Halbes Bein im Volkspark gefunden

Quelle: Berliner Kurier, 1. März 2024, Seite 7

Von Stefanie Hildebrandt

Abgetrennter Oberschenkel: Kriminalbiologe Mark Benecke über den Gruselfund

In einem Park in Prenzlauer Berg wird ein Körperteil gefunden. Das verrät es dem Experten.

Die Suche nach weiteren Hinweisen im Fall eines abgetrennt aufgefundenen Oberschenkels in Berlin geht weiter und immer mehr Details werden bekannt. Bei der Berliner Polizei arbeitet man jedoch bisher im Verborgenen an dem Fall, hält sich mit Einzelheiten bedeckt.

Für den Berliner KURIER erklärt Deutschlands berühmtester Kriminalbiologe Mark Benecke, was sich für Experten alles an dem gefundenen Körperteil ablesen lässt.

In einem Park wird ein abgetrennter Oberschenkel gefunden. Was lässt sich an dem Fund ablesen?

“Anhand von Haut, Muskel, Haaren und dergleichen kannst du erst mal schauen, ob es eher ein Mann oder eher eine Frau sein könnte. Durch Erbgut kannst du das dann ebenfalls prüfen, aber auch schauen, ob die Person bekannt ist”, schreibt Mark Benecke. “Wenn sie beispielsweise schon mal in einer Erbgut-Datenbank eingestellt wurde, kriegst du einen “Treffer” und weißt, wer die Person ist von der der Schenkel stammt. Du kannst auch die Schnittkante anschauen: Kettensäge? Messer? Skalpell? Beil?”

Wie findet man heraus, wie lange der Schenkel schon da lag?

“Das geht nur über die Insekten-Besiedlung, das ist bei kaltem Wetter = wenigen Insekten aber schwierig. Zudem kann der Körperteil auch zwischendurch woanders gelegen haben, wo keine Insekten dran kommen, etwa einer Kühltruhe oder einer dicht verschlossenen Tüte oder Tasche.”

Wie kann man herausfinden, ob der Mensch lebte, als das Bein abgetrennt wurde?

„Durch Blutungen und Entzündungs-Merkmale an der Schnittkante. Wenn du lebst, blutet es im täglich bekannten Sinn‚ wenn jemand tot ist, dann verteilt sich das Blut kaum und anders. Im Gewebe-Dünn-Schnitt siehst du auch, ob zum Beginn den Versuch des Körpers zur Heilung gab, dann lebte die Person noch beim Schnitt. Wenn du keine Entzündungs- oder Heilungs-Merkmale in den Zellen siehst, war die Person schon tot”.

“Täter oder Täterinnen zerteilen Leichen öfter, um sie leichter tragen zu können, das heißt bei uns ‘defensive Leichen-Zerstückelung’, das heißt es hat nichts direkt mit der eigentlichen Tötung zu tun”, so Benecke.

Beim Abtrennen eines Oberschenkels werden große Blutgefäße durchtrennt, wie wahrscheinlich ist es, das bei laienhafter Ausführung zu überleben?

“Super unwahrscheinlich. Besonders die dicke Ader auf der Innenseite des Oberschenkels führt oft schon bei einem Stich hinein zum Verbluten.”

Einen Mordfall kann die Polizei in Berlin demnach auch nicht ausschließen.


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