Beneckes Bücherschrank : Erfolgreiche Wundheilung durch Maden-Therapie.

Nachdem Kollege Grassberger aus der Wiener Rechtsmedizin mir während des Treffens der forensischen Entomologen bei der Staatspolizei in Paris von diesem Büchlein erzählte, besorgte ich es schon am nächsten Werktag. Welche Freude! Es ist ein wunderschöner Praxis-Ratgeber, wobei Praxis bedeutet, dass mensch das Büchlein den fragenden Patienten oder Interessierten ohne jeden einschränkenden Kommentar in die Hand drücken kann.

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Ein Besuch auf der "Body Farm"

Für SeroNews-LeserInnen ist es vielleicht noch erstaunlicher, dass das Forschungs-Gelände dem Universitäts-Department für Anthropologie, nicht aber der Klinik angegliedert ist. Der Grund: Angloamerikanische Forensiker werden anders ausgebildet als mitteleuropäische RechtsmedizinerInnen. In den USA sind Obduzierende meist Fachärzte für Pathologie und erhalten eine Zusatz-Ausbildung in Rechtsmedizin. Deswegen heißen sie forensic pathologists, und durch die falsche übersetzung kommt es auch, dass RechtsmedizinerInnen in Deutschland oft als "Pathologen" angesprochen werden. Forensische Anthropologen in den USA sind aber weder obduzierende „pathologists“ noch Rechtsmediziner. Sie stammen aus naturwissenschaftlich geführten Knochen-Kellern (Abb. 3).

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Kommentar: Was ist Forensik?

Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Warnemünde, die unter der Leitung von Prof. Wegener einen hocherfreulichen kriminalistischen Schwerpunkt hatte, habe ich in in einem kurzen Vortrag folgende Definition des Faches Forensik benutzt. („Forensisch“ heißt eigentlich vor Gericht/für das Gericht; diese Bedeutung ist in Deutschland aber unerwünscht und spiegelt die weit gefächerte Praxis auch nicht wieder. Als Anglizismus ist das Wort aber über TV und Kino in seiner unrichtigen Bedeutung aber wieder nach Europa gelangt. Ganz egal, hier der vereinheitlichende Vorschlag:

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Zeitzeuge Tod

Die hier versammelten Fälle sollen den Lauf des zwanzigsten Jahrhunderts aus Sicht von Kriminal-Geschichten beschreiben. Das tun sie in erstaunlicher Form, nämlich -- in den Worten der Autoren -- „etwas protokollarisch“ oder anders gesagt, ohne jedes Geschrei. Sero-News-LeserInnen (denen ich die Autoren auch nicht näher vorstellen muss) finden das erfreulich; der allgemeinen Leserschaft wird die recht emotionsfreie Art härter lesbar erscheinen.

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Beneckes Bücherschrank: Dracula: Sense and Nonsense.

Miller: Dracula (2000) (Cover)Die Autorin, kanadische Präsidentin der Transylcanian Society of Dracula (TSD) und betagte Literaturprofessorin, räumt in diesem schönen Buch mit allen Vorurteilen auf, die Menschen um Vampire voneinander trennen könnten. Dachten auch Sie, dass Transylavanien zur Zeit Vlad, des Pfählers, in Rumänien lag? Dass es Castle Bran am Borgo-Pass wirklich gab? Dass Vlad das Blut seiner Opfer in Brot tunkte und aß? Daß es in den Karpathen Vampir-Fledermäuse gibt? Sie ahnen es schon: Falsch, falsch, falsch.

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Beneckes Bücherschrank: Laugenbrezeln und 135 Millionen Literkrüge Blut

Ein Blutbuch, das lässt ForensikerInnen gerne aufhorchen -- noch dazu, wenn es sich um eine in ein handliches Format (passt gut in die Kitteltasche!) verpackte Darstellung handelt.

Staunen kann die Autorin. Dass ein Wal bis zu zwölftausend Liter Blut enthalten kann, ist erfreulich, und wir wussten es wohl alle noch nicht. Abgehen vom Wal hält Gudrun Schur (die zuvor ein Karl-May-ABC geschrieben hat) zum Glück Biologie und Medizin aus ihrer streiflichternden Übersicht weitgehend heraus. Denn dass Blut mit einem pH von 7,36 dieselbe Basizität wie Laugenbrezeln hat, würde die Autorin sicher weniger verwundern, wenn sie einmal den pH ihres Leitungswassers messen würde. Der liegt vermutlich auch im Bereich von Laugenbrezeln.

