Die große "Some Velvet Morning" History

Quelle: Gothic Magazin # 89, Dez. 2019, S. 22—23

Featuring the one-and-only Mr. Doc Mark Benecke + Miss Stücker

WIE KAM ES ZU EUREM LIED UND VIDEO?

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BIANCA: Daran ist der Winus schuld. Ich habe ihn über Herrn Doktor Benecke kennengelernt, weil ich jemanden suchte, der mein Album The Glass Coffin mischen und mastern könnte, wir waren also alle schon miteinander bekannt.

Winus schlug vor, dass wir doch mal ein Gemeinschaftslied raushauen könnten, und zack, da war es auch schon so gut wie passiert.

MARK: Bianca und ich machen immer Quatsch, denn sie ist meine Brief-Freundin und der einzige Mensch, der je innen auf meine Oberschenkel was tätowieren durfte. Das war superlustig, weil sie mega kurzsichtig ist. Den Rest könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen.

Ach so, Some Velvet Morning: Also, Dr. Stücker hat eine schwere Neigung zu wirrem, verdrehtem Zeug. Vermutlich erkennt sie sich in “Phaedra”, der sagenhaften Gestalt aus diesem Lied wieder, da sie im Text „eines Tages mal irgendwelche Tore“ öffnen wird. Dieser Tiefen-Mystik kann sich Dr. Stücker a.k.a. Phaedra a.k.a. “Fedra” (sie ist unter anderem auch Bauchtänzerin mit Federn und Klingelzeugs an den oft spärlichen Klamotten) nicht entziehen. Kein Wunder, sind doch auch bei ihr einerseits viele Tore geschlossen, etwa Vernunft, Ordnung und die Festlegung auf ein Instrument anstatt auf alle, die älter als zweihundert Jahre sind. Andere ihrer Tore hingegen sind lichterfüllt und offen: Sittiche, Pflanzen mit Namen wie “Roger Whittaker” und so vieles mehr.

BIANCA: Roger Whittaker ist übrigens eine Rose. Etwas berühmter ist die Sorte Heidi Klum. Schönster mir bekannter Rosensortenname: Aspirin. Das muss einem als Rosenzüchter erst mal einfallen!

WARUM DER SONG?

BIANCA: Verschiedenes war im Rennen, Dead can Dance, Cindy & Bert, obwohl, nein, Cindy & Bert eigentlich nicht, dabei wäre das sehr schön gewesen, Der Hund von Baskerville ganz großes Kino, doch letztlich fiel die Wahl auf Some Velvet Morning. Daran bin ich schuld, denn ich verehrte schon immer sehr die etwas wunderliche und extravagante Version von Lydia Lunch und Rowland S. Howard. Die ist richtig, richtig eigentümlich, und gleichzeitig arschcool. Also genau das Richtige!

MARK: Frau Doktor verwechselt Cindy & Bert mit Nina & Mike, genauer gesagt dem guten Lied „Fahrende Musikanten”. Aber hey, da war sie ja noch gar nicht geboren, ich will daher nix sagen.

BIANCA: Was sind schon Fahrende Musikanten gegen den Hund von Baskerville Ich sag‘s nur mal!

MARK: Mich hat an Some Velvet Morning die Möglichkeit überzeugt, das ursprüngliche Video hart zu pimpen. Sinatra & Hazlewood sind im Original an einem Strand, und niemand rafft heute, was das wohl damals bedeutet haben mag. Wir haben daher eine in der Tat “arschcoole” Version — so sagen die jungen Leute heute ja — gedreht, in einem schnaften Rock-Keller im Ruhrpott. Das war wunderschön, googelt unser Backstage-Video, es zieht die Tofu-Scheibe vom Leinsamen-Sandwich. Kamera & Regie des End-Werkes: “In Strict Confidence”-Dennis — kein Witz!

EIN TAG IM STUDIO: WIE LIEF ER?

BIANCA: Für mich waren es mehrere Tage in mehreren Studios. Meine eigenen Parts habe ich daheim im rosa Wellensittichschloss (wie der Doktor es vermutlich beschreiben würde) eingespielt und -gesungen, der Doktor sang bei Herrn Rilinger. Es hat alles gut geklappt.

Zwischendurch kam ein Nachrichtensender vorbei und filmte ein Sachverständigen-Statement des Doktors zu einem Todesfall, zwischen den einzelnen Strophen wurden vom Handy aus Emails beantwortet. Außerdem erhielt ich als Geschenk eine Biene Maja-Blockflöte (gelb, mit Biene Maja-Dekor). Schön war das! 

MARK: Ich erhielt im Gegenzug eine Prinzessin-Lillifee-Schatzkiste. Prall gefüllt natürlich! Die war wirklich rosa — das Schloss von Dokter Stücker ist es nicht. Es ist spinnverwebt, traurig und verlassen. Die Sittiche sind in Wahrheit die Geister der toten OldschoolEBMler*innen, die dort früher mal gehaust haben sollen. Man weiss es aber nicht so genau.

Im Studio lernte ich, dass ich beim Singen den Mund weit öffnen soll, das hatte mir vorher (echt) noch nie wer gesagt. Ich habe also einiges gelernt.

Den Dreh-Tag im Rock-Keller könnt Ihr bei Youtube sehen, einfach “Some Velvet Morning Stücker Benecke” googeln. Wir sind zum Lachen in den Keller gegangen — wortwörtlich!

Song:


Orkus!-Interview

… flüssig wie Pech an einem heißen Sommerabend.


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Mark Benecke & Bianca Stücker



Backstage-Video vom Dreh: