Die meisten meiner Zuschauer sind dem Tod schon viel zu nahe gekommen

Quelle: Uckermark Kurier / Nordkurier | 5. und 6. September 2025

„Die meisten meiner Zuschauer sind dem Tod schon viel zu nahe gekommen“

Von Heiko Schulze

Dr. Mark Benecke entführte das Publikum im Großen Saal der Uckermärkischen Bühnen in die Welt der Serienmörder und Kannibalen. Er selbst bekannte im Interview mit dem Uckermark Kurier, sehr gerne in die Uckermark zu kommen.

Kriminalbiologe Mark Benecke versteht es, mit Tod, Verwesung und der spannenden Spurensuche nach Tätern und deren Motive zu faszinieren. Mit uns spricht er über diese Faszination.

Herr Dr. Benecke, Sie waren bereits wiederholt in der Uckermark mit Ihren Vorträgen, unter anderem in Schwedt und Templin, zu erleben. Haben Sie eine persönliche Verbindung zur Uckermark oder ist Ihnen diese Region durch einen der von Ihnen als Kriminalbiologe aufgeklärten Fälle bekannt?

Beides. Ich war in den letzten 25 Jahren wirklich schon oft hier und habe die Veränderungen in der Region mit Neugier verfolgt. Aus meiner Sicht ist es viel schöner und lebendiger geworden. Ich fotografiere auch immer die Häuser, Straßen und Menschen bei Veranstaltungen und stelle die Aufnahmen ins Netz. Es gibt viele freundliche Rückmeldungen, Tipps und vor allem die Lehre, dass Menschen überall halt Menschen sind.

In Schwedt hat mich von Anfang an besonders überrascht, dass vermutlich durch die „fossilen Geldquellen“ mit den Uckermärkischen Bühnen ein tolles Veranstaltungsgebäude besteht, das viele Menschen im Rest Deutschlands gar nicht kennen.

In Schwedt widmeten Sie sich unter der gerafften Überschrift „Serienmord“, so war es angekündigt, „skurrilen, teilweise ekligen bis spannenden Fragen“. Das Interesse an Ihren Vorträgen ist ungebrochen groß. Womit erklären Sie sich diese Faszination an den von Ihnen gesetzten, mitunter morbiden Themen, von denen man doch insgeheim hofft, dass sie nie die eigene Familie und Freunde und deren Lebenswirklichkeit betreffen mögen?

Die meisten meiner Zuschauerinnen und Zuschauer sind dem Tod schon viel zu nahe gekommen. Sei es durch den frühen Tod von Angehörigen oder körperlichen oder sexuellen oder gefühlsmäßigen Missbrauch. Sicher ist das Interesse an Serienmorden auch dadurch gespeist, solche Erfahrungen besser einordnen zu können.

Es gibt bei Harry Potter ja Thestrale, die nur Menschen mit entsprechenden Erfahrungen sehen können. Ich vermute einmal, dass es bei meinem Publikum des Öfteren genauso ist.

Bemerken Sie bei Ihren Vorträgen und den sich dabei ergebenen Gesprächen Unterschiede im Publikum der alten und neuen Bundesländer, beispielsweise was die Aufgeschlossenheit, die altersmäßige Zusammensetzung oder das Geschlecht betrifft?

Nein. Wie schon erwähnt: Menschen sind Menschen. Das gilt auch für andere Länder, also nicht nur Bundesländer.

Ich arbeite ja international und habe beispielsweise im Dschungel in Kolumbien bei den Studierenden super gute Fragen erhalten, die ich anderswo noch nie gehört hatte. Am ehesten gibt es Altersunterschiede, weil natürlich verschiedene Generationen verschiedene Erfahrungen gemacht haben. Diese waren in Ost und West aber gar nicht so unterschiedlich, wie manche es behaupten ...

Sehr schön zu sehen ist das an Grenzzonen, beispielsweise in Thüringen in Richtung Hessen und Niedersachsen oder auch im Osten an Grenzen zu Österreich, der Tschechischen Republik oder Polen. Meine Frau pflegt nur zwischen Nord-, Mittel- und Süddeutschland zu unterscheiden. So kann man es ja auch betrachten.

Vermutlich betreffen meine Vorträge so grundsätzliche menschliche Fragen wie Liebe, Sünde, Tod, Gewalt, Vernunft, Gerechtigkeit, Wahn, Verwesung und Fairness, dass das ehemals geteilte Deutschland hier keinen tiefen Einfluss hatte.

Welches ist die wichtigste Botschaft, die Sie bei Ihrer verständlichen Vermittlung von wissenschaftlichen Methoden und Erkenntnissen Ihrem Publikum vermitteln wollen?

Niemals Fremdworte verwenden. Egal, warum. Die meisten Fremdworte kenne ich ja auch nicht.

Der ständige und vielschichtige Umgang mit Gewalt, Tod, extremen menschlichen Verhalten – hat dieser Ihren Blick auf den Wert des Lebens und die Gesellschaft verändert?

Ich bin froh, dankbar und ebenso verspielt, aber auch demütig, dass die Menschen, die ich kennengelernt habe, und ich jeweils eine Runde auf diesem Planeten geschenkt bekommen haben - wie ein Freispiel am Flipper oder im Computerspiel.

Ob andere Menschen sich dafür einsetzen, dass unsere gesellschaftliche Welt und das, was wir „Umwelt “ nennen, erhalten bleibt, kann ich nur sehr begrenzt beeinflussen. Natürlich entsteht daraus auch manchmal ein Gefühl des Fremdelns, weil viele Menschen - obwohl sie sehen, dass sie Dinge ändern könnten - das einfach nicht tun. Es ist aber wie im schon genannten Computerspiel: Ich kann nur das tun, was in meinem Handlungsspielraum liegt.

Welches sind Ihre aktuellen Forschungen beziehungsweise Buchprojekte, an denen Sie arbeiten?

Wir haben haufenweise Fälle von Menschen, die Angehörige von Verstorbenen sind oder solchen, die im Knast sitzen oder Menschen, die sehr alte Fragen haben. Beispielsweise zu den zu DDR-Zeiten angeblich adoptierten Babys und Kindern.

Zuletzt haben wir bei der größten kriminal-biologisch rechtsmedizinischen Tagung in den Vereinigten Staaten (American Academy of Forensic Sciences in Baltimore/USA) unsere Untersuchung der Lampenschirme, des Schrumpf-Kopfes und des Taschenmesser-Etuis aus dem Konzentrationslager Buchenwald vorgestellt.


Bekannter Kriminalbiologe: Vor diesen Typen sollte man sich in Acht nehmen

Von Heiko Schulze

Serienmörder entsprechen in den meisten Fällen nicht den über sie in Umlauf befindlichen Klischees. Jemand, der ihnen bereits gegenübersaß, erklärt, worauf man achten muss.

„Wir wünschen uns Serienmörder als bucklige, warzige Monster, die eine Schleimspur hinterlassen, an der sie zu erkennen sind.“ Der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke, der es am 4. September mit seinem Vortrag „Serienmord“ einmal mehr verstand, sein Publikum im ausverkauften Großen Saal der Uckermärkischen Bühnen in Schwedt in seinen Bann zu ziehen, weiß, dass Serienmörder so gar nicht diesem „Wunschbild“ entsprechen.

Dr. Benecke hat ihre Spuren analysiert, saß ihnen gegenüber, hat ihre Geschichte hören, ihre Gedankengänge erfahren wollen. Auch die jenes Gelegenheitsarbeiters, der in Kolumbien aus „Lust am Leid“ 300 Kinder getötet haben soll. Niemand sonst wollte mit dieser „Bestie“ reden, ihr zuhören. Dr. Benecke tut es, schaut in menschliche Abgründe aus einem bestimmten Grund: Zu verstehen, „damit solche Taten nicht mehr passieren“.

