Fledermäuse: Von Tier zu Vampir: Fledermäuse im Film

Quellen: Tagesspiegel, RadioMK, FLZ, 29. August 2025

Von Alina Schmidt (dpa)

Von Dracula bis Batman - Fledermäuse genießen in der Filmwelt einen zwielichtigen Ruf. Häufig saugen sie Blut und sind Begleiter des Todes. Warum sind sie so verpönt?

Große Ohren, spitze Zähne: Viele sehen in Fledermäusen Blutsauger und Überträger von Krankheitserregern. In Filmen symbolisieren sie daher oft Unheil und das Böse, wie etwa in „Die letzte Fahrt der Demeter“ von 2023, wo Dracula mit Fledermausflügeln auf einem Schiff mitten im Meer wütet. Unvergessen bleibt auch der 1922 erschienene Vampir-Klassiker „Nosferatu“, der vergangenes Jahr eine Neuauflage bekam. Die Zähne des aus den Karpaten stammenden Vampirs ähneln auch hier denen der Fledermaus. Aber sind die Tiere wirklich so furchtbar?

Fledermäuse sind nachtaktive Tiere, man sieht sie meist nur kurz und ihr Lebenszyklus erscheint recht geheimnisvoll“, sagt Marcus Stiglegger, der als Professor für Filmwissenschaften in Mainz lehrt. Ihr Leben am Rande der Nacht lasse sich in Filmen symbolisch aufladen. Die ledernen Flügel und spitzen Zähne der eigentlich sehr kleinen Tiere muteten unheimlich an.

Die symbolische Überhöhung der Fledermäuse in Filmen stimme nicht mit der Wirklichkeit überein, erklärt der Filmwissenschaftler. „Je weniger über die reale Spezies bekannt ist, umso effektiver kann man mit dem Symbol arbeiten.“

Von damals bis(s) heute

Besonders häufig tauchen Fledermäuse in Filmen mit Vampiren auf. Der bekannteste ist sicher Dracula aus dem gleichnamigen Roman des Iren Bram Stoker von 1897. Berichte und Abhandlungen über die Sagengestalten erscheinen aber schon ab etwa der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Dem Forensiker Mark Benecke zufolge gibt es damals Funde von unzersetzten Leichen, bei denen etwa Penis-Versteifungen bemerkt werden — in Wahrheit bewirkt durch Fäulnis-Bakterien.

Warum sind es aber ausgerechnet Fledermäuse, die mit den untoten Sagengestalten in Verbindung gebracht werden? Benecke erklärt, dass der Vorstellung nach die Seelen Toter flatterten. Vampire aber lungerten zwischen den Welten und scheuten das Licht der Sonne, „immer hin und her und kreisend, am ehesten so wie Fledermäuse“, so der Präsident der „Transsylvanian Society of Dracula“ - eine Gesellschaft, die sich mit der Geschichte der Vampire beschäftigt.

Ein Blick in die Wirklichkeit

Genauso wie es in der Wirklichkeit keine Vampire gibt, geht auch von Fledermäusen keine Gefahr für die Menschen in Europa aus, wie es vom Naturschutzbund (Nabu) heißt. Demnach übertragen sie kaum Erreger oder Parasiten. Lediglich Tollwut können einzelne Tiere durch einen Biss weitergeben - von sich aus sind sie allerdings niemals aggressiv oder angriffslustig. 

Auch das Gerücht, Fledermäuse würden Blut trinken, ist dem Nabu zufolge nicht wahr - zumindest nicht in Europa. Nur drei in Mittelamerika lebende Arten von weltweit insgesamt rund 1.300 ernähren sich demnach vom Blut von Säugetieren und Vögeln, jedoch ohne diese zu töten.

In Wahrheit sind es die Fledermäuse, die gefährdet sind: Von den 25 in Deutschland heimischen Arten sind zehn gefährdet oder stark gefährdet. Die internationale Fledermausnacht will am 30. August etwa mit Events darauf aufmerksam machen.

