Der Herr der Fliegen

Quelle: Kinkats, No. 12, Februar/März 2010, Seiten 72 bis 74

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Er wird als "Herr der Fliegen", "Madendoktor", "Mystery Man", "Detektiv der Toten" oder als "Quincy von Köln" bezeichnet viele merkwürdige Titel, von denen einer offiziell ist, Dr. Mark Benecke ist Kriminalbiologe mit dem Schwerpunkt forensischer Entomologie. Er bearbeitet Kriminalfälle, indem er die Maden und Fliegen auf den Leichen studiert, Blutspritzer analysiert und genauer hinschaut als andere. Gleichzeitig ist der Kölner international als Autor von Fachartikeln und Büchern über seine Arbeit bekannt und wird von Sendungen wie "Galileo Mystery", "Autopsie" oder "Medical Detectives" regelmäßig als Fachmann eingeladen. Als tätowierter EBM-Fan und bekennender Donaldist ist er dabei ein Freak seiner Zunft. KinKat und Special-Effects-Profi Claudia von Rotten sprach mit dem Wissenschaftler.


KK: Mark, wie wurdest du zum "Herrn der Fliegen"? Wie sieht dein Werdegang aus?

M.B.: Das war Zufall. lch habe früher mehrere Monate lang auf einer Insel vor der irischen Küste mit Tintenfischen gearbeitet, das war absolut gehirndurchblasend. In die Rechtsmedizin bin ich gestolpert, weil ich genetische Fingerabdrücke lernen wollte ... Biologen wurden dort in der Medizin allerdings in den alten Affenstall, einen Raum im Keller gesteckt - kein Witz -, wo aber zu meinem großen Glück eben auch die Wirbeltiere lebten: Insekten auf Leichen ... So kam eins zum anderen. leh habe sehr viel von den Jungs der Spurensicherung bei der Polizei gelernt, die haben ein extrem gutes Auge für etwas größere Spuren. Das hat mir geholfen, meine fuzzikleinen Spuren im Tatort-Zusammenhang zu sehen.

Mit dem FBI und vergleichbaren Einheiten war es während meinen Ausbildungen dort auch immer lustig, und auf der Body Farm habe ich auch mal gearbeitet. Mittlerweile kriegen wir, mein Team und ich, die irrsten Fälle, so dass ich das Kniffeln gelernt habe. Saskia, die seit zehn Jahren mit mir arbeitet, rafft allerdings besser als ich soziale Zusammenhänge; ich fahr' dafür lieber in den Knast und mache sachliche Sachen.

Du hast Biologie, Zoologie und Psychologie in Köln studiert. Wie gestaltete sich deine Zeit an der Uni?

Es geht so. Die Uni war uralt, es herrschten total lahme Strukturen, keiner der wichtigen Verwaltungsleute hat je mit einem geredet, es war wie eine Karikatur einer deutschen oder Schweizer Behörde.

Der damalige Chef hat uns aber immer - und das bis heute - erlaubt, im Sommerkurs Versuche mit verwesenden Tieren im Hinterhof zu machen und den Kurssaal zu nutzen, um Studenten aus aller Welt zu uns zu holen. Der Nachteil war früher, dass ich alles selbst machen musste: den Klo-Vorraum streichen, riesige Müllberge aus alten Taubenhäusern schaffen, die Tafeln putzen. Aber auch da haben wir das Beste draus gemacht: Mit Saskia habe ich vor zehn Jahren mal zum Sound von Manowar, die sie geil fand, einen total verschimmelten Raum geweißt. Seitdem lassen wir in allen Kursen und auch sonst beim Arbeiten entweder EBM laufen - meine Musik - oder Rock, das ist Saskias Ding.

Für Gunther von Hagens (verantwortlich für die umstrittene Ausstellung "Körperwelten" Anm.d.Red.) hast du auch bereits gearbeitet. Wie war das?

Leider war der Zoologie nach meiner Rückkehr aus der Rechtsmedizin Manhattan in New York, wo ich von 1997 bis 1999 angestellt war, die Kohle komplett ausgegangen. Mein letztes Gehalt betrug 250 Mark pro Monat das wurde ein wenig eng. Weil Gunther gerade in der Stadt war, habe ich bei ihm - eigentlich nur als Mann zum Aufbauen der Technik - angeheuert. Nach dem Aufbau haben die eine Art Casting gemacht, und ich wurde dann der Mensch, der vor der Tür die ellenlangen Schlangen bespaßt hat und morgens die Plastinate wieder aufpolierte, wenn z.B. mal wieder eine Hüfte umgefallen war.

Mittlerweile benutze ich selbst Plastinate für Veranstaltungen. Wenn ich beispielsweise was für Kinder zum Thema Anatomie mache, habe ich Darmstücke und Kopfscheiben dabei. Das ist um ein Vielfaches anschaulicher als jede Zeichnung und jedes Plastikmodell.

Du hast eine enorme Medienpräsenz. Hilft dir das bei deiner Arbeit, oder ist es eher hinderlich?

Es ist oft anstrengend, wenn man in letzter Sekunde einen Dreh aus dem rappelnden Scheißregionalbimmelzug arrangieren soll und todmüde ist, aber durch die Dreharbeiten habe ich mit den geilsten Leuten zu tun gehabt, darunter aktuell Heather Langenkamp aus "Nightmare On Elm Street", deren Autogramm seit heute meinen Arm ziert und die mich sehr beeindruckt hat. Außerdem habe ich etwas Interessantes festgestellt: Die Leute, die echt ganz oben sind, sind alle cool. Arschlöcher und Wichtigtuer habe ich nur in der dritten und vierten Liga festgestellt, die richtigen Stars sind sehr angenehm und interessant, egal, wie sie im TV wirken.

Was hast du noch durch die Arbeit vor der Kamera mitnehmen können?

Ich habe viel über mich und das gelernt, was im Fernsehen gezeigt wird; das ist alles reine Erfindung, auch in den Nachrichten. Das ist mir schnuppe, denn ich hatte noch nie Radio und Fernsehen, aber es ist schon geil, wenn die Zuschauer vielleicht meinen, dass das, was sie da sehen, auch nur im Ansatz relevant oder wahr wäre. Immerhin kann ich SO versuchen, ein bisschen Verstand in die Runde zu werfen. Über mich selbst habe ich gelernt, dass man sich nicht von Neid, Hass und Dummheit anderer Leute ärgern, sondern sein Ding machen sollte und das auch kann, wenn man da einfach nicht hinhört. Das erzähle ich auch immer den Studenten: dass sie sich erst mal überlegen sollen, was ihr Ding überhaupt ist und es dann wirklich ohne weiteres Rumgefuckel durchziehen sollen.

Bisher hat das allerdings nur bei meiner Tochter Jule gewirkt, allerdings hätte die es auch ohne meine Ratschläge gemacht... Das scheint also eher genetisch bedingt zu sein.

Du bist stark tätowiert, auch an Stellen, die man kaum verbergen kann. Hat das in deinem Beruf Auswirkungen darauf, wie andere Menschen dich wahrnehmen?

Obwohl ich in den Medien offenbar recht präsent bin, werde ich nach wie vor bei Veranstaltungen gefragt, ob ich der Techniker oder der Zivildienstleistende bin. Allerdings nie was anderes! Ich sehe also offenbar wie eine Mischung aus Zivi und Bühnentechniker aus. Das finde ich allerdings cool, denn erstens labern mich deswegen kaum Spinner, sondern zu 99 Prozent korrekte und nette Leute an, und zweitens lernen diejenigen, die stark auf das Äußere statt aufs Innere schauen, etwas über ihre Denkstrukturen. Etwas nachteilig ist, dass ich wegen meines Aussehens auf Bahnhöfen hin und wieder verhaftet werde; in Cottbus beispielsweise sogar in Handschellen und mit einem kompletten Bundesgrenzschutz-Team in Vollschutz, die mich - ich lag flach mit dem Gesicht nach unten auf dem Bahnsteig - anschrien, ob ich Deutsch kann sowie in München, wo der echt widerliche, etwa 1,60 Meter große Zivilfahnder mich, nachdem ich ihm nett mitteilte, dass ich ihm nicht sagen möchte, wo ich hinfahre, vor so einer Art Käfig hinter den Schließfächem total auseinander gebaut hat. Er hat allerdings nur einen Kompass, Vampirzähne, Pinzetten, ein Minifernrohr, ein Maßband, Tatort-Aufkleber, meinen iPod, Tintenpatronen für den Füller, Ohrstöpsel sowie ein wenig SM-Ausrüstung gefunden, was ihn in der Gesamtschau irgendwie irritierte.

Auf dem letzten "Weekend Of Horrors" haben wir zwei ein spontanes, etwas gewagtes Fotoshooting hingelegt. Bist du oft für verrückte Aktionen zu haben?

Das sagen mir andere hin und wieder, ja ... Mir selbst fällt das nicht auf. Das Gute ist, dass meine Gattin genauso verrückt ist wie ich, so dass wir im Alltag nicht. merken, dass wir spinnen, falls wir wirklich spinnen sollten. Mein Team spürt es allerdings umso deutlicher, hat aber auch schon vor einigen Jahren aufgehört zu fragen. Neugierig sind sie aber geblieben. Mein kriminalistischer Spürsinn sagt mir, dass sie stets auf der Suche nach spannenden Infos, Ereignissen und Aktionen sind - nur halt beschränkt auf zehn Prozent von dem, was ich im Wahn für machbar halte.

Was möchtest du in deinem Leben unbedingt noch tun oder erreichen?

Grundsätzlich bin ich echt happy. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wäre es, dass die Menschen sich einfach viel weniger aufregen, also nicht dauernd von einer Wand gegen die anderen springen ich kann die Aufwallungen schlecht interpretieren. Viel cooler ist es doch, seinen Kram so gut es geht zu machen und ansonsten Liebe und Frieden herrschen zu lassen.


GEOlino Spezial: Spürhunde, -Ratten, -Delfine und -Fliegen 🪰

Quelle: GEOlino Spezial – Der Wissenspodcast für junge Entdeckerinnen und Entdecker, 21. August 2024

In dieser GEOlino -Folge geht es um Spürhunde. Die sind ihren zweibeinigen Kolleginnen und Kollegen in vielem eine Nasenlänge voraus. Wir haben den Diensthunden der Bremer Bereitschaftspolizei Bremen beim Training zugeschaut. 

Ratten erschnüffeln vergrabene Minen Delfine spionieren feindliche Schiffe aus und Bienen erschnüffeln Sprengstoff Ihren Super-Sinnen entgeht einfach nichts… 

Aber auch krabbelnde, surrende, sich windende Insekten helfen bei der Aufklärung von Verbrechen – und zwar dem Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke  

Was genau seine Arbeit ausmacht und inwiefern ihn die Krabbler unterstützen, das erzählt er Ivy in dieser Folge.


2. Symposium für Odorologie

Hamburg | 2015


Thierbuch

Kat Menschik & Mark Benecke


Der Fall Mirco

Interdisziplinäres Fachforum Bremen | 2012

Erschießung in den Kopf: Was geschieht dabei?

Quelle:  t-online, 23. August 2024

Mord im Frankfurter Hauptbahnhof: "Eine todsichere Tötung"

Kriminalbiologe Mark Benecke gab im Gespräch mit t-online zu verstehen: "Unten hinten im Schädel liegen Gehirn-Teile, die für die entscheidenden Lebens-Vorgänge wichtig sind. Auf die Frage, ob ein Genickschuss effektiver sei als ein Kopfschuss, antwortet Benecke: "Es hängt vom Kaliber, der Energie, also dem 'Wumms' des Geschosses, der Art der Munition und anderem ab. Grundsätzlich sind Schüsse in den unteren hinteren Teil des Gehirns, der die Verbindung zum ’Nerven-Kabel-Baum’ in der Wirbelsäule darstellt, megagefährlich."

Zur höheren Tötungswahrscheinlichkeit führt er weiter aus: "Ja. Wer absichtlich dorthin schießt, handelt mit höchstmöglichem Tötungs-Wunsch." Er führt aus: "Denn es hängt wie angedeutet von vielen Einflüssen ab, wie tödlich ein Schuss ist. Beispielsweise kann jemand den Kopf plötzlich bewegen, was Donald Trump zufällig das Leben gerettet hat. Beim Nachschießen in den Kopf wie hier geht es um eine ganz wörtlich todsichere Tötung."

Allerdings gebe es auch Täter, die einfach "Spaß am Töten haben". Er fasst zusammen: "Es kann auch alles zusammen kommen: Auf Nummer Sicher gehen plus Spaß am Töten plus Macht-Darstellung."

Was hat es mit einem sogenannten Genickschuss auf sich?