Serienmörder, so die Analyse des Kriminalbiologen, sind „zu 99,9 Prozent angepasst, unauffällig“. Sie tragen eine durchschnittliche Kleidung, Frisur, haben keine Tattoos oder Piercings - dafür auffallend geputzte Schuhe: „Es sind keine ‚Verrückten‛, die in einer Psychiatrie behandelt werden. Sie wissen genau, was sie tun.“

Nur, dass sie extrem unsozial sind und eitle Narzissten, die von sich selbst überzeugt sind, anderen überlegen zu sein. „Es sind Menschen, die mit ihren Taten aufhören könnten, aber es nicht wollen. Sie kennen keine Reue, haben kein Gewissen. Dieses ist in ihren Gehirnen nicht verdrahtet.“

Dabei seien es oft die „Schwiegermutter- oder Messdiener-Typen“, in denen das Böse schlummere. Mark Benecke betont, kein Psychiater zu sein, sondern nur anhand der Spuren wie Blut, Sperma oder Fingerabdrücke an Tatorten oder Opfern seine Schlussfolgerungen zu ziehen: „Was Menschen erzählen, ist mir dabei völlig egal.”

Er halte dieses nicht nur als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger so, sondern in vielen Bereichen des Lebens. Ihm gehe es darum, „eine Messung und keine Meinung“ zu haben. „Zeige mir die wissenschaftliche Studie dazu“ - entgegnet er auch jenen Kommentatoren in sozialen Netzwerken, die Fakten bezweifeln, ohne sie faktisch entkräften zu können. Sei es zu Pandemien wie Corona oder Klimaveränderungen.

In Deutschland, so die Fakten, würde es im Jahr circa 220 Morde geben, dagegen sind es zum Beispiel in Mexiko 32.000 jährlich. Was in Deutschland geschehe und nicht nur ihn sehr beschäftige, seien circa 10.000 Selbsttötungen im Jahr. Dabei zeige eine aktuelle Studie aus Amerika, dass jene, die quasi in letzter Minute gerettet werden konnten, nach erfolgreicher Therapie froh und dankbar sind, ihr einmaliges Leben behalten zu haben.

Bei depressiven Menschen gebe es gute Möglichkeiten, diese zu heilen und in den Griff zu bekommen. „Bei Narzissten mit antisozialer Persönlichkeitsstörung gibt es - Stand Herbst 2025 - keine Therapie“.

Auch eine Strafe funktioniere bei diesen nicht, mehr Härte - wie bei neuen Taten immer wieder lautstark gefordert - bewirke das Gegenteil. Täter fühlten sich beispielsweise durch mediale oder sonstige Aufmerksamkeit eher geschmeichelt.

Dabei werde natürlich nicht jeder antisoziale Narzisst mit sauber geputzten Schuhen gleich zum Serienkiller. Mitunter aber zum Vorgesetzten: „In solchen Fällen hilft es oft nur zu kündigen, um an und unter ihnen nicht zu leiden. Ändern werden sich solche Typen nicht.“ Eigene moralische Maßstäbe gelten für diese nicht und könnten Narzissten auch so gut wie gar nicht vermittelt werden.

Dr. Benecke nahm in seinem fast dreistündigen Vortrag das Publikum anhand historischer und aktueller Fälle zudem in die „Welt“ der Kannibalen mit. Wenn es bei den zu Illustrationszwecken gezeigten Bildern zu heftig wurde, riet er dazu, seinem Vortrag für ein paar Minuten ruhig mit geschlossenen Augen zu lauschen.

Er selbst zeigte sich begeistert von dem aufgeschlossenen, interessierten Publikum in der Uckermark und versprach bald wiederzukommen. Als Schlussbild gab es ein glitzerndes Einhorn zu sehen, das dieses später als „Einschlafhilfe“ in seine Träume mitnehmen sollte, so der Wunsch des 55-jährigen Kriminalbiologen an das applaudierende Publikum. Wie groß das Interesse an seinen Erfahrungen und Erkenntnissen ist, zeigte sich einmal mehr an den Bücherstapeln, die viele Besucher auf dem Nachhauseweg mit sich trugen. Versehen mit einem besonderen „Madenstempel“.

OB-Wahl Köln: Interview in der 'Wohngemeinschaft' mit KStA & Kasalla

Am 14. September wird in Köln gewählt. Wer folgt auf Henriette Reker? Wer sind die Menschen, die Kölner OB in spe werden wollen? Wie ticken sie – und welche Pläne haben sie für Köln? Um das herauszufinden, haben Basti Campmann, Frontmann von Kasalla, und Sarah Brasack, stellvertretende Chefredakteurin des „Kölner Stadt-Anzeiger“, zum Live-Podcast in die Kölner Wohngemeinschaft eingeladen.

In dieser Folge: Mark Benecke, Kandidat der Satire-Partei „Die PARTEI“. Sie können das Gespräch hier im Player hören oder auf allen gängigen Podcast-Plattformen nach dem Podcast „Talk mit K“ suchen.

Alle Gespräche mit den elf OB-Kandidatinnen und Kandidaten sind jetzt als Podcast „Talk mit K“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ abrufbar, auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify und Co. Der Erlös der Abende in der Wohngemeinschaft wird gespendet an „Wir helfen“, die Hilfsaktion für Kinder des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Bundesrechtsanwaltskammer & Mark Benecke 👩‍⚖️ Podcast "(R)Echt Interessant"

Quelle: (R)Echt interessant – Podcast der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK)

In der Podcast-Reihe "(R)ECHT INTERESSANT!", die 2020 etabliert wurde, spricht Geschäftsführerin und Pressesprecherin der BRAK, Rechtsanwältin Stephanie Beyrich, mit den unterschiedlichsten Kolleg:innen und gewährt spannende Einblicke in ihren Berufsalltag und in verschiedenste Tätigkeitsfelder. Neben aktuellen gesetzlichen Entwicklungen werden auch das Jurastudium und das Referendariat beleuchtet und der Ausbildungsberuf der Rechtsanwaltsfachangestellten vorgestellt. Die Podcast-Reihe wurde u. a. mit dem Preis "Jura-Podcast des Jahres 2021" (Kat. 3) ausgezeichnet und erreichte den 2. Platz des Community Awards "Die Podfluencer" 2024. 

Mark: "Von Mord ist immer abzuraten." 

Bauchnabelfussel  und Speckkäferlarven — Meet up mit Dr. Tod Mit Dr. Mark Benecke Während so mancher von uns nichts weniger möchte, als einen #Tatort zu betreten, empfindet Dr. Mark Benecke Orte, an denen sich Grausames zugetragen hat, als geordnet und friedvoll. Tatorte — oder Fundorte — sind für ihn ein in sich geschlossenes Universum, das es mit beinahe kindlicher Neugier zu entdecken gilt. 

Ein extrem spannender Blick auf Verbrechen aus der Sicht eines Wissenschaftlers, der nach Puzzleteilchen sucht, damit sich für Ermittlungsbehörden, Staatsanwaltschaft und Gerichte, manchmal aber auch Angehörigen, ein Bild ergibt, das bisher verborgen war. 

Zu Studierenden sagt Mark manchmal: "Das ist ein mies bezahlter Scheißjob", obwohl er ihn über alles liebt. Er untersucht Spuren auf der ganzen Welt. Aus Blut, Haut, SpermaInsekten und sogar Staub lassen sich manchmal geradezu unglaubliche Erkenntnisse gewinnen. Schon oft hat Mark den entscheidenden Hinweis aus einer Spur hervorgezaubert. 

Er hat sich mit Atrocities in Konzentrationslagern beschäftigt, Hitlers Zähne untersucht, befasste sich mit Massengräbern und Völkermord und hat schon in den 90er Jahren Labore für genetische Fingerabdrücke in Vietnam und auf den Philippinen eingerichtet. Mit Mark spreche ich über Tatorte und Insekten, die Bedeutung aller Arten von Spuren, über Jeff DahmerSnuff-Videos und Forensic Nursing. 

Natürlich berichtet Mark auch jede Menge Spanendes aus echten Fällen. Bleibt die Frage: Glaubt Mark an Gerechtigkeit? Ein wirklich unglaubliches Gespräch! Überall, wo es Podcasts gibt und auf YouTube  

Fledermäuse: Von Tier zu Vampir: Fledermäuse im Film

Quellen: Tagesspiegel, RadioMK, FLZ, 29. August 2025

Von Alina Schmidt (dpa)

Von Dracula bis Batman - Fledermäuse genießen in der Filmwelt einen zwielichtigen Ruf. Häufig saugen sie Blut und sind Begleiter des Todes. Warum sind sie so verpönt?

