99,9 Prozent angepasst, unauffällig“. Sie tragen eine durchschnittliche Kleidung, Frisur, haben keine Tattoos oder Piercings - dafür auffallend geputzte Schuhe: „Es sind keine ‚Verrückten‛, die in einer Psychiatrie behandelt werden. Sie wissen genau, was sie tun.“

Nur, dass sie extrem unsozial sind und eitle Narzissten, die von sich selbst überzeugt sind, anderen überlegen zu sein. „Es sind Menschen, die mit ihren Taten aufhören könnten, aber es nicht wollen. Sie kennen keine Reue, haben kein Gewissen. Dieses ist in ihren Gehirnen nicht verdrahtet.“

Dabei seien es oft die „Schwiegermutter- oder Messdiener-Typen“, in denen das Böse schlummere. Mark Benecke betont, kein Psychiater zu sein, sondern nur anhand der Spuren wie Blut, Sperma oder Fingerabdrücke an Tatorten oder Opfern seine Schlussfolgerungen zu ziehen: „Was Menschen erzählen, ist mir dabei völlig egal.”

Er halte dieses nicht nur als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger so, sondern in vielen Bereichen des Lebens. Ihm gehe es darum, „eine Messung und keine Meinung“ zu haben. „Zeige mir die wissenschaftliche Studie dazu“ - entgegnet er auch jenen Kommentatoren in sozialen Netzwerken, die Fakten bezweifeln, ohne sie faktisch entkräften zu können. Sei es zu Pandemien wie Corona oder Klimaveränderungen.

In Deutschland, so die Fakten, würde es im Jahr circa 220 Morde geben, dagegen sind es zum Beispiel in Mexiko 32.000 jährlich. Was in Deutschland geschehe und nicht nur ihn sehr beschäftige, seien circa 10.000 Selbsttötungen im Jahr. Dabei zeige eine aktuelle Studie aus Amerika, dass jene, die quasi in letzter Minute gerettet werden konnten, nach erfolgreicher Therapie froh und dankbar sind, ihr einmaliges Leben behalten zu haben.

Bei depressiven Menschen gebe es gute Möglichkeiten, diese zu heilen und in den Griff zu bekommen. „Bei Narzissten mit antisozialer Persönlichkeitsstörung gibt es - Stand Herbst 2025 - keine Therapie“.

Auch eine Strafe funktioniere bei diesen nicht, mehr Härte - wie bei neuen Taten immer wieder lautstark gefordert - bewirke das Gegenteil. Täter fühlten sich beispielsweise durch mediale oder sonstige Aufmerksamkeit eher geschmeichelt.

Dabei werde natürlich nicht jeder antisoziale Narzisst mit sauber geputzten Schuhen gleich zum Serienkiller. Mitunter aber zum Vorgesetzten: „In solchen Fällen hilft es oft nur zu kündigen, um an und unter ihnen nicht zu leiden. Ändern werden sich solche Typen nicht.“ Eigene moralische Maßstäbe gelten für diese nicht und könnten Narzissten auch so gut wie gar nicht vermittelt werden.

Dr. Benecke nahm in seinem fast dreistündigen Vortrag das Publikum anhand historischer und aktueller Fälle zudem in die „Welt“ der Kannibalen mit. Wenn es bei den zu Illustrationszwecken gezeigten Bildern zu heftig wurde, riet er dazu, seinem Vortrag für ein paar Minuten ruhig mit geschlossenen Augen zu lauschen.

Er selbst zeigte sich begeistert von dem aufgeschlossenen, interessierten Publikum in der Uckermark und versprach bald wiederzukommen. Als Schlussbild gab es ein glitzerndes Einhorn zu sehen, das dieses später als „Einschlafhilfe“ in seine Träume mitnehmen sollte, so der Wunsch des 55-jährigen Kriminalbiologen an das applaudierende Publikum. Wie groß das Interesse an seinen Erfahrungen und Erkenntnissen ist, zeigte sich einmal mehr an den Bücherstapeln, die viele Besucher auf dem Nachhauseweg mit sich trugen. Versehen mit einem besonderen „Madenstempel“.

OB-Wahl Köln: Interview in der 'Wohngemeinschaft' mit KStA & Kasalla

Am 14. September wird in Köln gewählt. Wer folgt auf Henriette Reker? Wer sind die Menschen, die Kölner OB in spe werden wollen? Wie ticken sie – und welche Pläne haben sie für Köln? Um das herauszufinden, haben Basti Campmann, Frontmann von Kasalla, und Sarah Brasack, stellvertretende Chefredakteurin des „Kölner Stadt-Anzeiger“, zum Live-Podcast in die Kölner Wohngemeinschaft eingeladen.

