Quelle: SeroNews 9(4):130-131 (2004)
Das Ostdeutsche Obscurum: Mörder, Menschenfresser, Räuber und Särge
Mörder/Räuber/Menschenfresser, ISBN 3-934277-04-7; Der spukende Sarg: Wahrhaftige Geschichten von Gespenstern, Poltergeistern und anderen seltsamen Erscheinungen, 2003, ISBN 3-934277-05-5; Das sächsische Obscurum, 2001, ISBN 3-934277-02-0; Das thüringische Obscurum, 2001, ISBN 3-934277-01-2; Das sächsisch-anhaltinische Obscurum, 2003, ISBN 3-934277-01-2
Von Mark Benecke
Ich war echt platt, als das Päckchen des mir vollkommen unbekannten Verlages eintraf. In schönstes Hardcover gebundene, sauber gesetzte, fadengeheftete (!) Sammelsurien mit Abschriften originaler Quellen-Texte, in verständliches Deutsch und lesbare Lettern gebracht. Die Bücher werden garantiert allen SeroNews-LeserInnen Freude bereiten; warum, das erklärt der sympathisch verkauzte Autor M. Kirchschlager am besten selbst:
"Ein Schicksalsjahr stellte für meine Arbeit das Jahr 1998 dar. Im Historischen Archiv Weißensee auf der Runneburg, entdeckte ich das bis dato älteste erhaltene deutsche Reinheitsgebot für Bier, welchem ich den Namen "Weißenseer Reinheitsgebot" gab. Der Artikel 12 der "Statuta thaberna" von 1434 besagt, dass nur Hopfen, Malz und Wasser zum Brauen des Bieres verwendet werden dürfe. Diese für Bierfreunde in ganz Deutschland interessante Entdeckung löste kurze Zeit später den thüringisch-bayerischen Bierstreit aus.
Bereits zu Walpurgis (30. April) 2001 erschien "Das thüringische Obscurum - Erschreckliche, scheuderliche und greuliche Geschichten sowie allerlei andere Merkwürdigkeiten aus alten Chroniken"; gemeinsam mit Lothar Bechler.
Schon am 1. November 2001 präsentierten wir "Das sächsische Obscurum": Genau wie im 1. Band folgten wir streng den Quellen. Dazu wurden über 100 sächsische Chroniken durchgearbeitet. Sowohl Krimifans, Heimatforscher, Ärzte, Psychologen als auch Juristen, Polizisten und historisch Interessierte finden in diesem Buch außergewöhnliche Geschichten und einzigartige Kriminalfälle aus Sachsens Vergangenheit. Seien es mörderische Totengräber, wunderliche Geburten, Henker als Gastwirte, gefräßige Wechselbälge oder kopflose Reiter - das Spektrum der ca. 200 obskuren Geschichten ist weit gefasst. Zeitgenössische Abbildungen illustrieren dieses schön gebundene Buch eindrucksvoll. Mittlerweile ist auch der vorerst letzte Band, "Das sächsisch-anhaltnische Obscurum", erschienen.
Am 23. April 2002 (Tag des Buches und Tag des deutschen Bieres) erschien im Rahmen der "Bibliothek des Grauens" Band I: "Mörder/Räuber/Menschenfresser — Einhundert Biographien und Merkwürdigkeiten deutscher Verbrecher vom 15. bis 18. Jahrhundert".
Diese Sammlung von einhundert kürzeren, aber auch längeren Biographien deutscher und einiger ausländischer Verbrecher stellt eine interessante, leicht lesbare und verständliche Quelle zur Kriminal- und damit Kulturgeschichte des Verbrechens vergangener Jahrhunderte dar. Das Spektrum der beschriebenen Verbrecher reicht von fürstlichen Ehebrecherinnen, Giftmörderinnen, Kindermörderinnen, Hexen, gemeinen Mördern, Brandstiftern, Hochstaplern und Kannibalen bis zu korrupten Beamten und Politikern, Räuberbanden und Wahnsinnigen. So grausam ihre Taten aber auch waren, fast so grausam waren ihre Strafen. Glück hatte der, der nur geköpft und nicht gerädert wurde.
Weitere Ausgaben sind geplant, z. B. zu Scharfrichtern und Blutvögten, Vampiren und anderen Blutsaugern oder Gaunern und Gespenstern. Ein Abonnement dieser Bibliothek ist möglich (insgesamt 5 Bände)."
Dem gibt es rein gar nichts hinzuzufügen - außer, dass ich sehr froh, dass ich nicht selbst die Abschriften aus den verstreuten Quellen erstellen und zusammenstellen musste, sondern sie nun gemütlich im Herrenzimmer sitzend - gerne auch bei ein oder zwei ostdeutsch rein gebrauten Bierchen - durchlesen kann.
Wichtig für die hoffentlich zahlreichen Käufer: Die Bücher sind echte, schöne, gute Bände, enthalten ohne jedes Blabla kurze wie lange Abschriften mit genügend Bildern sowie als Anhänge nützliche Orts-, Literatur- bzw. Abbildungs-Register. Die Themen reichen von Narren-Worten über den grausamen Soldatenteufel bis zu Himmels-Zeichen, die seinerzeit mit größter Genauigkeit und gar nicht unrichtig beobachtet wurden. Auch die Sichtung einer weißen Frau sowie einer Mordrape wird wahlweise zum wohligen Grauen oder zur willkommenen Wonne der LeserInnen geschildert. Was eine Mordrape ist? Ermitteln Sie es am besten selbst: In den überaus knorken Kirchschlager-Büchern.