Große Ohren, spitze Zähne: Viele sehen in Fledermäusen Blutsauger und Überträger von Krankheitserregern. In Filmen symbolisieren sie daher oft Unheil und das Böse, wie etwa in „Die letzte Fahrt der Demeter“ von 2023, wo Dracula mit Fledermausflügeln auf einem Schiff mitten im Meer wütet. Unvergessen bleibt auch der 1922 erschienene Vampir-Klassiker „Nosferatu“, der vergangenes Jahr eine Neuauflage bekam. Die Zähne des aus den Karpaten stammenden Vampirs ähneln auch hier denen der Fledermaus. Aber sind die Tiere wirklich so furchtbar?

Fledermäuse sind nachtaktive Tiere, man sieht sie meist nur kurz und ihr Lebenszyklus erscheint recht geheimnisvoll“, sagt Marcus Stiglegger, der als Professor für Filmwissenschaften in Mainz lehrt. Ihr Leben am Rande der Nacht lasse sich in Filmen symbolisch aufladen. Die ledernen Flügel und spitzen Zähne der eigentlich sehr kleinen Tiere muteten unheimlich an.

Die symbolische Überhöhung der Fledermäuse in Filmen stimme nicht mit der Wirklichkeit überein, erklärt der Filmwissenschaftler. „Je weniger über die reale Spezies bekannt ist, umso effektiver kann man mit dem Symbol arbeiten.“

Von damals bis(s) heute

Besonders häufig tauchen Fledermäuse in Filmen mit Vampiren auf. Der bekannteste ist sicher Dracula aus dem gleichnamigen Roman des Iren Bram Stoker von 1897. Berichte und Abhandlungen über die Sagengestalten erscheinen aber schon ab etwa der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Dem Forensiker Mark Benecke zufolge gibt es damals Funde von unzersetzten Leichen, bei denen etwa Penis-Versteifungen bemerkt werden — in Wahrheit bewirkt durch Fäulnis-Bakterien.

Warum sind es aber ausgerechnet Fledermäuse, die mit den untoten Sagengestalten in Verbindung gebracht werden? Benecke erklärt, dass der Vorstellung nach die Seelen Toter flatterten. Vampire aber lungerten zwischen den Welten und scheuten das Licht der Sonne, „immer hin und her und kreisend, am ehesten so wie Fledermäuse“, so der Präsident der „Transsylvanian Society of Dracula“ - eine Gesellschaft, die sich mit der Geschichte der Vampire beschäftigt.

Ein Blick in die Wirklichkeit

Genauso wie es in der Wirklichkeit keine Vampire gibt, geht auch von Fledermäusen keine Gefahr für die Menschen in Europa aus, wie es vom Naturschutzbund (Nabu) heißt. Demnach übertragen sie kaum Erreger oder Parasiten. Lediglich Tollwut können einzelne Tiere durch einen Biss weitergeben - von sich aus sind sie allerdings niemals aggressiv oder angriffslustig. 

Auch das Gerücht, Fledermäuse würden Blut trinken, ist dem Nabu zufolge nicht wahr - zumindest nicht in Europa. Nur drei in Mittelamerika lebende Arten von weltweit insgesamt rund 1.300 ernähren sich demnach vom Blut von Säugetieren und Vögeln, jedoch ohne diese zu töten.

In Wahrheit sind es die Fledermäuse, die gefährdet sind: Von den 25 in Deutschland heimischen Arten sind zehn gefährdet oder stark gefährdet. Die internationale Fledermausnacht will am 30. August etwa mit Events darauf aufmerksam machen.

Gruseln tut gut

Dass manche sich dennoch vor den weitgehend ungefährlichen Tierchen in Filmen gruseln, begründet Kommunikationswissenschaftler Daniel Possler von der Medienhochschule Hannover damit, dass diese intuitiv als real wahrgenommen würden. Man empfinde zunächst Angst und erinnere sich erst im zweiten Schritt daran, dass der Film nur Fiktion sei. Hinzu komme neben der Handlung die Kombination aus einer Vielzahl von Stilmitteln, wie etwa Musik oder Kameraperspektiven, die ebenfalls Emotionen auslösen können.

Angst sei ein anschauliches Beispiel für solch intuitive Reaktionen, so Possler. „Studien zeigen, dass die meisten Menschen unwillkürlich mit Angst auf Reize wie Dunkelheit, das Geräusch von Schreien, auf Darstellungen von verzerrten, wütenden Gesichtern oder auch auf bestimmte Tiere wie Schlangen oder Spinnen reagieren.“ Filmemacher machten es sich zunutze, um so absichtlich bestimmte Gefühle zu erzeugen.

„Viele Menschen fühlen sich durch die Angst und Beklemmung, die Horror- und Thriller-Filme auslösen, unterhalten. Sie mögen die emotionale Aufregung“, sagt Possler. Wenn man es schaffe, mit den negativen Emotionen gut umzugehen, „können positive Emotionen wie Stolz oder Kompetenz entstehen“.

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Lebensmittelmotten in der Küche: Was windet sich da in der Müslipackung?

QUELLE: Spiegel, 3. September 2025

Von Veronika Silberg

Gerade beseitigt – und schon wieder flattert eine Motte ins Gesicht. Warum Lebensmittelmotten die Ninjas der Kücheninsekten sind. Und wie man sie los wird.

Ziehen sich spinnwebenartige Fäden durch Ihre Rigatoni, haben Sie Larven an der Zimmerdecke? Dann haben Sie vermutlich Lebensmittelmotten in der Küche. Die Falter sind für ihre Hartnäckigkeit berüchtigt. 

»Lebensmittelmotten sind wie Ninjas«, sagt Biologe Mark Benecke. Man denkt, sie seien längst nicht mehr da, und schon flattert einem wieder eine entgegen. Gerade in Städten sind sie das ganze Jahr über verbreitet. »Aber kein Grund zur Sorge«, sagt Benecke. »Eigentlich gibt es kaum etwas Einfacheres, als Lebensmittelmotten loszuwerden.« Insekten gehören zu Beneckes Spezialgebiet. Der Kriminalbiologe untersucht sonst überwiegend Krabbeltiere, die verwesende Körper befallen. Aber zu Lebensmittelmotten erhält er seit mehr als 25 Jahren regelmäßig Anfragen. Was er bei einem Befall rät und warum Sie dabei nicht alle Lebensmittel entsorgen müssen:

Wo kommen sie her?

Lebensmittelmotten sind kein Zeichen für fehlende Sauberkeit. In der Regel landen bereits befallene Lebensmittel mit dem Einkauf in der eigenen Küche. Bei Zimmertemperatur vermehren sich die Tiere in Mehl, Müsli und anderen Lebensmitteln weiter. Manche Tiere wandern umher und verpuppen sich in dunklen Leisten, Ecken oder hinter Wandverkleidungen. Entdeckt man sie in einer Packung, sollte man ruhig den Markt informieren. Häufig steckt ein größerer Befall dahinter.

Die Motten selbst sind unscheinbare Falter. Weil sie nachtaktiv sind, sitzen sie tagsüber still an den Wänden und werden häufig gar nicht bemerkt. Ninjas eben. Ein Befall ist an den Gespinsten, Fraßspuren oder frisch geschlüpften Larven zu erkennen, die manchmal am Deckenrand oder um Speisen herum sitzen. Sie sind das eigentliche Problem eines Lebensmittelmottenbefalls.

Zeitversetzt (je nach Temperatur und Art der Motte dauert es Tage bis Monate) schlüpfen sie und fressen sich durch das Vorratsregal, am liebsten stärke- und zuckerhaltige Lebensmittel. Eine Lebensmittelmottenart frisst sogar Tabak. Die Eier von Lebensmittelmotten sind weniger als einen halben Millimeter groß und kaum sichtbare Körner. Eine Motte kann laut Umweltbundesamt mehrere Hundert Eier legen. 

Wie wird man sie so schnell wie möglich wieder los?

»Wissen Sie, für uns sind das recht langweilige Tiere«, sagt auch Adam Tesmer. Als Schädlingsbekämpfer und geprüfter Desinfektor in Berlin erhält er täglich Anrufe zu dem Thema. Die meisten Kunden schickt er wieder weg. Lebensmittelmotten sollen sie erst einmal selbst bekämpfen, die Erfolgsaussichten sind gut. Erst wenn es nach sechs Wochen immer noch nicht funktioniert, kommen Tesmer und seine Kollegen vorbei, um den Kunden mit Insektiziden unter die Arme zu greifen. Das Gift wirkt jedoch nur begrenzt. Um alle Generationen loszuwerden, ist gründliche Arbeit der Betroffenen nötig. Das Vorgehen ist simpel. Nur sorgfältig sollte man sein. »Klappt es mit der Beseitigung gar nicht, liegt irgendwo noch ein vergessener Müsliriegel offen herum«, sagt Tesmer.

