HappyCow Top Contributor Mark

Meet Mark (@markito_benecke), a longtime HappyCow explorer who’s posted over 700 reviews (and counting!). Travelling alongside his wife Ines (@azrael.ines), Mark relies on HappyCow to uncover plant-based gems—from hidden cat cafés to classic French eateries that don’t even advertise they’re vegan .

For him, every review is a way to give back and help fellow foodies discover new favorites—just like HappyCow has done for him so many times.

Find Mark on HappyCow at marky_mark

📸: @plantsofroselyn @udum.vegan @lepotagerdecharlotte @das_foersters: Fabian Neeser (Mark’s photo)

HappyCow: Tell us how it all started!

Mark: About 10 years ago, my wife Ines and I were in London near Elephant & Castle. Vegan spots were rare back then, so we relied on Happycow's listings to find decent places in our limited time.

Do you have a "HappyCow saved my life" moment?

Yes, almost every day we're on the road. As soon as we check into a hotel, we open HappyCow to find nearby vegan spots. We've discovered amazing neighborhoods just by following its listings.

Any standout places you'd recommend?

I love smaller, grassroots places — often tucked away in alternative neighborhoods. One fun option is the Katzentempel chain, where rescued cats roam around while you enjoy vegan dishes.

What's your most unforgettable meal? 

I like places that skip the big 'vegan' label yet still serve classic dishes in plant-based form. For example, there's one in Paris that does Coq au Vin, but you'd never know it was vegan.

Any destinations you want to visit next?

We sometimes joke about visiting the 'HappyCow headquarters', if that's even real. Otherwise, we're open to exploring any city that surprises us with new vegan finds.

What keeps you going as an active contributor?

I enjoy sorting everything and snapping food photos — it helps me remember what we've tried. More importantly, HappyCow saves us so much time that writing reviews is my way of giving back. I also hope people support older ecological spots in Eastern Europe so they don't vanish.

Heidi & Dracula auf der lit.cologne 2025

DEINE WELT SIND DIE ... SÄRGE!? WIE VIEL „DRACULA" STECKT IN „HEIDI"?

Mark Benecke, Peter Otto Büttner und Mavie Hörbiger über zwei Ikonen der Weltliteratur

28. März 2025 | 20:00 Uhr | Stadthalle Köln

Moderation: Tobias Rüther

Forensik als Schulfach im Humboldt-Gymnasium Köln 🧪

Mark besucht seine alte Schule (Alexander von Humboldt-Gymnasium Köln) und unterrichtet Forensik. Die Lehrer:innen und Schülerinnen berichten von ihren Erfahrungen mit dem schönen Fach, das Chemie, Biologie und Psychologie einschließt.


Fingerspuren & DNA (genetische Fingerabdrücke) Training Dez. 2024 🧬

Frankfurt/Main Bahnhofs-Viertel & Kaiserstraße 🌆

Die vegane Uni-Mensa in Stuttgart

"Am 10. Dezember 2024 besuchen Mark und Ines Benecke unsere vegetarisch-vegane Mensa Kunstakademie und erhalten von uns eine Führung" — so das Studierendenwerk Stuttgart.

Und wirklich: Es war ein Traum 🥕

Besuch in der veganischen Mensa in Stuegerd an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK Stuttgart) 🥦

Nur leckerste Speisen, kein Tier-Gewebe & ein erkennbar glücklicher Koch (Werner Gillé) 👨‍🍳

Star-Gäschd:innen u.a.: Die Studierenden 👨‍🎓

Gespräch mit Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke zu Artensterben, Bleimunition und der Zukunft der Jagd

Quelle: VGT – VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN

Dr. Mark Benecke, renommierter Kriminalbiologe, Autor, Politiker und Schauspieler im Interview mit Dr. Rudolf Winkelmayer, Initiator des Volksbegehrens „Für ein Bundes-Jagdgesetz“. Diskutiert werden das Artensterben, die Prädatorenbejagung, Alternativen zur Bleimunition und die Zukunft der Jagd. Marks Motto: Zahlen statt Meinungen und Tiere einfach mal in Ruhe lassen!

Rudolf Winkelmayer: Den Wildtieren Österreichs geht es denkbar schlecht. Ihre Zahl schrumpfte seit 1986 um 70 %. Trotzdem sind immer noch gefährdete Tierarten als jagdbar in den Landesjagdgesetzen angeführt. Wie erlebst du das Artensterben und welche Konsequenzen hat es für Mensch, Tier und Umwelt?

Mark Benecke: Laut mehrerer Langzeitstudien ist die Biomasse der Insekten in Deutschland in den letzten 30 Jahren um 75 % zurückgegangen. Sichtbar schwinden auch Singvögel und Amphibien, ein echter Kahlschlag. Wir leben, klar gemessen, im größten Artensterben seit Menschen auf der Erde existieren. Es ist das sechste große Massensterben, seit es überhaupt Leben auf der Erde gibt.

Arten, die nicht an die Wärme und die verschwindenden Lebensräume angepasst sind, verschwinden weltweit. Ob Tiere für den Autobahnausbau, für die Jagd oder für Klopapierwälder sterben, macht biologisch keinen Unterschied. Die Zeit des Ausbeutens, Ausnützens und Ausdünnens der Tierwelt muss enden, falls wir Menschen lebenswert weiter machen möchten. Es ist wichtig, aber auch einfach, Naturräume, Tiere und Pflanzen in Ruhe zu lassen.

Wie stellt sich die gnadenlose Bejagung von Prädatoren (wie z.B. Füchsen) hinsichtlich der Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen dar? Stichwort: Hege!

Diese Bejagung ist biologisch unsinnig. Je höher wir in der Pyramide der Lebenskreisläufe kommen, umso mehr sehen wir, dass Nahrungsnetze von Tieren an der Spitze der Nahrungspyramiden abhängig sind und in gesundem Zustand gehalten werden. Natürliche Gleichgewichte stellen sich von selbst ein und sind neben allen möglichen Winzlingen vor allem durch die jagenden Tiere gegeben. Das entzieht sich unserer menschlichen Bewertung. Mit Naturschutz und Biodiversität hat die "Hege" biologisch nichts zu tun.

Jährlich wird die Umwelt in Österreich durch Tonnen an Blei aus Munition vergiftet. Drei Schrotschüsse mit einer Standardschrotpatrone enthalten 10 dag Blei. Jäger:innen argumentieren nicht auf Stahlkugeln (nicht Stahlschrot) umsteigen zu wollen, da wissenschaftliche Grundlagen zur Wirksamkeit und Geschwindigkeit der Tötung fehlen. Was denkst du als Kriminalbiologe dazu?

Die Waffen- und Herstellerindustrie für Geschosse ist eine große und stark wachsende Industrie. Wenn es ein Problem nicht gibt, dann ist es die Neu- und Weiterentwicklung von Schusswaffen, Patronen und Geschossen. Als Kriminalbiologe rede ich manchmal mit Herstellerfirmen und Schusswaffenexpert:innen. Es ist wohl eher ein Problem der Nachfrage nach bleifreier Munition. Blei wäre garantiert ersetzbar. Wenn man Tiere in Ruhe lässt, entsteht das Problem aber erst gar nicht.

Wie kann sich die Jagdpraxis in 10 Jahren darstellen? Wie wünschst du sie dir und was ist realistisch?

Ich bin in den 1970er Jahren geboren und aufgewachsen und habe die Bemühungen von damals als Kind und Jugendlicher mitbekommen. Schon damals sagten die Menschen dasselbe, wie die weltweite Forschungsgesellschaft heute. Sichtbar ist jetzt, dass es so viele Bionetzwerks-Störpunkte und gleichsam heraus gerissene Knoten im Netz des Lebens gibt, dass nur eine Anpassung an das, was uns die Umwelt überhaupt noch erlaubt, auch im Bereich der Jagd, möglich ist. Wenn südamerikanische Wälder weiter abgeholzt und verbrannt werden, verändert sich das gesamte Waldsystem, auch das nicht abgeholzte, zu Graslandschaften. Ähnlich wie früher durch die Rodungen der Römer in Europa. Nachdem wir nun immer wieder die wärmsten Monate und Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen haben, ist es mehr als sinnvoll, natürliche Wälder zu erhalten: Es ist das Allermindeste, was gar nicht mehr verhandelbar ist. Nur alte Wälder sind eine CO2- Senke. Aber sie sind auch eine Erholungsoase für die körperliche und geistige Gesundheit der Menschen, natürlich ohne Jagd und nur auf festen Wegen.

Tiere wie die Nosferatu-Spinne, die Blaue Holzbiene und die Gottesanbeterin sind in wenigen Jahren über tausende von Kilometern eingewandert, so etwas gab es noch nie und verdeutlicht den biologisch gesehen blitzschnellen Wandel. Ich sehe aus keinem biologischen Blickwinkel einen Sinn in der Jagd.

Vielen Dank für das Interview!

