Jugend Forscht: Fäulnis und Verwesung vom menschlichen Finger am Schweineschwanzmodell

Von Jakob Helfmeier und Johann Hoffmann
Projektbetreuer: Henning Mertens
Nebelthau-Gymnasium Bremen
26.II.2018
Vorgelegt beim Dr. Hans Riegel-Fachpreis & Jugend Forscht


Kurzfassung 

Nach dem Auffinden einer Leiche ist eine der ersten Fragen die nach dem Todeszeitpunkt. Um diese beantworten zu können, machen sich Forensiker diverse Anhaltspunkte zunutze, wie zum Beispiel die Totenflecken, die Totenstarre, die Körperkerntemperatur, usw. Besonders bei längerer Liegezeit werden jedoch einige Faktoren schwierig zu bestimmen oder liefern nur begrenzt belastbare Aussagen. Um den Todeszeitpunkt dennoch eingrenzen zu können, bedient man sich der forensischen Entomologie und bestimmt die Liegezeit anhand der Insekten, die sich auf und in dem Leichnam befinden.

Das Ziel unseres Versuches war es, den Insektenbefall an abgetrennten Gliedmaßen, speziell dem menschlichen Finger, nach verschiedenartiger Behandlung zu beobachten. Als realistisches Modell für den menschlichen Finger verwendeten wir Schweineschwänze. Es sollten Einsichten über verschiedene Besiedlungswellen und Präferenzen aasfressender Insekten gewonnen werden. Der Versuch beinhaltete drei Versuchsgruppen. Einige Schwänze wurden verbrannt, eine häufige Methode, Leichen unkenntlich zu machen oder zu vernichten, insbesondere in der Kriminalliteratur. Andere Schwänze wurden mit Löschkalk (CaO) behandelt, welches mit Wasser zu einer starken Base reagiert. Auf diese Weise wurden beispielsweise die Leichen der ermordeten Insassen des Vernichtungslagers Treblinka zur Zeit des Dritten Reiches vor ihrer Verscharrung in Massengräbern behandelt. Die dritte Gruppe an Schwänzen wurde vergraben. Zusätzlich zu diesen drei Versuchsgruppen wurde eine Kontrollgruppe unbehandelt belassen.

Etwa 30-40 Tagen post mortem kann der Todeszeitpunkt immer noch auf ca. 4 Tage genau bestimmt werden. Daher beschränkte sich auch unser Versuch auf diesen Zeitraum. Die Schwänze wurden regelmäßig inspiziert, um den Fortschritt des Verwesungsprozesses zu überprüfen. Dabei wurden so viele Insekten wie möglich gefangen und konserviert.

Nach Ende des Versuchs wurden die Insekten mit Unterstützung von Dr. Volker Lohrmann vom Übersee-Museum unter Zuhilfenahme der entomologischen Sammlung sowie diverser Bestimmungsschlüssel und Mikroskope bestimmt. Diese Daten konnten Aussagen darüber liefern, inwiefern unsere Beobachtungen mit vorhandenen Forschungsergebnissen übereinstimmten. Außerdem ließen sich eindeutige Präferenzen verschiedener Insekten für verschieden behandeltes Gewebe feststellen. So ernährten sich beispielsweise Fliegenlarven bevorzugt vom weichen Gewebe der verbrannten oder vergrabenen Schwänze, Käfer hingegen auch vom härteren, ausgetrockneten Gewebe der anderen Schwänze. Unser Versuch zeigt also, dass die Behandlung des Gewebes zumindest bei abgetrennten Gliedmaßen den Verwesungsprozess beeinflusst. 


Obduktionen

Facharbeit


Menschenversuche

Schüler-Facharbeit