Interview mit dem Kriminalbiologen Herr Dr. Mark Benecke

QUELLE: Reizverschluss, Anstalts-Zeitung der Justivollzugsanstalt (JVA) Burg, Ausgabe #29, 4/2022, S. 34-29

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(Einmal einfach QUER - alles durchgefragt!)

Um die von uns — für unsere Leserinnen und Lesern gewünschte Trilogie und zudem auch allgemein erwünschte Abwechslung in die Tat umzusetzen, wandten wir uns zum dritten mal an Deutschlands bekanntesten Kriminalbiologen, Herr Dr. Mark Benecke und baten mal wieder um ein Interview. Er sagte ohne nachzudenken zu und die Überschrift ist bereits Programm, da wir neben dem bekannten Genre von Mark Benecke, vor allem seine Ansichten zum Ausdruck bringen wollen, auch betreffs aktueller Geschehnisse und dem derzeitigen Leben in der Pandemie.

Seine Popularität hat auch einen gewissen Einfluss, welchen wir hiermit auch unausgesprochen nutzen wollen. Denn die Zeitung soll wieder zu einem Brückenschlag zwischen Drinnen und Draußen werden, zwischen diesen Welten vermitteln — damit wir wieder mehr miteinander sprechen und die „GEWALT und AUSGRENZUNG" keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft findet.

Deswegen fragten wir einfach mal kreuz und quer nach — und sicherlich wird bestimmt für jeden etwas dabei sein! Viel Spaß beim lesen!

1. Erst einmal zur Einleitung. Wie geht es Ihnen Herr Dr. Benecke und was gibt es vielleicht für Neuigkeiten von Ihnen zu berichten? Was sind ihre derzeitigen Projekte, an denen Sie arbeiten?

Benecke: Ich komme gerade von der Welttagung der Forensikerinnen und Forensikern, welche in den USA stattfand. Für mich war es sehr interessant, da wir die Ausbreitung der Drogen sahen — vor allem in Amerika, wo es sich hauptsächlich um Opiate handelt, während dort auch die Corona-Pandemie den ganzen Einzelhandel, große Geschäfte und auch das Leben lahm gelegt hat. In den USA gibt es ja kaum Sozial- und Krankenversicherungen. Viele Menschen die schwerst opiatabhängig sind — haben sich in die reichste Stadt der USA begeben und versuchen dort nun zu überleben und sich durchzuschlagen. Sie haben dort alle ein echt hartes Leben auf der Straße — wo sie trinken und umher torkeln.

Jeden Tag erlebten wir Polizeieinsätze, wo selbst auch eine Spurensicherung gar nicht mehr möglich war. Man muss es wirklich erleben, um die dortige Auswirkungen der dortigen wirtschaftlichen und drogenbedingten Schwierigkeiten zu sehen. Davon abgesehen haben wir auf dem Kongress natürlich sehr viele neue wissenschaftliche Techniken gesehen und gelernt, zum Beispiel wie man Schädel untersuchen kann oder wie sich Erbsubstanz untersuchen lässt, die an einem Tatort oder einer Leiche gefunden wird — dann niemanden zugeordnet werden kann, schließlich aber durch eine Untersuchung entfernter Verwandter doch zur richtigen Täterin oder dem richtigen Täter führen.

2. Wie hat sich ihr Leben in der Pandemiezeit verändert? Sie waren ja auch mit dem Lockdown und den dazugehörigen Beschränkungen konfrontiert. Wie sah der Alltag des bekannten Biologen aus?

Benecke: Es sind einige Veranstaltungen ausgefallen, gerade öffentliche Vorträge über wissenschaftliche Themen. Wir haben aber die Zeit im Labor genutzt, um zunächst mal einen weiteren Raum komplett als Bücherraum umzugestalten, da es viele kriminaltechnische Informationen nur auf gedrucktem Papier gibt und diese nicht digital abrufbar sind.

Wir haben nun einmal viele Bücher und Zeitschriften, welche nicht in einem Lager liegen können. Die haben wir nun direkt hier vor Ort, das ist praktisch wenn wir diese eben auch mal schnell einsehen müssen, um uns zu belesen — gerade wenn wir seltene oder seltsame Fälle haben und wir diese mit alten Fällen vergleichen möchten. Gerade wegen den alten Versuche, die schon damals durchgeführt wurden.

Wir haben auch viele seltsame Fälle ins Labor bekommen. Beispielsweise von Menschen die dachten, dass die Impfung etwas in ihrem Körper macht oder verändert. Dann noch jene, welche kleine Kügelchen oder Fäden oder Ähnliches an den Corona-Abriebsstäbchen zu sehen geglaubt haben oder von ihrer Haut herunter gerieben haben. Diese Proben haben wir dann untersucht und gezeigt, was es wirklich ist — meistens Textilfasern, die sich komisch verhalten, wenn sie man einem Stäbchen hängen. Weil sie sich durch winzige elektrische Kräfte hin und her winden. Dass sieht wirklich seltsam aus.

In der Zwischenzeit sind auch noch zwei Bücher von mir erschienen. Ein Krimi und ein Buch über Tiere. Da könnte ich euch ja jeweils ein Exemplar für die Knastbibliothek mal schicken, wenn ihr möchtet!

3. Welche Lektion zogen Sie für sich persönlich aus dieser Zeit? (Manche Menschen wurden nachdenklicher, und erkennen und achten auf einmal auf die kleinen Dinge im Leben! Wie ist es bei Ihnen?)

