Mit einem Vorwort von Dr. Mark Benecke
Lisa und ihre Mutter sind frisch nach Finkenstadt gezogen und für Lisa beginnt ein großes Abenteuer. Lisa ist Autistin und es fällt ihr schwer, sich in eine neue Umgebung einzufinden und neue Freunde zu finden. Zum Glück begegnet ihr auf dem Weg zur neuen Schule Lio, ein lebender interstellarer Organismus, der auf der Erde zurückgelassen wurde und mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat wie Lisa.
Fortan wird der muntere Alien-Fuchs ihr Begleiter und die beiden meistern zusammen die Hürden des Alltags.
Daniela Schreiter präsentiert mit LISA UND LIO – DAS MÄDCHEN UND DER ALIEN-FUCHS nach SCHATTENSPRINGER und DIE ABENTEUER VON AUTISTIC-HERO-GIRL eine weitere liebevoll gestaltete Graphic Novel über den Alltag mit Autismus, der sich vor allem (aber nicht nur) an jüngere Leserinnen und Leser wendet.
Gebundene Ausgabe, Panini Verlag, 21. Juli 2020, ISBN 978-3741618239, vom Hersteller empfohlenes Alter: 6–8 Jahre
VORWORT
von Mark Benecke (Kriminalbiologe)
Anfang der 1990er Jahre beschloss der berühmte Comic-Schöpfer Will Eisner, dass unsichtbare Menschen sichtbar werden sollten. Also zeichnete er Geschichten über Menschen, deren Leben abgründiger ist, als sie es selbst ahnen.
Dani Schreiter macht es genauso. Eine riesige, aber unsichtbare Gemeinde verehrt das Fuchskind für ihre lebensfrohen Comics, in denen sie die scheuen und most invisible people of all, nämlich autistische Menschen, beschreibt. Sie ist eine von ihnen.
Autist:innen übersehen soziale Feinheiten wie sachlich sinnleere Grüße: Der höflich ausgesprochene Wunsch für einen schönen Tag bewirkt doch keinen schönen Tag. Wie soll das gehen? Und warum soll ich jemandem in die Augen blicken, wenn das nichts mit dem Inhalt des Gespräches zu tun hat? Laufen Tag und Arbeit nicht so ab wie geplant, möchten sich Autistinnen und Autisten zurückziehen, ist doch logisch – zum Beispiel zu einem grünen Fuchs, der sich in einen Vogel verwandeln kann.
Menschen, die ihre Bindung an andere weniger gefühlsstark ausdrücken, werden oft in schlimmerer Weise als durch Lineal- und Radiergummi-Diebstahl, wie es hier im Buch geschieht, ausgenutzt. Sie sind auch nicht immer superschlau, haben aber sonderlich anmutende Spezialinteressen. Dabei erfinden Autist:innen die erstaunlichsten Lösungswege, frei vom Ballast dessen, was andere für richtig halten. Das ist ihre Superkraft.
Lebens-Partnerschaften oder Freundschaften, die bei den meisten Menschen sozialen Zuckergusses bedürfen, fallen ihnen schwer. Dabei müssten Freunde doch bloß zusammenhalten! Tja, so einfach ist es leider nicht.
Stattdessen verwickeln angeblich normale Menschen die Welt durch Gefühle, Andeutungen und Meinungen, die vieldeutig und wandelbar sind.
Ein Beispiel: Während die Welt im Game of Thrones-Fieber war, habe ich wegen der vielen Figuren, die obendrauf unsachliche Ränke schmieden, rein gar nichts verstanden. Verstehen Sie?
Wenn ein außerirdischer Fuchs seinen Namen sagt, würden „normale“ Menschen versuchen, die Laute nachzusprechen. Lisa erwidert in diesem Band stattdessen offen, wahr und klar: „Den Namen kann ich nicht aussprechen.“ Hört sich doch gut an! Okay, dann versuchen Sie mal, einen Tag lang immer ehrlich zu sein.
Dani, Du hast mehr Aufklärung geleistet als tausend Forscher:innen. Danke.
Und nun viel Freude beim Lesen.
Ach, Quatsch — das versteht sich ja von selbst.