Unten hinten im Schädel liegen Gehirn-Teile, die für die entscheidenden Lebens-Vorgänge wichtig sind. Dringt eine "Kugel", also ein Geschoss, dort ein, gibt diese Energie ab und zerstört das Gewebe nicht nur direkt, sondern oft auch durch eine "Wundhöhle". Die entsteht, weil sich Gase sehr schnell ausdehnen, eine Blase bilden, das Gewebe ausweicht und dann blitzschnell wieder zusammenfällt. Das führt zu zusätzlichen Verletzungen im Gehirn. Die Folge: Total-Ausfall der wichtigsten Lebens-Vorgänge wie Atmen und Herzschlag.

Ist dieser effektiver als ein simpler Kopfschuss? 

Hängt vom Kaliber, der Energie (dem "Wumms") des Geschosses, der Art der Munition (beispielsweise: vorne abgefeilt oder nicht?) und anderem ab. Grundsätzlich sind Schüsse in den unteren hinteren Teil des Gehirns, der ja auch die Verbindung zum "Nerven-Kabel-Baum" in der Wirbelsäule darstellt, megagefährlich.

Ist die Tötungswahrscheinlichkeit höher? 

Ja. Wer absichtlich dorthin schießt, handelt nicht nur rechtlich gesehen heimtückisch — das Opfer sieht ja nicht, was vorgeht und kann sich nicht wehren —, sondern auch biologisch und medizinisch gesehen mit höchstmöglichem Tötungs-Wunsch.

Der Täter schoss seinem Opfer im Anschluss noch zweimal in den Kopf. Wollte er damit wohl sicherstellen, dass sein Opfer wirklich tot ist pder wohl eher als simple Machtdemonstration?

Vor allem, um sicher zu gehen, dass die Tötung gelingt. Denn es hängt wie angedeutet von vielen Einflüssen ab, wie tödlich ein Schuss ist. Beispielsweise kann jemand den Kopf plötzlich bewegen, was Donald Trump zufällig das Leben gerettet hat. Oder das Geschoss hatte einen Material-Fehler. Beim Nachschießen in den Kopf wie hier geht es um eine ganz wörtlich todsichere Tötung. Es gibt auch Fälle, wo Täterinnen oder Täter Spaß am Töten haben, das ist sogar ein Mord-Merkmal im Gesetz. Es kann auch alles zusammen kommen: Auf Nummer Sicher gehen plus Spaß am Töten plus Macht-Darstellung.


"Die Polizei verwendet ihre Zeit nur, wenn es sinnvoll ist"

t-online | 2024


War Hitler eine Frau?

Podcast | 2024


Lenins Leiche

Mit Kriminalbiologe Mark Benecke im Moskauer Mausoleum

Kriminalbiologe über die dunkle Liebe

Mark Benecke (39) in der Galerie Strychnin in Friedrichshain; Foto: Laessig

Mark Benecke spricht über Beziehungs-Todsünden und jenes Grauen, das der Liebe innewohnen kann.

Die Liebe ist eine Macht. Doch es gibt auch eine dunkle Seite der Liebe, geprägt von Furcht, Boshaftigkeit, Wut, Hass und Vernichtung. Wie gefährlich ist die Liebe? Mark Benecke (39) ist Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe. Ein Mann der Wissenschaft, der sich auf seinen Unterarm ein Herz mit der Aufschrift „Glaube, Liebe, Hoffnung“ tätowieren ließ und erklärt, wie das Böse in der Liebe tickt.

Warum schenkt uns Liebe die schönsten Momente – und die furchtbarsten?

Mark Benecke: Liebe und Hass sind Extreme ein und desselben Gefühls. Biologisch ist Liebe ein Zwangszustand, frisch Verliebte sehen alles durch die rosarote Brille. Auf der anderen Seite schließt sich der Kreis, wenn sich Hass entlädt.

Selbst der Liebe wohnt das Grauen inne, potenziell?

Man weiß nie, wohin die Reise geht. Allerdings kann man es gut vorhersagen, mit der Eheformel und der Kenntnis: Je mehr Gemeinsamkeiten man hat, umso länger hält die Beziehung.

Wovon hängt das ab?

Je mehr gemeinsame Interessen, desto besser für die Liebe. Konfliktlösungen sind charakterabhängig, der Charakter lässt sich nicht ändern. Aber egal wie psycho die Leute sind: Stimmen die Interessen überein, desto entspannter und langlebiger die Beziehung.

Benecke ließ sich auf seinen Unterarm ein Herz mit der Aufschrift „Glaube, Liebe, Hoffnung“ tätowieren; Foto: Laessig

Welche Interessen?

Was man gerne isst, hört, Kultur, Religion, Stil, Rauchen, Politik – alles, was klassische Partneragenturen auch abfragen.

Und wenn einer in die Berge will, der andere ans Meer?

Schlecht.

Wie wär’s damit: Einer verzichtet dem anderen zuliebe.

Auf Dauer muss das auch mein Interesse sein, sonst ist die Beziehungszerstörung angelegt.

Woran merkt man, dass man sich selbst verliert?

Wenn Außenstehende einem sagen: So kannte ich dich früher nie, du hast dich so verändert.

Sie sprachen von einer Eheformel. Gibt es die wirklich?

Entwickelt von einem Mathematiker und einem Psychologen, lässt sich damit die Ehedauer mit 94-prozentiger Wahrscheinlichkeit voraussagen. Man beobachtet das Paar beim Streit. Für Humor, Zuwendung und In-den-Andern-Eindenken gibt es Plus-, für Spott, Gejammer und Verachtung Minuspunkte. Gemessen wird auch, wie Charme oder Argumente des einen Partners auf den anderen wirken.

Eheliche Todsünden?

Motzen, murren, maulen. 69 Prozent aller Paare werfen sich gegenseitig Probleme vor, die von vornherein nicht zu lösen sind. Stabilisierend ist dagegen, Probleme zu erkennen und zu reparieren. Es darf auch laut zugehen – solange das Getöse sich nicht um den unabänderlichen Charakter des Partners, sondern um eine Konflikt-Lösung dreht.

Warum verfolgen Menschen andere mit ungewollter Liebe?

Eigentlich arme Würstchen. Die nicht raffen, dass der andere reagieren muss. Stalker sind gefährlich: Sie drehen durch, wenn sie merken, dass sie wirklich abgelehnt werden.

Was raten Sie?

Stalkern niemals Aufmerksamkeit geben. Der größte Fehler ist, mit ihnen zu reden – nicht eine Silbe! Ich kenne einen, der sprach drei Stunden lang mit der Stalkerin seiner Ehefrau und nahm ihr alle Illusionen. Sie blieb ganz ruhig. Kaum drehte er ihr den Rücken zu, schlug sie ihm einen Hammer auf den Kopf und stach ihn fast tot. Mich selbst verfolgt eine Frau mit Briefen und SMS, ich habe Zehntausende von Seiten.

Was will sie?

Was alle Menschen wollen: Geliebt und umsorgt werden.

Wenn Liebe zuschlägt – warum bleiben Menschen oft jahrelang bei einem Partner, der sie immer wieder verletzt?

Sie denken, sie sind glücklich. Sind sie aber nicht. Sie reden sich die Kloppe als emotionale Zuwendung ein: Dass er sich so aufregt beweist, dass er mich liebt! Erst die Haue, dann Versöhnungssex. Madlove. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich – das kann funktionieren, wenn es sonst viele gemeinsame Interessen und einen eher ruppigen Ton gibt. Eigentlich müsste man aber die abhängige Person da rausholen.

Im schlimmsten Fall wird aus Liebe Hass bis zum Mord.

Das ist tierisches Niveau.

Auch Tiere morden?

Natürlich! Es trifft Rivalen, die eigenen Nachkommen. Bei Affen gibt es sogar gezielten Mord. Die Grundlage der Todsünden in der Bibel ist nichts Höheres, so funktionieren alle Lebewesen. Evolutionäres Grundprogramm: Übermut, Habgier, Wollust, Völlerei, Neid, Trägheit, Rachsucht. Das menschliche Gefühl rasender Eifersucht ist exakt dasselbe wie bei Tieren.


Wie entsteht Hass, Dr. Mark Benecke

ZIMMER EINS — Das Patientenmagazin | 2019


Zum Liebespfeil der Schnirkelschnecken (Helicidae) 🐌 ❤️

Funktion und experimentelle Strukturaufklärung


Uralter Liebes-Olivenbaum 💞

Kreta

Angst im Netz – Darf ich Spinnen töten?

Foto: Claus Pütz

Quelle: Spiegel, 18.Juli 2024

»Eklig« und »gruselig«: Spinnen haben ein Imageproblem – und keine Lobby. Der Biologe Mark Benecke erklärt, warum Sie trotzdem zögern sollten, bevor Sie den Staubsauger einschalten.

Aufgezeichnet von Veronika Silberg

Dass wir im Schlaf acht Spinnen pro Jahr verschlucken, ist Quatsch, aber ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Genau wie Unbehagen und Angst beim Anblick der pelzigen Tierchen. Zu lange Beine, zu gruselig. Natürlich, da hilft nur der Staubsauger. Oder?

Aus dem Bundesnaturschutzgesetz geht streng genommen hervor: Nein. Es ist nicht okay, Spinnen zu töten. Dort steht: »Es ist verboten, wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten.« Und auch der Biologe Mark Benecke findet: Die kleinen Tiere seien viel zu faszinierend, um sie einfach platt zu machen. Warum Spinnen trotz Phobie verschont werden sollten und wieso es bei der Beseitigung vor allem auf die Beinchen ankommt.

Frage für einen Freund

Wie wollen wir leben? Lieben? Unsere Kinder erziehen? Können wir die Welt vielleicht doch nicht retten? Wo beginnen Vorurteile? Es gibt unangenehme Fragen, die wir in Gesprächen ironischerweise manchmal so beginnen: »Frage für einen Freund«. In dieser Serie beschäftigen wir uns mit genau diesen Fragen. Wenn wir uns einen umweltunfreundlichen Urlaub gönnen möchten, wenn wir mitbekommen, wie ein Kollege ungerecht behandelt wird, wenn wir kein Trinkgeld geben wollen: Wie handeln wir dann möglichst richtig – oder falsch? Expertinnen und Experten helfen bei der Antwort – und Sie können abstimmen.  

Das antwortet Mark Benecke:

»Ehrlich gesagt hole ich meistens meine Frau, wenn ich in unserer Wohnung eine Spinne entdecke. Ich selbst habe Sorge, ich könnte sie verletzen oder zerdrücken. Das passiert rasch. Achten Sie gerade bei großen Tieren besonders auf die Beine! Etwa bei Hauswinkel- und Kellerspinnen. Die haben wie alle Spinnen ein Außenskelett, wenn das kaputt ist, bleibt es kaputt. Und meist versuchen die sich mit ihren Beinchen irgendwie aus dem Glas herauszuwinden.

Die Spinne einfach töten? Mir ist völlig unklar, wieso man das machen sollte. Man muss andere Lebewesen nicht mögen – aber man kann sie doch trotzdem in Ruhe lassen. Mir ist bewusst, dass viele Menschen Angst vor Spinnen haben. Das sehe ich ein. Aber menschliche Angst und das Leben der Spinne müssen sich ja nicht ausschließen, finde ich. Nur, weil ich sie nicht in meiner Wohnung haben möchte, muss eine Spinne ja nicht sterben. Wenn das Tier unangenehme Gefühle bei mir auslöst, kann ich es einfach nach draußen tragen, wo es sich ein neues Zuhause suchen kann. Am besten ist es, wenn dort mehr als nur ein einzelner Zierbaum steht. Sie können die Spinne für den Transport auch in eine Pappschachtel mit Luftlöchern packen.

Oder Sie behalten Ihren neuen Mitbewohner. Es gibt Spinnen, die sehr gern in Wohnungen leben. Viele Zitterspinnen etwa, die Hauswinkelspinne oder die Kellerspinne. Gerade im Keller stören die niemanden. Meist leben die dort jahrelang, ohne dass wir es überhaupt mitbekommen. Machen Sie das Licht an und treten Sie laut auf, verstecken sich die großen Spinnen meist sofort. Die Tiere haben berechtigterweise mehr Angst vor Menschen als andersherum.

»Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie hier auf eine ›gefährliche‹ Spinne treffen, ist in etwa so hoch, wie die Gefahr, dass Ihnen ein Ziegelstein auf den Kopf fällt.«

Zu befürchten haben Sie im Übrigen nichts. In Deutschland sind so gut wie alle Spinnen ungefährlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie hier auf eine ›gefährliche‹ Spinne treffen, ist in etwa so hoch, wie die Gefahr, dass Ihnen ein Ziegelstein auf den Kopf fällt. Wenn Sie jetzt über eine Stadt sprechen, betonen Sie auch nicht ständig das Risiko, von einem Ziegelstein erschlagen zu werden, oder? Sie sprechen darüber, wer in der Stadt lebt, welche Gebäude es gibt und wie das Wetter ist.

