Martin Rinckart Gymnasiums Eilenburg | Schuljahr: 2023-2024 | Leistungskurs Deutsch | Betreuer: Frau Kairies
Von Max Heinz Koßendey
Die komplette Arbeit als .pdf findet ihr hier (← klick)
6 Worin liegt die Faszination von True-Crime-Formaten?
6.1 Theorien des Dr. Mark Benecke
Nun wären wir auch schon an meinem letzten Themengebiet angekommen, bevor ich zu guter Letzt zu meinem Fazit komme.
Zu der Beantwortung meiner Frage beziehe ich mich auf die Theorien von Herrn Dr. Mark Benecke, da ich ihm diesbezüglich per E-Mail-Kontakt einige Fragen gestellt habe.
Dr. Benecke hat mir im Verlauf unseres Interviews 4 verschiedene Theorien genannt, welche den hohen Konsum von True-Crime-Formaten erklären könnten.
Seine erste Theorie trifft auf die Menschen zu, welche selbst etwas „unangenehm Verblüffendes“ oder auch „etwas schlimmes“ erlebt haben und ihre eigenen Erfahrungen mit anderen, welche in den jeweiligen Formaten geschildert werden, vergleichen.
„…, dass viele Menschen etwas Schlimmes, unangenehm Verblüffendes erlebt haben und das mit den Erlebnissen, der Schwere, anderer Ereignisse vergleichen wollen.“ (Benecke, 2024)
Zudem werden solche Vergleiche, laut den Aussagen Dr. Beneckes, dazu genutzt, sodass seine eigenen Erfahrungen, zum Beispiel im Vergleich zum Tod, „weniger schlimm“ erscheinen können.
„Eine Tötung ist immer schlimmer als das Überleben, so glauben es zumindest viele Menschen, sodass beispielsweise der Tod der Eltern, eine Vergewaltigung, ein Raub oder ähnliches im Vergleich weniger schlimm erscheinen können.“ (Benecke, 2024)
Seine zweite Theorie bezieht sich auf die Art von Menschen, welche den Täter an sich und die Gründe seiner jeweiligen Handlungen verstehen wollen. Die Personen möchten den Grund der Tat herausfinden, da es einem ansonsten noch „ungerechter“ wirkt, dass man dieser Tat, sofern man selbst betroffen ist, als Opfer ausgeliefert war.
„Zweitens möchten viele Menschen Täter:innen verstehen, denen sie ausgesetzt waren, sei es dauerhaft als Kinder oder einmalig bei einem Sexualdelikt und so weiter. Es kann hilfreich sein, die „andere Seite“ zu verstehen, weil die Tat sonst noch wahlloser oder ungerechter wirkt.“ (Benecke, 2024)
Als 3. Theorie beschreibt Dr. Benecke den sehnlichsten Wunsch mancher Menschen, sich in die Person beziehungsweise den Täter hineinzuversetzen oder auch hineinzudenken, weil sie die Person an sich oder vielleicht auch ihre Handlungen oder die Denkweise der Person sehr ansprechend finden.
Vielleicht hat der jeweilige Täter oder die jeweilige Täterin auch eine Tat vollzogen, welche große Beachtung bei dieser Art von Menschen findet.
„Drittens gibt es Menschen, die sich in die Täter:innen hinein versetzen, weil sie diese irgendwie spannend finden. Welche Gründe das haben mag, überlasse ich deiner eigenen Vorstellungskraft.“ (Benecke, 2024)
Die möglichen Gründe, welche diese Menschen aus meiner Sicht haben, habe ich ja soeben genannt.
Als 4. Und auch letzte Theorie nennt Dr. Benecke den einfachen Wunsch mancher Menschen, ein Rätsel zu lösen oder den Wunsch, an so etwas Wichtigem beteiligt zu sein. Diese Personen sehnen sich nach einem Ereignis, nach etwas Aufregendem in ihrem Leben, was zum Beispiel für eine erhöhte Herzfrequenz in ihrem Körper sorgt.
„Manche Menschen lösen auch einfach gerne Rätsel oder möchten bei einer wichtigen Sache mitmachen.“ (Benecke, 2024)