YPS: Der Herr der Maden

Quelle: Yps, Heft 1263 (1/2014), Seiten 34 bis 36

Er gilt als „Herr der Maden“, untersuchte Hitlers Schädel und half mit, entsetzliche Gewaltverbrechen aufzuklären: Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke (43) ist Spezialist für forensische Entomologie, wie das Fachgebiet des 43-­Jährigen eigentlich heißt, Experte für das Abwegige und erklärter Yps-­Fan.

Interview: Andreas Hock

Yps: Was sind Ihre Erinnerungen an Yps?

Dr. Mark Benecke: Ich bin immer zum Kiosk getigert und habe mir alle Hefte gekauft! Nur eine Zeitlang hatte ich einen Groschen zu wenig Taschengeld und konnte nur jedes zweite Yps kaufen. Ein Drama!

Irgendein Lieblings-­Gimmick?

Eigentlich mochte ich alles. Nur manchmal habe ich mich geärgert, wenn etwas nicht funktionierte. Etwa der Windmesser fürs Fahrrad. Das war Plastik-­Schrott.

Hat Yps Ihren weiteren Berufsweg denn irgendwie beeinflusst?

Ich denke schon. Denn alles, was ich heute gerne mache, kam da schon vor: messen, tüfteln, forschen. Yay!

Sie beschäftigen sich praktisch ausschließlich mit den extremen Auswüchsen der menschlichen Psyche und ihren Folgen. Woher die Begeisterung fürs Abgründige?

Ich arbeite einfach gerne am Rand des Randes, dort, wohin keiner mehr gucken mag. Das finde ich besonders spannend.

Was genau macht eigentlich ein „Kriminalbiologe“?

Zweierlei Sachen. Einerseits bin ich als Spurenkundler tätig und schaue mir vor allem die Insekten an. Danach kann ich beispielsweise sagen, wie lange das Insekt auf der Leiche gelebt hat, was den Todeszeitpunkt bestimmen helfen kann. Oder ich stelle fest, dass die Leiche zunächst nicht an der Stelle gelegen hat, wo sie gefunden wurde. Der Rest des Falles ist mir dabei vollkommen egal. Wenn es aber um den Bereich der Tatortrekonstruktion geht, hole ich mir wie ein Ermittler alle möglichen Infos heran. Dann rede ich mit jedem, der irgendetwas Relevantes wissen könnte. Ich notiere, fotografiere und katalogisiere. Dabei glaube ich aber erstmal gar nichts – nicht einmal mir selbst.

Und wie kann man bei all den furchtbaren Dingen noch ein halbwegs normales Leben führen

Ich betrachte ich das Ganze nicht von einem emotionalen Standpunkt aus, sondern eher rein wissenschaftlich. Wenn ich einen Tatort oder eine Leiche untersuche, dann habe ich dabei keine Gefühle. Schon eher, wenn ich bemerke, dass bei der Aufklärung eines Falles Fehler gemacht wurden und etwa die falsche Person verurteilt worden ist!

Kriegen Sie denn nach Feierabend die Bilder aus dem Kopf?

Ich hasse Feierabend, Urlaub und dergleichen. Außerdem habe ich zum Glück als Bilder nur die Räume oder Wege der Tatorte im Kopf, weiter nix. Sonst wäre es in der Tat ein bisschen anstrengend.

Wenn der kleine Yps-­Leser Mark gewusst hätte, was der große Dr. Benecke später macht – was hätte der gedacht?

Et is, wie et is...

Wie erklären Sie sich die wachsende Faszination, die von Gewaltverbrechen ausgeht? TV-­Serien wie „Medical Detectives“ oder „Autopsie“, wo Sie ja auch mitgewirkt haben, sind Quotenrenner, und Ihre Vorträge sind voll....

Ich schaue selbst nie fern. Insofern kann ich nicht beurteilen, was den Erfolg oder den Reiz solcher Sendungen betrifft. Aber durch sie ist natürlich schon die soziale Akzeptanz für Berufe wie meinen gestiegen. Und was die so genannte Faszination dafür angeht: Für die meisten Menschen fungiere ich wohl als Puffer, indem ich an einem „neutralen“ Ort von meinen Erlebnissen berichte. Mein Publikum freut sich wahrscheinlich, dass irgendjemand den Drecksjob macht. Oder manche Zuschauer haben selbst einen seltsamen Todesfall erlebt und wollen wissen, wie dann vorgegangen wird.