Spinnen sind beeindruckende Tiere. Darüber reden wir zu wenig. Persönlich fasziniert mich besonders, wie alt ihre Lebewesengruppe ist. Überlegen Sie mal, was diese Art schon alles miterlebt hat! Welche historischen und kulturellen Veränderungen. Vor Tausenden von Jahren sind auch schon Spinnen durch Wohnungen gekrabbelt. Ist es nicht großartig, dass eine so uralte Erbgutprogrammierung sich so lange durchgesetzt hat?

Mich überraschen Spinnen zudem immer noch. Zu Springspinnen etwa wird gerade viel geforscht: Sie können offenbar planen, sich mit anderen austauschen, sich erinnern – vielleicht sogar träumen . Wer sie zu Hause hält, kann sie auf seine Hand springen lassen und wieder zurück.

Wenn Sie dieser Gedanke gruselt, kann ich Sie beruhigen: Eine echte sogenannte Arachnophobie lässt sich behandeln. Sie können zu einer Psychologin oder einem Psychologen gehen, um sich das abzugewöhnen. Oder Sie testen gemeinsam mit Freunden eine Expositionstherapie. Man sieht sich das Tier genauer an und nimmt es langsam und vorsichtig auf den Arm. Meist bieten sich große, eher träge Spinnen an, weil sie nicht so schnell davon krabbeln. Je mehr sie beobachten und lernen, desto weniger Angst haben Sie. Mit mir studierte damals der heutige Leiter der Spinnen-Abteilung des Senckenberg-Museums Frankfurt am Main vorbei und hatte unserem Kurs eine Spinne mitgebracht. Am Anfang wollte keiner so richtig ran, aber spätestens nach zwanzig Minuten wollten sie alle mal anfassen. Am Ende musste man die Spinne vor den ganzen Studierenden retten.

Tatsächlich hat sich die Einstellung gegenüber Spinnen über die vergangenen Jahre hinweg stark verbessert. Neuerdings werden sie vor allem im Internet zunehmend beliebter. Springspinnen besonders, mit ihren dunklen Kulleraugen. Leider liegt die neue Freude an Spinnen jedoch auch daran, dass es schlicht weniger gibt als früher. Ihre Nahrung stirbt aus – und damit auch zahlreiche Spinnenarten. Wir leben in der Zeit des größten Artensterbens, seit es Leben auf der Erde gibt.

Klar, eine getötete Spinne macht da für manche keinen großen Unterschied mehr. Aber ist das nicht Grund genug, sich mit den Tieren zu beschäftigen, die um uns herum leben? Sehen Sie genau hin, solange Sie und die Spinnen noch da sind.«


Brauchen Kakerlaken ein besseres Image?

Deutschlandfunk Nova | 2024


Wie Fauch-Schaben mich zu einem besseren Menschen machten

Artikel-Sammlung


Insektenplage?

t-online | 2023

Brauchen Kakerlaken ein besseres Image? 🪳

Deutschlandfunk Nova hat Fragen an Mark Benecke, der seit Jahrzehnten Fauch-Schaben als Haus-Tiere hält, darunter diese:  

+ Mark: Andere machen bei Schaben: iiiihhh. Was machst du?? + Was bewunderst du an Schaben besonders?? + Ich kenne dich, weil du mal Fauchschaben quasi als Haustiere hattest. Ist das noch so? + Was glaubst du: Was brauchen deine Fauchschaben um gut über die Runden zu kommen? + Was machen die so den ganzen Tag? + Hast du den Namen gegeben?? + Wenn du dir was aussuchen könntest: Welche Fähigkeit hättest du von denen gerne?? + Die einen nennen sie Schaben andere sagen Kakerlaken: Was ist aus deiner Sicht korrekter?? + Wir bleiben beim Wort Schaben. Aber da gibt es ja gar nicht die EINE. Wie viele Arten soll es in etwa gegeben?? + Jetzt ist eine Studie rausgekommen, dass gerade Deutsche Schabe die verbreitetste Kakerlake der Welt ist. Wieso gerade die? + Forschende haben sich das Ganze mal genauer angeschaut: Wie findet man so etwas raus? + Hat dich das überrascht?? + Heißt: Diese Art ist besonders widerstandsfähig? + Das Besondere ist ja: Die Kakerlake/Schabe halten sich gerne in der Nähe von uns Menschen auf: Warum? + Wir finden das andersherum nicht geil: In ein paar Städten in Deutschland heißt es, seien besonders viele Kakerlaken unterwegs. Nimmt die Verbreitung zu? + In unseren Köpfen ist immer der Gedanken: Sind Kakerlaken in der Wohnung/im Raum, dann stimmt was mit der Hygiene nicht. Aber du sagst: Stimmt nicht.. Wie ist es denn richtig? + Aber richtig ist: Schaben/Kakerlaken sind potentielle Krankheitsüberträger!?? + Was tu ich denn, wenn ich feststelle: Aii: Hier ist ein Kakerlakenbefall? + Und was mache ich dann? + Wer erst gar nicht in die Situation kommen will: Wie verhindere ich das?? + Du hast mal bei uns im Gespräch gesagt, dass du glaubst, dass die Kakerlake die Weltherrschaft einmal übernehmen wird. Glaubst du weiterhin daran? + Woran machst du das fest? + Ein Forscher hat die mal die Superhereos genannt. Auch deine Worte? + Haben die irgendwas Positives für uns Menschen?

30. Mai 2024

Die meisten wollen Schaben aus guten Gründen nicht in ihrer Wohnung haben. Kriminalbiologe Mark Benecke schon. Er liebt Kakerlaken. Und sagt: Sie haben ihn zu einem besseren Menschen gemacht.

Bis zu 10.000 Kakerlakenjunge je Muttertier: Sich ausbreiten ist das, was die Deutsche Schabe besonders gut kann. Anfang April musste das Hauptgebäude einer Grundschule in Bochum-Wattenscheid vorübergehend geschlossen werden, um die Tiere mit Giftködern zu bekämpfen.

Klar, die Tiere können passiv Keime verschleppen, weil sie wirklich überall herumlaufen. Außerdem verteilen sie ihren Kot im ganzen Gebäude.

Kriminalbiologe Mark Benecke freut sich eigentlich über jedes lebende Insekt. Er selbst hält Fauchschaben als Haustiere. Ein paar hundert könnten es wohl sein. Holzglänzend, wunderschön und friedlich, so nimmt er seine Schaben wahr, und auch akustisch machen sie was her.

Nächtliches Fauchtier

Denn die Tiere haben ihren Namen von dem eigenwilligen Geräusch, das sie produzieren – besonders nachts und tagsüber, wenn sie gestört werden.

Als Mitbewohner im Schlafzimmer möchte Mark Benecke die Kakerlaken deswegen nicht mehr haben. Wie sie fauchen, ist ihm nicht ganz klar. Sie ziehen ihren Körper zusammen und dabei entweicht Luft, vermutet er.

Mark Benecke, Forensiker, Kriminalbiologe und Fauchschabenhalter

Podcast:


Große Thierbuch-Show

RBB Berlin


“Der Benecke”

Radio-Eins-Sendung


“Insekten auf Leichen”

Podcast-Folge vom MfN Berlin


Wie Fauch-Schaben mich zu einem besseren Menschen machten

mehrere Beiträge


Darf ich Spinnen töten?

Spiegel | 2024

Lenins Leiche: Mit Kriminalbiologe Mark Benecke im Moskauer Mausoleum

Podcast “Die Geschichtsmacher”

Foto: National Geographic TV

Mitten auf dem Roten Platz in Moskau steht das Lenin-Mausoleum. An diesem Ort liegt seit 1924 der Leichnam des Kommunisten-Führers. Dabei hatte Lenin verfügt, dass er keinerlei Totenkult wünsche. Warum er doch dort landete und wie er bis heute frisch gehalten wird, das erklärt in diesem Podcast über die Geschichte von Lenins Leiche Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe. 

Lenin's embalmer Ilya Borisovich Zbarsky (Илья Борисович Збарский), Moscow, Photo by Mark Benecke

Auf einer Reise nach Moskau hatte Mark Benecke die Chance, den Körper Lenins näher unter die Lupe zu nehmen und mit Lenins Leichen-Präparator Ilya Zbaski zu sprechen.

Wie dies im Fall Lenins mehr oder minder gut gelungen ist. Warum immer wieder in der Geschichte der Menschheit versucht wurde, Tote vor dem Vergehen zu retten. Wie das am besten gelingt und was all das mit der Russischen Mafia zu tun hat, das erfahrt ihr in diesem Geschichts-Podcast über Lenins Leiche.

(Auf dem Foto ist eine Mumie im Institut für Rechtsmedizin in București zu sehen.)


Lenins Leiche

Die Zeit | 1999


Wissenschaft & Crime

Podcast “Not too old”


War Hitler eine Frau?

Podcast “Die Geschichtsmacher“


Insekten auf Leichen

Podcast “Beats&Bones”

Gutachten: Überführen Maden

Quelle: Bild am Sonntag, 22. Februar 1998, Seite 6

Von RENA PANKOW

Diplombiologe Dr Mark Benecke forscht in New York am staatlichen Institut für Rechtsmedizin (Office of Chief Medical Examiner, Forensic Biology Dept.), zuvor arbeitete er an der Universität Köln. Sein Forschungsgebiet, auf dem er weltweit zu den zwanzig führenden Experten zählt: Forensische Entomologie – rechtsmedizinische Insektenkunde.

Im seit Anfang Februar laufenden Indizienprozeß gegen Pastor Klaus Geyer (57) kommt dem von der Staatsanwaltschaft beauftragten und vorn Gericht geladenen Wissenschaftler eine entscheidende Rolle zu: Sein Gutachten, das nach BamS-Informationen unmittelbar vor den Schlußplädoyers verlesen wird, soll belegen, daß Veronika Geyer-Iwand (53) am Freitag, dem 25. Juli 1997, erschlagen wurde – und zwar in einem Zeitraum, für den der Angeklagte kein Alibi besitzt.

Bislang kann Oberstaatsanwalt Ulrich Hennecke über den genauen Todeszeitpunkt der Pastorenfrau nur spekulieren: Dem zuständigen Göttinger Gerichtsmediziner gelang es lediglich, den Tattag (Freitag) zu bestimmen. Ohne die Festlegung der Todesstunde fehlt jedoch im Prozeß gegen den Angeklagten Klaus Geyer das wichtigste Indiz. Dafür soll jetzt Mark Benecke sorgen – durch Untersuchungen von Maden, die auf der Leiche von Veronika Geyer-Iwand sichergestellt und, in Formalin konserviert, an Beneckes New Yorker Labor geschickt wurden.

Der Diplombiologe erklärt in BamS, wie diese äußerst selten angewandte Methode funktioniert: „Leichen, die im Freien liegen, ziehen bereits nach kurzer Zeit unterschiedliche Arten von Fliegen und Insekten an, die ihre Eier ablegen Aus diesen Eiern schlüpfen Maden, die sich von der Leiche ernähren.


Karl Denke – Der Kannibale von Münsterberg 🦴

Dokumentation | 2024


Die Polizei verwendet ihre Zeit nur, wenn es sinnvoll ist

t-online | 2024


Unter Verschluss

Zum Fall Nawalny


“Who they were”

Book review

Weck mich am Arsch

Das Handbuch für Langschläfer

by Ralf Prestenbach, Paperback – 9 April 2012, Heyne Verlag (9 April 2012), ISBN-10: ‎3453602056, ISBN-13: ‎978-3453602052

Mark Benecke ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie. Er studierte Biologie, Zoologie und Psychologie an der Universität Köln und promovierte mit einer Disseratation über genetische Fingerabdrücke. In den Vereinigten Staaten absolvierte er diverse polizeitechnische Ausbildungen im Bereich Rechtsmedizin.

Herr Dr. Benecke, auf einer Skala von eins bis zehn – wie wichtig ist Schlaf für Sie?

Also wenn zehn das meiste ist, dann zehn!

Wie lässt sich dieses Bekenntnis zum Langschläfertum mit Ihrem Job verbinden?

Mittlerweile relativ problemlos. Ich habe kein Auto, fahre also grundsätzlich alle Strecken mit dem Zug und da gib es ja immer genügend Gelegenheit zum Schlafen. Mein Arbeitsschwerpunkt hat sich in den letzten Jahren etwas verlagert. Früher, als ich noch viel für die Polizei gemacht habe, war das die Hölle. Die haben teilweise schon um 6 Uhr morgens angerufen. Heute lege ich mir einfach die Termine, wie es mir passt, und fertig.

Kann man einem Langschläfer ruhigen Gewissens den Beruf eines Kriminalbiologen empfehlen?

Also, ich hatte nie Probleme, genügend Schlaf zu bekommen. Im Wissenschaftsbetrieb macht eigentlich jeder, was er will, da man ja sowieso schon viel mehr arbeitet als in anderen Bereichen. Zu meiner Laborzeit war der 12-Stunden-Tag eher die Regel als die Ausnahme. Wann man morgens dann anfängt, ist jedem selbst überlassen.