Kölner Treff mit Mark, Howard & Wayne Carpendale, Iris Berben und Hape Kerkeling

Universitäts- und Stadt-Bibliothek Köln

Mark & Ines treffen das supercoole Team der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln 📚 Universität zu Köln 📚 Die Chefin hat keine Angst vor toten Bibliothekariennen wie in Ghostbusters, ein von Goethe unterschriebenes Buch liegt vor ✍🏻, die Jungfrauen-Zählung ging schief, die Bibliothek meines Kollegen Prof. Engländer aus der alten Zoologie in der Kerpener Straße 15 (direkt an der Uni-Bibliothek) taucht auf einmal auf und Trude Herr sowie St. Severin streifen uns ☺️

Danke an das Team für den fantastischen Tag 🤝

· Mehr zur Stadtbücherei Köln, dem Historischen Archiv, Papgeien und weiten kölschen Einrichtungen

· Buch-Patenschaften in Bibliotheken in London, Wien und Berlin

Mensch-Umwelt-Tierschutz-Medaille 2024

parteimenschumwelttierschutz, 12. Okt. 2024

Wir freuen uns, Dr. Mark Benecke die Mensch-Umwelt-Tierschutz-Medaille zu verleihen! 🏅🌱

Sein unermüdliches Engagement für Tierrechte, Veganismus, ökologische Herausforderungen und soziale Themen inspiriert uns seit vielen Jahren. Danke, @markito_benecke, für deinen wertvollen Beitrag zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt! 💚

Hagel Hof: Tier-Rettung

Mark & Ines auf dem Tier-Rettungs-Hof "Hagel Hof". Danke für den fantastischen Tag mit einem Schwein, dass für seine Beschützerin Perlen einsammelt 🐽

Einige Seiten zu Tierrettung und Tierrettungs-Höfen:

Lebenshof Gut Weidensee

Land der Tiere

Kriminalbiologie & Klimawandel

Quelle: Acher- und Bühler Bote / Badische Neueste Nachrichten (BNN)

Von Wilfried Lienhard

Wie kommen Sie von der Kriminalbiologie zum Klimawandel?

Mark Benecke: Die Umweltveränderungen sind an Tieren und Pflanzen schon lange zu erkennen. Viele sterben, andere wandern schneller als je zuvor in die letzten noch für sie besiedelbaren Gebiete. Das betrifft mich in meiner Arbeit seit dem Jahr 2003. Damals haben wir erstmals an Leichen im Studierendenkurs super viele Wespen gesehen. Besonders die blauen "Brummer"-Fliegen, deren Larven wir zur Bestimmung der Leichen-Liegezeit gerne verwenden, hat die Hitze geschafft. Sie kennen es aber sicher auch von den seit etwa fünf Jahren auf einmal eingewanderten Nosferatu-Spinnen, blauen Holzbienen und Gottesanbeterinnen.

Ich liebe vor allem Leben. Doch nicht nur die Insekten sind weg, sondern auch Regenwürmer, Frösche und Singvögel. Es wird einsam und das ist zum Heulen.

Ich fand die Klima-Veränderungen übrigens schon immer interessant. In meinem ersten Buch von 1998 handelt bereits ein ganzes Kapitel vom Klimawandel. Es hat auch andere interessiert: Das Buch ist bis heute in Neu-Auflagen erhältlich.

Ihren Vortrag betiteln Sie „Klima: Endspiel“. Wer ist der Gegner in diesem Finale?

Der Titel stammt vom Veranstalter. Meine Serie heißt 'Time is up' mit den immer neuesten Messungen zur Umwelt. Gegnerschaft ist es nicht, sondern eine 'Ist mir doch egal'-Haltung. Das klarste Beispiel dafür sind Menschen, die Tier-Produkte verwenden. Jede und jeder weiß, wie fürchterlich die Tiere behandelt werden und welche Umwelt-Schäden dadurch auftreten. Aber die meisten juckt es nicht. Sie verzehren weiter Schinken und Kuhmilch. 

Wenn überhaupt, dann ist der Gegner des Menschen der Mensch selbst. Denn es geht ja auch uns Menschen an den Kragen.

Bei welcher Temperatur stehen wir Ihrer Meinung nach am Ende dieses Jahrhunderts?

Das hängt davon ab, wieviel Erdöl wir verbrennen, wie viele Wälder wir vernichten und ob wir vielleicht mal insgesamt weniger verbrauchen, auch Kleidung und Elektronik. 

Das angebliche 1,5-Grad-Ziel gibt es jedenfalls schon seit Jahren nicht mehr, weil es hinter uns liegt. Wir haben die Marke gerissen, und auch die Zweigrad-Marke reißen wir ganz sicher bald.

Was bedeutet das dann für das Leben auf der Erde?

Die sechste, jetzt ja schon deutlich messbare Massen-Auslöschung von Arten. Für Menschen: Schwindende Lebensqualität, um es mal sehr vorsichtig zu sagen.

Sie sind promovierter Kriminalbiologe, Spezialist für forensische Entomologie, Ausbilder an deutschen Polizeischulen, Gastdozent in den USA, Autor populärwissenschaftlicher BücherWissenschaftler durch und durch also. Spüren Sie auch die Folgen der zunehmenden Wissenschaftsfeindlichkeit?

Ich spüre eher, dass Menschen mit Lügen immer besser leben können.  

Wie problematisch ist das gerade beim Thema Klimawandel?

Das ständige Lügen und der Selbstbetrug? Es führt dazu, dass schon die kleinsten Schritte — Begrünung von Mauern und Wänden, Entsiegelung von Städten, Umstellung auf pflanzliche Ernährung und öffentlichen Verkehr — nicht stattfinden. Stattdessen zeigen viele auf ihre Nachbarn, China, die USA, "die" Politik oder irgendwen, der angeblich gerade viele schlimmer ist. 

Das ist eine Mischung aus Faulheit und Wirklichkeitsverleugnung. Kein Mensch muss Naturwissenschaften spannend finden. Aber eine Messung wie auf einer Küchenwaage, die jemand ohne schwierige Worte erklärt und die von ganz verschiedenen Messenden bestätigt ist: Die setze ich doch auch beim Backen und Kochen ohne Herumgerede ein und um. 

So ist es auch mit dem Arten-Verlust und der Erd-Erwärmung. Was dagegen hilft, versteht jedes Kind. Einfach mitmachen statt rumeiern und schwatzen.

Was müsste geschehen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern? 

Fluten, Brände und Ernte-Ausfälle lassen sich nicht abmildern. Was hilft, ist vorzubeugen, so dass sie möglichst selten auftreten. Ist übrigens wie in der Kriminalistik: Derzeit soll ein Programm mit Intensiv-Täterinnen und -Täter eingeschmolzen werden. Natürlich kosten die Taten hinterher viel mehr als die Vorbeugung. Aber irgendwer glaubt offenbar, dass sich begangene Morde und Raubüberfälle hinterher abmildern lassen. Dazu müsste man dann aber wohl in der Zeit zurück reisen.

Letzte Frage: Wie viele Stimmen erhoffen Sie sich bei der OB-Wahl in Köln?  

Letztes Mal, das war im Jahr 2015, wurde ich dritter. Da ich diesmal auch meine Paten-Tante aus Bayern sowie eine Freundin aus dem Erzgebirge hinter mir weiß, sollte es für Platz eins reichen. 

Ehrlich gesagt gibt es außer mir auch keine Kandidatinnen oder Kandidaten mit einem vernünftigen Programm. Ich hingegen fordere bürgernah den Rückbau der Kölner Oper: Sie wird seit 2012 "saniert" und frisst alles Geld auf, was die Stadt woanders braucht. Außerdem Straßenreinigung mit Kölnisch Wasser und freie Sicht auf den Kölner Dom weltweit. 

Seit meiner Aufstellung haben wir auch schon allerhand interessante Angebote erhalten. Bei mir gilt: Ich will, was ihr wollt. Das wird also schön.


Quelle: Bühler Bote, 8. November 2024, Ausgabe Nr. 259, Seite 25

„Dr. Made“ macht klare Klima-Ansage

Der Kriminalbiologe Mark Benecke kommt für einen Vortrag über den Klimawandel nach Bühl

Von Wilfried Lienhard

Bühl. Beginnen wir mit einem steilen Vergleich: Wo Mark Benecke ist, ist der Tod nicht weit. Der Kriminalbiologe hat mit seiner Expertise manche Ermittlung aus der Sackgasse geholt. In Büchern wie „Mordmethoden“, „Mordspuren“ oder „Aus der Dunkelkammer des Bösen“ erzählt der laut Verlag „bekannteste Kriminalbiologe der Welt“ von spektakulären Kriminalfällen, in denen schon mal Maden und Larven eine wichtige Rolle spielen.

Seit Jahren treibt ihn aber ein weiteres Thema gewaltig um. Doch auch da ist der Tod nicht weit. Es ist der Klimawandel. In Vorträgen fasst der Wissenschaftler den Forschungsstand zusammen und benennt die Folgen, die eintreten können, wenn sich nichts ändert. Jetzt kommt er nach Bühl: Im Bürgerhaus Neuer Markt beginnt am Freitag, 15. November, um 18 Uhr der vom Gemeinwohl-Forum Baden veranstaltete Vortrag „Klima: Endspiel“.

Endspiel: Das klingt dramatisch. Der Titel stamme vom Veranstalter. Er selbst nennt seine Vortragsreihe „time is up“. Die Zeit ist abgelaufen. Der Endspielgegner des Menschen sei der Mensch selbst: „Denn es geht ja auch uns Menschen and den Kragen“. Da ist sie wieder, die Nähe zum Tod.

