Benecke spricht über Felsenbein-Skandal

Quelle: Sächsische Zeitung, Lokales, 6. November 2025

Es erzeugt erfahrungsgemäß Gerüchte und noch mehr Fragen, wenn berechtigtes Nachhaken der Öffentlichkeit abgelehnt wird

Beispielsweise war es früher normal, Wasser-Leichen (das sind Tote aus dem Wasser) die Hände und die Kiefer abzusägen, um sie im Labor genauer anzuschauen: Wer war die Person? Finger-Abdrücke? Zahn-Anordnung?

Ich habe live mit erlebt, wir es nach regelmäßigen Gesprächen in der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin DGRM (ich bin Mitglied), besonders auf Nachhaken von Prof. Saternus, dazu kam, dies nicht mehr zu tun und anders zu lösen — nämlich an der Leiche selbst und damit ohne sie zu zersägen.

Ähnlich ist es mit Knochen zu Forschungs- oder Rettungs-Zwecken: Wie der Kollege Prof. Püschel aus Hamburg im sehr guten Film "Rest in Peace", in dem mein Team etwas über Insekten auf Leichen berichtet, erklärt: Knochen von freiwilligen Organ-Spender:innen können superwichtig sein, um dutzende von Menschen zu heilen.

Wenn nun Knochen aus Leichen fehlen, dann wäre es einfach und korrekt, dazu etwas zu sagen. Ehrlichkeit siegt.

»Unter anderem fragte die Sächsische Zeitung im Uniklinikum nach, ob dort reguläre Forschungen oder Untersuchungen an Felsenbeinen durchgeführt werden und wo genau die betreffenden 13 Knochen entnommen wurden. Mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen gab es darauf keine Antworten. „Das Felsenbein ist ein vergleichsweise sehr harter Schläfen-Knochen um das Innenohr herum" erklärt Dr. Mark Benecke. „Es schützt wie eine Burg unsere Hör- und Gleichgewichts-messung."

In der Nähe des Felsenbeins lägen auch wichtige Nerven für die Steuerung des Körpers. Mark Benecke kann sich vorstellen, dass die Mediziner sich möglicherweise für bestimmte Teile des Knochens interessiert haben könnten. „Da es kniffelig ist, am recht kleinen und harten Felsenbein zu operieren, könnte es vielleicht im Sinne einer Organspende zur Operation erkrankter Lebender verwendet worden sein." Organspender spendeten in der Regel nicht nur ihre Organe, sondern auch Haut und Knochen, um möglichst vielen erkrankten Menschen helfen zu können. Nur wenn die ausdrückliche Zustimmung vorläge, sei das rechtlich erlaubt.

Was also könnte am Dresdner Uniklinikum vorgefallen sein? „Falls die Ereignisberichte stimmen, kann es von einem Nebenverdienst bis hin zu Forschungsneugier alles Erdenkliche gewesen sein", sagt Benecke. Aus dem Klinikum hieß es zuletzt, man habe eine interne Untersuchungskommission einberufen und erste personalrechtliche Maßnahmen veranlasst.

Bei den Durchsuchungen hatte die Staatsanwaltschaft Dresden „umfangreiche Beweismittel" sichergestellt, darunter Smartphones und Speichermedien. Das Uniklinikum hatte sich „zutiefst schockiert" von den Vorwürfen gezeigt und angekündigt, die Ermittlungen „mit absoluter Transparenz" zu unterstützen.«

Sachsen-Fernsehen: Eröffnung des Tages der Seltenen Erkrankungen (ACHSE e.V.

Quelle: Sachsen-Fernsehen, Kristian Kaiser, 28. Febr. 2025

"Selten Allein" zu seltenen Erkrankungen im Dresdner Hauptbahnhof

Kunstausstellung im Hauptbahnhof Dresden 

Der 28. Februar ist "Tag der seltenen Erkrankungen". Eine neue Kunstausstellung im Dresdner Hauptbahnhof zeigt Bilder von Betroffenen, die ihre Erkrankung grafisch verarbeitet haben. Heute wurde die Ausstellung eröffnet, unter anderem dabei war auch der bekannte Kriminalbiologe und Forensiker Dr. Mark Benecke. 

Seltene Erkrankungen sind tatsächlich gar nicht so selten, es gibt davon etwa 8.000 verschiedene, manche davon mit nur einer Handvoll Patienten weltweit. Oft ist es extrem schwierig, sie zu diagnostizieren, eine wahre Detektivarbeit für Ärzte und letztlich die Patienten selbst. Dr. Marc Benecke - Deutschlands bekanntester Forensiker und Kriminalbiologe, hat heute die Ausstellung "Selten allein" als deren Botschafter im Dresdner Hauptbahnhof eröffnet. Er beschäftigt sich schon lange mit seltenen Krankheiten, betreibt unter anderem einen Youtube-Kanal, auf dem er Betroffene zu Wort kommen lässt: 

Fast 50 Kunstwerke haben Betroffene einer solchen seltenen Erkrankung in den vergangenen Monaten gestaltet, davon wurden 19 Bilder für die diesjährige Ausstellung von einer Jury ausgewählt. Die großformatigen Bilder sind an verschiedenen öffentlichen Orten in ganz Deutschland zu sehen, ab sofort auch hier im Dresdner Hauptbahnhof. Eines der Bilder wurde von Marion Seel gestaltet — sie leidet an Hypophosphatasie — einer seltenen, vererblichen Störung im Knochenstoffwechsel. Aber es wurde nicht wieder besser, der Hausarzt war ratlos. Letztendlich kam Marion Seel ihrer Krankheit selbst auf die Spur. 

Immerhin, die Diagnose sei ein wichtiger Schritt — da ist eine Heilung aber noch weit entfernt und oft auch nicht möglich — so Professor Reinhard Berner vom Centrum für seltene Erkrankungen im Uniklinikum Dresden. Für Marion Seel war die Diagnose das Ende einer fünfjährigen Ärzte-Odyssee. Jetzt kennt Sie ihren Gegner, auch wenn er sich wohl nicht endgültig besiegen lassen wird. 

In der Arbeitswelt des Kriminalbiologen Mark Benecke ist sein Gegenüber meist nicht mehr am Leben, anhand von etwa Maden oder Insekten versucht er dahinterzukommen, was der Grund dafür war. 

Zur Suche nach der Diagnose einer seltenen Krankheit sieht der Forensiker durchaus Parallelen: Da die seltenen Krankheiten jeweils nur wenige Patienten betreffen, gibt es auch weniger Studien, und weniger etablierte Therapien als etwa bei häufigen Volkskrankheiten. Medikamente speziell zur Behandlung einer seltenen Krankheit sind noch seltener, und dann oft nahezu unbezahlbar. 

Die Ausstellung "Selten Allein" ist ab so fort in der Kuppelhalle des Dresdner Hauptbahnhofes zu sehen. Alle Kunstwerke und weitergehende Informationen gibt es im Internet unter www.seltenallein.de«