Gespritzt, gekleckert und haarscharf analysiert

Quelle: Main-Echo Aschaffenburg, 22. Januar 2024, Seite 27

Kriminalbiologe Benecke mit »Blutspuren«

Von Martina Himmer

Offenbach am Main — Mark Bene­cke ist ein Dok­tor der be­son­de­ren Art. Stu­dier­ter Bio­lo­ge mit ei­ner Pro­mo­ti­on an der Uni Köln im In­sti­tut für Rechts­me­di­zin, aus­ge­bil­det beim FBI.

Seit über 20 Jahren ist der wissenschaftliche Forensiker als Spuren-Spezialist an Tatorten in aller Welt im Einsatz, arbeitet in vielen Fällen eng mit Ermittlern zusammen, immer auf der Suche nach der Wahrheit, die bei ihm im allerkleinsten Detail liegt: in winzigen kleinen Blutspuren, Larven auf Toten und allerlei Körperflüssigkeiten, die einen Tathergang erklären können, so viel deutlicher als jede Zeugenaussage.

Benecke hat über seine Arbeit zahlreiche Bücher geschrieben und ist als Experte immer wieder im Fernsehen zu sehen. Regelmäßig geht er auf Tour, so wie jetzt mit seiner Show »Blutspuren«, in der er seinen Anhängern einen Einblick in seine Arbeit gibt. Damit trifft er den Nerv der Zeit. True-Crime hat seit Jahren viele Anhänger. Magazine und Podcasts über Serienmörder und spektakuläre Kriminalfälle gibt es zuhauf.

Nun war Benecke in der ausverkauften Offenbacher Stadthalle zu Gast. Drei blutige Stunden, die nichts für Zartbesaitete sind. Denn der Biologe spricht dabei nicht nur über seine spannendsten Fälle, sondern zeigt auch viel Bildmaterial, das nichts für Menschen ist, die kein Blut sehen können. Gleich zweimal muss sich an diesem Abend der Rettungsdienst um Zuschauer kümmern, denen der Anblick zu heftig wird. Manche verlassen den Saal auch frühzeitig.

Für Benecke ist das kein Problem, er ist das offensichtlich gewöhnt, nimmt es nicht persönlich und fragt das Publikum zwischendrin immer mal wieder, ob alles in Ordnung ist. Benecke kommt aus der Gothic-Szene, ist am ganzen Körper tätowiert. In Offenbach aber gibt es sich ganz zahm.

»Ich jage keine Mörder«

Vor der Show und in der Pause signiert er Bücher und steht geduldig für Selfies bereit. Beim Vortrag zeigt er zur Beruhigung zwischendrin süße Kätzchenfotos. »Ich bewerte nix, ich messe nur«, sagt er über seine Arbeit und präsentiert ganz unterschiedliche Fälle: vom eindeutigen Mord über einen Raubüberfall, der keiner war, bis hin zum rätselhaften Fall des amerikanischen Sportlieblings O.J. Simpson.

Wichtig ist ihm dabei immer, dass seine Aufgabe nur die korrekte Erfassung der Tatsachen ist. Bewerten müssen andere. »Ich jage keine Mörder, ich schaue mir nur Blutspuren an«, sagt er bescheiden.

Das Publikum folgt ihm gebannt und lässt sich auch bereitwillig auf die Akribie des Vortragenden ein. Benecke hat ganz klare Vorstellungen davon, wie der Abend abzulaufen hat. Getuschel ist verboten. Bemerkt er Unaufmerksamkeit im Publikum, unterbricht er seinen Vortrag. Vielleicht hat die jahrzehntelange Arbeit der Spurenanalyse ja etwas mit dem Experten gemacht. Genau zu sein, penibel und vielleicht auch ein bisschen speziell gehört zu diesem blutigen Job offenbar dazu.

Am 24. Oktober ist Dr. Mark Benecke mit der Show »Bakterien, Gerüche und Leichen« in der Stadthalle Lohr zu Gast. Infos unter https://www.stadthalle-lohr.de


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