Quelle: BILD Deutschland, 6. Januar 2022, Seite 6
Von HANNES KOHLMAIER
Nürnberg — Er war der Fürst der Finsternis. Und herrschte tief in Transsilvanien über sein düsteres Reich — Graf Dracula, der berühmteste Vampir der Welt. Oder war alles eigentlich ganz anders? Steckt gar - sprichwörtlich gesehen - deutsches Blut in dem Vampir (wenn es nicht herausgesaugt wurde) und seinem historischen Vorbild?
Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe Mark Benecke (51) ist zugleich Chef der „Transylvanian Society of Dracula". Er hat sich auf die Spur der Vampir-Saga begeben, die der irische Schriftsteller Bram Stoker einst um die reale Figur des damaligen ungarischen Fürsten Vlad III. strickte. Benecke zu BILD: „Es war nicht Vlad III., sondern dessen Vater Vlad II. (1395-1447), der den Beinamen Dracul führte."
Dracul bedeutet Drachen und wurde bislang mit einem Teufel aus der Walachei (liegt heute in Rumänien) gleichgesetzt. Laut Benecke war es aber ein Ordenstitel des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Hintergrund: Der deusche Kaiser Sigismund von Luxemburg (regierte von 1433 bis 1437) nahm Vlad II. in seinen soganannten Drachen-Orden auf. Mehr noch: Der deutsche Kaiser machte „Dracula" bei einem Reichstag in Nürnberg zum Beschützer der Kirche!
Benecke: „Er verpflichtete sich vor allem zum Kampf gegen Nichtchristen." Dracul war also das Gegenteil von dem, was man damals mit dem Teufel in Verbindung brachte.
Übrigens: Dracula-Autor Bram Stoker besuchte Nürnberg zweimal, besichtigte u. a. eine ehemalige Folterkammer —und kannte die wahre Geschichte wahrscheinlich sogar!