Dann ist der Wissenschaftsbetrieb wohl eine Ausnahme, denn in vielen anderen erreichen unserer Gesellschaft ist man gezwungen, richtig früh anzufangen. Und in der Schule erwartet man, dass die Kinder schon um 8 Uhr fit sind. Wie finden Sie das?

Das ist wirklich mies. Ich war auf einer Schule, die bereits um viertel vor acht begann. Auf dieser Schule waren auch sehr viele Kinder von Musikern, die haben das zum Teil bitter beklagt. Genauso die Kinder, die jeden Morgen einen weiten Schulweg vor sich hatten. Ich bin grundsätzlich dafür, dass man selbst wählen kann, wann man morgens anfängt. Das geht leider noch immer nicht überall. Das geht leider noch immer nicht überall. Polizeiarbeit ist so ein Beispiel. Da ist man im Schichtbetrieb und muss neben Spät- auch Nachtschicht auch Frühschicht machen. Das hat nur den einen Vorteil, dass selbst ein ausgesprochener Langschläfer ab und zu mal sein Kinder sieht. In Betrieben aber, in denen die Mitarbeiter frei wählen können, machen die Frühaufsteher die Frühschichten und die Langschläfer die Spät- oder Nachtschichten und alle sind zufriedener.

Wird man also Ihrer Meinung nach Bäcker, weil man Frühaufsteher ist?

Ja, oder weil man den Laden geerbt hat. Aber es gibt ja kaum noch echte Bäcker. Die meisten Bäckereifilialen backen heutzutage nur noch Tiefkühlware auf. Aber gerade an den echten Bäckern kann man auch die genetische Komponente des Frühaufstehens / Langschlafens erkennen. Der Firmengründer war wahrscheinlich ein Frühaufsteher und derjenige, der den Betrieb weiterführt, hat vermutlich nicht nur den Laden, sondern auch diese genetische Disposition geerbt. Ansonsten würde er ja wohl nicht weitermachen.

Noch einmal zurück zur Biologie. Eine Fragen dürfte jeden Langschläfer brennend interessieren: Wie lange kann ich maximal schlafen, ohne Gefahr zu laufen, von Maden angeknabbert zu werden?

Bei älteren Leuten kann das sehr schnell gehen. Eine schlechte Durchblutung durch Druckstellen kann beispielsweise eine Ursache sein. Deswegen muss man bettlägerige Menschen nachts ja auch mehrmals drehen. Bei gesunden Menschen ist die Gefahr nicht gegeben. Außer man hat Blasen an den Füßen und Kakerlaken in der Nähe, da wird man schon nach zwei Minuten Schlaf angefressen. Ein Seemann ohne Schuhe hat also deutlich mehr Probleme als ein gesunder Yuppie, der auf seinem Futon in Berlin-Mitte schläft.

Ein gesunder Mensch kann also so lange schlafen, wie er möchte?

Das ist absolut richtig, nur muss er natürlich aufpassen, dass er nicht verdurstet. Aber dafür kann man sich ja eine Flasche Wasser ans Bett stellen.


Wissenschaft & Crime

Podcast | 2024


War Hitler eine Frau?

Podcast | 2024


Menschen sind ja auch Tiere

Ruhr-Nachrichten | 2024

Wissenschaft & Crime mit Dr. Mark Benecke

Unser Gast in Folge 44 ist in vielerlei Hinsicht speziell und ein bemerkenswerter Vertreter unserer Spezies. Zuerst einmal ist er der erste Gast, dem sein Alter komplett egal ist, da denkt er nicht drüber nach. Obwohl er sehr auf Messungen steht. Und Zeit kann man ziemlich gut messen. Wir tauchen ein in die vielen Betätigungsfelder von Deutschlands bekanntestem Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke. Denn er ist nicht nur bekannt als „Dr. Made“ für das Spezialgebiet der Tiere auf Leichen, sondern hat noch viele andere Interessen und Einsatzgebiete. Hört euch das an!

Live im Podcast 'NOT TOO OLD - Für Männer, die noch was vorhaben'

Folge 44: Wissenschaft & Crime: Der Kriminalbiologe über das Älterwerden, Forensik, Comics, Klima und Tattoos.


War Hitler eine Frau?

Podcast | 2024


Wie finde ich das richtige Tätowier-Studio?

ZDF | 2024


Insekten auf Leichen

Podcast “Beats & Bones”


Weck mich am Arsch

Mit Langschläfer Mark


Lenins Leiche: Mit Mark im Moskauer Mausoleum

Podcast “Die Geschichtsmacher”

War Hitler eine Frau? Podcast mit Dr. Mark Benecke

Die letzten Stunden im Führerbunker konnten genau rekonstruiert werden - bis auf wenige Minuten. Das sind die, in denen sich Eva Hitler, geborene Braun, und der ihr frisch angetraute Adolf Hitler selbst das Leben nahmen. Anschließend sollten ihre Leichen verbrannt und so dem Zugriff der anrückenden Sowjetarmee entzogen werden. Aber es kam anders. Und bis heute geben die wenigen Überreste des Diktators Rätsel auf. Eines davon: DNA-Proben, die angeblich von seiner Schädeldecke stammen, sind die einer Frau… 

In dieser Folge von DIE GESCHICHTSMACHER ist bei Martin Herzog und Marko Rösseler Deutschlands berühmtester Kriminalbiologe zu Gast: Mark Benecke hatte vor Jahren die einzigartige Chance, Teile von Hitlers Schädel und Gebiss in Moskau zu untersuchen. Hier erzählt er die Geschichte seiner Reise auf den Spuren der Überreste des Diktators. Und die mitunter verstörenden Ergebnisse der Untersuchungen…


Biologische Spuren / biological stains

KZ / KL Buchenwald


Der Führer hatte Mundgeruch

FAZ.net


Neu aufgerollt: Der Fall Hitler

Express


Wissenschaft & Crime

Podcast | 2024


Weck mich am Arsch

Mit Langschläfer Mark


Lenins Leiche: Mit Mark im Moskauer Mausoleum

Podcast “Die Geschichtsmacher”


Wie finde ich das richtige Tätowier-Studio?

Mark Benecke antwortet dem ZDF (Juni 2024) auf Tattoo-Fragen

Star-Gäst:innen unter anderem: Elektrische Tätowierungen 1 & 2 (Dieter, Anke, Mäthes & Tom, Köln), Made in Heaven (Angi, Elise, Kathi & Gang, Osnabrück), Henk Schiffmacher (Amsterdam), Herbert Hoffmann (Hamburg / Schweiz), Älteste Tätowierstube Deutschlands (Günter Götz & Team, Hamburg) 

Was sollten/können Verbraucher:innen bei ihrer Suche nach einem Tattoostudio beachten?

→ Die bisherigen Werke der Künstler:innen anschauen. Sind massenhaft auf Insta, Tiktok und machmal auch vor Ort als Fotos zu finden. Passt der Stil? Springt der Funke gestalterisch über?

→ Fühle ich mich im Studio wohl? Sieht es angenehm aus, ist die Stimmung gut?

→ Tätowierungen anschauen, die schon etwas älter sind, auf der Haut echter Menschen.

Ihrer Erfahrung/Expertise nach: Welche Kriterien muss ein gutes/zuverlässiges Studio mindestens erfüllen?

Ehrliche Antworten auf Fragen erhalten. 

Nicht das Gefühl haben, dass jemand "pushy" ist und mir etwas einreden möchte. 

Mich selbst fragen, was ich will und dann mit der Tätowiererin / dem Tätowierer prüfen, ob es überhaupt geht. 

Grundsätzlich: Eine vertrauensvolle, angenehme Stimmung und genaue Absprachen. 

 Gibt es eine Art Checkliste für Verbraucher:innen?

 Nein, jedes Tattoo ist anders, und jede "Team-Bildung" zwischen Künstler:in und Kund:in ist anders und soll es auch sein — von "Souvenir an einen tollen Urlaub, gestochen in einer Stunde von jemandem, der es schön und sauber kann" über "da hatte ich eine wilde Zeit in meinem Leben" bis hin zu "darüber habe ich zwanzig Jahre nachgedacht und genau so soll das Riesen-Teil ueber meinen ganzen Körper sein".

Führen Sie eine List mit zu empfehlenden Studios?

Nein, auf keinen Fall. Es gibt Qualitäts-Siegel, aber auch ein Studio, das diese nicht hat, kann supergut sein. Umgekehrt können auch gute Tätowierer:innen einen schlechten Tag haben. Es ist wie in einer Beziehung: Das ganze ist ein Prozess und alle müssen sich vertrauen und wohl fühlen.  

Am wichtigsten ist ständige Information für alle, vor allem die Tätowierer:innen. Dazu haben wir bei ProTattoo, BMXnet und dem Bundesverband Tattoo (BV Tattoo) viele Kongresse, Besprechungen und Zoom-Konferenzen, auch zusammen mit dem Bundesinsitut für Risiko-Bewertung (BfR) (deren Logo ich tätowiert trage, kein Scherz), vielen Forschungs-Gesellschaften und natürlich den ehrlichen, offenen Beiträgen der Tätowierer:innen. 

Das klappt wirklich gut, ich bin sehr froh, dass wir alle so offen miteinander über den Stand der Forschung, die täglichen Erfahrungen und neue Regelungen reden.


BMXnet

Essen | 2022


Fachbuch “Tätowierungen”

Vorwort


Das Verbot ist beknackt

Welt am Sonntag | 2021


Wissenschaft & Crime

Podcast | 2024


“Ärzte haben sehr viel anderes zu tun”

Tattoo-Entfernung per Laser

Börsenblatt: Mark Benecke

Quelle: Börsenblatt des Deutschen Buchhandels, 3/2012, Fragebogen, Seite 38

Fragebogen

Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Zugfahren.

Ihre Helden der Wirklichkeit?

LektorInnen.

Was bringt Sie so richtig auf die Palme?

Verblendete Lügner.

Welche Gabe würden Sie gern besitzen?

Klavierspielen können.

Mit wem würden Sie gern einen Tag den Platz tauschen?

Mit den Berliner Comic-Schweinen Didi und Stulle.

Was war der mutigste Moment in Ihrem Leben?

In Singapur mich selbst als "Real Forensic" auf der Bühne spielen, aber mit gefälschter Identität als Murat Belcant.

Ihr Lieblingslied aktuell?

Rammstein: "Frühling in Paris".

Total überwertet finde ich ....

DiktatorInnen.

Welche unternehmerische Leistung bewundern Sie am meisten?

Merkels Umgang mit Lackaffen.

Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?

Jubiläums-Sherlock-Holmes-Gesamtausgabe. Gruseligerwise steht da wörtlich dasselbe drin, was auch ich gebetsmühlenhaft vortrage: Nichts annehmen, besonders Nebensächliches würdigen, alles prüfen. Cool, aber ultraspooky.

Ihr nächstes Ziel?

Kirchmöser, Wusterwitz, Genthin, Güsen, Burg, Magdeburg-Neustadt (RE 18122) und von dort weiter nach Halle.

Ihr Traum vom Glück?

Absolute Ruhe, Apfelstrudel, Kaffee, meine Pfeife nebst Comicsammlung und den zehn ältesten Büchern.


The Real Forensic

Theaterstück


“Machen Sie einfach ein Foto von der Leiche”

Mein Bezirk | 2024


Kölner Medienpreis

“Der Madendoktor”

Menschen sind ja auch Tiere

Quelle: Ruhr-Nachrichten, 4. Juni 2024, der Artikel als .pdf

Biologe Mark Benecke zur Debatte um den Klimaschutz

Von Sophia Wibbeke

Als Biologe diskutiert Mark Benecke seit fahren über das Klima. Im Interview verrät er, was im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs aus seiner Sicht falsch läuft.

Mark Benecke ist Biologe und vor allem bekannt als Forensiker. Seit Jahren beschäftigt er sich mit dem Klimawandel und hält Vorträge, um Menschen zu einem klimafreundlichen Lebensstil zu bewegen.

Herr Benecke, ist die Welt noch zu retten?

Die Welt der Menschen ist immer bedroht von Seuchen oder Kriegen oder Umwelt-veränderungen. So gesehen ist das jetzt nicht anders als sonst. Der Unterschied ist diesmal, dass es leicht zu verhindern ist. Die natürliche Unterschied ist diesmal, dass es leicht zu verhindern ist. Die natürliche Umwelt, die Kreisläufe des Lebens – die sind noch nie so leicht zu retten gewesen wie heute. Es scheint manchmal der Wille zu fehlen.

Sie sind Kriminalbiologe. Wie kam es, dass der Klimawandel plötzlich so einen Platz in Ihrem Wirken einnimmt?

Das steht schon in meinem ersten Buch aus den 1990er-Jahren. Auch als der erste Hungerstreik vor dem Kanzleramt stattfand, habe ich mit dem Hungernden ein Video-Interview gemacht. Zu Fridays [For Future] bin ich von Anfang an hingegangen, bis heute. Die Letzte Generation habe ich begleitet und auch Extinction Rebellion. Nach und nach sind Umweltbewegung und reine Biologie zusammengerückt. Als dann die Unis angefangen haben zu fragen und die Umweltverbände, hat es vielleicht ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Sind Sie ein Klimaaktivist?

Ich weiß gar nicht, was das sein soll. Bei größeren wie kleineren Aktionen bin ich dabei. Ich fotografiere und filme alles und stelle es ins Netz. Das ist völlig transparent. Da gibt es keine Absprachen im Hintergrund oder so. Aber ob Sie das jetzt Aktivismus nennen wollen oder nicht...

Gleichzeitig liege ich manchmal etwas quer mit Klimaorganisationen. Wir haben etwas verschiedene Standpunkte, weil sie oft sagen, das muss politisch gelöst werden, und ich sage: ,Ihr könnt doch heute, zum Beispiel auf der re:publika vor ein paar Tagen, einfach keine Tierprodukte anbieten. Ich verstehe nicht, dass viele Leute da scheinbar sagen: „Mama, Papa, der Kanzler, Gott, Donald Trump und meine Hausstaubmilben sollen das lösen, aber ich nicht."

Aktivismus bedeutet für mich, dass man nicht faselt und wünscht und fordert und die Faust in die Luft hebt, sondern sich selbst bewegt. Das sehe ich bei sehr vielen Leuten nicht.

Mit diesem sofortigen Verzicht auf Tierprodukte, verlangen Sie da nicht ein bisschen viel von den Menschen?

Ich sehe das überhaupt nicht als Verzicht. Es steht auch nicht mit den Zahlen and Daten in Einklang. Wenn alle Menschen sofort auf Tierprodukte verzichten warden, dann hätte das nicht nur gute Auswirkungen – nennen wir es jetzt mal aufs Klima –, sondern auch auf die Gesundheit. Die Menschen würden sofort gesünder. Dazu gibt es Zehntausende, Millionen von Messungen, wenn Sie die Einzelmessungen nehmen. Da sehe ich den Verzicht nicht. Man verzichtet auf Krankheit. Das ist richtig. Oder auf ein weniger angenehmes Leben. Wenn Sie das Verzichten nennen: Okay.

Viele Menschen regen sich wahnsinnig auf, wenn ich bei Vorträgen sage: „Also, wenn Sie Tiere essen, dann können Sie keine Tierfreunde sein." Da kriege ich richtig traurige Mails: „Das hat uns erschüttert. Wir sind doch Tierfreunde!" Da sage ich: „Gut, nennen sie sich Tierfreund, aber wer Tiere isst, löscht sie doch auf dem Teller erkennbar aus."

Begegnen Sie heute weniger Leuten, die sich in Sachen Klimaschutz querstellen als früher?

Kann man nicht sagen, weil auch Menschen, die sich jetzt für besonders aufgeklärt und liberal halten, häufig in dem Moment stoppen, wo ich einen wissenschaftlich begründeten Vorschlag mache. Also, wenn Sie so wollen, stellen sich tells auch Aufgeklärte quer. Nur, sie fühlen sich gut dabei.

Manches klappt auch. Also der Klassiker ist jetzt im Internet gerade, deine Wiese nicht zu mähen, was ja wirklich kinderleicht ist. Darüber müssen wir jetzt nicht mehr als zwei Sätze verlieren. Das kann jede und jeder. Und wenn deine Nachbarn greinen, dann sagst du: „Okay, dann mache ich ihnen ein gemähtes Streifchen, damit nichts in Richtung ihrer Kinder weht oder so. Also das ist ein lösbares Problem.

Ich habe schon mehr Gespräche, weil das Klima-Ding mittlerweile insgesamt mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. Aber die Anzahl der Leute, die jetzt für Änderungen oder kontra oder irgendwas dazwischen sind, die bleibt irgendwie gleich, finde ich.

Und wie gehen Sie mit Leuten um, die den menschengemachten Klimawandel komplett ablehnen bzw. leugnen?

Interessiert mich nicht. Die wollen halt nicht mitmachen. Das ist wie im Kindergarten oder in der Schulstunde. Da musst du zusehen, dass es sozial-vertraglich abläuft. Alle sollen so weit mitkommen, wie sie mitkommen können mit ihrem Handlungsspielraum. Ich zum Beispiel habe keinen Bock auf Sport gehabt in der Schule, dann haben meine Lehrerinnen und Lehrer gesagt: „Komm, Mark, dann machst du halt Tischtennis und Badminton, irgendwas, was du kannst, und dann passt das schon." Wer nicht will, der will nicht.

Diese Gruppe, die sich gegen Klimaschutz stellt, wirkt im öffentlichen Diskurs groß und laut. Wie groß ist diese Gruppe wirklich?

Wie gesagt: Die meisten Menschen stellen sich gegen Änderungen, weil sie sagen, das muss der Papa machen oder die Mama oder Gott, jedenfalls irgendwer anderer. Ich glaube, wenn sich drei Sachen gesellschaftlich und politisch einarbeiten, dann ist es egal, ob du jetzt was glaubst oder Schwierigkeiten hast oder betroffen bist, dann wirst du irgendwann sagen: „Okay, dann machen wir jetzt einfach mal das Richtige."

Erstens: Die US-Amerikaner and die Chinesen haben extreme Umwelt-Technologieprogramme am Laufen. Da müssen die Europäer und Europäerinnen früher oder später mit, weil es wirtschaftliche Folgen haben wird. Das hat Joe Biden schon bei seiner Wahl gesagt: „Es geht um Arbeitsplatze. Umwelttechnologien schaffen massenhaft Arbeitsplätze." Und die Chinesinnen und Chinesen machen es sowieso, ohne viele Trara.

Das Zweite ist die persönliche Erfahrung. Vor vielen Jahren haben alle bei Überflutungen gesagt: „Komm, dann pumpen wir das Wasser raus, die Versicherung zahlt es." Boms, kam die zweite. Und dann wurde ein Hochwasserkonzept durchgezogen. Denn beim zweiten Mal haben wirklich alle gesagt: „Okay, jetzt reicht's."

Gleichzeitig wachst eine Generation heran, für die normal geworden ist, dass es gute Informationen über den Klimawandel gibt.

Als es beispielsweise urn mehr Windenergie ging, gab es irre Propaganda im Internet, auch mit Todesdrohungen gegen Befürworter. Richtig, richtig krass. Habe ich auch abbekommen. Trotzdem wurde Windkraft zunehmend eingeführt. Deswegen denke ich, egal wie viele Leute schreien, egal wer Taut ist, egal wer droht, einen umzubringen, egal wer lügt: Das ist alles egal. Ich kümmere mich darum, dass was passiert, dass alle im Gesprach bleiben, dass alle sich noch in die Augen gucken können hinterher and nicht als Idioten dastehen.

Wie ist der Diskurs über Klima so eskaliert, dass Menschen wie Sie Todesdrohungen kriegen?

Menschen sind ja auch Tiere. Und sobald ein Tier in die Ecke gedrängt wird, wird es böse.

Nehmen Sie zum Beispiel die sogenannten Boomer und die Silent Generation. Diese Menschen sind jetzt alt und haben Angst – auch davor, am Ende als Deppen dazustehen, weil sie merken, dass alles zusammenbricht, dass ihre Entscheidungen vielleicht falsch waren, ihre Überzeugungen im Nachhinein auch. Da kann ich schon verstehen, dass sie Panik kriegen.

Konservative und/oder ältere Menschen beklagen dagegen, dass die Jugend sich mit Protesten und Verboten in den Mittelpunkt drängen und die Gesellschaft für sich vereinnahmen möchte. Ist da etwas dran?

Das war schon immer so. Ich habe schon 2000 Jahre alte Texte gelesen, wo beklagt wird, dass die Jugendlichen immer so einen Terz machen und faul sind und immer die Gesellschaft umgestalten wollen. Als ich in der Schule war, habe ich das auch schon gehört. Jetzt höre ich es immer noch. Das sagen alle alten Leute seit mindestens 2000 Jahren, vermutlich schon seit 10.000 Jahren.

Trotz aller Informationen wissen Umfragen zufolge 20 Prozent der Jugendlichen nicht, was Klimawandel genau ist. Ihre Vorträge, die IPCC-Berichte und anderes mehr – sind die vielleicht immer noch zu schwer verständlich für den Durchschnitt?

Wer einem Vortrag von mir nicht folgen kann, dem kann ich mit meinen Mitteln nicht helfen. Da kommt kein einziges Fremdwort vor und er besteht nur aus Bildern. Und zu den 20 Prozent: Das ist doch gut, denn das heißt doch, 80 Prozent der Leute raffen es. 80 Prozent sind sensationell.

Aber wie sind die 20 Prozent zu erklären, die es nicht verstehen?

Das Verstehen ist nicht das Problem. Die begreifen jedes Wort. Dass sie weder verstehen wollen noch ihren Arsch bewegen, das ist nicht mein Problem. Wenn Menschen keinen Bock haben, weiterzuleben als Menschheit, sondern sozusagen im SUV entweder zu ertrinken, zu verbrennen oder zu verhungern, okay. Wirklich, ganz im Ernst: Nicht mein Problem. Da kann ich nichts machen.

Sie haben eine sehr direkte Art. Ist dieser Tonfall die richtige Weise, den Dialog zum Thema Klimaschutz zuführen?

Keine Ahnung. Klicks auf Fach-Vorträge gibt es jedenfalls massenhaft, genauso wie Nachfragen. Mein Team und ich ertrinken in Anfragen für Klimavorträge. Also offenbar ist ein, wie soll ich sagen, nie gekanntes Interesse daran vorhanden. Ob das zielführend ist, weiß ich nicht. Wird sich dann zeigen.

Unsere Serie heißt „Alles Sagen". Nach allem, was Sie so erleben, sollten Menschen wirklich immer alles sagen dürfen?

Was ist denn „alles"? Es kommt aufs Gegenüber an. Ob man alles sagen darf, müssten Sie eher Leute fragen, die mich beleidigen, bedrohen, ärgern. Keine Ahnung, mir ist es egal.

Aber bei Ihnen kann auf jeden Fall jeder alles sagen?

Ja, klar. Aber warum? Es ist ja eher eine Frage der sozialen Sinnhaftigkeit, ob man in einer Situation alles sagen sollte. Ich halte das grundsätzlich für völlig unproblematisch: Sag doch einfach, was du sagen willst, anstatt mir jetzt zu erklären, dass man angeblich nichts mehr sagen darf.


Mark about death and dying

“Friends of Humanism”


Die Polizei verwendet ihre Zeit, nur wenn es sinnvoll ist

t-online | 2024


Mit Maden dem Täter auf der Spur

Das Goldene Blatt | 1999


Weck mich am Arsch

Mit Langschläfer Mark

Ein Eisenbahn-Porträt mit Mark Benecke

Quelle: Der Eisenbahner

Hallo Herr Benecke,

vielen Dank, dass Sie sich für ein Interview bereit erklärt haben. Wir sind ständig auf der Suche nach spannenden Persönlichkeiten und da wurden wir auf Sie aufmerksam. Dr. Mark Benecke, wahrscheinlich der bekannteste Forensiker Deutschlands, ist nicht nur für seine ruhige und erklärungsreiche Präsenz in verschiedenen Kriminalfällen bekannt, sondern auch als begeisterter Bahnfahrer.

1.Name?

Dr. Mark Benecke

2. Geburtsdatum?

1970

3. Beruf/Berufslaufbahn?

Öffentliche bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren (meist von Verbrechens-Tatorten). Zuvor habe ich Biologie studiert, bin dann ans Institut für Rechtsmedizin gewechselt — beides in Köln — und habe dort als Biologe promoviert, mit Zusatzprüfungen in Anatomie, Giftkunde und gerichtlicher Medizin. Uff! Ich habe zwischendurch in mehreren Ländern die jeweils ersten Labore für genetische Fingerabdrücke aufgebaut (Philippinen, Vietnam) und in New York (Manhattan) beim OCME gearbeitet, dem Office of Chief Medical Examiner.

4. Viele Ihrer Beiträge stehen im Zusammenhang mit der Eisenbahn. Wann begann Ihre Begeisterung dafür?

Vermutlich als Kind gab es in Köln auf einem Spielplatz eine alte Dampflok und ein Kinderbuch, das auch von einem dort so genannten Lokomotivführer handelte. Wir sind auch zu meiner einen Oma hin und wieder im D-Zug, zur anderen im IC gefahren, das fand ich immer schön. Bahnhöfe mag ich auch, es sind oft Orte, wo es Läden gibt, die sonst oft nicht mehr geöffnet haben, und wo ich hin und weg kann.