Was erwartet denn Ihre Zuschauer an einem solchen Abend?

Ein Blick auf das Ungeheuerliche. Es lohnt sich, das Tor zur Hölle mal kurz aufzureißen, um hineinzusehen. Ich mag es nicht, wenn die Leute zuhause auf dem Sofa sitzen, Chips in sich hineinstopfen und dabei eine bessere Welt fordern. Man muss auch mal dorthin schauen, wo es stinkt – und sich fragen, wo die eigene Verantwortung anfängt.

Nämlich?

In meinem Fall dort, wo Gewalttäter etwas tun, das nur sie selbst erklären können. Bevor dieses Wissen einfach untergeht, muss ich doch die Möglichkeit ergreifen, das zu erhalten und Schlüsse daraus ziehen.

Empfinden Sie selbst noch so etwas wie Ekel?

Nein, sonst könnte ich das Ganze ja auch nicht machen! Ich arbeite mit menschlichen Ausscheidungen aller Art – Kot, Sperma, Blut. Ich weiß nicht, was daran ekelhaft sein soll. Den Geruch von frischem Fleisch – etwa beim Metzger – empfinde ich als genauso fies!

Und Angst?

Höchstens vorm Autofahren oder vor einem Hubschrauberflug. Ich bin nicht besonders mutig, aber das hat mit meiner Arbeit nichts zu tun.

Sie haben sich zum Beispiel auch mit dem kolumbianischen Serienkiller Luis Garavito Cubillos befasst, der 300 Jungen zwischen 8 und 13 Jahren getötet haben soll. Haben Sie eine Erklärung dafür, wie jemand so böse werden konnte?

Zunächst gibt es genetische Faktoren. Dann kommt noch die Umwelt hinzu. Bei manchen Mördern findet man wirklich das ganze Programm – Gewalt in der Familie, Alkoholismus, sexueller Missbrauch, geringe Bildung. Andere sind lupenreine Schizophrene. Eigentlich ist also die Tat an sich das Böse und nicht der Mensch, der sie begangen hat. Wobei ich klarstellen möchte, dass ich kein Mitleid mit diesen Tätern habe, im Gegenteil. Ich habe viel mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu tun, die allesamt schlimme Dinge erlebt haben. Jeder einzelne von ihnen hat mehr Mumm in den Knochen als diese Typen, die immer alles auf ihre schwere Kindheit schieben! Man hat immer die Wahl.

Ist die Welt böser geworden?

Eigentlich ist die Welt durch die ständige Vernetzung und den internationalen Informationsaustausch sogar besser geworden: Je mehr kulturellen Kontakt die Menschen haben, desto toleranter sind sie im Grunde. Einzig durch sozioökonomische Umstände wird das Aufkommen von Straftaten gesteigert.

Sie ernähren sich vegetarisch. Aus beruflichen Gründen?

Nicht unbedingt. Aber ich habe ja tatsächlich viel mit den detaillierten Überbleibseln von Gewalt zu tun, etwa mit Blutresten und verwestem Fleisch. Im Klartext: Bei einem Stück Schinken sehe ich das gleiche Leichengewebe vor mir wie an einem Tatort. Das kann ich offensichtlich nicht mehr ausblenden. Was kurios ist: Ursprünglich wollte ich eigentlich Koch werden!

Sie wollten also niemals mit Maden zu tun haben?

Nein. Aber ich war schon immer der kauzige Junge mit dem Chemie-­, Physik-­ und Detektivkasten. Und mit Yps natürlich.

Mit herzlichem Dank an Andreas Hock und die Yps-Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.

Klimawandel, Serienmörder und Vampire

Quelle: this is vegan, 14. Januar 2025

Klimawandel, Serienmörder und Vampire – Dr. Mark Benecke im Interview

Was verbindet Adolf Hitlers mutmaßlichen Schädel, Vampirismus und Veganismus? In dieser besonderen Folge des „Plantbased Podcast“ sprechen wir mit Dipl.-Biol. Dr. rer. medic., M.Sc., Ph.D. Mark Benecke, dem bekanntesten Kriminalbiologen Deutschlands, über seine spektakulären Fälle und sein Engagement für eine bessere Welt. Bekannt aus TV-Dokumentationen und als Bestsellerautor, gibt Mark uns faszinierende Einblicke in seine Arbeit, seine Einstellung zum Leben und seine Motivation, vegan zu leben. Wir sprechen über spektakuläre Fälle, die er untersucht hat – von Hitlers mutmaßlichem Schädel bis hin zu real existierendem Vampirismus – sowie über die Herausforderungen des Klimawandels und was wir aktiv dagegen tun können.

Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe - Dr. Mark Benecke - Foto: Christoph Hardt

Mark, der für seine Ehrlichkeit und seinen wissenschaftlichen Ansatz bekannt ist, teilt auch seine Reise hin zum Veganismus und warum er HappyCow–Top-Bewerter wurde. Dieses Interview ist ein Muss für alle, die nicht nur von True Crime fasziniert sind, sondern auch an Tierschutz, Veganismus und Klimaschutz interessiert sind.

Das erwartet dich im Interview & Podcast mit Dr. Mark Benecke:

  • Warum Veganismus laut Mark Benecke eine der schnellsten Lösungen für den Klimawandel ist.

  • Was Mark Benecke in Gesprächen mit Serienmördern wie Luis Alfredo Garavito lernte.

  • Warum Mark Benecke die Nutzung tierischer Produkte in Zoos für ein großes Problem hält.

  • Lerne, warum der Kriminalbiologe den Tod als rein wissenschaftlichen Prozess betrachtet.

  • Wie Mark und seine Frau Europas größte Studie über Real-Life-Vampirismus durchführten.

  • Warum Mark findet, dass Meinungen nichts mit Wissenschaft zu tun haben.

  • Warum Mark Benecke ermahnt, dass wir uns vom Mythos des Klimawandel-Anpassens verabschieden müssen.

  • Finde heraus, wie Mark Benecke die Untersuchung von Adolf Hitlers mutmaßlichem Schädel in Moskau erlebte.

  • Warum Mark Benecke von Lebensmittelkonzernen enttäuscht ist und wie sie vegane Optionen falsch vermarkten.

  • Die Wahrheit über den Einfluss von Zoos auf den Artenschutz.


Videopodcast auf YouTube anschauen:

HappyCow Top Contributor Mark

Meet Mark (@markito_benecke), a longtime HappyCow explorer who’s posted over 700 reviews (and counting!). Travelling alongside his wife Ines (@azrael.ines), Mark relies on HappyCow to uncover plant-based gems—from hidden cat cafés to classic French eateries that don’t even advertise they’re vegan .

For him, every review is a way to give back and help fellow foodies discover new favorites—just like HappyCow has done for him so many times.

Find Mark on HappyCow at marky_mark

📸: @plantsofroselyn @udum.vegan @lepotagerdecharlotte @das_foersters: Fabian Neeser (Mark’s photo)

HappyCow: Tell us how it all started!

Mark: About 10 years ago, my wife Ines and I were in London near Elephant & Castle. Vegan spots were rare back then, so we relied on Happycow's listings to find decent places in our limited time.

Do you have a "HappyCow saved my life" moment?

Yes, almost every day we're on the road. As soon as we check into a hotel, we open HappyCow to find nearby vegan spots. We've discovered amazing neighborhoods just by following its listings.

Any standout places you'd recommend?

I love smaller, grassroots places — often tucked away in alternative neighborhoods. One fun option is the Katzentempel chain, where rescued cats roam around while you enjoy vegan dishes.

What's your most unforgettable meal? 

I like places that skip the big 'vegan' label yet still serve classic dishes in plant-based form. For example, there's one in Paris that does Coq au Vin, but you'd never know it was vegan.

Any destinations you want to visit next?

We sometimes joke about visiting the 'HappyCow headquarters', if that's even real. Otherwise, we're open to exploring any city that surprises us with new vegan finds.

What keeps you going as an active contributor?

I enjoy sorting everything and snapping food photos — it helps me remember what we've tried. More importantly, HappyCow saves us so much time that writing reviews is my way of giving back. I also hope people support older ecological spots in Eastern Europe so they don't vanish.

Die vegane Uni-Mensa in Stuttgart

"Am 10. Dezember 2024 besuchen Mark und Ines Benecke unsere vegetarisch-vegane Mensa Kunstakademie und erhalten von uns eine Führung" — so das Studierendenwerk Stuttgart.