1. Nicht die Nerven verlieren:

Schädlinge und Lästlinge können zur Geduldsprobe werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es deutlich größere Gesundheitsrisiken als Lebensmittelmotten in Ihrer Küche. Zwar können die Tiere laut Umweltbundesamt vereinzelt Pilze oder Milben einschleppen und damit Magen-Darm- Beschwerden auslösen. Besonders groß sei die Gefahr jedoch nicht, sagt der Biologe Benecke.

2. Umgebung reinigen

Am besten sei es, die ganze Küche einmal auszuräumen und alle Schränke und Fächer gründlich zu reinigen, rät Tesmer. Wischen Sie alle unempfindlichen Oberflächen gern mit einer Mischung aus Wasser und Essig ab. Zieht sich der Befall schon lange hin, haben sich die Motten womöglich auch an ungewöhnlichen Stellen eingenistet: in einer Fußleiste, Büchern oder einem Teppich. Um herauszufinden, wo sich ein mögliches »Nest« befindet, können Sie Klebefallen an verschiedenen Orten aufstellen. Am besten nah an Ecken, Nischen oder engen Fugen. Die Fallen locken nur Männchen an und sind deshalb nur zur Bestandsaufnahme, nicht zum Beseitigen geeignet. Weit kommen die Tiere in der Regel nicht: Befruchtete Weibchen fliegen nur sehr kurze Strecken.

3. Nahrungsquellen beseitigen

»Kontrollieren Sie alle, wirklich alle Lebensmittel!«, mahnt Tesmer. Kontaminierte Lebensmittel müssen in den Müll. »Alles wegschmeißen, alles leer machen, alles auswischen!«, sagt auch Benecke. Vorsicht: Geschlossene Verpackungen können ebenfalls befallen sein. In frühen Stadien schaffen es die winzigen Larven durch dünnste Risse und Öffnungen. Produkte im Umkreis können ebenfalls bereits Eier enthalten, ohne sichtbar kontaminiert zu sein. Hier können Sie die Lebensmittel bei minus 18 Grad mindestens einen Tag lang einfrieren, um alle Eier abzutöten. Ritzen und Rillen können Sie mit einem Föhn erhitzen, um übrige Motten und Larven zu töten. »Sie können die Lebensmittel auch kochen und dann einfrieren. Dann müssen Sie nicht alles wegwerfen«, rät Benecke. Wichtig ist, das betonen Benecke und Tesmer, wirklich alle Schubladen und Oberflächen zu reinigen und alle Lebensmittel zu kontrollieren. In den allermeisten Fällen scheitert die Beseitigung an mangelnder Gründlichkeit.

4. Geduld haben

Dann heißt es: warten. Wann die nächste Generation geschlüpft ist, sei schwer zu sagen, so Benecke. Es hängt stark von Temperatur und Umgebung ab. In der Zwischenzeit (und ab jetzt am besten immer) sollten Sie jedoch alle möglichen Nahrungsquellen in luftdichten Gefäßen verstauen, am besten aus Glas, Keramik, dickem Plastik oder Metall.

5. Unterstützung holen

Bevor Sie sich an einen Profi wenden, können Sie es mit tierischer Unterstützung versuchen. Im Baumarkt oder über das Internet können Sie sich Schlupfwespen ins Haus holen. Die natürlichen Feinde der Lebensmittelmotte legen ihre Eier in die der Motten und stoppen damit die Fortpflanzung. Die Nützlinge sollten laut Umweltbundesamt innerhalb von etwa zehn Wochen etwa drei- bis viermal erneuert werden. Wirklich nötig sei das jedoch in den wenigsten Fällen, sagt Benecke. Schlüpft die nächste Generation und haben Sie alle Nahrungsquellen in Dosen verpackt, kann auch der Nachwuchs nicht lange überleben.

Und wie verhindert man ein Wiedersehen?

Weil die Winter in Deutschland inzwischen weniger kalt sind, können Lebensmittelmotten ganzjährig auftreten. Insgesamt nehme die Population jedoch wie bei vielen Insektenarten ab, sagt Benecke. Zumindest bekomme er dazu weniger Anfragen.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte einfach seine (trockenen) Lebensmittel immer sorgfältig in Boxen füllen, kühl und trocken lagern. Dann kann ein richtiger Befall erst gar nicht entstehen. Und bewahren Sie Ruhe. »Es gibt wirklich kein einfacher zu lösendes Problem auf dieser Erde als Lebensmittelmotten in der Küche«, sagt Benecke. Weitere Informationen zur Bekämpfung von Lebensmittelmotten finden Sie über das Umweltbundesamt. 

Heroin Kids / Keta Kids Show Berlin 2025

Eine weitere großartige Show von Kaiserengel aka Heroin / Keta Kids aus dem Herzen Berlins. Mehr geht kaum noch. 

BMXnet Body Modification Conference Berlin 2025

What a delightful, inspiring conference about suspension, piercing, cuttings, hand poking, sewing and most of all about and together with a supernice crowd

200 Jahre Eisenbahn: Heizhaus-Fest im Eisenbahn-Museum Chemnitz ✨

Besuch beim fantastischen Eisenbahn-Festival im Schauplatz Eisenbahn / Eisenbahn-Museum Chemnittz zur Feier von 200 Jahren Dampflok-Verkehr 🚂

Vielen Dank an das unermüdliche Team mit dreihundert (!) freiwilligen Helfer:innen. Ich habe noch nie im Leben so viele Loks und Fans gesehen. 

Es gab tolles Essen für uns, auch dafür vielen herzlichen Dank.

Fahrt mal hin, es lohnt sich echt, das Gelände ist riesig und vermutlich größte Eisenbahn-Show Europas 👌🏼

Mark visits his 'godfathered' book at Linnean Society of London

Besuch bei einem meiner Patenbücher in der The Linnean Society of London, dem 'Johnstonus'. Es wimmelt von tollen Tieren.

Radio Köln: Oberbürgermeister-Wahl 2025: Mark Benecke — Die PARTEI

Der Kölner Kriminalbiologe Benecke tritt erneut für die Satire-Partei bei der OB-Wahl an. Der 54-Jährige ist bereits vor zehn Jahren als Kandidat angetreten und belegte damals Platz drei hinter der parteilosen Henriette Reker und Jochen Oft von der SPD. Benecke ist international durch seine Arbeit als Forensiker und Kriminalbiologe bekannt. Zum Gespräch traf sich Radio Köln-Reporter Frank Waltel mit dem gebürtigen Kölner am Waidmarkt.

Kommunalwahl in Köln: Mark Benecke will Bürger mehr beteiligen

Quelle: Kölnische Rundschau, 15. August 2025

Von Michael Fuchs

Foto-Copyright: Nabil Hanano

Der Forensik-Experte Mark Benecke, Spitzname „Dr. Made“, kandidiert für die „PARTEI“ für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters.

Im zweiten Anlauf soll es klappen: Mark Benecke will für die Satirepartei „PARTEI“ Oberbürgermeister von Köln werden.

Er ist der Tausendsassa unter den Kölner Oberbürgermeister-Kandidaten: Dr. Mark Benecke (54), ein international gefragter Forensik-Experte, hat in New York gelebt, für die dortige Gerichtsmedizin und das FBI gearbeitet, zahlreiche Bücher und Kolumnen verfasst und unzählige Auftritte in Funk und Fernsehen absolviert. Als NRW-Landesvorsitzender der Satirepartei „PARTEI“ engagiert sich der Kölner Kriminalbiologe außerdem seit langem in der Politik. Nun will er es noch einmal wissen: Zehn Jahre nach seinem ersten Versuch geht er zum zweiten Mal für die „PARTEI“ ins Rennen um den Chefsessel im Kölner Rathaus. Er wolle im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit gewinnen, betont Benecke im Gespräch mit der Rundschau. „In der PARTEI gilt immer das Ziel 100 Prozent plus X.“

Bei der OB-Wahl 2015 hatten 23.291 Kölner für Benecke gestimmt (7,2 Prozent) - damit landete er auf dem dritten Platz hinter Henriette Reker (parteilos) und Jochen Ott (SPD). Im laufenden Wahlkampf konnte er schon ein Ausrufezeichen setzen. Laut der Forsa-Umfrage „Köln-Check“ vom Juni ist er der bekannteste OB-Kandidat in Köln - mehr als jeder dritte Wähler kennt ihn.