5. Was war Ihre schönste Erfahrung im Zusammenhang mit der Eisenbahn?

Die Rheinstrecke an der Loreley entlang ist immer toll, Nacht-Züge liebe ich, auf dem Brocken war ich mal im Nebel und Schnee und die alten Reichsbahn-Wagen nach Rumänien, die noch lange fuhren und ein „Destinationskanne“-Fach auf der Toilette sowie einen Koch, der wie selbstverständliche grundsätzlich alles frisch geschnibbelt und gekocht hat hatten, fand ich eindrucksvoll. Ich mag Überraschungen wie den Bahnhof Antwerpen, von dem ich nicht wusste, wie schön er ist.

Derzeit hoffe ich, dass Stuttgart 21 eine schöne Erfahrung werden wird. Ach ja, und die jetzt gerade verschwindenden Obergadenfenster an den Hauptbahnhofs-Bahnseiten in Stuttgart und Duisburg fand ich auch eindrucksvoll.

Neulich hat uns ein französischer „Schaffner“ die Fahrt gerettet, weil wir im CERN (Teilchenbeschleuniger) gearbeitet hatten und schnell noch mal nach Chamonix wollten. Das war zeitlich fast unmöglich, wir hatten nur ein paar Stunden, aber ich dachte, wenn wir es jetzt nicht versuchen, werden wir es nie mehr schaffen. Der nette Zugbegleiter hat uns am Umsteigebahnhof ausnahmsweise „einfach so“ in den Zug springen lassen und wir durften bei ihm drinnen bezahlen. Ohne das hätten wir es nicht geschafft, und erst hinterher haben wir bemerkt, dass wir — ohne jede Ausrüstung, Zahnbürste, Socken — andernfalls zwar noch hoch zum Bahnhof auf dem Berg, aber nicht mehr heruntergekommen wären. Danke an den namenlosen Bahn-Mitarbeiter mit engelhafter Güte, echt.

6. Was ist das Kurioseste, das Sie bisher bei einer Eisenbahnreise erlebt haben?

Neben der genannten Destinationskanne vielleicht die neuerdings beobachtete Gewohnheit, dass junge Frauen mit langen Haaren den Wassertank der Dusche im Nachtzug leer duschen, um mit perfekt gewaschenen Haaren anzukommen. Und die früher vorhandenen Liegen für das Personal im Flur der Nacht-Züge nach Rumänien. Ich habe darin zwar nie einen der Aufseher gesehen, da diese lieber mit dem Koch im Zug-Restaurant Țuică — ein Haarsträubender Pflaumen-Brand — tranken, aber es waren tolle Zug-Möbel.

Das lustigste Erlebnis war, dass ich in ‚mal in Polen mein iPhone auf einem Stuhl des Bordrestaurants gesperrt liegen gelassen hatte. Die polnische Finderin knackte es, schrieb mich per E-mail an und sendete es mir dann zu. Unglaublich, weil erstens Wertsachen in der polnischen Post oft verschwinden und zweitens wusste ich nicht, dass (damals) iPhones überhaupt zu hacken waren. (Ich habe mich großzügig bedankt, Ehrensache.)

Die damals von uns noch so genannte „Bahnpolizei“ hatte vermutlich auch ‚mal etwas zu lachen, als ich ein eine Flasche mit verdünntem Sperma für eine Versuchs-Serie (mit Etikett) in Mannheim in einer Tüte unten vor dem dortigen Teeladen vergessen hatte. Die Kiste samt Flasche landete tatsächlich in Wuppertal in der Fund-Station und ich konnte sie dann dort abholen.

Abgefahren war auch die Haltestelle „Tropical Islands“ (Brand), die bis vor kurzem aus halb verfallenen Backstein-Gebäuden im Nichts bestand. Eines meiner beliebtesten Fotomotive aus dem oberen Stockwerk des Doppelstock-Zuges.

7. Welches war Ihre unangenehmste Erfahrung bei der Eisenbahn?

Eine Zeit lang fuhren in der ehemaligen DDR offenbar zuvor militärisch ausgebildete und „verwendete“ ältere Zugbegleiter mit. Diese waren manchmal unangenehm, harsch und sehr unfreundlich. Das waren aber völlig vereinzelte Ausnahmen. Ich nehme an, dass diese Menschen unglücklich waren.

Sehr unangenehm finde ich, dass die DB teils Leder für Sitze verwendet, obwohl es andere, sehr feste Stoffe gäbe. Hier lässt die Zentrale nicht mit sich reden und behauptet, die Kundinnen und Kunden wollten das so.

Ich verstehe auch nicht so ganz, dass Zugbegleiterinnen und -Begleiter und Sicherheitspersonal der Bahnhöfe vor der Tür des Zuges manchmal rauchen, wo es nicht erlaubt ist. Und ich finde es eigentümlich, dass die Mitarbeitenden auf Regionalstrecken öfter in der ersten Klasse alleine am Vierer-Tisch sitzen. Unangenehm ist das aber nicht, nur ein wenig rätselhaft.

Unverzeihlich finde ich, dass wir nach einem Stellwerksbrand, der uns die Reise nach Brüssel plötzlich abschnitt, null Unterstützung vor Ort erhielten. Am Gleis wurden nur Märchen erzählt. Ich musste den Eurostar ab Brüssel zweimal neu buchen, was am selben Tag natürlich sehr teuer war. Trotz späterer Hilfe unserer Lieblings-Mitarbeiterin im Reisezentrum in Köln haben wir nie einen Cent Erstattung erhalten.

8. Bevorzugen Sie ältere oder moderne Bahntechnik?

Ich mag das regelmäßige Gerappel der alten und teils auch der neuen Nachtzüge, die stabilen Schalter und Hebel, die alten, durchsichtigen, farbigen Druckknöpfe mit Lichtern darin, die teils sehr gute Aufteilung der alten Zug-Toiletten und deren alte Spiegel. Auch das aus Metall stabil gebaute Seifen-System mit den Drehrädern von Sapor finde ich sparsam und prima, wir verwenden es auch im Labor.

9. Wie beurteilen Sie die Deutsche Bahn aus der Perspektive eines Außenstehenden?

So langsam fühle ich mich nicht mehr als Außenstehender, nachdem ich mit sehr vielen tollen Mitarbeitenden schon Selfies gemacht habe ☺️

Schwierig finde ich es, dass meine Frau und ich massenhaft unsere Reservierungen ohne Erstattungsmöglichkeit verlieren, wenn gerade Zug-Chaos ist.

Mir tun seit drei Jahren die Menschen aus dem Ausland richtig leid, die gelesen oder gehört hatten, dass die Bahn pünktlich sei, aber reihenweise ihre Anschlüsse und Reisen verpassen. Vor wenigen Tagen sagte ein Engländer ganz höflich und ruhig zu den Mitreisenden im ICE: »I thought the German train system was highly efficient. What happened?«

Insgesamt ist es ein tolles System, mit dem wir auch in viele kleine Städte gelangen. Die Anzeigen und die Bahnhöfe an sich sind viel besser geworden als noch vor wenigen Jahren. Es tut sich spürbar etwas, das finde ich angenehm. Wir mussten aber unsere Reiseplanung vor zwei Jahren komplett umstellen und planen seither für jeden Umstieg immer mindestens 45 Minuten ein und rechnen nochmal zwei Stunden Puffer drauf. Sehr oft reisen wir auch am Vortag an. Anders wäre es unmöglich, unsere Termine noch wahrzunehmen. Das war schon eine krasse Umstellung.

10. In Ihren Artikeln berichten Sie auch über ausländische Eisenbahnen. Spüren Sie einen Unterschied zwischen diesen und den Eisenbahnen in Deutschland?

Na klar, die Schweizerinnen und Schweizer lachen sich kaputt über unsere — aus ihrer Sicht — Unpünktlichkeit und die Österreicherinnen und Österreicher haben einen etwas geschmeidigen Schwung bei der Digitalisierung gehabt. Beispielsweise erhielt ich für Corona-Ausfälle von der ÖBB ohne jede Diskussion digitale Gutscheine, die bis 2030 gültig sind. In Tschechien und Polen gab und gibt es die tollen Speisewagen und in Österreich lassen sie sich oft kleine, verrückte „Schmankerl“ einfallen. Dafür gibt es neuerdings viele pflanzliche Speisen in deutschen Bord-Restaurants.

Die alten Thalys in Frankreich waren auch seltsam: Teils sehr schick gebaut, aber dann gnadenlos runter gerockt und aus heutiger Sicht etwas niedrig und gedrückt.

Es gibt sehr viele Unterschiede im Bahnmaterial, der ganzen Idee des Bahnfahrens, der neuerdings in Deutschland durchschlagenden Digitalisierung, der Einrichtung und der Bahnhöfe als solche. Und es gibt Züge, die aus der Vergangenheit wiederkommen, etwa der „Zug für Mitteldeutschland“ VT 18.16. Ich bin gespannt, was darin zu spüren sein wird.

11. Welche ist die längste Zugstrecke, die Sie je bereist haben, und wie lange dauerte diese Reise?

Gefühlt sind es die leeren, einsamen Nächte nach Stürmen, Unterspülungen und dergleichen, wo das Personal regelmäßig spurlos verschwindet, angeblich keine Hotels zur Verfügung stehen (komischerweise lassen sie sich aber über Hotelseiten buchen) und dann die „Schlaf-ICs“ am Gleis stehen. Niemand weiss irgendetwas, niemand ist ansprechbar. Raum und Zeit lösen sich dabei ein wenig auf, weil es überhaupt keine Informationen gibt, die meine Frau und ich weiter leiten können. Zuletzt so geschehen in Hagen, wir landeten in einem Hotelzimmer, das aussah wie aus dem Jahr 1950, aber edel und ordentlich.

Abgesehen davon mag ich lange Reisen, ganz toll beispielsweise der IC von Dresden nach Stuttgart — da gibt es viel zu staunen beim Blick aus dem Fenster, und Kaffee ist auch verfügbar.

12. Welcher Bahnhof ist Ihr Favorit?

Die mit vielen guten Läden, also Köln, Hannover, Basel, Leipzig und Berlin. In Köln kaufe ich im Bioladen immer eingelegte Gurken, das Personal kennt mich schon. Schade ist, dass es meistens keine Post- und DHL-Schalter mehr gibt. München ist auch gut, im Moment aber sehr „verbastelt“ und chaotisch, zudem haben die Bahnhofs-Tauben keinen Unterschlupf mehr und müssen auf dem Bauzaun leben, wie in Stuttgart. Das ist wirklich traurig anzuschauen.

Budapest Keleti pu fand ich immer fantastisch wegen des Bahnhofs-Restaurants, das wie aus der Zeit gefallen ist oder war, das gibt es übrigens auch in Oldenburg, wenn ich mich recht erinnere.

In Köthen gab es tolle, alte Bahnsteig-Bänke, die aber leider von irgendwem teils abgefackelt wurden. Das Licht und die alten, riesigen Schilder in Dresden-Neustadt sind auch knorke. Das gilt auch für die schöne Bahnhofs-Halle in Görlitz.

Meine Frau findet Frankfurt/Main gut, mir ist er aber ein bisschen zu lieblos. In den DB-Lounges gab es letzten Sommer Oatly-Softeis, das war super.“Liminal“, wie es heute heißt, also irgendwie wie in einem schaurigen Computerspiel, ist Plauen oberer Bahnhof. Dort sind kaum noch Menschen, wie auch in Zwickau, aber es sind eigentlich tolle Bahnhofsgebäuden.

Unvergesslich ist für mich der Blick auf den verschneiten Bahnhof Helsinki mit den fantastischen, riesigen Figuren davor, die wie aus dem Herrn der Ringe gestiegen aussehen. Und Grand Central — kennt zwar fast jede und fast jeder von Postkarten und Postern, aber es ist schon irre, dort zu stehen. Für mich einer der unwirtlichsten Orte, weil er so bekannt ist, dass mein Gehirn immer nicht ganz fassen kann, dass das jetzt gerade echt ist.

13. Welche Bahnstrecke nennen Sie Ihren Favoriten?

Es ist natürlich wunderschön, durch Bayern zu zuckeln, das „Bahnland“ hat allerdings den Nachteil, dass man teils dauernd umsteigen muss. Von Rosenheim oder München aus nach Österreich ist es auch toll, ich liebe Berge und habe immer ein Fernglas dabei, was die Sitznachbarinnen und Nachbarn im Zug manchmal seltsam finden. Aber wie geschrieben, auch die Rheinstrecke und der IC Dresden-Stuttgart sind Hits. Alle Nachtzüge auch.

Interessant ist es auch, von Hochiminh-Stadt nach Nha Trang zu fahren, weil es da — wie in Wernigerode — erstmal durch die Stadt geht, nah an den Häusern vorbei.

Schön ist es auch von Newark nach Manhattan. Da fährt eine echte Blechbüchse, keine Ahnung, durch was sie zusammen gehalten wird, aber der Ausblick ist schon irre: Durch die Industrie-Hafen-Landschaft, entlang an schönen, stabilen Brücken, dann erst in der Ferne Manhattan und nach Ausstieg oberhalb Penn Station dann die volle Packung New York. Oder man geht nach unten in die Subway (Metro), die ja im Grunde auch eine Eisenbahn ist und mit modernen europäischen U-Bahnen nicht so viel gemeinsam hat.