Und wirklich: Es war ein Traum 🥕

Besuch in der veganischen Mensa in Stuegerd an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK Stuttgart) 🥦

Nur leckerste Speisen, kein Tier-Gewebe & ein erkennbar glücklicher Koch (Werner Gillé) 👨‍🍳

Star-Gäschd:innen u.a.: Die Studierenden 👨‍🎓

Kriminalbiologie & Klimawandel

Quelle: Acher- und Bühler Bote / Badische Neueste Nachrichten (BNN)

Von Wilfried Lienhard

Wie kommen Sie von der Kriminalbiologie zum Klimawandel?

Mark Benecke: Die Umweltveränderungen sind an Tieren und Pflanzen schon lange zu erkennen. Viele sterben, andere wandern schneller als je zuvor in die letzten noch für sie besiedelbaren Gebiete. Das betrifft mich in meiner Arbeit seit dem Jahr 2003. Damals haben wir erstmals an Leichen im Studierendenkurs super viele Wespen gesehen. Besonders die blauen "Brummer"-Fliegen, deren Larven wir zur Bestimmung der Leichen-Liegezeit gerne verwenden, hat die Hitze geschafft. Sie kennen es aber sicher auch von den seit etwa fünf Jahren auf einmal eingewanderten Nosferatu-Spinnen, blauen Holzbienen und Gottesanbeterinnen.

Ich liebe vor allem Leben. Doch nicht nur die Insekten sind weg, sondern auch Regenwürmer, Frösche und Singvögel. Es wird einsam und das ist zum Heulen.

Ich fand die Klima-Veränderungen übrigens schon immer interessant. In meinem ersten Buch von 1998 handelt bereits ein ganzes Kapitel vom Klimawandel. Es hat auch andere interessiert: Das Buch ist bis heute in Neu-Auflagen erhältlich.

Ihren Vortrag betiteln Sie „Klima: Endspiel“. Wer ist der Gegner in diesem Finale?

Der Titel stammt vom Veranstalter. Meine Serie heißt 'Time is up' mit den immer neuesten Messungen zur Umwelt. Gegnerschaft ist es nicht, sondern eine 'Ist mir doch egal'-Haltung. Das klarste Beispiel dafür sind Menschen, die Tier-Produkte verwenden. Jede und jeder weiß, wie fürchterlich die Tiere behandelt werden und welche Umwelt-Schäden dadurch auftreten. Aber die meisten juckt es nicht. Sie verzehren weiter Schinken und Kuhmilch. 

Wenn überhaupt, dann ist der Gegner des Menschen der Mensch selbst. Denn es geht ja auch uns Menschen an den Kragen.

Bei welcher Temperatur stehen wir Ihrer Meinung nach am Ende dieses Jahrhunderts?

Das hängt davon ab, wieviel Erdöl wir verbrennen, wie viele Wälder wir vernichten und ob wir vielleicht mal insgesamt weniger verbrauchen, auch Kleidung und Elektronik. 

Das angebliche 1,5-Grad-Ziel gibt es jedenfalls schon seit Jahren nicht mehr, weil es hinter uns liegt. Wir haben die Marke gerissen, und auch die Zweigrad-Marke reißen wir ganz sicher bald.

Was bedeutet das dann für das Leben auf der Erde?

Die sechste, jetzt ja schon deutlich messbare Massen-Auslöschung von Arten. Für Menschen: Schwindende Lebensqualität, um es mal sehr vorsichtig zu sagen.

Sie sind promovierter Kriminalbiologe, Spezialist für forensische Entomologie, Ausbilder an deutschen Polizeischulen, Gastdozent in den USA, Autor populärwissenschaftlicher BücherWissenschaftler durch und durch also. Spüren Sie auch die Folgen der zunehmenden Wissenschaftsfeindlichkeit?

Ich spüre eher, dass Menschen mit Lügen immer besser leben können.  

Wie problematisch ist das gerade beim Thema Klimawandel?

Das ständige Lügen und der Selbstbetrug? Es führt dazu, dass schon die kleinsten Schritte — Begrünung von Mauern und Wänden, Entsiegelung von Städten, Umstellung auf pflanzliche Ernährung und öffentlichen Verkehr — nicht stattfinden. Stattdessen zeigen viele auf ihre Nachbarn, China, die USA, "die" Politik oder irgendwen, der angeblich gerade viele schlimmer ist. 