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Beneckes Bücherschrank: Conserving

Fuchs and Fuchs: Conserving (2000) (Cover)Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Im Fotoband Conserving, der mit riesigem Aufwand gedruckt wurde (Überformat, 6-Farb-Druck, Fadenheftung mit schwarzem Garn), findet sich ein solches Bild: der Fuß eines Opossums. Denn irgendwie sieht der mit altmodischer Flüssigpräparierungstechnik haltbar gemachte Körperteil aus, als müsse er einem Menschen gehören. Tut er aber nicht, denn die Fingernägel sind lang, rund und spitz. Ein schön fotografiertes Beispiel dafür, dass Menschen -- auch in ihrer Körperform -- ganz und gar mit der übrigen lebenden Welt verbunden und verwandt sind.

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Beneckes Bücherschrank: Encyclopedia of Forensic Sciences

Die in den USA betriebene Forensik als Mischung aus Rechtsmedizin und Kriminalistik wird in der im Juli 2000 fertiggestellten Encyclopedia in drei Bänden und, dem Namen entsprechend, in alphabetisch sortierten Artikeln dargestellt. Das Herausgeber-Gremium, in dem unter anderem die europ”ischen Professoren der Rechtsmedizin İşcan, Mangin, Pollak und Saukko, vor allem aber in den USA und Israel arbeitende KollegInnen vertreten sind, hat dazu fast zweihundert Autoren, in der Regel aus der angloamerikanischen Welt, ausgewählt. Darunter finden sich auch zahlreiche Kriminalisten aus polizeilichen Labors.

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Beneckes Bücherschrank: Lexikon merkwürdiger Todesarten

Doubeck: Lexikon Todesarten (2000) (Cover) Gehen Ihnen auch die angeblich schrägen Todenmeldungen ohne Quellenangabe auf den Vermischtes-Seiten Ihrer Tagezeitung auf den Nerv? Sind Sie in der Vorlesung schon nach Gondel-Abstürzen, Duellen, Kannibalismus, Heldentoden und dem Rädern gefragt worden, ohne Näheres zu wissen? Dann ist Katja Doubeks Buch das Richtige. Die Psychotherapeutin hat allerhand Zeitschriften und Magazine sowie auch unsereins bekannte Literatur durchforstet (etwa Hans Pfeiffers Spuren der Toten oder Norbert Ohlers Sterben und Tod im Mittelater) und dabei eine kleine Fall-Schau zusammengebastelt.

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Beneckes Bücherschrank: Endlich unsterblich? Gunther von Hagens

Es ist schon verblüffend zu sehen, wie zwei Menschen aus dem Journalismus einem Menschen aus der Forschung voll und ganz verfallen. Dass die beiden Autoren (Nina Kleinschmidt, nach Eigenangabe nichtausübende Zeitungsredakteurin mit Interesse für alles, was sich bewegt und Henri Wagner, nichtausübender Diplom-Betriebswirt mit Interesse für alles, was in Bewegung ist) dabei gerade an die wenig beweglichen Plastinate Gunther von Hagens' geraten sind, wird schnell erklärt: Er ist genial, lautet der erste Halbsatz der Buchrückseite -- gemeint ist eben er, der Erfinder der Plastination persönlich, nicht seine Objekte.

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Ein kriminalbiologischer Besuch in Manhattan

In diesem Jahr geht die zweite und letzte Amtszeit des New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani zu Ende. Eines seiner von Anfang an erklärten Ziele war es, die Straßen der Stadt -- so gut es ginge -- von Verbrechen zu befreien. Teile Manhattans, Brooklyns, Harlems sowie die südliche Bronx gelten bei U.S.-Amerikanern und Touristen seit langem als besonders gefährliche Gegenden. Im Vergleich zu anderen Städten wie Washington ist die wirkliche Verbrechensquote in New York aber für eine U.S.-Großstadt eher niedrig. Dennoch prägt das New Yorker Stadtbild und -leben den Eindruck der Welt von den USA, und eingefleischte New Yorker halten den Times Square tatsächlich für den Mittelpunkt der Welt. Durch diese etwas verzerrte Wahrnehmung ermöglichte eine Imageverbesserung New Yorks also auch eine Aufwertung der Person Giulianis, der schon lange gerne Senator werden wollte. Nur eine Krebserkrankung hat ihn im Jahr 2000 schließlich gezwungen, den Kampf um den angestrebten Posten gegen Hillary Rodham-Clinton aufzugeben.

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Kirchen aus Salz, Leicheninsekten und Kokainschmuggeltricks

Salzkirchen Kokain Kolumbien Das Traumland für mutige Sero-News-LeserInnen muß Kolumbien sein. Neben einer angemessenen Anzahl von spannenden Tötungsdelikten, die im ländlichen Bereich vorwiegend von der Guerilla, in den Städten dagegen hauptsächlich von sozial verelendeten Menschen verübt werden, gibt es in Kolumbien eines der erstaunlichsten Netze kriminalistisch-rechtsmedizinischer Arbeitsstellen. Darüberhinaus sind die dortigen KollegInnen gut ausgebildet, gewitzt, herzenswarm, neugierig und tanzwütig. Bei einer in den Bergketten konstant milden Temperatur von im Schnitt etwa 15°C fühlen sich auch Europäer in dem ansonsten aus tropischem Regenwald bestehenden Land wohlst und wünschen ihre Rentenzeit umgehend dortselbst zu verbringen.