OB-Kandidat Mark Benecke fordert Rückbau der Kölner Oper

Und was will er für Köln erreichen? „Der Dom muss von der ganzen Welt aus sichtbar werden“, nennt Benecke als erstes Thema. Wie das gehen soll? „Keine Ahnung, dazu sollen sich die Kölnerinnen und Kölner was einfallen lassen.“ Außerdem brauche es eine U-Bahn-Linie von Köln nach Neukölln. „Also die Achse des Guten. Weil die DB es nicht hinbekommt.“ Weiterhin wolle er „Kurzstreckenflüge innerhalb der Kölner Innenstadt abschaffen und natürlich Straßenreinigung mit Kölnisch Wasser einführen“. Da sei er, anders als vielfach behauptet, nicht auf 4711 festgelegt. „Es kann auch Farina sein.“

Das Wichtigste für ihn sei jedoch „der Rückbau der Kölner Oper in den Grundzustand. Das ist das Allererste, was ich mache.“ An ihrer Stelle könne ein Parkplatz entstehen oder ein kleiner Wald. Am Brüsseler Platz will Benecke ein „Verweilgebot“ einführen. „Die Menschen müssen am Brüsseler Platz verweilen.“ Auch die Einrichtung von „Männerverbotszonen in der Stadt für Männer, die keinen Wesenstest gemacht haben“, gehöre zu seiner Agenda.

Wie er seine Pläne finanzieren will? Dafür hat Benecke eine einfache Antwort. „Seit ich ein Kind bin, ist es so, dass in Köln immer alle alles wollen: Kamelle, Bützchen, Geld, Theater, mehr Wohnungen, alles.“ Zur Frage, wie das alles bezahlt werden soll, müsse man die Bürgerinnen und Bürger hören. „Die sollen sich überlegen, wie das Geld verteilt wird. Wenn man Bürgerbeteiligung ernst nimmt, führt das zu sehr interessanten Ergebnissen.“ Falls die Leute nur Karneval wollten, „kriegen sie eben nur Karneval. Das kann ich dann auch nicht ändern.“

Auf den Hinweis, die Bürger könnten mit der Aufstellung eines städtischen Haushalts überfordert sein, entgegnet Benecke: „Dann haben sie Pech gehabt. Konrad Adenauer hat gesagt: Wenn du nur schmutziges Wasser hast, musst du mit schmutzigem Wasser putzen. Das sehe ich genauso. Ich sehe mich in direkter Nachfolge von Adenauer in dieser Sache, auch in einigen anderen Dingen.“

Seine Wahlplakate lässt Benecke nur am Neumarkt aufhängen. „Unten in der KVB. Dort, wo für mich das Herz der Stadt schlägt.“ Wenn es um die dramatische Situation an dem Brennpunkt geht, um die zahllosen Drogenkranken, den offenen Drogenkonsum und die zunehmende Verwahrlosung im öffentlichen Raum, dann wird auch der Satiriker Benecke plötzlich ganz ernst. „Ich würde am Neumarkt eine vernünftige soziale Arbeit machen. Das Motto muss lauten: Helfen, nicht vertreiben.“

„Wem nicht gefällt, dass es in Köln substanzabhängige Menschen gibt, die sozial verwahrlost sind, der soll doch ins Tessin ziehen“, betont Benecke. Das Problem sei, dass diesen Menschen nicht geholfen werde. Das gelte auch für Obdachlose. „Die meisten sind einfach sozial überfordert. Die haben keinen Rückhalt mehr, keine Familie mehr. Sie haben Angst vor Ämtern und wissen nicht, wie sie nach Hilfe fragen können.“ Deshalb brauche es mehr Sozialarbeit und Hilfsangebote wie „Housing First“, also obdachlosen Menschen als Erstes eine Wohnung zu geben. „Dass das funktioniert, ist wissenschaftlich erwiesen“, so Benecke. „Das Bescheuertste, was man machen kann, wissenschaftlich gesehen, ist es, die Stellen in der sozialen Arbeit zu streichen.“

Ist es ihm am Ende also doch ganz ernst mit seiner Bewerbung für das Amt des Oberbürgermeisters und dessen viele Aufgaben? „Wenn die Kölnerinnen und Kölner mich haben wollen, können sie mich haben“, sagt Benecke mit einem Lächeln.

Lenins Leiche (Geschichtsmacher

12. Juli 2024: Geschichtsmacher-Podcast, Episode 59: Wohin mit Lenins Leiche? 

Mit Kriminalbiologe Mark Benecke im Moskauer Mausoleum

Mitten auf dem Roten Platz in Moskau steht das Lenin-Mausoleum. An diesem Ort liegt seit 1924 der Leichnam des Kommunisten-Führers. Dabei hatte Lenin verfügt, dass er keinerlei Totenkult wünsche. Warum er doch dort landete und wie er bis heute frisch gehalten wird, das erklärt in diesem Podcast über die Geschichte von Lenins Leiche Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe.

Auf einer Reise nach Moskau hatte Mark Benecke die Chance, den Körper Lenins näher unter die Lupe zu nehmen und mit Lenins Leichen-Präparator Ilya Zbaski zu sprechen. Dabei gab es von russischer Seite gewisse Vorbehalte und Widerstände. Denn es ist nicht leicht, einen Körper vor dem Verfall zu bewahren. Wie dies im Fall Lenins mehr oder minder gut gelungen ist. Warum immer wieder in der Geschichte der Menschheit versucht wurde, Tote vor dem Vergehen zu retten. Wie das am besten gelingt und was all das mit der Russischen Mafia zu tun hat, das erfahrt ihr in diesem Geschichts-Podcast über Lenins Leiche.

200 Years of Train Travel :: 60 Years Severn Valley Railways ✨

Zweihundert Jahre Zug-Verkehr (in England; in Deutschland ist es im Jahr 2035 so weit) und sechzig Jahre Severn Valley Railways SVR 🚂

Severn Valley Railways SVR Lifetime Member Mark Benecke and Ines on a Vintage Afternoon Tea Trip with Scones (all vegan for us thanks to Paisley Flour including the clotted cream 💕) shortly after Mor Brook Bridge was restored. 

Die letzten Geheimnisse von Alexander M.

Quelle: t-online.de, 8. August 2025

Von Matti Hartmann

Auszug aus dem Text:

»Wie sieht die Leiche von Alexander M. nach all den Monaten aus? Der Zustand der Leiche, so wie sie der Landwirt diese Woche vorfand, muss entsprechend gewesen sein. Die Polizei spricht von einem "fortgeschrittenen Verwesungszustand".

Der Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt t-online: "Faule Leichen im Freien weisen oft Fraßspuren von Insektenlarven oder Wirbeltieren auf, oft im Gesicht und an den Händen oder im Genitalbereich." Nachdem das Hochwasser zurückgegangen war, könne die Haut nun "teils vertrocknet sein oder käsig-breiig zerlaufen", teilt Benecke weiter mit. "Oft sind auch Knochen zu sehen, wenn das weiche Gewebe fehlt."

Wie und wann starb Alexander M.? Gibt es doch noch Antworten? Zwei weitere Fragen, so schrieben die Ermittler am Donnerstag in einer Mitteilung, könnten für immer offen bleiben: Weil die Leiche schon so weit zersetzt sei, "lassen sich die Todesursache und der genaue Todeszeitpunkt nicht mehr klären".

Allerdings: "Bei der ausführlichen Leichenschau können noch weitere Informationen gewonnen werden", meint der Forensiker. Zum Beispiel sei "zu Giften, alten oder neuen Knochenbrüchen und vielem mehr" noch auf neue Erkenntnisse zu hoffen. Benecke: "Es muss nur in Ruhe gemacht werden." Vielleicht lassen sich die letzten Stunden oder Tage im Leben von Alexander M. also doch noch rekonstruieren.

Schleppte sich der Killer direkt nach den Morden zum Sterben auf die Wiese? Verblutete er dort aufgrund der Wunden, die der laut Staatsanwaltschaft "nachweislich verletzte Täter" sich bei dem Kampfgeschehen im Haus der Opferfamilie zugezogen hatte? Vegetierte er noch tagelang versteckt in einer der nahen Hütten vor sich hin, bevor er seinen Verletzungen erlag? Oder legte M. am Ende selbst Hand an und brachte sich um?« 

Was passiert mit Dahlmeiers Leichnam auf 5.700 Metern?