Gruseln tut gut

Dass manche sich dennoch vor den weitgehend ungefährlichen Tierchen in Filmen gruseln, begründet Kommunikationswissenschaftler Daniel Possler von der Medienhochschule Hannover damit, dass diese intuitiv als real wahrgenommen würden. Man empfinde zunächst Angst und erinnere sich erst im zweiten Schritt daran, dass der Film nur Fiktion sei. Hinzu komme neben der Handlung die Kombination aus einer Vielzahl von Stilmitteln, wie etwa Musik oder Kameraperspektiven, die ebenfalls Emotionen auslösen können.

Angst sei ein anschauliches Beispiel für solch intuitive Reaktionen, so Possler. „Studien zeigen, dass die meisten Menschen unwillkürlich mit Angst auf Reize wie Dunkelheit, das Geräusch von Schreien, auf Darstellungen von verzerrten, wütenden Gesichtern oder auch auf bestimmte Tiere wie Schlangen oder Spinnen reagieren.“ Filmemacher machten es sich zunutze, um so absichtlich bestimmte Gefühle zu erzeugen.

„Viele Menschen fühlen sich durch die Angst und Beklemmung, die Horror- und Thriller-Filme auslösen, unterhalten. Sie mögen die emotionale Aufregung“, sagt Possler. Wenn man es schaffe, mit den negativen Emotionen gut umzugehen, „können positive Emotionen wie Stolz oder Kompetenz entstehen“.

© dpa-infocom, dpa:250829-930-969744/1

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HEIDI X DRACULA 🌄 lit.cologne 2025

Wohl eine der schrägsten Veranstaltungen, an denen ich je teilnahm: Was Dracula mit Heidi zu tun hat 🧛‍♀️

Deine Welt sind die … Särge!? Wie viel „Dracula“ steckt in „Heidi“? 

Mark Benecke, Peter Otto Büttner und Mavie Hörbiger über zwei Ikonen der Weltliteratur

Moderation: Tobias Rüther  

Beide sind legendär: 

Heidi, das Mädchen aus den Schweizer Alpen, und Dracula, blutsaugender Graf aus den Karpaten. Und beide wurden zu Ikonen der Popkultur. Welche Parallelen gibt es zwischen Spyris Werk und dem großen Roman aus der Feder von Bram Stoker (1847–1912)? Haben Fräulein Rottenmeier, Clara, der Alm-Öhi und Dracula mehr gemeinsam als wir ahnen?

Peter Otto Büttner ist Experte für „Heidi“ und arbeitet daran, dass Johanna Spyris (1827–1901) Geschichte endlich ernst genommen wird und einen neuen kulturellen Stellenwert bekommt. Er ist Präsident der Heidiseum Stiftung und Direktor des Heidi-Archivs.

Mark Benecke ist forensischer Biologe und hat eine große Leidenschaft für jegliches Abgründige, insbesondere für die blutsaugenden Nachtgestalten, die Vampire. Er ist Vorsitzender der internationalen Dracula-Gesellschaft und Mit-Produzent des Filmes 🧛🏾 Beide entdecken Weltliteratur neu. Mavie Hörbiger liest aus „Dracula“ und „Heidi“. 

Freitag, 28. März 2025, 20:00 Uhr

Stadthalle Köln, Jan-Wellem-Str. 2, Köln-Mülheim


Heidi & Dracula auf der lit.cologne 2025

DEINE WELT SIND DIE ... SÄRGE!? WIE VIEL „DRACULA" STECKT IN „HEIDI"?

Mark Benecke, Peter Otto Büttner und Mavie Hörbiger über zwei Ikonen der Weltliteratur

28. März 2025 | 20:00 Uhr | Stadthalle Köln

Moderation: Tobias Rüther

Vampirism in Metal Music

Cindy MÜLLER

Université Grenoble Alpes – Ecole Doctorale LLSH

ABSTRACT

Here you can find the complete work as .pdf

This research deals with the figure of the vampire, and more precisely Dracula, who has come back into the spotlight since the 1990s as a character in many fictitious productions. Music, and more particularly Gothic and metal music, is no exception and participates in the resurrection of Dracula; yet, it has often been overlooked mainly due to the biased vision on metal music. Using a detailed analysis of Dracula by Bram Stoker, as the original source of inspiration, a comparison is made with different metal bands and lyrics in order to study the legacy of vampirism and Dracula. Moreover, special attention is drawn to the analysis of aesthetics used by metal music artists, from the singing to the clothing and staging during photoshoots and concerts, in order to determine whether Dracula has been revamped in modern metal music. Based on these various elements, this paper highlights the undeniable imprint of Dracula on metal music, especially when it comes to aesthetics and lyrics.