Die Umweltveränderungen seien an Tieren und Pflanzen schon lange zu erkennen: „Viele sterben, andere wandern schneller als je zuvor in die letzten noch für sie besiedelbaren Gebiete.“

Dabei liebe er vor allem das Leben: „Doch nicht nur die Insekten sind weg, sondern auch Regenwürmer, Frösche und Singvögel. Es wird einsam, und das ist zum Heulen.“

Wie es auf der Erde am Ende dieses Jahrhunderts aussehe, hänge davon ab, „wie viel Erdöl wir verbrennen, wie viele Wälder wir vernichten und ob wir vielleicht mal insgesamt weniger verbrauchen, auch Kleidung und Elektronik.“

Das angebliche 1,5-Grad-Ziel sei schon seit Jahren gerissen, „und auch die Zwei-Grad-Marke reißen wir ganz sicher bald“. Die Folgen: „Die sechste jetzt ja schon deutlich messbare Massenauslöschung von Arten. Für Menschen: schwindende Lebensqualität, um es mal sehr vorsichtig zu sagen.“

Fluten, Brände und Ernteausfälle ließen sich nicht abmildern. Vorbeugen könne helfen, dass solche Katastrophen möglichst selten auftreten. „Das ist übrigens wie in der Kriminalistik: Derzeit soll ein Programm it Intensiv-Täterinnen und -Tätern eingeschmolzen werden. Natürlich kosten die Taten hinterher viel mehr als die Vorbeugung. Aber irgendwer glaubt offenbar, dass sich begangene Morde und Raubüberfälle hinterher abmildern lassen. Dazu müsste man dann aber wohl in der Zeit zurückreisen.“

Seit 2003 ist Benecke mit dem Thema konfrontiert (ein Kapitel widmete er dem Klimawandel 1998 schon in seinem ersten Buch): „Damals haben wir erstmals Leichen im Studierendenkurs super viel Wespen gesehen. Besonders die blauen Brummer-Fliegen, deren Larven wir zur Bestimmung der leichen-Liegezeit gerne verwenden, hat die Hitze geschafft.“ Benecke ist seither auf vielen Kanälen unterwegs. Der promovierte Kriminalbiologe ist Spezialst für forensische Entomologie, Ausbilder an deutschen Polizeischulen, Gastdozent in den USA, Autor populärwissenschaftlicher Bücher und auch aus Funk und Fernsehen bekannt. „Nebenbei“ ist er seit 2011 Vorsitzender des Vereins „Pro Tattoo“, hat 2015 für „Die Partei“für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters kandidiert und tut es jetzt wieder.

Bei so viel Wissenschaft: Bemerkt Benecke eine zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit, das Bestreben, gesicherte Erkenntnisse infrage zu stellen? „Ich spüre eher, dass menschen mit Lügen immer besser leben können.“ Deshalb würden schon die kleinsten Schritte wie Begrünung von Mauern und Wänden, Entsiegelung von Städten, Umstellung auf pflanzliche Ernährung und öffentlichen Verkehr nicht gegangen: „Stattdessen zeigen viele auf ihre Nachbarn, China, die USA, „die“ Politik oder irgendwen, der angeblich gerade viel schlimmer ist.“

Für Benecke ist das eine Mischung aus Faulheit und Wirklichkeitsverleugnung: „Kein Mensch muss  Naturwissenschaften spannend finden. Aber eine Messung wie auf einer Küchenwaage, die jemand ohne schwierige Worte erklärt und die von ganz verschiedenen Messenden bestätigt ist: die setze ich doch auch beim Backen und Kochen ohne Herumgerede ein und um.“ So verhalte es sich auch mit dem Artenverlust und der Erderwärmung. „Was dagegen hilft, versteht jedes Kind. Einfach mitmachen statt rumeiern und schwatzen.“


Quelle: Acher- und Bühler Bote, 18. November 2024, Seite 23

Am Oberrhein wird es am heißesten

Biologe Mark Benecke stellt in Bühl Statistiken und Messungen zur schnellen Verschlechterung des Weltklimas vor

Von Martina Fuß

Bühl. Mark Benecke schießt Sätze wie Pistolenschüsse ab. In ungeheurer Geschwindigkeit treffen seine brisanten Aussagen auf viele gespannte Zuhörerinnen und Zuhörer im Bürgerhaus Neuer Markt in Bühl. Dort spricht er über das „Klima:Endspiel". So lautet der Titel seines Vortrags, zu dem der Verein Gemeinwohl-Forum-Baden eingeladen hatte.

Dessen Vorsitzender Frohmut Menze erklärte in seiner Begrüßung, warum der Verein Benecke eingeladen hat. „Wie kommt es, dass Europa und die Welt das Wissen und die Technik, das Geld und die Institutionen haben, um den Klimawandel spürbar einzudämmen – und es passiert nichts! Schlimmer, der CO,-Ausstoß war noch nie so hoch wie in diesem Jahr. Mark Benecke wird uns zu dieser Frage einige Erkenntnisse liefern."

Nun also Mark Benecke. Eine schillernde Person mit weit gestreuten Interessen und Kompetenzen. Es gibt kaum einen gesellschaftlichen Bereich, in dem sich der promovierte Wissenschaftler keine Meriten erworben hat. Er ist Kriminalbiologe, hat in New York gearbeitet, daneben viele erfolgreiche Bücher geschrieben, im Radio und Fernsehen Kriminalfälle gelöst und Kinder-Experimentierkästen herausgegeben. Neu entdeckte Tiere sind nach ihm bekannt.

Er hat Musik und Theater gemacht und ist auch noch als Politiker für „Die Partei" auf allen Eben aktiv. „Ich zeige Ihnen heute neue Informationen, nachdem in den letzten Wochen viel passiert ist", sagt greift er zur Ausgabe der BNN an diesem Tag. Auf nahezu jeder Seite gibt es Hinweise zum Klima. Der Wald, die Wiesen, der Nationalpark, Ameisen, die Asiatische Hornisse – die Beispiele sind vielfältig. „Glauben gibt es bei mir nicht, nur Zahlen und Messungen", sagt Benecke und zeigt Statistiken und Schaubilder, über die sich alle Wissenschaftler in allen Regionen der Welt einig sind und die gemeinsam herausgegeben werden. Benecke weiß solche wissenschaftlichen Darstellungen auch für Laien nachvollziehbar zu erklären.

Demnach steigt der CO2-Gehalt exorbitant an. Sprunghaft, ohne Messfehler, in einer Geschwindigkeit, die selbst für Wissenschaftler kaum zu glauben ist. Benecke benennt das Phänomen, das insbesondere seit Mitte letzten Jahres die Wissenschaft aufschreckt.

In den vergangenen Monaten gab es Waldbrände in Griechenland, riesige ausgetrocknete Flüsse in Lateinamerika, einen Höllensturm in den USA und die „nie da gewesene Regen-Katastrophe in Spanien". Unwetter in Polen, Italien, Österreich. „Ausgetrocknet, abgefackelt und überschwemmt und alles hat eine gegenseitig verstärkende Wirkung. Das macht deutlich, was gerade hundertfach in Europa passiert. Es sind super-extreme Wetterereignisse außerhalb jeglicher bisher bekannter Aufzeichnungen", sagt Benecke und belegt die Situation mit Bildern und Messungen.

Die Katastrophe setze sich fort in der Tierwelt, im Meer, bei den Nährstoffen in den Böden, an den Erd-Polen und leider auch in Mittelbaden. „Sie verstehen das Problem, es wird auch Sie in Bühl tref-fen", sagt er und zeigt eine Vorhersage der Temperaturentwicklung in Deutschland. Die heißeste Region wird der Oberrheingraben sein. Seit 1970 werde all das vorhergesagt, aber die Schnelligkeit der Veränderungen habe niemand erwartet. Dabei wüssten die Menschen, was passiert. Zumindest wissenschaftlich gesehen. „Dennoch findet Klimaschutz nicht statt, obwohl die Menschen in Europa und insbesondere im wirtschaftlich starken Deutschland den größten Handlungsspielraum haben. Stattdessen gibt es immer noch Klima-Leugner, deren Wissen weit unterhalb von Kindergarten-Niveau liegt." Der Blick 450 Millionen Jahre zurück zeige, dass es mehrere Artensterben auf der Erde gab. Die hätten aber alle sehr lange gedauert. Nicht nur ein paar Jahrzehnte.

Die Schlussfolgerungen könne die Zuhörerschaft selbst ziehen: Der Schlüssel liege im Verbrauch durch die Menschen. Der Handlungsspielraum, den jeder Einzelne nutzen könne sei, weniger zu kon-sumieren, weniger Tierprodukte zu nutzen, weniger wegzuwerfen, im Garten ein Arten-Refugium zu schaffen und umzustellen auf erneuerbare Energien. Atomkraft? „Damit haben wir ein Problem, das noch viel größer ist und zehntausende Jahre besteht", sagt Benecke.

Er empfiehlt, umgehend zu handeln: „In der Zeit, in der ich über andere schimpfe, kann ich schon selbst vieles getan haben."



Aus der Sachverständigenpraxis

Quelle: IfS-Info, Ausgabe 4/2024, Seiten 18–19

Das Interview gibt es hier als .pdf

Interview mit Dr. Mark Benecke, von der IHK zu Köln öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung und Auswertung von biologischen Spuren.

Redaktion: Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man Sie nicht aus dem Fernsehen, vom Amphi-Festival, aus der Politik oder als Umwelt- und Tierschützer kennt: Was machen Sie eigentlich als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung und Auswertung von biologischen Spuren?

Dr. Benecke: Haare, Insekten, Spermien, Blut und ähnliches aus entweder rätselhaft erscheinenden oder Kriminalfällen anschauen. Durch die Form oder die Auftreffwinkel von Blut können wir klären, wo es herkam und woher nicht. Insekten verraten uns, wie lange eine Leiche von ihnen besiedelt war. Derzeit haben wir Lampenschirme aus Menschenhaut unter der Lupe und kleine Teile davon auch im Reagiergefäß.

Das interessiert nicht Gerichte, sondern Menschen, die darüber nachdenken, wie wir zusammenleben möchten und wie nicht. Manchmal geht es auch um religiöse Wunder, wenn beispielsweise ein Gemälde weint oder sich das Blut von Heiligen verflüssigt.

Klingt irgendwie nach „CSI: Köln“ und für den Nicht-Entomologen ziemlich morbide – ist das für Sie wissenschaftlicher Alltag oder sind Sie von den menschlichen Schicksalen immer auch ein Stück weit persönlich betroffen?