In dieser Folge: Mark Benecke, Kandidat der Satire-Partei „Die PARTEI“. Sie können das Gespräch hier im Player hören oder auf allen gängigen Podcast-Plattformen nach dem Podcast „Talk mit K“ suchen.

Alle Gespräche mit den elf OB-Kandidatinnen und Kandidaten sind jetzt als Podcast „Talk mit K“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ abrufbar, auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify und Co. Der Erlös der Abende in der Wohngemeinschaft wird gespendet an „Wir helfen“, die Hilfsaktion für Kinder des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Bundesrechtsanwaltskammer & Mark Benecke 👩‍⚖️ Podcast "(R)Echt Interessant"

Quelle: (R)Echt interessant – Podcast der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK)

In der Podcast-Reihe "(R)ECHT INTERESSANT!", die 2020 etabliert wurde, spricht Geschäftsführerin und Pressesprecherin der BRAK, Rechtsanwältin Stephanie Beyrich, mit den unterschiedlichsten Kolleg:innen und gewährt spannende Einblicke in ihren Berufsalltag und in verschiedenste Tätigkeitsfelder. Neben aktuellen gesetzlichen Entwicklungen werden auch das Jurastudium und das Referendariat beleuchtet und der Ausbildungsberuf der Rechtsanwaltsfachangestellten vorgestellt. Die Podcast-Reihe wurde u. a. mit dem Preis "Jura-Podcast des Jahres 2021" (Kat. 3) ausgezeichnet und erreichte den 2. Platz des Community Awards "Die Podfluencer" 2024. 

Mark: "Von Mord ist immer abzuraten." 

Bauchnabelfussel  und Speckkäferlarven — Meet up mit Dr. Tod Mit Dr. Mark Benecke Während so mancher von uns nichts weniger möchte, als einen #Tatort zu betreten, empfindet Dr. Mark Benecke Orte, an denen sich Grausames zugetragen hat, als geordnet und friedvoll. Tatorte — oder Fundorte — sind für ihn ein in sich geschlossenes Universum, das es mit beinahe kindlicher Neugier zu entdecken gilt. 

Ein extrem spannender Blick auf Verbrechen aus der Sicht eines Wissenschaftlers, der nach Puzzleteilchen sucht, damit sich für Ermittlungsbehörden, Staatsanwaltschaft und Gerichte, manchmal aber auch Angehörigen, ein Bild ergibt, das bisher verborgen war. 

Zu Studierenden sagt Mark manchmal: "Das ist ein mies bezahlter Scheißjob", obwohl er ihn über alles liebt. Er untersucht Spuren auf der ganzen Welt. Aus Blut, Haut, SpermaInsekten und sogar Staub lassen sich manchmal geradezu unglaubliche Erkenntnisse gewinnen. Schon oft hat Mark den entscheidenden Hinweis aus einer Spur hervorgezaubert. 

Er hat sich mit Atrocities in Konzentrationslagern beschäftigt, Hitlers Zähne untersucht, befasste sich mit Massengräbern und Völkermord und hat schon in den 90er Jahren Labore für genetische Fingerabdrücke in Vietnam und auf den Philippinen eingerichtet. Mit Mark spreche ich über Tatorte und Insekten, die Bedeutung aller Arten von Spuren, über Jeff DahmerSnuff-Videos und Forensic Nursing. 

Natürlich berichtet Mark auch jede Menge Spanendes aus echten Fällen. Bleibt die Frage: Glaubt Mark an Gerechtigkeit? Ein wirklich unglaubliches Gespräch! Überall, wo es Podcasts gibt und auf YouTube  

Fledermäuse: Von Tier zu Vampir: Fledermäuse im Film

Quellen: Tagesspiegel, RadioMK, FLZ, 29. August 2025

Von Alina Schmidt (dpa)

Von Dracula bis Batman - Fledermäuse genießen in der Filmwelt einen zwielichtigen Ruf. Häufig saugen sie Blut und sind Begleiter des Todes. Warum sind sie so verpönt?

Große Ohren, spitze Zähne: Viele sehen in Fledermäusen Blutsauger und Überträger von Krankheitserregern. In Filmen symbolisieren sie daher oft Unheil und das Böse, wie etwa in „Die letzte Fahrt der Demeter“ von 2023, wo Dracula mit Fledermausflügeln auf einem Schiff mitten im Meer wütet. Unvergessen bleibt auch der 1922 erschienene Vampir-Klassiker „Nosferatu“, der vergangenes Jahr eine Neuauflage bekam. Die Zähne des aus den Karpaten stammenden Vampirs ähneln auch hier denen der Fledermaus. Aber sind die Tiere wirklich so furchtbar?