Quelle: t-online.de, 5. August 2025

Laura Dahlmeier legte vor ihrem Tod fest, dass für ihre Bergung niemand sein Leben riskieren soll. Ihr Leichnam bleibt daher am Laila Peak. Doch was bedeutet das?

Am Montag ist Laura Dahlmeier in Pakistan tödlich verunglückt. Die 31 Jahre alte Olympiasiegerin wurde beim Bergsteigen von einem großen Stein am Kopf getroffen. Dahlmeier wollte gemeinsam mit einer Seilpartnerin den Laila Peak erklimmen, einen anspruchsvollen Berg von mehr als 6.000 Metern Höhe. Auf der Höhe von 5.700 Metern geschah das folgenschwere Unglück.

Wegen andauernder Steinschlaggefahr konnte niemand zu ihr vordringen. Wie die Familie mitteilte, war es Dahlmeiers "ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille", in solch einem schlimmen Fall den Leichnam am Berg zurückzulassen. Das wurde getan, die Rettungsaktion eingestellt.

Und so liegt ihr Leichnam auch fast eine Woche später noch immer am Laila Peak. Was passiert mit ihrem Körper, wenn er für immer am Berg bleiben sollte? Ein Experte zur Beantwortung dieser Frage ist Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke. Er hält es für wahrscheinlich, dass Dahlmeiers Körper aufgrund der Gegebenheiten nicht von Insekten und Bakterien zersetzt oder von größeren Tieren in Mitleidenschaft gezogen wird.

"Insekten und Bakterien wachsen und leben schneller, je wärmer es ist und langsamer, je kälter es ist", erklärt der Experte auf Anfrage von t-online. "In großer Höhe ist es kälter, sodass auch große Tiere dort kaum anzutreffen sind." Benecke meint daher: "Falls der Leichnam einfriert, bleibt sie einfach erhalten."

Allerdings merkt er auch an: "Durch die Schwemmen, Gletscherschmelzen, Erdrutsche und die allgemeine Erwärmung können sich aber je nach genauer Lage des Leichnams ihre Lagerungs- und Umgebungsbedingungen schneller ändern als wir es früher erlebten."

Eine letztliche Identifizierung sei dennoch ohne größere Schwierigkeiten möglich, "weil das Erbgut in den Zähnen und Knochen lange erhalten bleibt. Solange diese gefunden werden, ist ein Verwandtschaftstest kein Problem." Mehr noch: "In den Bergen bleibt fast immer auch die Kleidung und Ausrüstung sehr lange erhalten. Diese sind auch gut zur Erkennung geeignet, denn so viele Menschen verschwinden ja nicht in den Bergen." Grundsätzlich "sollte es kein Problem sein, den Körper nach einem möglichen Fund eindeutig der Familie zuzuordnen."

Bergsteiger-Legende Reinhold Messner hatte zuvor Dahlmeiers Wunsch, am Berg zurückgelassen zu werden, gelobt. "Ich respektiere das und diese Haltung großartig", betonte Messner. "Es ist der Beweis dafür, dass sie das, was sie getan hat, auch geistig durchschaut hat." Mehr noch – dies sei eine "Großherzigkeit ohnegleichen, die zur traditionellen Bergsteigerei gehört." Er betonte: "Die Bergsteigerei verliert eine große Alpinistin."

Nach dem Unglück ist der Berg weiterhin für Kletterer geöffnet. Das teilte der Sprecher der zuständigen Provinzregierung Gilgit-Baltistan, Faizullah Faraq, am Freitag mit. Die Region, in der sich mit dem K2 auch der zweithöchste Berg der Welt beindet, ziehe jedes Jahr Hunderte von Kletterern aus dem Ausland an.

Der Laila Peak liegt unweit des K2 nahe der Grenze zu China. Lawinen und Unwetter stellen dort ein hohes Risiko für Bergsteiger dar. Nach Angaben von Pakistans Regierungssprecher Faraq sind in der Region allein dieses Jahr mit Dahlmeier bereits drei Kletterer ums Leben gekommen. Die Schließung von Bergen nach Unglücken sei keine gängige Praxis.

Wanderung für Wölfe

Die Gruppen 'Allianz Wolf Brandenburg' und 'Initiative für die Natur e.V.' laden zu einer Wanderung für den Wolfsschutz ein. Am 1. September 2025 geht es los am Brandenburger Landtag in Potsdam, dann führt der Weg durch Teile von Brandenburg und Sachsen-Anhalt und endet am 8. September 2025 auf dem Brocken. Zu Beginn und Ende findet je eine Pressekonferenz statt. Die Vereine informieren darüber, warum die geplante Bejagung von Wölfen falsch ist und laden alle Artenschützer:innen herzlich ein, ein Stück des Weges mit ihnen zu gehen. 

Mehr dazu hier

Anfragen gern über info@initiative-natur.de

STELLUNGNAHME DER ALLIANZ WOLF BRANDENBURG 

Große Umweltverbände lehnen die systematische Jagd mit festgelegten Abschussquoten auf Wölfe strikt ab. Wir gehen weiter und fordern den weiter strengen Schutz des Wolfes. Die Begründung liegt auf der Hand.

Nachdem die EU in Sachen Wolfspolitik abseits jeglicher Fakten und unter höchstem politischen und lobbyistischem Druck die Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes im Eilverfahren auf juristisch sehr umstrittene Weise durchgepeitscht hat, will der Staatssekretär im Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt –und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Gregor Beyer, unter der Ministerin Hanka Mittelstädt die Quotenjagd auf die Brandenburger Wölfe eröffnen.

Derzeit gibt es 58 Wolfsfamilien in Brandenburg mit einer durchschnittlichen Größe von 6-8 Familienmitgliedern.

Es gibt jedoch kein Argument, dass für eine Jagd spricht – im Gegenteil: es verschärft die Probleme der Weidetierhalter.

Hier die Fakten:

1. Der Europäische Gerichtshof (EUGH) hat mit Urteil vom 12.6.2025 – C-629/23 - noch einmal klargestellt, dass das Ziel der günstige Erhaltungszustand ist und der ist auf nationaler Ebene zu beurteilen, d.h. es ist völlig egal, ob es in Brandenburg vermeintlich viele Wölfe gibt oder nicht. Die Verbreitung in ihrem natürlichen Lebensraum muss auf der gesamten Fläche Deutschland erfolgt sein. Die Herabstufung des Schutzstatus erlaubt keine pauschale Jagd auf Wölfe. Das Bundesamt für Naturschutz – BfN- geht in Deutschland von Platz für ca. 1400 Wolfsfamilien aus, derzeit sind es 209 Rudel – es ist also viel Luft nach oben.

2. Die Wolfspopulation befindet sich derzeit rein wissenschaftlich betrachtet in einem vulnerablen Zustand, d.h. sie kann durch sich ausbreitende Krankheiten, weiteren illegalen Tötungen und zahlreichen Verkehrsunfällen schnell gefährdet werden oder gar ausgelöscht werden.

3. Den Wolf wie geplant zum jagdbaren Wild zu erklären ist deshalb europarechtswidrig. Noch skandalöser ist es, wenn Herrn Beyer in Brandenburg der Finger am Abzug derart locker sitzt, dass er nicht einmal die notwendige Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) abwarten will.

Willkürliche Wolfsabschüsse zerstören Rudelstrukturen und treiben mit großer Wahrscheinlichkeit die Zahl der Weidetierrisse in die Höhe. Werden die Elterntiere erschossen, versuchen sich die unerfahrenen Jährlinge (1-2 Jahre alten Jungtiere) an den ungeschützten Weidetieren und die Welpen verhungern elendig.

4. Nicht ein einziger Wolfsabschuss verhindert Weidetierrisse solange kein wolfsabweisender Herdenschutz erfolgt: Ein oder 10 Wölfe machen an einer ungeschützten Herde keinen Unterschied. 

5. In Brandenburg sind die Risszahlen in 2024 im Verhältnis zum Vorjahr stark zurückgegangen – 337 Risse weniger – ein Rückgang um 26%.

