Quelle: Tino Pfaff (Hrsg.): Ökozid. Wie ein Gesetz schwere Umweltschäden bestrafen und Lebensgrundlagen besser schützen kann, oekom verlag, München, 2023, ISBN 978-3-98726-043-8, E-ISBN 978-3-98726-272-2, https://doi.org/10.14512/9783987262722
Kommentar von Dr. Mark Benecke (← klick für das .pdf)
Gesetze werden nichts bewirken, da beispielsweise die bisherigen Natur- und Tierschutzgesetze auch nahezu null Wirkung zeigen: Was mir und den Tierschutzgruppen täglich auf den Tisch kommt, spottet insofern jeder Beschreibung, als dass vor allem die »Herstellung« von Tiergewebe geschützt und bemängelt wird. Das »Tierwohl«-Label im Supermarkt ist eine grauenhafte Satire. Viel Spaß beim Besuch der entsprechenden Ställe, in denen die Tiere das Gegenteil dessen leben, was selbst Menschen, die ihre Überlegenheit über andere Lebewesen nicht überdenken, nicht sehen, geschweige denn vor Ort erleben wollen. Die meisten Menschen wollen dann nicht mehr mitmachen, wenn es um kleine Anpassungen ihres Verhaltens an das von ihnen als gut und gerecht Angesehene geht. Das wird aus meiner Beobachtung heraus kein Gesetz ändern. Tauben, Nutrias, Fliegen — sie alle gelten als seltsam, fremd und vor allem nebensächlich. Wer sich für sie einsetzt, stört oder ist mindestens kauzig und ohne Mitspracherecht. Die Verantwortung für tierfreundliches Handeln oder gar die Klima-umwälzungen abmildernde »Maßnahmen« auf Firmen zu schieben, statt auch alle einzeln als Verantwortliche zu behandeln, führt seit 5o Jahren zum immer gleichen Kreislauf: ausdünnen, lügen, vertuschen. Die völlige Gleichgültigkeit der meisten Menschen — also: Katze kuscheln, Huhn und Schwein foltern; »aber es schmeckt mir doch«; »ich bemühe mich, in Zukunft etwas weniger ...«; »wenn ich verzichte, dann verzichten andere noch lange nicht, also mache ich weiter« — ist gesetzlich nicht zu greifen. Denn wer möchte schon den angeblich Braven und Normalen gesetzlich in die Quere kommen?