Fledermäuse sind nachtaktive Tiere, man sieht sie meist nur kurz und ihr Lebenszyklus erscheint recht geheimnisvoll“, sagt Marcus Stiglegger, der als Professor für Filmwissenschaften in Mainz lehrt. Ihr Leben am Rande der Nacht lasse sich in Filmen symbolisch aufladen. Die ledernen Flügel und spitzen Zähne der eigentlich sehr kleinen Tiere muteten unheimlich an.

Die symbolische Überhöhung der Fledermäuse in Filmen stimme nicht mit der Wirklichkeit überein, erklärt der Filmwissenschaftler. „Je weniger über die reale Spezies bekannt ist, umso effektiver kann man mit dem Symbol arbeiten.“

Von damals bis(s) heute

Besonders häufig tauchen Fledermäuse in Filmen mit Vampiren auf. Der bekannteste ist sicher Dracula aus dem gleichnamigen Roman des Iren Bram Stoker von 1897. Berichte und Abhandlungen über die Sagengestalten erscheinen aber schon ab etwa der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Dem Forensiker Mark Benecke zufolge gibt es damals Funde von unzersetzten Leichen, bei denen etwa Penis-Versteifungen bemerkt werden — in Wahrheit bewirkt durch Fäulnis-Bakterien.

Warum sind es aber ausgerechnet Fledermäuse, die mit den untoten Sagengestalten in Verbindung gebracht werden? Benecke erklärt, dass der Vorstellung nach die Seelen Toter flatterten. Vampire aber lungerten zwischen den Welten und scheuten das Licht der Sonne, „immer hin und her und kreisend, am ehesten so wie Fledermäuse“, so der Präsident der „Transsylvanian Society of Dracula“ - eine Gesellschaft, die sich mit der Geschichte der Vampire beschäftigt.

Ein Blick in die Wirklichkeit

Genauso wie es in der Wirklichkeit keine Vampire gibt, geht auch von Fledermäusen keine Gefahr für die Menschen in Europa aus, wie es vom Naturschutzbund (Nabu) heißt. Demnach übertragen sie kaum Erreger oder Parasiten. Lediglich Tollwut können einzelne Tiere durch einen Biss weitergeben - von sich aus sind sie allerdings niemals aggressiv oder angriffslustig. 

Auch das Gerücht, Fledermäuse würden Blut trinken, ist dem Nabu zufolge nicht wahr - zumindest nicht in Europa. Nur drei in Mittelamerika lebende Arten von weltweit insgesamt rund 1.300 ernähren sich demnach vom Blut von Säugetieren und Vögeln, jedoch ohne diese zu töten.

In Wahrheit sind es die Fledermäuse, die gefährdet sind: Von den 25 in Deutschland heimischen Arten sind zehn gefährdet oder stark gefährdet. Die internationale Fledermausnacht will am 30. August etwa mit Events darauf aufmerksam machen.

Gruseln tut gut

Dass manche sich dennoch vor den weitgehend ungefährlichen Tierchen in Filmen gruseln, begründet Kommunikationswissenschaftler Daniel Possler von der Medienhochschule Hannover damit, dass diese intuitiv als real wahrgenommen würden. Man empfinde zunächst Angst und erinnere sich erst im zweiten Schritt daran, dass der Film nur Fiktion sei. Hinzu komme neben der Handlung die Kombination aus einer Vielzahl von Stilmitteln, wie etwa Musik oder Kameraperspektiven, die ebenfalls Emotionen auslösen können.

Angst sei ein anschauliches Beispiel für solch intuitive Reaktionen, so Possler. „Studien zeigen, dass die meisten Menschen unwillkürlich mit Angst auf Reize wie Dunkelheit, das Geräusch von Schreien, auf Darstellungen von verzerrten, wütenden Gesichtern oder auch auf bestimmte Tiere wie Schlangen oder Spinnen reagieren.“ Filmemacher machten es sich zunutze, um so absichtlich bestimmte Gefühle zu erzeugen.

„Viele Menschen fühlen sich durch die Angst und Beklemmung, die Horror- und Thriller-Filme auslösen, unterhalten. Sie mögen die emotionale Aufregung“, sagt Possler. Wenn man es schaffe, mit den negativen Emotionen gut umzugehen, „können positive Emotionen wie Stolz oder Kompetenz entstehen“.

© dpa-infocom, dpa:250829-930-969744/1

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