Die Tagung im reichen Seattle im Nordwesten der USA bot wie von AAFS-Tagungen gewohnt einen sehr stark gefächerten Themenstrauß mit jeweils sechs gleichzeitig stattfinden Sessions. Der Berichterstatter beleuchtet daher im folgenden nur schlaglichtartig, was geboten wurde.
Die in den USA unbeliebten Fallberichte, die von den Redner-Innen mehr oder weniger in die Vorträge eingeschmuggelt wurden, lieferten durch die kulturell erzwungene Kopplung an statistische Daten verblüffende Einsichten, beispielsweise zur Art der Verbrechen, die von Frauen begangen werden. Entgegen der Vermutung (oder europäischen, alten Beobachtung), dass Frauen in der Regel eher durch Gift oder „Tratsch“ töten, erbrachte eine Auswertung von 1976 bis 1997, dass erstens fast sechzigtausend Tötungen in den gesamten Vereinigten Staaten durch Frauen begangen wurden, und dies zweitens in 53 % der Fälle mit Schusswaffen und 31 % der Fälle mit Messern – keine Spur von „milden“ Tötungsmitteln und sanften Täterinnen also. Auch waren die Opfer der Frauen nicht vorwiegend die Lebenspartner (28 %), sondern in einem Drittel der Fälle soeben geknüpfte Bekanntschaften oder Fremde. Tötungen dieser Art werden in den USA daher von der Polizei öfters falsch ermittelt, weil die Waffengewalt den durchaus erkennbaren, aber eben weiblichen Verdächtigen schlichtweg nicht zugetraut wird.
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Das Symposium "Todesermittlungen VIII" des Interdisziplinären Fachforums Rechtsmedizin beschäftigte sich diesmal mit dem Mordfall an der 8-jährigen Michelle aus Leipzig im Jahr 2008. Am 18. August 2008 verschwand das Mädchen auf dem Heimweg, ihre Leiche wurde zwei Tage später in einem Ententeich gefunden. Der 19-jährige Täter Daniel V. stellte sich unter erheblichem Ermittlungsdruck nach acht Monaten der Polizei.
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Vom 18. - 21. November 2010 fand in der kleinen kalabrischen Stadt Catanzaro an der dortigen Universität das ‚“H2O Criminalistics & Pathology Symposium“ statt. Eine facettenreiche und interessante Mischung diverser Redner aus den verschiedensten Fachbereichen, die sich rund mit dem Thema „Unterwasser-Tatort“ beschäftigen, traf aufeinander. Die Tage waren derart mit Beiträgen gefüllt, dass die Kongressbesucher im Schnitt zehn bis elf Stunden an der Universität verbrachten, ohne dass dieser Zeitraum Leerlauf beinhaltete.
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Christen feiern heuer das 1300-jährige Geburtsjubiläum der heiligen Walburga. Eine fast vergessene Heilige, wäre da nicht das wundersame „Walburgis-Öl“, das aus ihrem Grab rinnt. Die Flüssigkeit gilt als heilsam und soll im Mittelalter sogar einen Bischof von einer tödlichen Krankheit befreit haben. Mark Benecke, Kriminalbiologe und Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat, nähert sich dem geheimnisvollen Nass mit einer chemischen Analyse.
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Eine viel zu selten in der Kriminaltechnik, Kriminalbiologie und Rechtsmedizin eingesetzte Methode der Spurenabformung ist die anhand von Poly(organo/vinyl)siloxanen (Silikon). Dabei kann buchstäblich jede Art von Oberfläche bis hin zu Hautleistenabdrücken und sogar gedruckte Schrift abgeformt werden.
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Eine viel zu selten in der Kriminaltechnik, Kriminalbiologie und Rechtsmedizin eingesetzte Methode der Spurenabformung ist die anhand von Poly(organo/vinyl)siloxanen (Silikon). Dabei kann buchstäblich jede Art von Oberfläche bis hin zu Hautleistenabdrücken und sogar gedruckte Schrift abgeformt werden. Die Zweikomponentenanwendung des Silikons (bspw. mit Mikrosil) erfordert normalweise etwas Übung, da das Silikon sehr schnell abbindet und daher aus zwei Tuben stets neu angemischt werden muss. Wir testeten ein neues Produkt (vermarktet bspw. als Reprocast und Accutrans), bei dem das Mischen entfällt, da die Komponenten automatisch, im richtigen Verhältnis und zielgerichtet anhand von Einweg-Spitzen auf die Spur gelangen. Zudem ist das Produkt in mehreren Farben erhältlich, so dass beispielsweise verschiedene Farben von Latentspurenpulver (weiss, silber, gelb usw.) kontraststark abgebildet werden können.