Die Stimmung der beteiligten Menschen, von Angehörigen und Täterinnen und Tätern darf ruhig zu uns „herüberschwingen“. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, das wissen alle mit Verbrechen und Tod in Berührung stehenden. Ich lasse mich davon aber nicht leiten, denn erstens weiß ich sowieso nicht, ob und warum die Menschen das wahrnehmen, was sie mitteilen. Zweitens bin ich nur für die Messungen zuständig. Wenn ich denke, dass es zu krass wird, verweise ich Menschen auch an Notfall-Seelsorger:innen.

Passiert aber fast nie, weil alle Menschen verstehen, dass die Spuren die Grundlage von allem sind: Fallbearbeitung, Trauer und Richtung dessen, was daraus zu lernen ist.

In welchen Fällen werden Sie von Gerichten, Staatsanwaltschaften oder der Polizei beauftragt und wie gut kommt man als Biologe mit Juristen zurecht?

Rechtsexpert:innen sind genauso kauzig wie wir. Sie fuchsen sich mega in Begriffsfestlegungen hinein, das ist bewundernswert. Vor Gericht habe ich aber auch gelernt, wie viel Spielraum es bei den Entscheidungen gibt. Das ist nichts für mich, ich mag es eindeutiger.

Die Beauftragungen kommen häufig von Privatpersonen, die durch das ganze Raster der auch rechtlichen Hilfsmöglichkeiten gefallen sind, denen niemand glaubt oder die Klarheit über Spuren haben wollen, ohne die Spurenlage vor Gericht bringen zu wollen. Ein Beispiel dafür sind Drogen, die bei Scheidungskriegen auf einmal eine Rolle spielen. Da hilft es oft schon, ein- oder auszuschließen, ob die Drogen überhaupt vorhanden waren und nachweisbar sind oder nur als Vorwurf oder Verdacht im Raum standen.

Es kann aber auch sein, dass bereits wenige Blut oder Erbgutspuren rechtliche Wirkung entfalten, wenn sie beispielsweise zeigen, dass die Aussage von Zeug:innen stimmt oder nicht stimmen kann.

Auf der einen Seite sind Sie täglich mit Tod und Vergänglichkeit konfrontiert, auf der anderen Seite retten Sie Tauben, Insekten und spenden Bäume – was fasziniert Sie mehr: das Leben oder der Tod?

Das Leben. Der Tod ist langweilig, denn da passiert ja nichts mehr, was die ehemals lebende Person noch wahrnehmen könnte. Bei verfaulenden Leichen sehen wir alle im Team das Wiederentstehen von Leben, nicht den von manchen eitlen Menschen wahrgenommenen Verfall oder Zerfall einer wichtigen Person. Es ist ein Lebenskreislauf und wir können nur handeln, wenn wir leben. Durch unseren Tod entsteht Platz für andere und anderes, ob wir es mögen oder nicht. Wir haben genau eine „Runde“ im Spiel des Lebens, und diese Runde sollten wir so gut es geht mit Leben füllen.

Sie waren beim FBI, haben Hitlers Schädel untersucht und Lenins Leiche getroffen – das klingt fast wie in einem Geheimdienst-Thriller. Was war Ihr skurrilster Fall?

Ich finde alle Fälle gleich interessant. Mich wundert es, wie stark die Wahrnehmung von außen schwankt. Die Taten meines Klienten Garavito, der Hunderte Kinder tot gefoltert hat, interessierten viele, sein sonstiges Leben und sein Tod kaum jemanden. Die schon geschilderten Lampenschirme rufen auch kein Interesse hervor. Manchmal gibt es auch gesellschaftliche Einflüsse, die sich auf Gerichtsverfahren auswirken oder einen Fall spannender als den anderen wirken lassen. Eine Zeit lang waren Fälle mit Insekten „en vogue“, weil es eine Serie gab, in diese offenbar vorkamen. Ist mir alles rätselhaft. Für mich ist eine Spur eine Spur, fertig.

Neben der Moderation des Amphi-Festivals sind Sie auch Mitglied der Kölner Donaldisten, Präsident von Pro Tattoo und Präsident der Transylvanian Society of Dracula. Legen Sie sich zum Schlafen mit einem Donald Duck Comic und der aktuellen Ausgabe von „Titanic“ zu den zarten Klängen von „Project Pitchfork“ in einen Sarg?

Ich bin mittlerweile Privat-Donaldist und habe mich in Manga-Welten eingearbeitet, daher lese ich – wenn ich mal zu Hause bin –, derzeit eher Will Eisner oder eben Mangas. Unterwegs geht das nicht, weil im Koffer kein Millimeter Platz für Papier ist, ich elektronische Bücher nicht mag und ich auch echt lange arbeite. Nur für die „Titanic“ mache ich eine Ausnahme, die habe ich als App. Die „Pitchies“ sehe ich hinter der Bühne persönlich und nehme sie nicht mit ins Bett. Beim Arbeiten habe ich fünf Jahre lang nur britischen Swing aus den 1930ern und 1940ern gehört, jetzt aber nur noch Psytrance. Wenn ich wie neulich im KitKat oder wie jedes Jahr beim Wave Gotiktreffen auflege, dann muss meine Frau ran und die neuesten Perlen heraussuchen: Ich habe beschlossen, nur noch ganz neue Stücke zu spielen.

Herr „Dr. Made“ – gibt es etwas, was Ihnen außer der Bahn manchmal Ihre Arbeit madig macht?

Ich versuche seit einem Jahr, die neuerdings gewünschten elektronischen Justiz-Postfächer ans Laufen zu kriegen. Das ist wie einem Film, den Monty Python und Karl Valentin gemeinsam gedreht haben: Schwierig.

Mich begleitet und berührt etwas anderes: Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, bin ich am Tag des Einsturzes des World Trade Centers formell bei der IHK Köln vereidigt worden. Ich habe früher im für alle Leichen und Spuren dieses Anschlages zuständigen Office of Chief Medical Examiner als Kriminalbiologe gearbeitet und denke manchmal, dass das schon ein ungewöhnlicher Zufall ist.

Vielen Dank, Herr Dr. Benecke.

Neue Forensik mit KI: Wie Bakterien Verbrecher überführen können

Quelle: RedaktionsNetzwerkDeutschland,
4. Dezember 2024; wortgleich auch bei KStA (Kölner Stadt-Anzeiger), 12. Januar 2025

Von Lucie Wittenberg

Die DNA-Analyse hat die Kriminalarbeit revolutioniert. Eine andere Art von Fingerabdruck könnte die Jagd nach Verbrechern künftig noch beschleunigen: Das Mikrobiom. Denn jeder Mensch auf der Welt hat sein ganz eigenes Bakterienmuster. Ein Gespräch über neue Arten der Forensik.

Egal, wie sehr wir putzen oder desinfizieren: Bakterien und Viren besiedeln jeden Menschen und jedes Lebewesen. Das sogenannte Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Das ist besonders für die Ermittlungsarbeit interessant.

Ein Forschungsteam an der schwedischen Universität Lund hat sich diese Einzigartigkeit zunutze gemacht und ein neues System zur Strafverfolgung entwickelt. Mit dem „Microbiome Geographic Population Structure“ (mGPS) können mikrobiologische Proben genau zugeordnet werden. Das funktioniert auch mit der Hilfe einer KI, die eine Probe mit hoher Genauigkeit zuordnen kann. Was die Forschungsarbeit für die Polizeiarbeit und die Forensik bedeutet, erklärt Mark Benecke. Er ist Sachverständiger für biologische Spuren und Forensiker.

Herr Benecke, was ist ein Mikrobiom eigentlich?

Mikrobiome sind die auf alle möglichen Umgebungen fein angepassten Lebensgruppen von zumeist Bakterien. Es gibt sie überall, auch auf und in Menschen. Wir bestehen sogar aus mehr Bakterien- als Menschenzellen. Aber natürlich leben sie auch in der Erde, im Wasser, als Schmierfilme auf Oberflächen aller Art und auch sonst überall.

Die Universität Lund hat ein neues KI-gestütztes Mikrobiom-Werkzeug für Polizei und Forensik entwickelt. Was steckt dahinter?

Die Zusammensetzung von superkleinen Gemeinschaften von Lebewesen, dem Mikrobiom, verrät — wenn zuvor eine Datenbank dafür aufgebaut wurde — wo sie herkommen. Es gibt ultraviele Bakterien und noch mehr Zusammensetzungen. Das kann kein Mensch und auch kein normaler Rechenweg mehr zuordnen und zusammenführen. So kam die Künstliche Intelligenz zum Zuge. Mit ihr lässt sich aus der Zusammensetzung eines „Bakterienhaufens“ bestimmen, wo er lebte und herkam.

Wie können Mikrobiome bei Ermittlungen helfen?

Sie enthalten besonders vielfältige und darum aussagekräftige Informationen. Beispiel: Wenn ich das Blatt einer Erle in einem Sack mit einer Leiche finde, nützt das nicht so viel, denn es gibt viele Erlen. Habe ich aber Blätter von zehn verschiedenen Bäumen im Sack mit der Leiche, dann gibt es vielleicht nur noch wenige Orte, wo diese Bäume gemeinsam leben. Dort kann ich dann nach Spuren der Tötung oder des Verpackens der Leiche schauen.

Das Werkzeug soll es möglich machen, den Weg eines Verdächtigen (nach-)verfolgen zu können. Wie soll das gehen?

Die verschiedenen „Bakterien-Knubbel“ bleiben in Reifen, an Taschen, Schuhen, Händen, in der Lüftung und so weiter hängen. Dort kann ich sie abnehmen und dann im Labor zuordnen, woher sie stammen, also wo jemand sich aufgehalten und die Spur aufgepickt hat. Verschiedene Orte sind durch verschieden zusammengesetzte Bakteriengruppen gekennzeichnet: Unterschiedliche Bakterien fühlen sich an verschiedenen Orten wohl.