Das ist eine Mischung aus Faulheit und Wirklichkeitsverleugnung. Kein Mensch muss Naturwissenschaften spannend finden. Aber eine Messung wie auf einer Küchenwaage, die jemand ohne schwierige Worte erklärt und die von ganz verschiedenen Messenden bestätigt ist: Die setze ich doch auch beim Backen und Kochen ohne Herumgerede ein und um. 

So ist es auch mit dem Arten-Verlust und der Erd-Erwärmung. Was dagegen hilft, versteht jedes Kind. Einfach mitmachen statt rumeiern und schwatzen.

Was müsste geschehen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern? 

Fluten, Brände und Ernte-Ausfälle lassen sich nicht abmildern. Was hilft, ist vorzubeugen, so dass sie möglichst selten auftreten. Ist übrigens wie in der Kriminalistik: Derzeit soll ein Programm mit Intensiv-Täterinnen und -Täter eingeschmolzen werden. Natürlich kosten die Taten hinterher viel mehr als die Vorbeugung. Aber irgendwer glaubt offenbar, dass sich begangene Morde und Raubüberfälle hinterher abmildern lassen. Dazu müsste man dann aber wohl in der Zeit zurück reisen.

Letzte Frage: Wie viele Stimmen erhoffen Sie sich bei der OB-Wahl in Köln?  

Letztes Mal, das war im Jahr 2015, wurde ich dritter. Da ich diesmal auch meine Paten-Tante aus Bayern sowie eine Freundin aus dem Erzgebirge hinter mir weiß, sollte es für Platz eins reichen. 

Ehrlich gesagt gibt es außer mir auch keine Kandidatinnen oder Kandidaten mit einem vernünftigen Programm. Ich hingegen fordere bürgernah den Rückbau der Kölner Oper: Sie wird seit 2012 "saniert" und frisst alles Geld auf, was die Stadt woanders braucht. Außerdem Straßenreinigung mit Kölnisch Wasser und freie Sicht auf den Kölner Dom weltweit. 

Seit meiner Aufstellung haben wir auch schon allerhand interessante Angebote erhalten. Bei mir gilt: Ich will, was ihr wollt. Das wird also schön.


Quelle: Bühler Bote, 8. November 2024, Ausgabe Nr. 259, Seite 25

„Dr. Made“ macht klare Klima-Ansage

Der Kriminalbiologe Mark Benecke kommt für einen Vortrag über den Klimawandel nach Bühl

Von Wilfried Lienhard

Bühl. Beginnen wir mit einem steilen Vergleich: Wo Mark Benecke ist, ist der Tod nicht weit. Der Kriminalbiologe hat mit seiner Expertise manche Ermittlung aus der Sackgasse geholt. In Büchern wie „Mordmethoden“, „Mordspuren“ oder „Aus der Dunkelkammer des Bösen“ erzählt der laut Verlag „bekannteste Kriminalbiologe der Welt“ von spektakulären Kriminalfällen, in denen schon mal Maden und Larven eine wichtige Rolle spielen.

Seit Jahren treibt ihn aber ein weiteres Thema gewaltig um. Doch auch da ist der Tod nicht weit. Es ist der Klimawandel. In Vorträgen fasst der Wissenschaftler den Forschungsstand zusammen und benennt die Folgen, die eintreten können, wenn sich nichts ändert. Jetzt kommt er nach Bühl: Im Bürgerhaus Neuer Markt beginnt am Freitag, 15. November, um 18 Uhr der vom Gemeinwohl-Forum Baden veranstaltete Vortrag „Klima: Endspiel“.

Endspiel: Das klingt dramatisch. Der Titel stamme vom Veranstalter. Er selbst nennt seine Vortragsreihe „time is up“. Die Zeit ist abgelaufen. Der Endspielgegner des Menschen sei der Mensch selbst: „Denn es geht ja auch uns Menschen and den Kragen“. Da ist sie wieder, die Nähe zum Tod.