6. Bei 91% der Risse seit 2019 fehlte der wolfsabweisende Herdenschutz, betroffen waren meist Hobby-Tierhalter.

7. Die Entwicklung der Wolfspopulation wurde nicht mit Investitionen von Millionen von Steuergeldern in Monitoring (wissenschaftliche Begleitung) und Herdenschutz gefördert, damit schießfreudige Jäger endlich mal einen Wolf schießen können und die Wolfspopulation an den Rand

der Ausrottung zusammengeschossen wird.

8. In Brandenburg hat die zunehmende Zahl der Wölfe für einen Rückgang der Rothirsche und des Dammwildes gesorgt, was dem Wald zugutekommt und die wichtige Rolle des Wolfes im Ökosystem unterstreicht.

9. Fazit: Eine Quotenjagd auf den Wolf zu eröffnen, ist rechtswidrig, ökologisch wie wirtschaftlich unsinnig, unethisch und grausam wie die Hobbyjagd an sich. Wer nicht zusehen möchte, wie die Brandenburger Landesregierung den Schutz der Wölfe den Lobbyisten aus Jägern und unwilligen Landwirten opfert, muss sich jetzt aktiv für deren weiter strengen Schutz einsetzen – sei es durch finanzielle Unterstützung der Wolfschutzvereine und/oder durch Erheben seiner Stimme für unsere Wölfe, unsere Natur insgesamt. Das ist jetzt notwendiger denn je.

gez. Christiane Müller-Schmolt (Sprecherin)

ADHS trifft Autismus: Dr. Mark Benecke über ein Phänomen namens »AuDHS«

Quelle: ADHS-Journal, 30. Juli 2025

Er machte die wissenschaftliche Forensik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Seine Vorträge füllen seit vielen Jahren ganze Säle und zeichnen sich durch seine humorvolle Art aus, mit der er von seinen Mordermittlungen, von Verwesung oder auch Vampirismus erzählt. Der Kölner Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke ist Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren und untersuchte unter anderem Adolf Hitlers Schädel. Darüber hinaus engagiert er sich im Vorstand des Vereins White Unicorn für Menschen mit Autismus und hat erkannt: Autismus und ADHS haben viel gemeinsam und treten oft gemeinsam auf. Das ADHS-Journal sprach mit ihm darüber.

ADHS-Journal: Du engagierst dich seit Jahren leidenschaftlich für das Thema Autismus, setzt dich inzwischen zunehmend auch mit ADHS auseinander und betonst die Gemeinsamkeiten, die Überschneidungen. Kannst du die wesentlichsten einmal nennen?

Dr. Mark Benecke: Vielleicht besonders leicht zu erkennen: die »Vergesslichkeit«. Bei eher Richtung ADHS gehenden Menschen wären das beispielsweise die typischerweise liegen gebliebenen oder urplötzlich »verschwundenen« Gegenstände oder Vorhaben. Bei eher autistischen Menschen geschieht Ähnliches, wenn Überforderung durch Umweltreize beziehungsweise zu vielen Anfragen eintritt: Alles kommt durcheinander, geht verloren, wird vergessen.

Es gibt noch sehr viel mehr. Ich will nur noch drei Gemeinsamkeiten nennen: Tiefes Einfühlungsvermögen in andere, das sich aber nicht immer so äußert, wie angeblich Normale es gerne hätten. Harte Abneigung gegen Lügen. Und natürlich ausufernd erscheinende Lieblingsbeschäftigungen, sehr ausgeprägte Essensvorlieben und dergleichen Vertiefungen und »Tunnel«.

Es ist noch gar nicht lange her, da schlossen sich Autismus und ADHS als Diagnose gegenseitig aus. Das hat sich grundlegend geändert. Sogar von AuDHS ist manchmal die Rede. Was genau steckt dahinter?

Meine Frau Ines meinte gestern, als ich unbedingt noch eine Runde mit dem Rad fahren »musste«, also wollte, und sie lieber zum Arbeiten mit dem Laptop ins Bett ging (wir haben privat keine Couch oder Sessel oder Ähnliches): »Was wäre, wenn Autistinnen und Autisten ADHSlerinnen/ADHSler mit wenig Muskelspannung sind?«

Ich würde es eh aufweiten: Wenn es schon »neuridivergente« Menschen geben soll – ich habe bisher noch nie eine »neurotypische« Person getroffen, glaube ich –, dann ist das Ganze eine Wolke mit vielen Achsen menschlicher, eingeschlossen darin auch körperlicher Eigenschaften darin. Natürlich überlappt sich darin vieles, auch mit Posttraumastörungen, die sich leider sehr viele Neurodivergente »einfangen«, schlechtes Lesen und Schreiben, Synästhesie und Vielem mehr.

Kann man ADHS denn von Autismus überhaupt noch klar abgrenzen? Oder ist jeder ADHSler gleichzeitig Autist und jede Autistin hyperaktiv und/oder aufmerksamkeitsgestört?

Wo verläuft die Grenze? Und wo liegt die Grenze zum »Normalen«? Das ist unscharf, siehe oben.

Den Störungs-Begriff würde ich nicht verwenden, da er beliebig ist. Meist stören sich ja andere an Wünschen und Gewohnheiten, die ihnen recht egal sein könnten: »Iss nicht immer dasselbe«, »warum musst du den Pfirsich schälen, die Schale ist so gesund«, »so kannst du nicht sitzen, man sitzt anders«, »das im Internet sind keine echten Freundinnen«, »mich stört das helle Licht nicht, daher dimme ich es nicht herunter«, »es ist normal, über das Wetter zu plaudern, aber du darfst auf keinen Fall vertiefte Informationen zum Ablauf und zur Entstehung von Wetterereignissen liefern«, »jetzt machen wir aber nur wegen dir nicht noch eine weitere Pause«, »bitte hör auf, mit den Kindern auf der Familien-Feier zu spielen, und setz dich zu Oma und Opa« und so weiter.

Viele Erwachsene, die erstmals von ihrer Neurodivergenz erfahren, sind geradezu erleichtert, weil die Diagnose nicht selten so ziemlich alles, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist, erklären kann. Oft haben sie bis dahin schon einen langen Leidensweg hinter sich, weil ihre Symptome als psychische Krankheit fehlgedeutet wurden und nicht als neurologische Besonderheit wie ADHS und Autismus. Was empfiehlst du zur besseren Sensibilisierung?

Sei ehrlich zu dir selbst! Wenn die Merkmale aus den ganzen Neurodivergenz-Memes auf dich zutreffen, dann bist du eine oder einer von uns! Die »amtliche« Diagnose kann dir helfen; aber wenn du keine möchtest und aus welchem Grund auch immer gut klarkommst, dann lass es.

Welche Symptome sollten sich Betroffene und Therapeutinnen oder Therapeuten genauer ansehen? Was wird immer wieder übersehen, wodurch es zu den zahlreichen Fehldiagnosen kommt?

In die Augen schauen … Mein Gott, ich kann es nicht mehr hören. Natürlich können Neurodivergente anderen in die Augen schauen! Ich habe es beispielsweise als Kind durch Zufall in einem ganz allgemeinen Buch über Vorträge und gesellschaftliche Formen gesehen (so was gab es früher in vielen Haushalten): »Schau anderen, aber nicht zu lange, genau zwischen die Augen. Nicht zwischen den Augen hin und her pendeln.« Mache ich seitdem so. Die Frage ist, ob es anstrengend ist, nicht, ob es möglich ist. Leider höre ich das auch heute noch fast täglich von Autistinnen und Autisten, die wohl zu einer unerfahrenen Diagnosestelle gegangen sind.

Und natürlich Überforderung: Die ist echt. Und sie kann zahlreiche Quellen haben. Also erst mal zuhören, bitte!

Ich möchte aber auch erfahrene Diagnostikerinnen und Diagnostiker sehr stark loben: Die lassen sich nicht von Annahmen leiten, sondern von modernen Erkennungsmerkmalen und messbarer Erfahrung. Die Erleichterung nach einer zutreffenden, nicht irgendeiner Neurodivergenz-Feststellung ist für die Untersuchten superwichtig. Sie ist nur dann erleichternd, wenn sie genau stimmt, nicht »irgendwie«.

Beide sogenannten Störungen werden trotz aller Aufklärung weiterhin stark stigmatisiert. Wie könnte man das deiner Meinung nach ändern?

Ich kenne schlechtes Gerede darüber nur vom Hörensagen. Das liegt vermutlich daran, dass ich Aussagen, die auf Meinungen statt auf Messungen beruhen, nicht zuhöre. Ich habe nur ein Leben.