Die Zusammenstellung der Bakterien und ihre Arten sind wie ein Fingerabdruck der örtlichen Lebensbedingungen. Es ist wie mit dem Foto einer Stadt: Häuser gibt es überall. Aber die Zusammenstellung der Gebäude gibt es nur einmal. So lässt sich eine Stadt auf einem Foto anhand der Zusammenstellung der Gebäude eindeutig erkennen. Im Kleinen geht das stattdessen mit der Zusammensetzung und der Art der Bakterien.

Hat die Methode einen Vorteil im Vergleich zur DNA oder anderen forensischen Auswertungsmöglichkeiten?

Foto: Mark Benecke

Es ist ein zusätzliches, unabhängiges Verfahren. Das ist immer gut: Wenn eins der anderen Verfahren nicht so aussagekräftig ist, dann habe ich eine weitere, sachliche, nicht von Gefühlen oder Missverständnissen oder der Erinnerung abhängige Informationsquelle.

Was sind die Nachteile?

Nachteil würde ich es nicht nennen, aber die Genauigkeit ist nicht hundertprozentig. Aus welcher Stadt eine Probe stammte, konnte in der Studie mit immerhin 92-prozentiger Genauigkeit erkannt werden. Das ist schon sehr gut. Woher innerhalb einer Stadt die Probe stammte, konnte in mehr als vier Fünftel der untersuchten Fälle festgelegt werden. Das ist wirklich eindrucksvoll. Teils lagen die Probe-Orte weniger als einen Kilometer auseinander.

Wann könnte die Technik zum Einsatz kommen?

Jederzeit. Ich wende mit meinem Team manche Verfahren nur einmal an, andere dauernd. Das ist ganz fließend: Wenn sich eine Technik polizeilich bewährt, dann wird sie öfter eingesetzt. Wenn nicht, dann seltener oder nur in sehr schwierigen oder von irgendjemandem als wichtig wahrgenommenen Fällen.

Wieso sprechen die Entwickler aber davon, dass es noch einige Jahre dauern könnte?

Weil es für gerichtliche Fälle oft wichtig ist, dass die Spuren aus sich heraus beweiskräftig sind. Dazu müssen sie getestet werden. Außerdem sind für die Bakterienabgleiche auch viele Proben, also Datenbankeinträge nötig. Und die Umwelt und damit die Bakterien ändert sich. Das Gericht muss aber sicher sagen können: Die Bakterien unter ihren Schuhen stammen sicher vom Ort, an dem die Leiche gefunden wurde.

Anders sieht es aber mit ersten Untersuchungen bei der Polizei aus, da können schon Hinweise statt Beweise die Ermittlungen in eine vernünftige Richtung oder weg von einer weniger vernünftigen lenken. Daher sickern neue Verfahren immer langsam ein: Erst in der Wissenschaft und im Labor, dann bei der Polizei in der Ermittlungsarbeit und schließlich vor Gericht als harte Spurenbeweise.

Welches Potenzial bietet KI generell für Ermittlungsbehörden und wo wird sie bereits eingesetzt?

K.I.-Anwendungen schleichen sich überall in die Arbeit, sei es bei der Bearbeitung und Verbesserung von Fotos bis hin zur Untersuchung von Texten. Beispiele sind klassisches Zusammentragen von Informationen, wie es jetzt schon viele Schülerinnen und Schüler mit Chat-GPT machen — das geht natürlich auch bei der Polizei und Geheimdiensten. Es können aber auch persönliche Eigenarten bei Schreiben erkannt werden, etwa von Erpressernachrichten.

Die beiden ersten großen KI-Anwendungen in der Kriminalistik waren Handydaten und die Verbrechensvorhersage. Aus den Hunderttausenden von Handyverbindungen und „Gesprächsknoten“ wird sichtbar, wer mit wem wann, wo und wie lange in Kontakt stand. Diese selbst mir anfangs wie Science-Fiction erscheinende Technik wurde allerdings schon im Comic vorhergesagt: Batman, der ja auch Verbrechensjäger ist, führte solche Massendatenauswertungen von Handys als erster durch.

Die zweite Anwendung, also die Vorhersage von möglichen Verbrechen, stammt aus der klassischen Science-Fiction-Literatur, der Geschichte ‚Minority Report‘ von Philip K. Dick aus den 1950er Jahren. Mittlerweile versuchen einige Kolleginnen und Kollegen, die Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit vorwiegend von Einbrüchen in gewissen Gegenden oder zu bestimmten Zeiten zu berechnen. Beides — Handy-Massendaten und „Pre Crime“ — klappt allerdings auch ohne echte Künstliche Intelligenz, dafür reichen Gehirn- und Muskelschmalz und viel Rechnerleistung. Ob diese Verfahren eingesetzt werden oder nicht, ist eine soziale und kulturelle Frage.

Was sind die Gefahren von Künstlicher Intelligenz?

Wie bei jeder Datensammlung und -auswertung: Die Gefahren liegen darin, dass die Informationen ungefragt zusammengeführt werden und so ein allzu genaues Bild über persönliche Gewohnheiten geben. Das hat das Bundesverfassungsgericht schon 1983 im Volkszählungsurteil gut dargelegt: Menschen sollen im Kern selbst entscheiden, was über sie bekannt wird und was nicht.

"Tierleben in Köln – verschwenderische Sittiche, schwule Vögel und glitzernde Ofenfischchen"

Vortrag im Historischen Archiv der Stadt Köln am 4. Dezember 2024 von 18:00 bis 19:00 Uhr

Infos gibt es hier als .pdf

Dr. Mark Benecke mag neben Fliegen auch schwule Zootiere, kölsche und damit verschwendungssüchtige Papageien sowie alte Tierbücher. In seinem Vortrag stellt der bekannte Kriminalbiologe einige dieser fantastisch klingenden, aber wirklich lebenden Tiere und ihre Geschichten vor. Es könnten auch Ofenfischchen und rätselhafte Störche vorkommen. Und Stare, die ihren verirrten Kumpel liebevoll betreuen, bis Marks Ehefrau ihn rettet.

Der Vortrag ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung "Geliebt, gehasst, gegessen: Kölner Tiere zwischen Käfig und Körbchen."

Barrieren in der Schule abbauen

Quelle: autismus verstehen 02 | 24, Seiten 12–15

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu barrierefreien Schulen

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Interview: Marie-Louise Abele | Foto: Julian Pawlowski

Schule & Autismus: schAUT

Nicht über, sondern mit Menschen im Autismus-Spektrum, ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention, war einer der Grundsätze für das Projekt schAUT. Zugrunde gelegt wurde ein neurodiverses Verständnis von Autismus als genetisch bedingte neurologische Variante.

Das Verständnis von Behinderung orientiert sich somit nicht an Diagnosen, sondern an den Barrieren in den verschiedenen Lebensbereichen. Von Juni 2021 bis Mai 2024 lief das partizipative Verbund-Projekt, das von Anfang an von Autistinnen und Autisten mitgestaltet wurde. Beteiligt waren die Partner White Unicorn - Verein zur Entwicklung eines autistenfreundlichen Umfeldes e. V., die Humboldt-Universität Berlin sowie die Goethe-Universität Frankfurt. Gefördert wurde dieses Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Zunächst wurde ein illustrierter Fragebogen zu den weitgehend unsichtbaren Barrieren von autistischen Schülerinnen und Schüler entwickelt. Mit diesem werden die subjektiven Einschätzungen erfragt. Das Erkennen dieser Barrieren ist Voraussetzung für deren Abbau und somit für die Inklusion und Teilhabe.

Bald stellte sich heraus, dass diese Barrieren auch für andere Kinder bestehen können. Der schAUT-Barrierefragebogen ist somit für alle Kinder und Jugendlichen ein Hilfsmittel zur barrierefreien Gestaltung des schulischen Umfelds im Klassenverband. Die Auswertung der subjektiven Einschätzungen aller ergibt Hinweise für die Gestaltung von Lernumgebungen, welche auch die Bedürfnisse der ganzen Klasse im Blick haben.

Im weiteren Verlauf des Projekts wurde eine Handreichung mit praxisbezogenen Empfehlungen zur Reduktion bestimmter Barrieren entwickelt. Diese enthält sowohl Vorschläge von Schülerinnen und Schülern als auch von Lehrkräften. Darüber hinaus wurde ein Raster zur Erhebung des Stands der inklusiven Entwicklung von Schulen erstellt. Auch digitale Fortbildungsmodule zur Handhabung dieser Materialien wurden entwickelt.

Welche Ergebnisse des Projekts schAUT können in unserem jetzigen Schulsystem übernommen werden?

Es hat mich selbst erstaunt, aber es lassen sich alle Ergebnisse übernehmen. Jede Schule kann sich heraussuchen, welche Vorschläge sie zum Abbau von Barrieren jeweils für Einzelne sowie für die ganze Klasse umsetzen möchte. Zum Beispiel ist es sinnvoll, Unterrichtsräume nur zu wechseln, wenn es zwingend notwendig ist. Bei störenden Gerüchen ist es möglich, mehr zu lüften oder die Entlüftung zu verbessern. Unangenehme Geräusche wie eine laute Schulklingel kann jede Schule einfach dämpfen, die Fenster lassen sich schließen und Kopfhörer zum Lärmschutz sind auch keine Schwierigkeit. Auch Rückzugsmöglichkeiten bis hin zum Unterricht zuhause sind hilfreich. Wer laute Gemeinschaftsräume nicht erträgt, kann in einen Ruheraum gehen.

