DIE 'LETZTE GENERATION' IM KNAST (TEIL 4): Sophia

Von Mark Benecke

Teil 4 der Serie "Die Letzte Generation im Knast" 🍂 Diese Meldung der Letzten Generation von Ende März fand ich gruselig: »Physikstudentin im Männertrakt inhaftiert (...)  Konkret bedeutet das für die Physikstudentin Sophia, dass sie im Männertrakt des Gefängnisses 23 Stunden am Tag in einem engen bis zur Decke gekachelten Raum verbringt. Oft sind diese Zellen fensterlos, dafür bleibt das Licht manchmal über 24h eingeschaltet. Die Zelle der 20-Jährigen ist völlig leer, bis auf eine Pritsche aus Holz, auf der sie zu schlafen versucht.« Freundlicherweise hat Sophia (die Physik-Studentin) mit dazu heute mehr berichtet:

Mark: »Liebe Sophia, dich hat's im Knast hart erwischt: eine dünne Decke im Winter und dreißig Stunden lang nichts zu essen. Stimmt das, was war da los und wie hast du dich gefühlt?«  

Sophia: »Ja, im Großen und Ganzen stimmt das. Ich habe zwar am Morgen einen Müsliriegel und eine Honigwaffel bekommen, die aber eben nicht vegan waren, weshalb ich sie dann auch nicht gegessen habe. 

Der Aufenthalt in der Zelle auf der Polizeiwache war für mich tatsächlich auch schwerer als später in der UHA, da ich zum einen zu keiner Zeit informiert wurde, wie lange ich dort sein würde, und jegliches Zeitgefühl verloren hatte, zum anderen hat mich die Umgebung einfach fertig gemacht. Extrem dunkles, schummriges Licht, die dunklen Farben der Wände, des Bodens und der Tür, und natürlich die Tatsache, dass ich nur eine Holzbank hatte, um mich hinzulegen. 

Außerdem hatte ich sehr wenig zu trinken... Insgesamt habe ich mich sehr einsam und hilflos gefühlt, aber das Bewusstsein, dass da draußen so viele Menschen sind, die hinter mehr stehen und die das alles auch auf sich nehmen, um unsere Welt zu schützen, hat mich stark gemacht.« 

Mark: »Wie hattest du dir den Knast vorher vorgestellt?« 

Sophia: »Den Knast habe ich mir so vorgestellt, wie es in Filmen und Büchern gezeigt und beschrieben wird: Einzelzelle, Gitter vor den Fenstern, vollgeschriebene Wände, dicke Türen, bedrohlich wirkende JustizbeamtInnen, Stacheldraht im Hof... 

Und genau diese Erwartungen haben sich ja dann auch bewahrheitet.«  

Mark: » ihr protestiert ja nun schon länger, und auch der nagelneue Bericht des Weltklimarates stützt gleichsam eure Forderungen. wie erklärst du dir als Naturwissenschaftlerin, dass die eindeutigen Messungen zur Umwelt nicht in entschlosseneren Massnahmen münden?« 

Sophia: »Ich denke einfach, dass der Mensch einzigartig begabt im Verdrängen unangenehmer Tatsachen und Wahrheiten ist. Leider stecken auch schlichtweg zu viele Konzern- und Lobbyinteressen dahinter, und außerdem wollen PolitkerInnen auch immer beliebt sein und wiedergewählt werden und drücken sich daher vor solch existenziellen Entscheidungen, deren voller Hintergrund womöglich in großen Teilen der Bevölkerung in ganzer Dringlichkeit noch nicht bewusst ist. 

Hinzu kommt, dass es für viele in unserem jetzigen Wohlstand schlicht nicht vorstellbar ist, wie katastrophal die Auswirkungen der Klimakrise wirklich sein werden, wie extrem die Welt sich verändern wird und welche riesigen wirtschaftlichen, finanziellen und gesellschaftlichen Krisen damit einhergehen werden. 

Bei alledem ist und bleibt Nicht-Wahrhaben-Wollen und Herunterspielen eine schnelle "Lösung", die ein blindes Weiter-So erlaubt.« 


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