Quelle: Die wunderbare Welt des Cornel Wachter, 01/2016, Seiten 18 bis 19
Tattoo mit Herzchen
VON MICHAELA SCHAFFRATH und MARK BENECKE
Mark Benecke, mein Nachbar und „coolste Nummer“ im Vringsveedel, unterhält sich mit Michaela Schaffrath, die 2003 als ehem. Kinderkrankenschwester ein Herz für die Fortuna-Jugend hatte und uns Fans bei der Rettung des Vereins half.
Mark: Michaela, Du fühlst Dich ungeschminkt am wohlsten. Sind Tattoos auch so etwas wie Schminke, etwas Schmückendes?
Michaela: Absolut, Tattoos sind sehr schmückend, also wenn sie gut gemacht sind. In Deinem Fall sind sie es auch, aber ich habe auch schon welche gesehen, die waren total verkorkst, wo ich gedacht habe, na ja, wer billigt kauft, kauft zweimal.
Mark: Ich habe ein Tattoo von Herbert Hoffmann von der Reeperbahn, er war der älteste Tätowierer Deutschlands. Ein Anker und „HH“, Hansestadt Hamburg und Herbert Hoffmann. Das sah er aber nicht mehr so richtig, hat einmal drunter und einmal über die vorgemalte Linie gestochen.
Michaela: Aber das hat doch auch wieder was.
Mark: Stimmt. Was sagst Du zu so etwas, was einen an etwas Früheres oder eine Person erinnert?
Michaela: Ich finde das generell schon toll, schwierig wird es bei einem Partnertattoo, ein Gesicht oder ein Name. Und dann ist irgendwann aus die Maus und Du schleppst das Tattoo ein Leben lang mit Dir rum.
Mark: Aber Du trägst ja auch als zweiten Namen den Deines Exmannes – ohne schlechte Erinnerungen.
Michaela: Ja, ja, ich habe zwei Exmänner (lacht), und an beide habe ich gute Erinnerungen. Der Name Schaffrath hatte sich damals schon etabliert und deshalb habe ich ihn behalten. Ich finde, der klingt auch so schön melodisch, Michaela Schaffrath ist ein cooler Name.
Mark: Ich finde den auch sehr schön, Michaela Schmitz wäre jetzt nicht so spektakulär (lacht).
Michaela: Also nichts gegen Schmitz!
Mark: Nee, nee, um Gottes Willen, Schmitz ist Kölscher Adel!
Michaela: Wann hast Du Dir Dein erstes Tattoo machen lassen?
Mark: Ich glaube, mit 18 oder so, bei Dieter vom Studio „Elektrische Tätowierungen“ in Köln. Ich glaube, eines der ersten legalen Studios in Deutschland. Die waren ja früher illegal.
Michaela: War das so?
Mark: Ja, ja, in New York war es besonders schlimm, da waren sie bis in die 90er Jahre verboten. Ich habe auch aus dem ersten legalen Studio in New York ein Tattoo – um die Ecke von meiner damaligen Wohnung am St. Mark’s Place. Also bei Dieter, genauer gesagt seiner Frau, habe ich mir in Köln meine Echse aus dem Biologiebestimmungsbuch stechen lassen.
Michaela: Tut das weh?
Mark: Äh, relativ, kommt drauf an, an welcher Stelle Du es setzt. Dein Tattoo, Michaela, hat nicht weh getan, das war ein schöner Moment (lacht). Da hab ich endlich mal ein schönes Tattoo gehabt, mit Herzchen sogar. Wir haben es aber von der Stelle auf der Brust, wo Du es ursprünglich hingemalt hast, verlagert. Ich habe da in der Nähe nämlich ein Tattoo von einem Holzschnitt von Hokusai, dem berühmten japanischen Künstler – ein Oktopus, der sexuelle Handlungen mit einer Frau durchführt.
Michaela: Aaaah-ha.
Mark: Hast Du noch nie gesehen?
Michaela: Nee (lacht). Ich meine, ich habe bestimmt schon einiges gesehen, aber das nicht.
Mark: (lacht) Würdest Du das gerne mal sehen?
Michaela: Ich denk drüber nach (lacht). Da muss ich nochmal eine Nacht drüber schlafen.
Mark: Was keiner weiß, Michaela ist eigentlich viel braver als ich. Ist wirklich so.