Die Umweltveränderungen seien an Tieren und Pflanzen schon lange zu erkennen: „Viele sterben, andere wandern schneller als je zuvor in die letzten noch für sie besiedelbaren Gebiete.“

Dabei liebe er vor allem das Leben: „Doch nicht nur die Insekten sind weg, sondern auch Regenwürmer, Frösche und Singvögel. Es wird einsam, und das ist zum Heulen.“

Wie es auf der Erde am Ende dieses Jahrhunderts aussehe, hänge davon ab, „wie viel Erdöl wir verbrennen, wie viele Wälder wir vernichten und ob wir vielleicht mal insgesamt weniger verbrauchen, auch Kleidung und Elektronik.“

Das angebliche 1,5-Grad-Ziel sei schon seit Jahren gerissen, „und auch die Zwei-Grad-Marke reißen wir ganz sicher bald“. Die Folgen: „Die sechste jetzt ja schon deutlich messbare Massenauslöschung von Arten. Für Menschen: schwindende Lebensqualität, um es mal sehr vorsichtig zu sagen.“

Fluten, Brände und Ernteausfälle ließen sich nicht abmildern. Vorbeugen könne helfen, dass solche Katastrophen möglichst selten auftreten. „Das ist übrigens wie in der Kriminalistik: Derzeit soll ein Programm it Intensiv-Täterinnen und -Tätern eingeschmolzen werden. Natürlich kosten die Taten hinterher viel mehr als die Vorbeugung. Aber irgendwer glaubt offenbar, dass sich begangene Morde und Raubüberfälle hinterher abmildern lassen. Dazu müsste man dann aber wohl in der Zeit zurückreisen.“

Seit 2003 ist Benecke mit dem Thema konfrontiert (ein Kapitel widmete er dem Klimawandel 1998 schon in seinem ersten Buch): „Damals haben wir erstmals Leichen im Studierendenkurs super viel Wespen gesehen. Besonders die blauen Brummer-Fliegen, deren Larven wir zur Bestimmung der leichen-Liegezeit gerne verwenden, hat die Hitze geschafft.“ Benecke ist seither auf vielen Kanälen unterwegs. Der promovierte Kriminalbiologe ist Spezialst für forensische Entomologie, Ausbilder an deutschen Polizeischulen, Gastdozent in den USA, Autor populärwissenschaftlicher Bücher und auch aus Funk und Fernsehen bekannt. „Nebenbei“ ist er seit 2011 Vorsitzender des Vereins „Pro Tattoo“, hat 2015 für „Die Partei“für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters kandidiert und tut es jetzt wieder.

Bei so viel Wissenschaft: Bemerkt Benecke eine zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit, das Bestreben, gesicherte Erkenntnisse infrage zu stellen? „Ich spüre eher, dass menschen mit Lügen immer besser leben können.“ Deshalb würden schon die kleinsten Schritte wie Begrünung von Mauern und Wänden, Entsiegelung von Städten, Umstellung auf pflanzliche Ernährung und öffentlichen Verkehr nicht gegangen: „Stattdessen zeigen viele auf ihre Nachbarn, China, die USA, „die“ Politik oder irgendwen, der angeblich gerade viel schlimmer ist.“

Für Benecke ist das eine Mischung aus Faulheit und Wirklichkeitsverleugnung: „Kein Mensch muss  Naturwissenschaften spannend finden. Aber eine Messung wie auf einer Küchenwaage, die jemand ohne schwierige Worte erklärt und die von ganz verschiedenen Messenden bestätigt ist: die setze ich doch auch beim Backen und Kochen ohne Herumgerede ein und um.“ So verhalte es sich auch mit dem Artenverlust und der Erderwärmung. „Was dagegen hilft, versteht jedes Kind. Einfach mitmachen statt rumeiern und schwatzen.“


Quelle: Acher- und Bühler Bote, 18. November 2024, Seite 23

Am Oberrhein wird es am heißesten

Biologe Mark Benecke stellt in Bühl Statistiken und Messungen zur schnellen Verschlechterung des Weltklimas vor

Von Martina Fuß

Bühl. Mark Benecke schießt Sätze wie Pistolenschüsse ab. In ungeheurer Geschwindigkeit treffen seine brisanten Aussagen auf viele gespannte Zuhörerinnen und Zuhörer im Bürgerhaus Neuer Markt in Bühl. Dort spricht er über das „Klima:Endspiel". So lautet der Titel seines Vortrags, zu dem der Verein Gemeinwohl-Forum-Baden eingeladen hatte.

Dessen Vorsitzender Frohmut Menze erklärte in seiner Begrüßung, warum der Verein Benecke eingeladen hat. „Wie kommt es, dass Europa und die Welt das Wissen und die Technik, das Geld und die Institutionen haben, um den Klimawandel spürbar einzudämmen – und es passiert nichts! Schlimmer, der CO,-Ausstoß war noch nie so hoch wie in diesem Jahr. Mark Benecke wird uns zu dieser Frage einige Erkenntnisse liefern."

