Vegan's Digest

Vorwort

Colin Goldner war und ist unserer Zeit voraus. Als ich seine ersten Beiträge las, war ich überrascht vom Ernst, mit dem er Wahres, aber im Alltagsrauschen und -gewurschtel leicht beiseite Schiebbares wie Tierrechte oder Religionsverklärung klar und sachlich, wenngleich erkennbar beteiligt, zergliedert.

Ich habe noch nie einen fachlichen Fehler in seinen — immer auf messbaren und damit auch für andere prüfbaren Tatsachen begründeten — Erläuterungen gefunden. In Erinnerung bleiben seine Worte, weil Colin da, wo es aus Meinungs-Gründen ungemütlich wird („Religionen lieben doch Tiere ... den Tieren im Zoo geht es ganz gut im Vergleich zum Leben in Freiheit, und es dient ja dem Art-Erhalt ..."), ruhig die Wirklichkeit darstellt.

Und die ist oft das Gegenteil dessen, was uns so erzählt wird. Das kann in historischen Bögen geschehen wie in Colins neuem Buch über Robby, den letzten Zirkus-Schimpansen. Er schildert fussnoten- und laberfrei, aber voller genauer Belege, wie für Menschen arbeitende Affen leben und wie unputzig es im Zirkus mit Tieren zugeht.

Es sind aber auch kürzere, doch immer ausführliche und flüssig lesbare Beiträge in den Zeit-schriften tierbefreiung oder Kochen ohne Knochen, beides Urgesteine der gedruckten tierrechtlichen Klarheit, die aber rätselhaft niedrige Auflagen erzielen. Obwohl — so rätselhaft ist es nicht. Denn wer Colins Texte versteht und annimmt, wird mindestens Zoo- und Religions-Zweiflerin und darüber hinaus nie wieder aus Tieren oder durch Tiere hergestellte Nahrung für Menschen verwenden.

Doch genau dies sind Gebiete, die viele mit tausendundeiner Ausrede meiden. Noch meiden, sollte ich sagen. Denn da wir im größten Artensterben leben, seit Menschen die Erde besiedeln, da die Meere nun dermaßen schnell steigen, dass die Kids sich schon „letzte Generation" nennen und da alle, wirklich alle wissen, dass es verrückt ist, Katzen, Goldhamster und Hunde zu streicheln, aber Rinder, Hasen und Thunfische zu essen, werden Colins Kolumnen in wenigen Jahrzehnten vielleicht ein ganz anderes Stirnrunzeln als heute erzeugen: „Ihr habt früher damals Tintenfische und Kuh-Milch verzehrt? Warum?"

Obwohl die hier gesammelten Texte energievoll verfasst sind, verlassen sie, wie schon geschrieben , nie den Boden des Messbaren. Und der ist das einzige, was wir haben, wenn uns die Erde um die Ohren fliegt und das Blut der angeblichen „Haus- und Zucht-Tiere" hektoliterweise , fließt obwohl wir die Tiere aus rechtlicher, biologischer und wirtschaftlicher Sicht – ganz zu schweigen vom von uns als „menschlich" verstandenen Mitgefühl — ebenso gut nicht nur in Ruhe lassen könnten, sondern sogar müssen.

Lassen Sie sich von Colins Buch ärgern, bestätigen, aufregen oder in schwankende Regungen versetzten. Was darin steht, ist die messbare Wahrheit.

New York, Februar 2022

Mark Benecke

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