Auch Licht lenkt oft ab, etwa durch Neonröhren, Geflackere oder blendende Lichter. Das lässt sich superleicht lösen, einfach die Kids fragen. Manche bevorzugen LED-Lampen oder dimmbare Lichter und natürlich herunter gelassene Rollläden bei Sonne. Unsere Handreichung zur barrieresensiblen Gestaltung inklusiver Schulen enthält viele Vorschläge, die direkt von den Kids kommen. Das meiste davon finden übrigens auch die nicht-autistischen Schülerinnen und Schüler angenehm.

Ein einfühlsamer Umgang untereinander hilft immer, damit sich alle gegenseitig verstehen. Autistinnen und Autisten brauchen immer einfach mehr Pausen. Das ist keine Einbildung, sondern lässt sich im Gehirn messen.

Wichtig ist auch, sogenanntes „Stimming“ zu erlauben. Das ist eine für die anderen Kinder möglichst nicht störende, beruhigende Beschäftigung wie Hände reiben, zeichnen oder ähnliches. Das lenkt Autistinnen und Autisten nicht ab, sondern erlaubt es ihnen, aufzupassen.

Gruppenarbeit ist auch nicht für alle geeignet. Autistinnen und Autisten sind vom Gruppengewirr oft überfordert. Wozu etwas erzwingen, was nur Chaos verursacht? Grundsätzlich gilt: Auf die Kids hören, wenn sie sagen, dass sie etwas stört. Nicht sagen: „Also mich und Leon und Mila stört das aber nicht.“ Und lieber einmal mehr nachfragen, wenn klar ist, dass etwas nicht stimmt.

Gibt es bereits Umsetzungsbeispiele von Schulen seit der Abschlusstagung?

Ja, beispielsweise hat das Humboldt-Gymnasium in Tegel schon einiges umgesetzt und ich habe dort auch einen Vortrag für Eltern, Lehrerkräfte und Schülerinnen und Schüler gehalten. Ist wie alles dazu auch auf Youtube zu finden.

Ich habe dort und in Vereinen ohne Fremdworte erklärt, dass Menschen im Autismus-Spektrum sich ebenso wenig „zusammenreißen“ können, wie ein Mensch der starken Durst hat oder todmüde ist. Autistische Schülerinnen und Schüler haben in ihrer Art vom Leben auf ihrer Schule berichtet. Das war erstklassig und es sind uns allen, auch mir, viele Lampen aufgegangen (für autistische Menschen: Das ist eine Redewendung).

Wie kann eine schrittweise Umstellung auf ein inklusives Schulsystem erfolgen und was ist für Sie das wichtigste Kriterium für eine gelingende Inklusion?

Einfach sofort anfangen anstatt zu diskutieren. Seit unserer Untersuchung wissen wir – aus tausenden von Informationen berechnet – ganz genau, was die Kids stört. Jede Schule kann wie gesagt anfangen, womit sie möchte: Entweder einfach das umsetzen, was am schnellsten geht oder das, wofür Fördermittel da sind oder das, worauf sich alle in der Schule gut einigen können. Handeln statt reden.

Was würden Sie verzweifelten Lehrerkräften als ersten, schnellen Schritt raten, die unter extrem angespannten Rahmenbedingungen arbeiten?

Manche Schulen unterstützen Begleitpersonen im Unterricht – und umgekehrt. Andere führen kleine Änderungen an der Beleuchtung und den Raumplänen durch. Viele erlauben es Autistinnen und Autisten, in der Pause allein in einem Raum zu bleiben. Es gibt superviele Möglichkeiten, einfach anzufangen. Wie gesagt: Mit den Kids reden und ihre Aussagen ernst nehmen, auch wenn ich persönlich anders ticke. Jede kleine Verbesserung ist besser als keine Verbesserung.

Das Allerwichtigste für verzweifelte Schulen ist es, Mobbing deutlich anzusprechen. Ein offenes und menschenfreundliches Umfeld tut allen Kindern gut. Wenn Schulen dort aufgeben oder ins „die sollen sich nicht alle so anstellen“ verfallen, ist der Rest sinnleer.

Was würden Sie sagen wäre der größte Wunsch aller an den Schulen?

Sich gegenseitig ernst nehmen. Viele Kinder geben auf, ihre Wünsche oder Bedürfnisse mitzuteilen, wenn niemand es ernst nimmt. Autistische Menschen haben oft weder einen zu ihren Wünschen passenden Gesichtsausdruck, noch sind sie zum richtigen Zeitpunkt laut genug, noch können sie sozial angepasst ihre Botschaft mitteilen.

Daher: Einfach wortwörtlich auf die Worte hören, die sie sagen oder aufschreiben oder – mit unseren gedruckten Hilfestellungen – als Bilder zeigen.

Müssten Menschen im Autismus-Spektrum weniger maskieren, wenn sie unter sich wären und nicht inklusiv an Regelschulen?

Das hängt von den Lehrerkräften ab. Wenn sie von diesen aufgefordert werden, sich zusammenzureißen oder wie alle andere zu benehmen, freundlicher zu lächeln, im Internat nachts Schnarchende im gleichen Raum zu ertragen oder ähnliches, dann würde auch eine Schule nur für autistische Menschen nichts bringen. Das wäre dann purer Fake.

An meiner Labortüre hing viele Jahre ein Schild auf dem stand „School for Gifted Youngsters“, wie bei den Marvel-Comic-X-Men. Das sollte bedeuten, dass zwar fast alle meiner Studierenden sonderlich sind, aber alle anders sonderlich. Eine Schule für Menschen im Autismus-Spektrum müsste also so wie Professor Xaviers Schule gestaltet sein: Jede und jeder ist anders mit anderen Stärken und Schwächen.

Wie haben Sie Ihren Schulalltag als Kind erlebt?

Ich fand meine städtische, ganz „normale“ Schule in der Kölner Innenstadt, das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, super und habe nicht eine Minute blau gemacht.

Die Lehrkräfte waren erkennbar unterschiedlich, von ultrakonservativ bis superstreng, abgeschlafft und kränklich, rein wissenschaftlich oder sozial eingestellt. Es war die beste Lernumgebung im Fach „Menschen sind verschieden, aber alle können was (anderes), auch die eigentümlichen Erwachsenen.“

Gut war, dass wir in der Oberstufe viele Fächer abwählen konnten, das war in Nordrhein-Westfalen damals normal. Manche konnten als Abi-Hauptfach Sport oder Kunst wählen, andere lieber Sprachen, andere Naturwissenschaften. Das war anders als heute und der Lehrplan war viel freier

›Der‹ Vesalius: Gunther von Hagens & Angelina Whalley

Quelle: Von Pest, Knochen & Arzneien. Medizin der frühen Neuzeit in der Marienbibliothek zu Halle an der Saale. Hrsg. Jutta Eckle, 2024, Seiten 105 – 111.

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Im Gespräch mit Mark Benecke

Die Marienbibliothek ist für mich ›das‹ Kleinod der deutschsprachigen Bibliotheken. Dort finden sich nicht nur weltweit einzigartige Buch-Ausgaben, sondern auch ›der‹ Vesalius. Der Anatomie-Atlas entstand in den Jahren von 1538 bis 1542 als De humani corporis fabrica libri septem (lat.: Sieben Bücher über den Aufbau des menschlichen Körpers) und war das Grund-Werk der heutigen Wissenschaft vom Aufbau des menschlichen Körpers. Andreas Vesal galt als ›schweigsam und melancholisch‹. Sein Werk war ein Kraft-Akt; so zergliederte er alleine in Padua während seiner Tätigkeit dort alle Hingerichteten, das waren über 1.539 Leichen. Er stellte dabei nicht nur Bekanntes in neue Zusammenhänge, sondern machte und beschrieb auch Neuentdeckungen zur Niere, zum Gehirn, den Bändern der Gelenke und weiteren Teilen des Körpers. 

Das Buch, häufig Fabrica genannt, erschien 1543 in Basel. Die Druckvorlagen seiner Abbildungen bestanden wie damals üblich aus Holz. Leonhart Fuchs bearbeitete Vesals Werk weiter und gab es 1551 in Tübingen zunächst in lateinischer Sprache heraus; diese war die damals geläufige Wissenschafts-Sprache, so wie heute Englisch. So wie Konrad Geßners ›Vogelbuch‹ (Zürich 1557) und später das ›Thierbuch‹ (Heidelberg 1606) auch als deutschsprachige Ausgaben erschienen, gab Fuchs auch eine deutschsprachige und somit allgemeiner verständliche Fassung des Vesalius heraus. 

Lieber Gunther, ich erinnere mich an den Aufbau der sehr stark besuchten Körperwelten in Köln, wo Du nicht nur ein großes, schönes Bild aus dem Vesalius im Ausstellungszelt angebracht hast, sondern mich auch gebeten hast, ein Skelett in auf Knien betender Pose im Eingangsbereich herzurichten. Als Vorlage diente Tafel 36 aus William Cheseldens ›Knochenbuch‹ (London 1733), doch im Vesalius ist schon zweihundert Jahre zuvor – im Jahr 1543 auf Seite 165 seines Buches – ein vergleichbar positioniertes Skelett abgebildet. 

Das Skelett in der Ausstellung habe ich jeden Morgen wieder gerade gedreht, sozusagen ›nachpositioniert‹, bis es eines Tages, vielleicht wegen der Wünsche gläubiger Menschen der katholischen Domstadt, verschwunden war. Seither interessiert mich die Frage, woher kommt wohl Deine so deutlich sichtbare Zuneigung für das uralte Anatomie-Buch und seinen Autor Vesalius? 