Michaela: Das unterschreibe ich sofort!
Mark: Also, dann haben mein Tätowierer und ich das Tattoo verlagert, weil ich vom Hokusai wusste, dass es dort zu weh tut. Und dann haben wir Deine Widmung auf mein Bein transferiert.
Michaela: Ich kann es mir vorstellen, da, wo wesentlich dünnere Haut ist, keine Fettschicht. Ich meine, Du bist ja generell ein schlanker Typ.
Mark: Ach, hör doch auf.
Michaela: Nein, hör Du doch auf, Du bist sehr schlank, und da ist das am Oberschenkel natürlich besser.
Ich habe in den 90ern im Frankfurter Clementinen-Kinderhospital als Kinderkrankenschwester gearbeitet und wir Mädels haben so zusammengesessen, uns über Tattoos und Piercings unterhalten. Ich wollte mir immer einen Delfin tätowieren lassen, weil ich Delfine so liebe. Ich finde, Delfine sind so ausgeglichene, liebevolle Tiere.
Mark: Soziale Tiere.
Michaela: Ich wollte mir den hinten auf das Schulterblatt tätowieren lassen.
Mark: Jetzt kommt mein Geheimnis!
Michaela: Du hast einen Delfin?!
Mark: Okay, mach dich bereit, wenige Leute wissen es – hier ist der Knöcheldelfin!
Michaela: Nein, ist der süß!
Mark: (lacht)
Michaela: Ach ist der goldig. Und der ist auch schön gemacht. So was wollte ich mir immer machen lassen. Ich hab mich dann aber aus vielerlei Gründen umentschieden. Ich bin so ein Schisshase. Selber Kinderkrankenschwester, aber vor Spritzen lauf ich davon. Ich kann das nicht ertragen, ich hatte einfach nur Angst davor, dass es weh tut.
Mark: Was sagtest Du den Kindern bei Spritzen, die haben Dich ja sicher gefragt, ob das weh tut?
Michaela: Ich habe nie etwas davon gehalten, zu sagen, nein, das tut nicht weh. Ich sagte, das piekst jetzt gleich ein bisschen, aber ich bin ganz vorsichtig. Ich hab immer auf sie eingeredet – wenn ich etwas kann, dann die Leute vollquatschen. Immer schön gequatscht und abgelenkt.
Mark: Das nutze ich jetzt, um auf das Thema, das der Entstehung dieses Heftes zugrunde liegt, zu lenken. Männer haben ja oft Angst vor Darmkrebsvorsorge, weil sie glauben, dass das weh tut. Wie würdest Du das machen, wenn Du jemanden, z.B. Deine Freunde, überzeugen wolltest, eine Darmspiegelung machen zu lassen, würdest Du das wie die Kinderkrankenschwester Michaela bei Kindern machen, komm das schaffen wir schon, komm, ich nehm Dich bei der Hand oder so? Weil, meistens haben Männer ja gar keinen Bock dazu, bei Frauen ist das irgendwie einfacher.
Michaela: Ja, man muss sich einfach mal die Konsequenzen überlegen. Ich finde, da machen es sich ein paar Männer zu einfach, wenn sie sagen, ich habe da keine Lust zu oder ich lass mir da nicht am ... Du weißt, was ich meine. Ich habe 10 Jahre als Kinderkrankenschwester gearbeitet und ich kenne mich einfach mit bösen Krankheiten aus. Entschuldige bitte, aber was ist das denn für eine Alternative: möglicherweise Darmkrebs oder so eine kurze Darmspiegelung und Sicherheit haben?!? Das steht für mich außer Frage.
Glücklicherweise musste ich nie jemanden dazu überreden, weil ich so vernünftige Männer an meiner Seite habe, die das von sich aus machen und ich appelliere an alle Männer und auch die Frauen, dass sie sich bewusst machen, dass Krebs eine Sch...krankheit ist, und dass aber besonders der Darmkrebs durch rechtzeitige Untersuchungen frühzeitig erkannt werden kann.
Also, es gibt für mich keine Alternative zur Vorsorge. Feierabend, das brauchen wir gar nicht zu diskutieren.
Mark: So isses, liebe Michaela. Danke und auf bald!
Mit großem Dank an Cornel Walcher für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.