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Blutauftropfspuren werden seit weit über hundert Jahren zur Rekonstruktion von Tathergängen eingesetzt. Die Form der einzelnen Tropfen ist - anders als die Betrachtung des Blutspurenmusters als Gesamtbild - jedoch sehr variabel und wird in der Gutachtenpraxis mitunter vernachlässigt. Auch aus wissenschaftlicher Sicht ist dieses Spezialfachgebiet noch nicht ausreichend beforscht, da einige grundlegende Fragen nach wie vor der Klärung bedürfen.
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Im Strafprozeß gegen den Ex-Footballspieler O.J. Simpson, der mit einem Freispruch endete, zeigte sich erneut die enorme Leistungsfähigkeit der DNA-Typisierung. Dennoch führten die Schwächen und Eigenheiten der amerikanischen Rechtsprechung dazu, daß die DNA-Beweise letztlich wenig Gewicht erhielten. Weil der Fall Simpson derjenige ist, auf den wir im Moment am häufigsten angesprochen werden, soll er an dieser Stelle einmal im Detail betrachtet werden. Zugleich soll eine Übersicht über den heutigen Stand der Individualidentifikation mittels DNA-Analyse gegeben werden, die zeigt, daß Verläßlichkeit und Geschwindigkeit der Diagnosestellung weiter zunehmen.
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ng methods (RFLP, STR, RAPD; e.g. [3]) do not allow discrimination of monocygotic twins. To overcome this restriction, we suggest the use of variable DNA sequences of bone-marrow derived memory B lymphocytes that are likely to be different even in monocygotic twins. Since memory B cells are transported in the blood stream, they can be found in blood stains on crime scenes and checked for a match to the cells of a living pair of twins. The size of the antibody repertoire has been estimated to comprise theoretically up to 1010 specificities [2].
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Having solved the last technical hurdles to extract DNA information from virtually any biological material, forensic biologists now have to ponder the ethical and social questions of using information from exonic DNA
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The book by sociologist Neil Gerlach starts with a theoretical outline about possible fears of society about developments and results of biotechnologies, e.g. transgenic animals, genetically engineered food, possible demands for a right to normalcy ("new eugenics"), patenting genes, and "charismatic science." The next section deals with the "culture of the trace" and DNA fingerprinting in terms of criminal applications and the impact on judicial proceedings. This is put into the context of an apparently widespread and, in the eyes of the author, unrealistic fear of crime in Canada. It is argued that the use of DNA in legal contexts may lead to a "surveillance society."
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Aufgrund des Fundes einer erwachsenen, toten Pilzmücke mit dunklen Flügeln (Bradysia sp., Sciaridae), die normalerweise an Waldrändern vorkommt, auf einer Leiche am Rand eines Waldes im Westen Deutschlands wurden wir während der Gerichtsverhandlung von der Verteidigung und von der Staatsanwaltschaft gefragt, was als „Waldrand“ angesehen wird. Über zwei Ferkelleichen haben wir versucht, Parameter für eine solche Definition zu erarbeiten. Der offensichtlichste Unterschied zwischen dem Inneren des Waldes und dem Waldrand lag in der Außentemperatur sowie in der Innentemperatur der verwesenden Ferkel, die im Schwein an der Waldgrenze höher war. Insgesamt wurden 957 Fliegen aus 56 verschiedenen Arten und zwölf Familien (Anthomyiidae, Calliphoridae, Drosophilidae, Dryomyzidae, Fanniidae, Heleomyzidae, Lauxaniidae, Muscidae, Piophilidae, Phoridae, Sepsidae, Sphaeroceridae) nachgewiesen.