GvH: Die Fabrica von Andreas Vesalius ist das detaillierteste Anatomiebuch des ausgehenden Mittelalters, in dem mehrere Ganzkörper in aufrechter, lebensnaher Pose realitätsnah abgebildet sind. Wie könnte ich als Human-Anatom keine Bewunderung für den Begründer der modernen menschlichen Anatomie empfinden? Vesalius hat bereits das Bindegewebe und das Parenchym beschrieben und den Unterschied zwischen ihnen veranschaulicht. Das zeigt, wie viele Sektionen er selbst durchgeführt hat. Dabei zeichnete er, was er sah. Für seine Abbildungsvorlagen hat er auch schon Knochen verschraubt. Er hat der Anatomie Leben gegeben, und die von ihm verwendeten Posen waren eine Inspiration für die Körperwelten. Vesalius etablierte, was ich heute Erlebnisanatomie nenne oder auch Anatomiekunst – die ästhetisch instruktive Darstellung des Körperinneren. Er hob die Anatomie aus dem Stand der damals unterprivilegierten Barbarei auf eine wissenschaftliche Ebene, deren Credo die Autopsie, das Selbst-Sehen, war. Er etablierte damit das Authentische, das Original, als die wissenschaftliche Quelle aller Erkenntnis und schuf damit die Basis für den späteren Siegeszug der Medizin. 

Wann hast Du das Buch erstmals entdeckt und wo war das? 

GvH: Als ich in den 1960er Jahren an der Universität Heidelberg arbeitete. Damals hatte jedes Institut seine eigene Anatomie-Bibliothek

Wann und wo konntest Du den Vesalius zum ersten Mal im Original lesen? Und sind Dir Originale wichtig, obwohl es heute sogenannte ›Digitalisate‹ gibt? 

GvH: Das Titelbild der Originalausgabe der Fabrica zeigt das Talent Vesals als Showman für das Wesentliche. Darauf anatomiert er eine Frau, auf deren Gebärmutter er zeigt. Um ihn herum das dicht gedrängte, neugierige Publikum, über ihm das Skelett und sein Familienwappen. Er seziert wie Andreas Tulp in Rembrandts Gemälde mit Hut, der damals wie heute für einen unabhängigen Geist, für Eigensinnigkeit und gegen etablierte Meinung steht. Leider habe ich das Original noch nie einsehen können. 

Die christliche Marienbibliothek in Halle ist ein Bücher-Schatz auch der Anatomie. Was denkst Du darüber, dass ausgerechnet eine religiöse Einrichtung die schöne Ausgabe des Vesalius über viele Jahrhunderte gerettet hat? 

GvH: Die Kirche und die Anatomie waren so viele Jahre lang miteinander verflochten. Das Christentum hatte sich zu Vesals Zeiten als anatomie-freundlichste Religion der Welt etabliert. Italien war mit Billigung der Päpste zum Geburtsland der Anatomie der Neuzeit geworden. Päpste hatten in Padua und Bologna öffentliche Sektionen erlaubt und ließen sich sogar selbst sezieren. Von dort aus trat die Anatomie ihren Siegeszug als ›Anatomia publica‹ über ganz Europa an. Vesal machte sich die Mächtigen zum Freund. Beispielsweise widmete er die Fabrica Kaiser Karl V., der von ihm eine kolorierte Prachtausgabe erhielt. Dass sich die Kirche nie offiziell zu seinem Wirken geäußert hat, steht für ihr damaliges diplomatisches Geschick als Mittler zwischen konservativen und progressiven Wertvorstellungen. 

Du unterhältst – was vermutlich manche nicht wissen – eine der größten Privat-Bibliotheken, die zumindest ich je gesehen habe. 

GvH: Natürlich habe ich darin auch mehrere Kopien von Vesalius Werk. Anatomen schätzen Zeichnungen mehr als Texte, und auch ich schätze seine Abbildungen sehr. An dieser Stelle möchte ich die Arbeit des Illustrators von Vesalius, Jan Stephan van Calcar, würdigen, der so selten für seine Beteiligung an einigen der anatomischen Zeichnungen gewürdigt wird. 

Angelina, Du warst und bist die Gestalterin der Körperwelten-Ausstellungen. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, bei manchen Ausstellungen jahrhundertealte anatomische Abbildungen zu zeigen? Viele Menschen finden heutzutage ja ›Gestriges‹ langweilig. Wie denkst Du darüber? 

GvH: Historische anatomische Darstellungen hatten wir vor allem in den frühen Körperwelten-Ausstellungen, weil wir uns in der Tradition der Renaissance-Anatomen sahen. Die Anatomen jener Zeit stellten die menschliche Anatomie nicht nur in einer bis dahin ungekannten Detailtreue dar, sondern priesen auch den Körper in all seiner Schönheit und betrachteten ihn als Tempel des Geistes. Zudem ließen sie die Öffentlichkeit an ihren Erkenntnissen im Rahmen der damals üblichen Anatomischen Theater teilhaben. Die Ästhetik dieser wunderbaren Bilder hatte schließlich auch einen wesentlichen Einfluss auf unsere Exponate. Die ersten Ganzkörperplastinate sahen z. B. wie anatomische Modelle aus: aufrecht, starr und steif. Sie konnten nicht einmal von allein aufrecht stehen, sondern wurden von einem am Becken befestigten Ständer gehalten. In der allerersten Körperwelten-Ausstellung in Japan beklagten manche Besucher jedoch, dass die Exponate zwar hochinteressant, aber auch etwas zum Fürchten seien, weil sie so tot aussähen. Das ließ uns sofort an die alten Anatomiebilder denken, in denen die Körper ästhetisch und in lebensnahen Posen, und manchmal sogar in wunderschönen Landschaften stehend, dargestellt waren. Uns war in diesem Moment klar geworden, dass auch unsere Exponate über ihre wissenschaftliche Aussage hinaus eine ästhetische Dimension benötigen, wie es die alten Renaissance-Anatomen bereits begriffen hatten. Bei der heutigen Schnelllebigkeit neigen wir in der Tat oft dazu, Altes als langweilig abzutun. Doch wie das Beispiel zeigt, können wir auch von alten Meistern Wichtiges lernen. Unabhängig davon haben die historischen Bilder über Jahrhunderte hinweg nichts von ihrem ästhetischen Reiz eingebüßt. 

Was macht für Dich einen Forscher oder eine Forscherin aus, der oder die in der Geschichte der Medizin ihren Platz findet? 

AW: Es gibt viele Forscher und Forscherinnen, die Pionierarbeit leisten und deren bahnbrechende Erkenntnisse einen großen Mehrwert für die jeweilige wissenschaftliche Disziplin und die Gesellschaft haben. Doch ganz besonders bleiben uns diejenigen im Gedächtnis, die ihre Leistungen trotz widriger Umstände oder entgegen fest etablierter Lehrmeinungen und Glaubenssätze erbringen und einen Wandel auslösen. Wie Andreas Vesal, der menschliche Körper erstmals systematisch zergliederte und mit seinen Erkenntnissen die jahrhundertelang vorherrschenden Lehrmeinungen revolutionierte. Das war zu Zeiten der Inquisition vermutlich kein leichtes Unterfangen. Auch Gunther hat als Erfinder der Plastination zweifelsohne seinen Platz in der Anatomiegeschichte gefunden. Mit seiner bahnbrechenden Konservierungsmethode hat er die anatomische Lehre maßgeblich verbessert und mit den Körperwelten die Anatomie einem breiten Massenpublikum zugänglich gemacht oder, wie er selbst gern sagt, »die Anatomie demokratisiert«. Körperwelten hat den Blick der Menschen auf sich selbst nachhaltig verändert und einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsaufklärung geleistet. Ich selbst habe die Ausstellung von Anbeginn inhaltlich konzipiert und gestaltet und habe damit an diesem Erfolg bedeutsamen Anteil. Doch den anfänglichen heftigen Kontroversen und Forderungen nach Verboten bis hin zu persönlichen Anfeindungen hätte ich niemals standhalten können; das ist allein Gunthers Verdienst. Mit der gleichen Unbeirrtheit und dem Durchhaltevermögen, mit dem er die Plastination – trotz scharfer Kritik und Ablehnung seiner Fachkollegen – von der initialen Idee bis hin zur Perfektion entwickelte, hat er auch diesen Kulturkampf ausgetragen. 

Hast Du alte, anatomische Lieblings-Bücher, die du besonders gerne gelesen hast oder in die Du immer noch hineinschaust – und falls ja, wo und wann hast Du sie entdeckt? 

AW: Anatomiebücher sind weniger Werke, in denen ich immer wieder gerne lese (schmunzelt). Aber manche anatomischen Darstellungen finde ich derart ästhetisch und künstlerisch gelungen, dass ich sie immer wieder gern anschaue. Dazu gehören vor allem die Abbildungen in der Fabrica von Andreas Vesal und die kunstvollen anatomischen Zeichnungen von Leonardo da Vinci. Auch die ungewöhnlichen Darstellungen des Anatomen Frederik Ruysch, der aus injizierten Blutgefäßen und klagenden Kinderskeletten kleine Landschaften schuf und diese in Zeichnungen festhielt, fand ich stets sehr bemerkenswert. Dafür näher interessiert habe ich mich eigentlich erst, als ich nach dem Medizinstudium meine erste Stelle am Anatomischen Institut in Heidelberg angenommen hatte. 

Das Interview mit Gunther von Hagens fand von Januar bis März 2024 statt und war nur durch die sehr freundliche Unterstützung von Angelina Whalley und Rebecca Brewer möglich, denen ich von Herzen danke. – MB 

Gunther von Hagens ist Anatom, Erfinder der Plastination und treibende Kraft hinter den Körperwelten-Ausstellungen mit haltbar gemachten Menschen und Tieren, die seit den 1990er Jahren weltweit zu sehen sind. Er studierte in Jena Medizin und saß wegen Republikflucht in der DDR im Gefängnis. 