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Clandestine Necrophilia Probably Legal Still A Problem

Depending on local laws, necrophilia, on one hand might be a “disturbance of a grave”, yet the corpse does not have to be taken out of a grave to perform sexual acts on it. Also, since a human corpse is neither a person (not alive) nor a thing (former human beings in their entity are culturally not considered to be things), many societies have either a blind eye on necrophilia or explicitly prohibit it. The new argument is now that from an ethical standpoint, necrophilia cannot be wrong because it does not do harm to anybody, as long as the relatives of the former person (and of the necrophiliac) or the public will not know about it. What we therefore speak about here is “clandestine necrophilia”.
After talking to German philosophers, I now understand the naturalistic argument and acknowledge that that from a fresh ethical standpoint -- not from the standpoint of current moral or religious values that are merely traditional --, clandestine necrophilia might be, to put it in an as fresh term -- “okayish”.

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Der Tod von Isadora Duncan

sadora Duncan, one of the world´s most famous dancers, died on 14. September 1927 by accidental strangulation caused by a vehicle. Sitting on the front passenger´s seat, Duncan´s scarf came into the the spokes of the rear wheel of a Bugatti. The driver, Duncan´s friend Ivan Falchetto could not see Duncan while looking forward but immediatly stopped immediately after 20 m. Duncan died at the scene. In the hospital, fractures of the nose, the spinal column and the larynx were oberved; furthermore, cartids were torn. To our knowledge, this is the first report of the accident in forensic literature.

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Zur insektenkundlichen Begutachtung in Faulleichenfällen

Die eine Leiche in mehreren, definierbaren Besiedlungswellen aufsuchenden Insektenpopulationen können wertvolle Hinweise bezüglich der Leichenliegezeit und des Tathergangs liefern. Zugrunde liegen dabei folgende Annahmen:

(a) Bestimmte sich vom Leichengewebe nährende oder dort andere Gliederfüßer jagende Arthropoden (Fliegen, Käfer, Spinnentiere) treten abhängig vom Zersetzungszustand der Leiche in «ökologischer Folge» nacheinander auf [nach Putman 1977].

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Zur Phänomenologie einer Zeitströmung.

Gegenüber den Jugendsubkulturen, die unter dem Begriff Techno (auch Tekkno) zusammengefaßt werden, besteht allgemein eine ängstliche Voreingenommenheit. Drogen, sexuelle Ausschweifung und schrille Clubs sind die Zutaten des Bildes, das sich Erwachsene von der Partywelt der "Tekkno-Kids" machen. Auf eigener Anschauung beruht dieses Szenario meist nicht: Zu jung, zu "abgespaced", zu weit entfernt kommen vielen Eltern ihre feierfreudigen Nachkommen vor - der Blick hinter die Kulissen der neuen Partykultur bleibt jenen daher meist verwehrt.

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Forensische Nutzbarkeit und Populationsdaten der beiden short tandem repeat-Systeme D8S306 und PKLR

Examining the properties of the two short tandem repeat (STR) loci PKLR and D8S306 for forensic applications we found both suitable for identification purposes and paternity cases. Due to its high sensitivity (lower detection limit) of down to 30 pg, D8S306 should be useful in stain analysis. The lower detection limit for PKLR is250 pg. For both systems, population data of inhabitants of the Rhine area in and around Köln (in the western part of Germany) show minor differences to the data given in the original papers; allele distributions shows Hardy-Weinberg equilibrium as confirmed by the Exact Test. Discriminating power for any person (stain analysis) is 0.96 for D8S301 and 0.94 for PKLR; exclusion chance in paternity cases is 0.68 for D8S306 and 0.54 for PKLR. Combining DNA amplification in a Perkin Elmer 2400 PCR machine with the Pharmacia A.L.F. Sequencer allowed DNA typing in one day.

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Spontane Selbstentzündung vom Menschen

Im Gegensatz zu unwahren modernen Großstadtmärchen (urban legends, z.B. "billiger Mercedes", "enthaupteter Motorradfahrer", "Frau mit behaarter Hand", "Spinnen unter der Haut" usw.) basieren viele Motive des Volksglaubens (z.B. Vampirismus) auf wirklichen, aber falsch interpretierten Gegebenheiten. Wegen des somit im Volksglauben enthalteten Körnchens Wahrheit ist ein überzeugender sachlicher Gegenbeweis oft schwierig zu führen.

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