Nun also Mark Benecke. Eine schillernde Person mit weit gestreuten Interessen und Kompetenzen. Es gibt kaum einen gesellschaftlichen Bereich, in dem sich der promovierte Wissenschaftler keine Meriten erworben hat. Er ist Kriminalbiologe, hat in New York gearbeitet, daneben viele erfolgreiche Bücher geschrieben, im Radio und Fernsehen Kriminalfälle gelöst und Kinder-Experimentierkästen herausgegeben. Neu entdeckte Tiere sind nach ihm bekannt.

Er hat Musik und Theater gemacht und ist auch noch als Politiker für „Die Partei" auf allen Eben aktiv. „Ich zeige Ihnen heute neue Informationen, nachdem in den letzten Wochen viel passiert ist", sagt greift er zur Ausgabe der BNN an diesem Tag. Auf nahezu jeder Seite gibt es Hinweise zum Klima. Der Wald, die Wiesen, der Nationalpark, Ameisen, die Asiatische Hornisse – die Beispiele sind vielfältig. „Glauben gibt es bei mir nicht, nur Zahlen und Messungen", sagt Benecke und zeigt Statistiken und Schaubilder, über die sich alle Wissenschaftler in allen Regionen der Welt einig sind und die gemeinsam herausgegeben werden. Benecke weiß solche wissenschaftlichen Darstellungen auch für Laien nachvollziehbar zu erklären.

Demnach steigt der CO2-Gehalt exorbitant an. Sprunghaft, ohne Messfehler, in einer Geschwindigkeit, die selbst für Wissenschaftler kaum zu glauben ist. Benecke benennt das Phänomen, das insbesondere seit Mitte letzten Jahres die Wissenschaft aufschreckt.

In den vergangenen Monaten gab es Waldbrände in Griechenland, riesige ausgetrocknete Flüsse in Lateinamerika, einen Höllensturm in den USA und die „nie da gewesene Regen-Katastrophe in Spanien". Unwetter in Polen, Italien, Österreich. „Ausgetrocknet, abgefackelt und überschwemmt und alles hat eine gegenseitig verstärkende Wirkung. Das macht deutlich, was gerade hundertfach in Europa passiert. Es sind super-extreme Wetterereignisse außerhalb jeglicher bisher bekannter Aufzeichnungen", sagt Benecke und belegt die Situation mit Bildern und Messungen.

Die Katastrophe setze sich fort in der Tierwelt, im Meer, bei den Nährstoffen in den Böden, an den Erd-Polen und leider auch in Mittelbaden. „Sie verstehen das Problem, es wird auch Sie in Bühl tref-fen", sagt er und zeigt eine Vorhersage der Temperaturentwicklung in Deutschland. Die heißeste Region wird der Oberrheingraben sein. Seit 1970 werde all das vorhergesagt, aber die Schnelligkeit der Veränderungen habe niemand erwartet. Dabei wüssten die Menschen, was passiert. Zumindest wissenschaftlich gesehen. „Dennoch findet Klimaschutz nicht statt, obwohl die Menschen in Europa und insbesondere im wirtschaftlich starken Deutschland den größten Handlungsspielraum haben. Stattdessen gibt es immer noch Klima-Leugner, deren Wissen weit unterhalb von Kindergarten-Niveau liegt." Der Blick 450 Millionen Jahre zurück zeige, dass es mehrere Artensterben auf der Erde gab. Die hätten aber alle sehr lange gedauert. Nicht nur ein paar Jahrzehnte.

Die Schlussfolgerungen könne die Zuhörerschaft selbst ziehen: Der Schlüssel liege im Verbrauch durch die Menschen. Der Handlungsspielraum, den jeder Einzelne nutzen könne sei, weniger zu kon-sumieren, weniger Tierprodukte zu nutzen, weniger wegzuwerfen, im Garten ein Arten-Refugium zu schaffen und umzustellen auf erneuerbare Energien. Atomkraft? „Damit haben wir ein Problem, das noch viel größer ist und zehntausende Jahre besteht", sagt Benecke.

Er empfiehlt, umgehend zu handeln: „In der Zeit, in der ich über andere schimpfe, kann ich schon selbst vieles getan haben."



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