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Die auf Leichen lebenden Gliederfüßer (Arthropoden) können Todesermittlungen durch verschiedene aus jenen ableitbare Schlüsse unterstützen. Neben der Bestimmung der Leichenliegezeit sogar skelettierter Körper (z.B. Lord et al. 1994) ist ein Strauß weiterer Untersuchungen möglich, beispielweise zur postmortalen Verlagerung einer Leiche und zur Intoxikation eines Körpers (Goff & Lord 1994), ggf. auch hier noch nach bereits erfolgter Skelettierung. Auch in in Arbeitsprozessen (Nuorteva 1977), Fällen von Kindesvernachlässigung (Lord 1990), hygienisch-rechtsmedizinischen Fragen (Benecke, eingereicht) und bei der Ermittlung weit von Tatort entfernt lebender Täter (Webb et al. 1983, Prichard et al. 1996) wurden arthropodenkundliche Untersuchungen erfolgreich angewendet. Mittlerweile sind neben den notwendigen Wachstumskurven der Tiere (Reiter 1984, Nishida 1984, Smith 1986) auch viele der möglichen Abweichungen statistisch erfaßt (Schoenly 1992, Schoenly et al. 1996, Introna et al. 1989).
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Since the Second World War only a handful of scientists and crime scene experts have pioneered a way forward for forensic entomology. All of them had the tough job of convincing local authorities, and other scientists, of the benefits of using arthropods in criminal investigations. Judges, in numerous countries, finally decided that forensic entomology was suitable for use in cases ranging from tricky high profile murders to wildlife violations [1-10].
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The more pressure is put on scientists to publish in scientific journals, or else to perish, the less likely it gets that an excellent popular science book like A Fly for the Prosecution is written. Being one of the old masters of forensic entomology -- that is, the science of determining post mortem intervals, and many other issues related to mostly violent death --, Lee Goff leads us through his exciting and at the same time entertaining world that strongly depends on silent crime scene assistants: maggots, adult flies and beetles, and once in a while a grasshopper, too. Many of these animals are attracted to decomposing body tissue. Their growth rate, and their succession are predictable, and can therfore be used to estimate the time when they started to feed on a corpse, or the time they got attracted to the body for other reasons like predating maggots, or building breeding chambers.
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The corpse of a 41-year-old medical doctor was found in his bed. The body was part-iaily dried out; parts of the hip region were skeletonized due to maggot activity. In the fa-cial region of the corpse, blowfly maggots (Lucilia (Phaenicia) sericata [Meigen]) were found exclusively in one eye socket. This is an unusual occurrence since on that side, a bed-light (40 W light bulb) had been burning during the seven week post mortem interval. All other lights in the apartment were switched off, and no direct sunlight could enter the space where the body was found (only a TV set had been running all the time, ca. 2 m away from the head at the foot end of the bed). Obviously, the maggots who usually flee light had used up the one eye that was further away from the bedlight as a feeding source. Since the con-tinuing mummification of the corpse led to a substantial restriction of feeding material, the maggots finally switched to the eye that the light was shining on.
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Here is that rare thing, a good popular book on forensic entomology that is also an illuminating read on forensic science itself and on the art of being an expert witness. Zakaria Erzinçlioglu (a.k.a. Dr Zak), a forensic entomologist for more than 20 years, covers not only the wonderful world of insects as a tool in forensic investigations, but also the Tertiary geological period, O'nyong-nyong disease, Napoleon Bonaparte, human behaviour, maggot therapy and Sherlock Holmes.
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Forensic scientists may encounter blood spatter at a scene which may be pure or a mixture of fly artifacts and human bloodstains. It is important to be able to make an informed identification, or at least advanced documentation of such stains since the mechanics of production of fly artifacts are not determinable to the crime scene reconstructionist from regular police forces. We describe three cases in which experiments and crime scene reconstruction led to additional information. Case 1: Above the position of a victim, numerous blood stains of the low-high velocity type were found. Exclusion of these stains being caused by force (but instead caused by the activity of adult blow flies) by use of the following observations that were confirmed in experiments: a) Sperm-/tadpole-like structure with length > width, b) random directionality c) mixture of round symmetrical and teardrop shaped stains. Case 2: A reddish spatter field was found on a fan chain two rooms away from the place where a dead woman was found. Localization of the spatter on the bottom end of the surface hinted strongly towards fly activity. Case 3: Double homicide; submillimeter stains were found on a lamp between the two corpses. Activity of flies was less likely compared to alternative scenario of moving lampshade and violent stabbing.
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We tried to experimentally address a "simple" question that came up during a homicide trial in Aachen, Germany. Some dead adult flies of the genus Bradysia (Sciaridae) had been recovered from a corpse that was found on grassland close to a forest. Bradysia is known to live on the borders of forests. Relating to this expert witness statement, defense and prosecution asked: "Alright, but what is an edge of a forest?"
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