14. Welche Baureihe würden Sie als Ihren Favoriten bezeichnen?

Ich lasse mich immer überraschen, ich lebe sozusagen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wenn es um Zug- und Lok-Typen geht.

Natürlich liebe ich alle singenden „Loks“, also die österreichischen Siemens, aber ganz selten höre ich auch ICEs singen.

15. Waren Sie bereits einmal in einem Stellwerk?

Nein, aber ich lese die Stellwerks-Neuigkeiten der Zeitschrift der Severn Valley Railways immer aufmerksam durch. (Ich bin dort Lebenszeit-Mitglied.)

16. Welche zwei Berufe im Bahnsektor würden Sie wählen, wenn Sie müssten?

Tatsächlich am liebsten beruflich Reisender, also das, was ich auch jetzt bin. Da ich sowieso bis zu meinem Lebensende arbeiten muss, könnte das sogar in Erfüllung gehen.

17. Sie reisen oft mit der Fotografin Ines Azrael. Wie würden Sie Ihre gemeinsamen Bahnfahrten beschreiben? Wer von Ihnen reagiert empfindlicher auf Verspätungen?

Sie ist nicht ganz so gestresst, weil sie in einer Zeit zur Bahn gekommen ist, als es schon viele Verspätungen gab. Zudem prüft sie ständig die DB App und Google Maps und hat sich auch in die Codes reingefuchst, aus denen die Anzeigetafeln an den Bahnsteigen ihre Daten beziehen. Das gibt ihr also das Gefühl, zumindest informiert zu sein.

Mittlerweile habe ich aber aufgegeben, was Verspätungen angeht, das wird in meiner Lebenszeit nix mehr. Ich arbeite, wie oben geschildert, drumrum, und rege mich nicht mehr so viel auf. Mein Schlusssatz im DB-Podcast lautet glaube ich auch: „Ich glaube immer daran, dass der nächste Zug pünktlich ist.“

18. Erinnern Sie sich, wo Sie am Tag des Unglücks in Eschede waren?

Nein, aber ich erinnere mich, in welchem Zug ich beim Einsturz der World Trade Center war. Ich war der einzige, der per Handy live informiert wurde und niemand im Zug sonst telefonierte oder hatte Internet. Ich stand zwischen zwei Wagen, um die Reisenden nicht mit Telefonie zu nerven und wusste nicht, was ich machen soll — laut sagen, dass gerade zwei Hochhäuser in New York durch Flugzeuge zum Einsturz gebracht wurden beziehungsweise beim ersten Telefonat „nur“ brannten? Am Abend habe ich einen Vortrag in einer Schule gehalten und dachte nur: „Okay, wenn ich jetzt hier auf der Strecke hängen bleibe, dann wäre etwas noch Krasseres als in Manhattan passiert.“

Ich kenne einige Polizistinnen und Feuerwehrleute, die (nicht dieselben) in Eschede und Lathen (Transrapid) dabei waren. Mehrere von ihnen wurden innerlich schwer mitgenommen.

19. Sollte Ihre Partei bei den Europawahlen über 2,8 Millionen Stimmen erhalten und Sie auf Listenplatz Nummer 6 ins EU-Parlament einziehen, welche Ziele würden Sie dort für den Eisenbahnsektor verfolgen?

Das könnte ich in langer Form beantworten, aber ich mache es kurz:

Richtig viel Geld in die Hand nehmen, um alle Wünsche der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, die dem Personen-Verkehr zugute kommen, umzusetzen. Von Güterverkehr verstehe ich nichts, daher erwähne ich nur den Personenverkehr.

20. Die Bahn investiert in diverse Naturschutzprojekte. Sind Sie mit diesen Investitionen zufrieden, insbesondere als Verfechter des Umwelt- und Artenschutzes?

Naja, es gibt ja viele Ausgleichs-Zahlungen in „Projekte“, so dass der Personenverkehr klimaneutral ist. Ob das wirklich alles stimmt, würde ich mal eine unabhängige Prüfungs-Firma testen lassen, denn im Klima-Ausgleichs-Bereich gibt es auch Quatsch-Projekte.

Ich staune auch öfters, dass es an Bahndämmen kaum Blumen gibt — ob da Pflanzenvernichtungsmittel eine Rolle spielen? Hust hust. Die Ledersitze sind auch das Gegenteil von umweltfreundlich.

Sehr gut finde ich jedenfalls den neuerdings merklichen Schwung hin zu pflanzlichen Speisen im Bord-Restaurant.

Insgesamt schlägt die Bahn meiner Auffassung nach aber den privaten Autoverkehr meist um Längen, und das ist wohl der größte Umweltverdienst dieses Verkehrsmittels.

21. Darf man Sie im Bahnhof oder auf dem Bahnsteig ansprechen oder um ein Autogramm bitten, ohne sich schlecht fühlen zu müssen, weil sie gefühlt viel zu tun haben?

Ich signiere nur Bücher, aber ich mache mit allen Selfies und stelle sie bei Facebook und Insta ins Netz. Wenn dann noch Zeit ist, können sich die Fotografierten auch selbst markieren. Mein allererster Instagram-Eintrag ist ein Foto mit einer Person, die ich zuvor nie gesehen hatte, und ich finde, sie hat mir Glück und Freude gebracht.

22. Wie bewerten Sie das gastronomische Angebot der Deutschen Bahn? Gut oder Wut?

Ist echt okay. Es nerven halt die „Rumlungerer“ an den Tischen, die vor einem Espresso sitzen (kein Problem) und je nach Strecke wirklich alles stundenlang blockieren (Problem), obwohl es voll ist. Da ich die Rumlungerer nicht vertreibe, esse ich dann halt nichts, weil ich nicht um einen Platz kämpfen möchte.

Unerklärlich ist mir — wie wohl alle Geschäftsreisenden — der Wegfall des früheren Bord-Frühstücks. Wenn’s leer ist, ist ein Kaffee oder Tee mit Zeitung oder Buch (ja, ich bin alt) im Bord-Restaurant eine feine Sache.

Ich erinnere mich noch an den ernsthaft verzweifelten Mitarbeiter im IC- oder IR-Bordbistro, der mit sehr ernst erklärte, dass nach dem am folgenden Tag in Kraft tretenden Rauch-Verbot niemand (sage er wörtlich: niemand) mehr ins Bordrestaurant oder -Bistro gehen würde. Das Gegenteil war der Fall: Von Stund an (ab dem Folge-Tag) war es angenehmer und kein bisschen „niemandig“.

23. Welchen Rat würden Sie zukünftigen Politikern geben, die sich mit Bahnangelegenheiten befassen werden?

Ich gebe keine Ratschläge, aber es hilft sicher, sehr viel Bahn zu fahren und selbst zu erleben, wie es ist, wenn — wie vor wenigen Tagen — drei von vier Toiletten im ICE durch Toiletten-Papier und Urin auch technisch unbenutzbar wörtlich in Unrat versinken.

Oder wie es ist, wenn niemand mehr den Zug begleitet, weil kein Personal mehr da ist, und einige dann machen, was sie wollen. Oder wie jetzt gerade, wo ein gesamter ICE nach Notarzteinsatz (gemeint ist: Selbst-Tötung) sowieso verspätet ist und dann in Hannover hängen bleibt und alle aussteigen müssen, weil es keine einzige Ablöse für den Zugbegleiter gibt (ICE 653, 9. Mai 2024) . Verspätung für alle, die nach Berlin wollen: Mindestens zwei Stunden, „weil da auch noch eine kleine Umleitung kommt, ich sage ihnen ehrlich, wie es ist.“ Das ist Alltag für uns geschäftlich Dauerreisende.

Hier wäre mit vergleichsweise wenig Geld, im Vergleich zu sonst verwendeten Summen, sofort vieles angenehmer lösbar.

Sympathiefragen:

*Herr Benecke hat ein paar Fragen geschickt auf die Eisenbahnthematik bezogen, ganz in typischer Benecke-Manier. 🙂

1. Wie sehen Sie das: Ist die Erde eine Kugel oder eine Scheibe?

Aus dem Zug sieht sie wie eine Scheibe aus 😅

2. Ist Ihnen schon einmal das Essen angebrannt?

Im Zug noch nie 😇

3. Welcher Sportverein hat bei Ihnen die Nase vorn?

Ich kenne ehrlich gesagt nur meine alte Schülerinnen- und Schüler-Ruder-Riege des Humboldt-Gymnasiums in Köln, deren Mitglied ich war. Daher wähle ich diese, denn von Sport habe ich echt keinen Schimmer. Gestern hatte ich mal wieder meinen Harry Potter-Hufflepuff-Schal an, da wurde ich komisch angeschaut, weil er den Farben eines Fussballclubs ähnelt (gelg-schwarz), vielleicht hat das etwas zu bedeuten, haha.

4. Wenn Sie drei nicht-lebendige Gegenstände auf eine einsame Insel mitnehmen könnten, welche wären das?

Zwei Swisstools (eine Art sehr stabiles Schweizer Taschenmesser) und ein Schleifstein.

5. Planen Sie, einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn zu reisen?

Unklar, ich habe mir zuletzt mal einige Angebote angeschaut, das war mit ein wenig zu steif. Ich erkunde als nächstes vermutlich erst mal die baden-württembergischen Museumsbahnen. Und ich bin bald in Kidderminster, dort wird eine Teestunde im Museum-Zug angeboten. Yorkshire Tea ist natürlich der beste, und es gibt alle Speisen auch pflanzlich, was beispielsweise bei der sonst fantastischen HSB zumindest im letzten Jahr noch nicht möglich war.

Die persönlichen Fragen des Eisenbahners:

1. Gewalttaten sind eine traurige Realität. Als Experte bitten wir Sie um Rat: Wie sollte man sich verhalten, wenn man körperlich angegriffen wird? Was kann man unternehmen, um die Aufklärungsarbeit der Ermittler zu unterstützen? Ist es sinnvoll, den Angreifer zu kratzen, um DNA-Beweise unter den Fingernägeln zu sichern?

In der Bahn oft schwierig. Ich selbst gehe meist weg, sofern es im Zug während der Fahrt geht und rufe die Polizei. Ich war schon ‚mal der einzige, der in einem Zug (S-Bahn) den Angriff eines Jugendlichen gegen einen Kontrolleur der S-Bahn ernst nahm. Dieser wurde mit den sehr laut und ernst vorgetragenen Worten bedroht, dass der Redende dem Kontrolleur gleich den Hals durchschneiden werde, und ich konnte nicht unterscheiden, ob das ernst oder als Redewendung gemeint war. Für mich klang es todernst. Hier hat die Polizei sehr gut gehandelt, ich blieb am Handy und konnte so von innen berichten, was von außen zu wissen nötig war.

Hinweise auf DNA-Spuren werden teils nicht ernst genommen, auch das habe ich schon selbst erlebt. Ich hatte gesehen, wie ein Täter aus einer Bierdose getrunken hat, was sowohl Hautlinien (Fingerabdrücke) als auch genetische Spuren liefert. Wurde aber angesichts der begangenen Körperverletzung als unnötig angesehen, obwohl die Täter an der Haltestelle abgehauen waren. Daher: Wenn es geht, helfen. Wenn es nicht geht: Weggehen und Polizei anrufen. Ob diese dann Spuren sichert oder nicht, ist manchmal dem Zufall überlassen. Hinweise sollte aber jede und jeder geben, egal, ob sie umgesetzt werden oder nicht.

2. Sie unterstützen PETA und stehen Zoos kritisch gegenüber. Wie reagieren Sie auf das Argument, dass Zoos es Menschen mit geringem Einkommen ermöglichen, ohne weit zu reisen, exotische Tiere zu erleben? Kann man in diesem Punkt einen Kompromiss finden und die teilweise miserablen Bedingungen der Tierhaltung tolerieren? Bitte berücksichtigen Sie, dass viele Menschen die Welt bereisen und alles sehen möchten, dies aber oft an finanziellen Grenzen scheitert.

Ich mag Amseln, Marienkäfer, Storchenschnäbel, Pusteblumen, Tauben, Klee, Zimbelkraut, Veilchen, Meisen und Gänseblümchen. Diese fotografiere ich auch oft an oder auf Bahnhöfen, siehe mein Profil bei iNaturalist. Wer aber das Bedürfnis hat, tropische Tiere live und persönlich zu sehen, anstatt auf Youtube, sollte machen, was er oder sie will. Mir tun die Tiere im Zoo leid. Wer möchte so leben müssen?

Ihre berufliche Tätigkeit hat Sie oft mit Todesfällen konfrontiert, einige Ihrer Fälle wurden sogar im Fernsehen ausgestrahlt. Wie verarbeiten Sie emotional belastende Fälle? Haben Sie eine Technik entwickelt, um diese Gedanken zu bewältigen, oder nehmen Sie alle Fälle ohne emotionale Beteiligung auf?