However, it also points to some variations in the way it tackles vampirism, as “vampires” in metal music have adapted to their audiences and have used the voice and language. This article thus finds that Dracula’s legacy is not completely frozen in music, contrary to vampire literature, and allows the image of the vampire to take on new forms, which are most of the time more accomplished.


Le vampirisme dans la musique métal: Dracula ressuscité ?

RESUME

Vous trouverez ici le travail complet en .pdf

Cet article porte sur la figure du vampire, et plus particulièrement Dracula, qui depuis les années 90 est revenu sur le devant de la scène dans des nombreuses œuvres de fiction. La musique, notamment les genres gothique et métal, ne fait pas exception et participe activement à la résurrection de Dracula ; et pourtant, ces styles musicaux sont souvent décriés, à cause de la vision très partiale dont ils sont victimes. En se basant sur une analyse détaillée du roman de Bram Stoker en tant que source primaire d’inspiration, l’étude comparative de différents groupes de métal et de leurs textes met en exergue l’empreinte du vampirisme et de Dracula sur cette scène musicale. Par ailleurs, l’analyse minutieuse de l’esthétique choisie par certains artistes du genre, qu’il s’agisse de la mise en voix, des choix vestimentaires ou de la mise en scène lors de séances de photographies ou de concerts, participera à affirmer la résurrection de Dracula. A la lumière de ces éléments, cet article souligne par conséquent l’empreinte indéniable de Dracula sur la scène métal moderne.

Néanmoins, certaines variations apparaissent dans l’approche du vampirisme, en particulier dans l’adaptation de ces « vampires musicaux » à leur public respectif et dans l’utilisation de la voix et de la langue. En cela, ils invitent le public à dépasser une certaine vision stéréotypée de Dracula et du vampirisme qui perdure dans de nombreuses adaptations modernes. Cet article s’attache à prouver que l’héritage de Dracula n’est pas complètement figé en ce qui concerne le domaine musical et, contrairement à maints récits littéraires, permet au vampire d’acquérir de nouvelles formes, souvent plus abouties.

Kriminalbiologe Benecke enthüllt Wahrheit über den Vampir-Fürsten

Er war der Fürst der Finsternis. Und herrschte tief in Transsilvanien über sein düsteres Reich — Graf Dracula, der berühmteste Vampir der Welt. Oder war alles eigentlich ganz anders? Steckt gar - sprichwörtlich gesehen - deutsches Blut in dem Vampir (wenn es nicht herausgesaugt wurde) und seinem historischen Vorbild?

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Beneckes Bücherschrank: Dracula: Sense and Nonsense.

Miller: Dracula (2000) (Cover)Die Autorin, kanadische Präsidentin der Transylcanian Society of Dracula (TSD) und betagte Literaturprofessorin, räumt in diesem schönen Buch mit allen Vorurteilen auf, die Menschen um Vampire voneinander trennen könnten. Dachten auch Sie, dass Transylavanien zur Zeit Vlad, des Pfählers, in Rumänien lag? Dass es Castle Bran am Borgo-Pass wirklich gab? Dass Vlad das Blut seiner Opfer in Brot tunkte und aß? Daß es in den Karpathen Vampir-Fledermäuse gibt? Sie ahnen es schon: Falsch, falsch, falsch.

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2008-05: Meeting of the Elders of The Transylvanian Society of Dracula (TSD)

Unlike former venues (that for now 15 years had taken place in Transylvania -- beautiful: see e.g. Chronicles Issue 27, p. 32--41), this year’s meeting was held in the pittoresque yet very spooky rooms of the Institute for Folklore (Institutul de Etnografie şi Folclor “Constantin Brăiloiu”) in Bucharest, i.e., in Valachia. This location is not too far-fetched since Vald the Impaler of course ruled in Valachia, and not in Transylvania.

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