Angelina Whalley konzipierte bereits 1988 die erste öffentliche Ausstellung in der AOK-Geschäftsstelle Pforzheim* und entwirft seit 1995 die Körperwelten-Ausstellungen. Sie ist Ärztin und mit Gunther von Hagens verheiratet. Körperwelten ist die besucherstärkste Ausstellung, die es weltweit je gab. Die Plastination hat die universitäre Anatomie-Lehre grundlegend verändert, da die Körperteile dabei sehr stabil sowie lebensgetreu darstellbar sind. Das Plastinarium in Guben ist sowohl Ausstellungsfläche als auch Herstellungs-Ort der Plastinate. Es ist in einer ehemaligen Hut-Fabrik untergebracht. 

Mark Benecke ist Kriminal-Biologe und Sachverständiger für biologische Spuren. Nach seiner Rückkehr vom Office of Chief Medical Examiner in New York City arbeitete er bei der Körperwelten-Ausstellung in Köln und führt bis heute Kurse im Plastinarium durch. 

Autismus to go: Fortbildungspodcast des Berufsbildungswerks Hamburg

New Podcast Episode: Im Gespräch mit Dr. Mark Benecke und Ines Fischer von White Unicorn e.V.

Der Verein White Unicorn e.V. ist ein peergestützter Verein, der sich für ein  autismusfreundliches Umfeld einsetzt. Mithilfe von Forschungs- und Aufklärungsprojekte entwickelt der Verein Materialien, um bessere, inklusive Bildungschancen für Kinder im Spektrum zu ermöglichen.

Materialien sowie Handreichungen findet ihr auf der Webseite des Vereins unter 

 https://www.white-unicorn.org/startseite

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Anmerkung von Mark: Wir bedanken uns bei allen, die mit uns seit Jahren zusammen arbeiten, darunter die Goethe-Universität Frankfurt/Main, die Humboldt-Universität Berlin (HU), Aktion Mensch, das Bundesministerium für Bildung & Forschung (BMBF) und der Verbund 'Schule & Autismus' (schAUT) 🤝

Grusel-Gaga oder liebevolles Andenken? Dieser Mann macht eine Mumie aus Ihrem toten Haustier

Quelle: Bild, 28. November 2024

Text: Janek Könau | Fotos: Fredrik von Erichsen & Pützografie

(Angeregt von einem Posting auf Benecke.Com & meinen sozialen Medien; vielen Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Verwendung — MB)

Irmenach (Rheinland-Pfalz) – Diese Erfindung spaltet die Gemüter: Der Bildhauer Alexander Simon Ratka (47) will Haustieren ein Leben nach dem Tod schenken – und mumifiziert ihre Körper. Anschließend werden sie in Vitrinen ausgestellt. Besitzer sollen so besser mit ihrer Trauer umgehen können. Aber wie funktioniert so etwas – und was kostet das? 

BILD-Besuch im Mumien-Kabinett der toten Haustiere! Der Labrador musste im hohen Alter eingeschläfert werden, wurde Alexander Ratka für die Mumifizierung gespendet, nannte das Werk nach Fertigstellung „Pauls Schlaf“ „Pauls Schlaf“: Der Labrador musste im hohen Alter eingeschläfert werden, sein Leichnam wurde Alexander Simon Ratka für die Mumifizierung gespendet Tiere werden in Vitrinen ausgestellt. 

Als würde er nur ein Nickerchen machen, liegt er da. Ein Hundeauge halb offen, die Zungenspitze ragt aus dem Maul. Schwer zu glauben, aber der scheinbar schlafende Labrador wurde schon 2022 eingeschläfert. Den friedlichen Eindruck, den Rüde Paul erweckt, hat der im Hunsrück lebende Bildhauer in Szene gesetzt. Er machte aus dem alten Familienhund, dessen Körper er als Spende erhielt, eine Mumie

Aber wie kommt man auf so eine seltsame Idee?

Kater Franz starb an Altersschwäche. Als Ratka ihn nach der Arbeit tot im Bad fand, hatte die Totenstarre bereits eingesetzt, konnte die Augen nicht mehr schließen, verzierte die Höhlen deshalb mit Blattgold.

Alles begann mit Kater Igor (†3). Als das Tier 2009 überfahren wird, stellt Ratka fest: „Ich wollte ihn nicht beerdigen, wie meine anderen Tiere zuvor.“

Also experimentiert er mit Prozessen, um den Tierkörper zu konservieren, während Igor eingefroren in der Tiefkühltruhe lag. „Ich wollte einen Weg finden, um Igor verletzungsfrei zu mumifizieren. Ohne Organentnahme, ohne Ausbluten.“ Auch klimaneutral und umweltfreundlich musste alles ablaufen.

Schlafen den unendlichen Schlaf – als Mumie! Kater Igor (l.) und Kater Franz liegen in ihren Vitrinen. Ihr Tod brachte den Bildhauer auf die Idee des Mumifizierens von geliebten Haustieren

Wie funktioniert die Mumifizierung?

Jahre später hat Ratka 45.000 Euro investiert und sein Verfahren perfektioniert. Sein Mumien-Geheimnis verraten möchte er aber nicht, das Patent sei noch in Prüfung. Nur so viel: „Die Tiere werden in Mineralien gebadet, anschließend in einer Trocknungskammer ausgetrocknet“, so der 47-Jährige. Eine Katze werde so in einem halben Jahr, ein schwerer Hund wie Paul (28 Kilo) in einem Jahr fertig.

Um die Mumie danach vor Luftfeuchtigkeit und Insekten zu schützen, wird sie luftdicht unter einer Glashaube aufbewahrt. Kriminalbiologe Mark Benecke, auch bekannt als „Dr. Made“, kennt sich auch mit Mumien bestens aus. BILD fragte Verwesungs-Experte Mark Benecke (54), der sogar schon die Mumie von Lenin begutachten dufte. Seine Mumien-Vermutung: „Vielleicht läuft das ganz ähnlich wie bei Lenins Leiche ab. Da wird ein einfaches Bad aus preiswertem Salz angewendet, das Keimen unangenehm ist. Und Glyzerin als Weichhaltemittel“, so der Kriminalbiologe.

Lagen Tiermumien als Grabbeilagen im alten Ägypten regelrecht im Trend, wurde Alexander Simon Ratka für seine modernen Mumien sogar schon beschimpft: „Manche Tierhalter gruseln sich, finden meine Verbindung von Kunst und Trauerkultur würdelos. Aber was ist am Verbrennen oder Vergraben würdiger?“, fragt er.

Die Vitrinen mit seinen geliebten Katern stehen beim Künstler zentral im Wohnzimmer: „Es war ihr Lieblingsplatz. Hier stand früher ein Sessel, wo sich die beiden gern in die Nachmittagssonne gelegt haben.“

Ratka fühle sich nun auch bereit, Aufträge anderer Tierbesitzer anzunehmen. Preis für eine Katzen-Mumie inklusive Vitrine: ab 2500 Euro.

Deutschlands berühmtester Kriminalbiologe zu Besuch auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt

Quelle: Thüringer Allgemeine, 30. November 2024

Von Martin Wichmann

Erfurt. Ein Plüsch-Rupfi für Dr. Made, das gibt’s nicht alle Tage. Wer auf dem Domplatz gesichtet wurde, verraten wir hier: Das erste Weihnachtsmarkt-Wochenende lockt am Samstag Tausende Besucher auf den Erfurter Domplatz. Und auch Erfurts lichte Fichte Rupfi stand dabei im Mittelpunkt. Denn am Nachmittag schaut auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt Rupfis wohl prominentester Fan vorbei. Ein Mann im Gothic-Look mit schwarzem Rollkoffer zog etliche Blicke auf sich.

Es ist Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe Mark Benecke alias Dr. Made, der es sich nicht nehmen ließ, auf seiner Reise von Fürth nach Jena, Station in Erfurt zu machen. Und das nur für Rupfi!

Benecke ist derzeit auf Vortrags-Tour, referiert über grausame Serienmorde in ausverkauften Hallen und holte sich vor seinem Auftritt am Abend im Jenaer Abbe-Hörsaal seinen persönlichen Plüsch-Rupfi an Rupfis Glühweinstube ab.

Benecke reiste mit Frau Ines mit dem Zug an, mit der Straßenbahn ging es direkt zum Domplatz. Knapp eine Stunde nahm sich Benecke Zeit.

Beneckes und Frau Ines’ Vater stammen beide aus Weimar, Ines selbst ist aus Leinefelde. “Wir sind also sehr mit Thüringen verbunden.” Und die Verbundenheit zu Rupfi? Benecke: "Ich war damals auf dem Domplatz dabei, als Rupfi fiel und habe davon ein Video gedreht. Im Folgejahr durfte ich offiziell den Erfurter Weihnachtsmarkt eröffnen.”

Bei Dr. Made ging Rupfi sogar unter die Haut. So trägt er ein Abbild der lichten Fichte seit Anbeginn als Tattoo auf seiner Wade. Und nun ist auch ein Plüsch-Rupfi mit auf Tour. Benecke: “Den nehme ich jetzt mit auf Reisen und werde so Rupfi’s außergewöhnliche Geschichte in die anderen Bundesländer tragen.” Mark Benecke drehte rund um Rupfi noch ein paar Handy-Videos, erfüllte auf dem Weihnachtsmarkt etliche Selfie-Wünsche, bevor es mit einer Tüte Nüsse und dem Plüsch-Rupfi im Gepäck weiter nach Jena ging. Am Sonntag reist Benecke zurück in seine Heimatstadt Köln.