Ich freue mich, dass ich durch die Spuren den Fall weg von Gefühlen hin zur messbaren Wahrheit führen kann. Daraus können die anderen dann Vorbeugungsprogramme bauen, das finde ich sehr erleichternd: Es verhindert künftige Taten. Gefühle dürfen ruhig auftreten, aber sie sollten nicht die Bewertung des Fallen unterwandern: Ohne Spuren fehlt das Grundgerüst, der Keller, und dann können Gefühle schnell in falsche Richtungen führen. Rache beispielsweise hilft und nicht dabei, den Täter oder die Täterin zu verstehen, und dann können wir auch ähnliche, künftige Taten nicht verhindern.

Zusatz-Frage:

Was halten Sie vom Deutschlandticket?

War die Hölle, als im Sommer 2023 die Züge viel zu kurz, also zu eng, waren. Aber — und das war toll — alle Fahrgäste haben zusammen gearbeitet, sich bei brüllender Hitze ruhig hingestellt, es gab sogar weniger Stress als in anderen Zügen. Das war unerwartet und eindrucksvoll. Insgesamt ist das Ticket eine sehr coole Sache. Niemand hat mehr eine Ausrede, die Bahn nicht zu nutzen. Zack!

Vielen Dank für Ihre Zeit und die Einblicke, Herr Dr. Benecke.


Selfkant-Bahn | Steam train 🚂

Foto-Strecke


Die Selfkant-Bahn

Fotos von Jara Reker


Zauberhaft ✨

Mark besucht den Brocken


Abseits der Schiene

DB-Interview


Trains, steam engines & Eisenbahn-Fotos

2024

The Real Forensic

Source: The Arts Magazine, Singapore, June 2001

Theatre. THE REAL FORENSIC. Post Theater, 27-28 Jan. 2001, The Substation Guinness Theatre

By Otto Fong

Dr Mark Benecke is one of Germany's leading forensic biologists and a celebrated public speaker. His works, including many books and journals, can be found in libraries, bookstores and on his web site.

The good doctor is real. Murat Belcant, the actor playing Benecke in The Real Forensic, was fictional. Belcant's unlikely credits included major Hollywood productions - such as Eyes Wide Shut and Die Hard II.

A spartan set included a table, a notebook computer, and a 'corpse' wrapped in white cloth. 26 shoebox-sized containers lined up in sequence. A screen behind alternated between video clips, dance music stored in the notebook, and projections of the contents of the containers. The opening of each box by Belcant/Benecke signaled the beginning of each of the 26 segments in the script by Klaus Fehling.

Belcant/Benecke introduced himself before launching into a speech on the complexities of life. Even as the Corpse, played by Deng Fuquan, began exploring everything around it, Benecke continued speaking and opening box after box. One contained a video-taped sequence on cell division, another, mushrooms. There were even worms which resembled maggots. The topic shhted to using the insects preying on decomposing corpse to aid criminal investigation, and gradually one realised the structure of a 'lecture' would be the story.

What was enjoyable about The Real Forensic was the blurring of line between theatre and life. Was Forensic a dramatised lecture, or theatre in the deceptive form of a lecture?

Director, Max Schumacher, also blurred the line between the researched and the researcher. While the coverage of Benecke's work was insightful, segments documenting his professional life as a media celebrity were limited to newspaper clippings and video footages of his daily cycle to his office. But what made him choose this field7 How does he stomach his dinner after a day in the office7 Attempts to put the researcher under any kind of meaningful scrutiny were less successful.

Deng's Corpse was an apt addition to the local presentation of the play as it implicated the audience. While Benecke was able to draw scientific data and philosophies from corpses, this silent Corpse was unable to reciprocate. Benecke resisted examination as much as he politely rejected the Corpse's display of physical closeness. Hence, Deng's portrayal was limited to futile gestures of affection such as sucking the fingers of Benecke.

During the post-performance dialogue session, it was revealed that the real Dr Benecke had been onstage, explaining the overwhelming realism. But it also served as a reminder that the creators of Forensic were more interested in toying with our minds rather than hearts.


Quelle: Berliner Morgenpost, Pfingsten 2000, page 27 or 28

Mark Benecke as The Real Forensic: Kein Doc fuer die Schwarzwaldklinik

Von Andreas Becker
Leichen faszinieren die noch Lebenden. Einmal werden wir auch tot sein - und dann fallen die Maden und Fliegen über uns her. Das ist für viele gruselig oder eklig, für andere sind die Viecher eine wertvolle Informationsquelle. Gerichtsmediziner können anhand der Population, die sich auf einer Leiche bildet, einigermaßen genau den Todeszeitpunkt feststellen. was schon so manches Alibi zum Einsturz brachte.

Eine Theaterinszenierung im Postfuhramt versucht Kapital aus dem vermeintlichen Grusel zu ziehen. Angelockt durch reißerische Texte im Programmheft des "Ab die Post 2000"-Festivals à la "in dieser Soloperformance geht es um Blut, Sperma und Leichen", ist die Werkstatt im Hof des Postfuhramts bis auf den letzten Bierbankplatz besetzt. Nicht Dr. Motte, Dr. Made alias Mark Benecke steht im weißen Ganzkörperdress auf der Bühne. Dr. Benecke wird gespielt vom New Yorker Murat Belcant. Da die Stories, die uns Benecke auftischt, so spannend denn doch nicht sind, hat man allerlei technischen Schnickschnack aufgefahren.

Der Doc, der niemals in der Schwarzwaldklinik einen Job bekommen hätte, packt kontinuierlich Pappkartons aus. Verschiedene englische Aufschriften darauf kündigen das nächste forensische Kurzkapitel an. Zwischendurch ertönt einigermaßen laut Gesampeltes und Gepoltertes oder auch Lou Reeds "Perfect Day". Zur "Baltic Forensic Story" erzählt Dr. Made von einer Wasserleiche, die in der Ostsee gefunden wird. Überm Rettungsring sei der Kopf des Mannes "skelettiert", also völlig kahl gefressen. Unterhalb dagegen habe er sich in eine seifige Fettmasse verwandelt. Nach Bestimmung der Fliegenart, die sich den Skalp einverleibt hatte, konnte man herausfinden, wo der Seemann ins Wasser gefallen war. Kein Mord! Denn in derselben Gegend war zu der Zeit ein Schiff verunglückt. Derlei Schauergeschichten gibts noch aus China und anderen Gegenden zu hören. Ansonsten projiziert man uns allerlei kleine Experimente auf die Leinwand.

Aus einem Karton zieht der Doc eine Portion Reiskörner und teilt diese in drei Hafen. Eine sinnentleerte Handlung, die er noch öfter an diesem Abend ausführen wird. Zweimal werden echte Hühnereier seziert, wohl um eine Analogie zu Maden und Insektenfortpflanzung herzustellen. Benecke drückt auch mal ein Knöpfchen am Labtop oder zeigt einen Kurzfilm vom Schlüpfen eines Schmetterlings. Auf die Dauer ist die Minimaldramaturgie des "Real Forensic" ziemlich ermüdend. Leichen gibts nicht zu sehen - wir sind ja nicht in der Charité. Immerhin findet der Doc in einem der Kartons ein Männchen aus Hackfleisch, das er auseinander schneiden kann.

Nach einer Stunde ist die Schocktherapie schon vorbei. Erstaunlich viel Beifall, kaum blasse Gesichter.


Source: http://www.happening.com.sg/

Want to do something different this weekend? How about spending an evening dissecting a dead man under the guidance of a forensic expert? NING WONG tells you more...

I MUST confess... I was feeling more than sanely excited when I heard about this theatre piece happening at The Substation this coming weekend (Jan 27 & 28). A play based on the study of the rotting dead? Rather refreshing, if you don't mind the pun. So what exactly is Post Theatre's The Real Forensic about? Well, to go on about this production, we'd have to first talk about a man - Dr Mark Benecke.

Dr Benecke, as director Max Schumacher would describe him, is the prodigy child of German science. He is known for his method of determining how long a corpse has lain undiscovered by studying the insects on it, a method which he has presented and taught all over the world. A 30-year-old biologist, no other scientist of his age has had so much media exposure - several TV shows have featured his methods and himself as a guest, and tabloid press, popular culture magazines and newspapers of all qualities have been covering Dr Benecke's life.

And so, described as a mixture of a DJ spinning music at a club (performance will be accompanied by Drum 'n' Bass and Einstuerzend Neubauten music) and a documentary theatre production about flies on dead bodies and metamorphosis, The Real Forensic is about the methods and ideas of Dr Benecke and his life as a media personality. And throughout the performance, one will realise a noticeable shift from the forensic interest in dead bodies to the social interest in the forensic expert himself.

Be prepared to be baffled by real scientific instruments, realistic props (1 dead body coming up…) and digital projections that will be employed to create the plane on which flesh meets cyberspace. And in the middle of it all, we have the lonely scientist preaching his work whilst demonstrating it on the cadaver, "played" by local Singaporean Tang Fu Kuen (whose greatest challenge for the evening would most probably be the suppression of a toe itch.)

Portraying Dr Benecke would be actor Murat Belcant who was, incidentally, working on and in a theatre production on Marc Dutroux, a Belgian paedophile cum rapist, prior to The Real Forensic. This switch in the psyche of role characters is reason enough to watch Murat's performance, made more interesting by his biomechanical approach to the study of the dead.

But why study the dead in the first place? I guess there's no one better to tell us than director Max Schumacher himself:
Who came up with the idea of writing and creating The Real Forensic?
Max: Me, when I was living in New York, met up with Dr Benecke and started debating the relevance of the body.
Was it written with specifically Dr Mark Benecke in mind?
Max:
Yes, it's not just about forensic medical examination in general, but a superstar of science (in Germany at least). The text is composed out of original statements by and about Dr.Benecke.
So why did you select Dr Benecke as the subject of study?
Max:
Well, Dr Benecke is not just a biologist, but a criminal biologist dealing with sex, crime and mystery, which are all part of popular entertainment. I wanted to portrait both the media view on the celebrated Dr Benecke and - as an analogy - the scientist's eye on insects, his "tiny assistants".
Why doesn't Dr Mark Benecke take up the role himself, to introduce a firsthand experience to the interested audience?
Max:
Good idea! But having Murat Belcant is a privilege too. He has been performing interesting portrait performances too, and he has been working closely with Dr Benecke to learn his methods etc.
Why such an interest in forensics or dead bodies? How did such an interest come about?
Max:
I got bored of living bodies. What happens to the body after life? Why is it seen as disgusting? Is there beauty in the fascination of decay? The body becomes a nourishing ground - and the examiner can read it like a crime novel.
What makes you think the audience will be intrigued by all this talk about dead bodies?
Max:
There is a very living body performing, contrasting death with youthful vigor. Also you'll learn things about dead bodies you never knew.
What do you hope to achieve with a production like this?
Max:
We rather hope to raise questions about media curiosity about a star. We try to show the ambivalence of examination: Can there be beauty in the macabre? Is disgust just a social convention? On an educational level - all scientific facts in the show are "water proof" as Dr Benecke was our consultant, and we only use his thoughts. So there is no "cheating" in the biology lesson we give.
Is there an age limit to this theatre piece?
Max:
Not that I know. Not that I would recommend.
There you have it, if you want to learn more about how forensic experts can abstract useful information like the time or cause of death from fully decomposed bodies, and how insects can play an important role in assisting them, I guess this is the best place to start. See you at the "seminar"!



Dr. Seltsam

My Magazine | 2000


Eccentric view of the science of detection

The Huddersfield Daily Examiner | 2003


Study of maggots helps solve crimes

Yorkshire Live | 2003


Börsenblatt

Fragebogen


Rest in peace

Dokumentation über den Tod


Durch die Nacht mit Michaela Schaffrath

Folge 34

Durch die Nacht (Folge 34) mit Mark Benecke & Michaela Schaffrath

Mark Benecke und Michaela Schaffrath in Köln

→ Hier gibt es den Link zum Film

Der forensische Kriminalbiologe Mark Benecke und die Schauspielerin Michaela Schaffrath, vielen besser bekannt als Porno-Darstellerin Gina Wild, sind beide Rheinländer. So liegt es nahe, dass die beiden sich gemeinsam eine Nacht in der Rheinmetropole Köln um die Ohren schlagen (Text: arte)

Deutsche TV-Premiere: Mi., 7. März 2007 arte

Regie: Jörg Buttgereit


Mark und Mille

Legacy | 2020


Uraufführung “Sky Sharks”

Berlin | 2021


Glitzerwintergrüße

u.a. mit Michaela Schaffrath


Schweinchen / Piglets

Dokumentationsfilm

Karl Denke – Der Kannibale von Münsterberg

Dokumentar-Film


The Real Forensic

verschiedene Artikel


Artikel über Michaela Schaffrath

von Mark


Tattoo-Interview

mit Michaela Schaffrath


Tattoo mit Herzchen

Die wunderbare Welt des Cornel Wachter,