Vielfach ist ja sogar von vermeintlichen Modekrankheiten die Rede, weil eine objektive Diagnose gar nicht möglich sei. Was sagst du Menschen, die das behaupten?

»Zeig mir die wissenschaftliche, neue Studie dazu!« Bisher habe ich keine dazu gesehen.

Wird es denn in absehbarer Zeit eindeutige Diagnosemöglichkeiten geben, Stichwort KI-gestützte Netzhautscans oder spezielle MRT-Untersuchungen?

Denke ich schon: Es könnte ein großer Markt und damit zum Geld verdienen interessant sein. Aus Menschlichkeit wird’s wohl nicht zu Ende entwickelt werden.

Glaubst du, dass auch die Ursachen und nicht nur die Symptome irgendwann einmal behandelt werden können, mit oder ohne Medikamente?

Können sie: indem die Umwelt sich freundlich verhält! Viele »Symptome« sind nur Überlastungszeichen, die jeder Mensch früher oder später bei Stress von außen entwickelt. Bei Neurodiversen geht es halt schneller oder durch andere Reize.

Bei ADHS fühlen sich viele auch durch die bekannten Aufputschmittel entlastet, die verschrieben werden. Muss man ein bisschen ausprobieren und schauen, ob es wirklich erleichternd wirkt; das ist aber öfter der Fall.

Ansonsten: Genau zuhören, was die neurodivergenten Menschen sagen oder aufmalen oder aufschreiben und wie sie den Stress mindern. Das ist keine Meinung, sondern auch von unserem Verband »White Unicorn« zusammen mit der Goethe-Universität in Frankfurt/Main, der Humboldt-Universität in Berlin, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und der »Aktion Mensch« mit Tausenden von befragten »Normalen« und Neurodivergenten erforscht.

Das kann auch anstrengend sein, wenn die Kids sich – eher bei mehr autistischen Menschen – beispielsweise nicht die Zähne putzen oder sich nicht waschen oder immer dieselbe Hose anziehen wollen. Es gibt dafür aber einen guten (!) Grund, das wird megaoft vergessen: Der Geschmack der Minze in der Paste, die Härte der Borsten, das Vibrieren der elektrischen Bürste – muss ja alles nicht sein, es geht auch ohne das alles mit anderer Paste, anderer Bürste und ohne Strom – zack!

Oder die »Ungeduld« bei eher in Richtung ADHS gehenden Menschen: Oft haben sie tatsächlich schon nach vier Worten verstanden, worum es geht. Ist doch okay! Wenn sie das beweisen können, dann lass sie doch einfach in Ruhe und versuch nicht, ihnen dein Lernprogramm für »Normale« aufzudrücken.

Vielen lieben Dank für das Gespräch, Mark!

U-Comix Gazette: Interview mit Dr. Mark Benecke

Quelle: U-Comix Gazette

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Von Anja Perkuhn

Mark, erzähl mal: Was ist der letzte Traum, an den du dich erinnerst?

Ich hab vor ein paar Jahren schon gelernt, dass ich eine komplette Traumwelt aufgebaut habe, also lauter verschiedene Wohnungen in verschiedenen Städten, in die ich im Traum immer wieder zurückkehre. Oft ist das New York, weil ich da früher mal gelebt habe. Und da muss ich immer irgendwelche Sachen erledigen. Das war vorges-tern auch wieder so.

Wir hatten uns deine Träume ein bisschen verrückter vorgestellt als „Sachen erledigen".

Diese Wohnungsträume sind für meine Verhältnisse extrem verrückt. Während Corona habe ich in meinen Träumen mit meinen Freundinnen und Freunden komplette Urlaube gemacht, richtig episch, mit Anreise, Erlebnissen, allem. Die Handlung ging über Tage und Wochen, teilweise Jahre. Immer musste was organisiert oder eine Wohnung neu eingerichtet werden.

Was sind für dich reale Albträume?

Ich hatte neulich eine Abendveranstaltung in Baltimore, bei der größten forensischen Tagung der Welt. Und die war supergruselig: Es ging um Gegenstände aus dem Konzentrationslager Buchenwald, die aus Menschenhaut gefertigt wurden und die ich untersucht habe.

An sich schon ein gruseliges Thema.

Das stimmt, aber es war ganz anders als gedacht. Die Jüngeren wussten gar nicht, worum es geht. Klar, wenn ich in den USA lebe und 30 bin, was habe ich mit deutschen und polnischen Konzentrationslagern zu tun?

Und die Älteren hatten Tränen in den Augen. Aber weniger wegen der Spuren, von denen ich erzählt habe, sondern weil die meisten nach dem Krieg als Soldaten in Deutschland stationiert waren und dort ne gute Zeit hatten. Und jetzt wussten, dass sie nie wieder nach Germany kommen.

Und plötzlich war das Thema nicht mehr Nazi-Verbrechen.

Es ist im Grunde alles schiefgelaufen: Du willst da einen spurenkundlichen Vortrag halten über Taschenmesser-Etuis und Lampenschirme aus Menschenhaut. Und dann kommen die alten Leute an und sind zutiefst bewegt, dass sie mal wieder was aus Deutschland hören. Ich wusste gar nicht, was ich damit anfangen soll. Also es hat sich tatsächlich erfüllt, dass die Veranstaltung ein Albtraum war, aber auf eine komplett andere Art.

Es gibt viele Fotos von dir, auf denen du mit deinen Haustier-Kakerlaken kuschelst. Das finden viele Menschen ja wahrscheinlich eklig.

Die sind ja nicht eklig – weder verformt noch stinkend oder schleimig. Sie beißen nicht, sie stechen nicht. Die sind wie so kleine, fantastisch polierte Holzstückchen, die ihr Ding machen und keinen stören. Die sind einfach lieb.

Was machen die den ganzen Tag?

Sie schlafen oder chillen viel. Nachts kämpfen sie, wer oben sitzen darf auf der zerbrochenen Plastik-Urne mit dem Totenkopf. Ansonsten unterhalten sie sich halt, betasten sich mit ihren Antennen und blieben sitzen oder auch nicht. Wie Menschen, wenn sie sich zum Kaffeetrinken treffen. Und manchmal kriegen sie Kinder.

Klingt entspannt.

Oh! Aber was ganz seltsam ist: Manchmal sitzen sie alle vorne an der Glasscheibe und man sieht ihre Unterseite. Weil sie ihre Augen unten haben, ist das so, als wenn ein Menschen dich direkt anguckt. da starren dich also auf einmal 100 Schaben an.

Öhm. Vielleicht nehmen sie irgendeine unhörbare Frequenz wahr?

Vielleicht! Auf jeden Fall lernen meine Schaben. Sie haben sich zum Beispiel daran gewöhnt, dass ich mal in den Raum komme oder ihnen Wasser reinstelle, und verstecken sich dann nicht mehr. Normalerweise reagieren Schaben ja schnell auf Erschütterungen, weil sie im Urwald eine Leckerei sind für viele Tiere.

Aber jetzt wissen sie: „Ah, da kommt wieder der Große mit dem Futter!"

Ich denke schon, aber es gibt kein gutes Feedback-System mit ihnen, um da sicher zu sein. Ich mache ja keine Tierversuche mit meinen Schaben. Ich könnte so harmlose Trainingssachen mit ihnen machen, aber das habe ich ja schon mit Blutegeln gemacht, darum muss das nicht sein.

Watt?

Ja, früher hatte ich Blutegel und habe getestet, ob sie erkennen, über welche Linie sie drüberkriechen dürfen und über welche nicht.

Und mit den Schaben wär's jetzt nix? Warum?

Es gibt so eine Comicgeschichte, in der Superman so eine ganze Stadt rettet, die bei ihm in einer Flasche existiert. Und das sind die Schaben für mich. Die sollen ihr Ding machen und ich will nicht eingreifen.

Hat deine Schabenstadt auch einen Namen?

Nee, da bin ich ganz offen für Vorschläge der Leser und Leserinnen von U-Comix.

Fantastisch, wir sind gespannt! Du weißt wahrscheinlich, dass einer der großen Helden von U-Comix der Kakerlak ist?

Klar! Aber euer Kakerlak ist ja eher an Küchenschaben angelehnt. Meine sind ja Fauchschaben. Die können sich noch besser unterhalten, weil sie fauchen.