Benecke: Da ich natürlich immer auf kleine Dinge achte, habe ich die Freude daran in der Coronazeit an andere weitergegeben. In sozialen Netzwerken habe ich Fotos, die ich selbst gemacht habe oder welche mir auch zugesendet wurden von Insekten, Spinnen, Asseln und allen möglichen Krabbeltieren als Rätsel ins Internet gestellt — wo dann auch alle mitraten konnten, was es damit auf sich hat. Dazu gibt es auch eine große Aktion der Naturschutzvereinigung „NABU". Diese Aktion, heißt: „Insektensommer".

Dort können zum Beispiel Eltern mit ihren Kindern während einer bestimmten Zeit Tiere beobachten und dann melden. Da gab es viele tolle Meldungen, u.a. zu einer blau-violett glänzenden Holzbiene — die erst seit wenigen Jahren in Deutschland weit verbreitet ist. Oder auch zu Sandbienen und anderen Wildbienen gab es Beobachtungen. Die sind zwar eigentlich überall anzutreffen, aber erst weil durch Menschen bestimmte Holzkästen aufgestellt werden — in denen sie gerne brüten — konnte man sie sich wirklich gut anschauen.

Es gibt viele Menschen, die das sehr spannend finden. Eben weil jene zu Hause im Homeoffice waren — ihre Büroarbeit eben von zu Hause aus erledigten —und so konnten sie während den Pausen auf ihren Balkon oder in den Garten gehen und dort ein bisschen Wildnis genießen.

Es gab echt viele Eingaben zu Bienen, Ameisen oder auch Tauben. Diese Aktion hat mir sehr viel Spaß gemacht.

4. Sie haben das Buch „Viren für Anfänger — Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Corona" veröffentlicht. Welche Ambition hatten Sie bei diesem Werk?

Benecke: Unser Virenbuch ist daraus entstanden, dass wir die größte deutschsprachige Aufklärungsseite zu Fragen zu Coronaviren, der jetzt herrschenden Corona-Epidemie, Masken und alles was damit zusammenhängt hatten. Wir haben dort ohne Fremdworte immer die neuen Studien vorgestellt — die in wissenschaftlichen Magazinen kleingedruckt auf englisch erschienen sind — und haben diese übersetzt. Wir haben auch die Fragen der Menschen, welche neugierig oder ängstlich oder beides waren, beantwortet.

Dann kam ein Verlag und sagte, dass ich es als kleines Büchlein aufschreiben soll, weil so kann man es auch in der Bahn oder Badewanne lesen. Und so haben wir es dann einfach aufgeschrieben, mit ein paar Abbildungen. Es ist ein schlankes Büchlein geworden, wo wiederum auch jeder das Geschriebene verstehen kann. Egal ob er einen schulischen Abschluss hat oder auch keine Schulausbildung. Wir wollten das Unbekannte sichtbar machen und es erklären.

Es hat auch tatsächlich sehr viele Menschen interessiert und diese Arbeit fanden wir auch sehr cool.

5. Bei SARS-Cov 2 kommt der Erreger /Auslöser aus dem Bereich der Eukaryoten, in diesem Fall von Tieren. Glauben Sie, dass aus den anderen beiden Domänen, sprich durch Pflanzen und Pilze in Verbindung mit einer Mutation oder Züchtung, auch ein Virus mit der Tragweite von Corona entstehen kann?

Benecke: Ich halte es noch immer für möglich, dass die derzeitige Pandemie ursprünglich von einem Virusstamm ausgelöst wurde — der aus einem Labor stammt. Das werden wir dann in den nächsten Jahren sehen.

Es könnte natürlich auch sein, dass das Virus aus Fledermäusen stammt, was auch nicht dass erste Mal wäre. Grundsätzlich ist auch möglich, dass Viren aus anderen Lebensbereichen — wie Pflanzen oder Pilzen — Erbsubstanzbereiche übertragen oder diese Erbsubstanzbereiche zufällig übertragen werden, die sich dann mit Viren aus anderen Wirtslebewesen mischen. Dass passiert eigentlich dauernd in der Natur. Und es wäre ein Wunder, wenn es nicht wieder passieren würde.

Besonders gefährlich sind Viren, die sowieso schon leicht auf Menschen übertragen werden können. Und wenn diese sich vermischen, dann wird es besonders gefährlich. Damit sind aber nicht nur Coronaviren gemeint, sondern auch grippeähnlich Ein weiteres Problem werden auch Bakterien sein, die durch kein Medikament mehr zu töten sind, sogenannte multiresistente Bakterien.

Das sind keine Viren, aber ich glaube, dass wir bald auch mit den multiresistenten Bakterien sehr viele Schwierigkeiten haben werden. Weil es immer mehr Menschen und weniger Natur auf der Erde gibt — so dass das ganze Gleichgewicht, welches früher besser geherrscht hat, jetzt kippt.

6. Die Pandemie-Zeit zeigte, dass in vielen Menschen verschiedenste Formen von Ängsten auf einmal empor kamen. Wie erklären Sie sich diese Angstwelle? (Gemeint sind alle Formen: Alleine sein, per se vor dem Virus, die Leugner und ihre Aluhut-Fantasien, Zukunfts- und Existenzängste, Weltuntergangsmythen.) Hat dieses mit dem Unbekannten zu tun, eben dass niemand von uns Pandemie-Erfahrungen hat?

Benecke: Ja, dass ist vermutlich so — ich habe mir viele alte Berichte über Seuchen, also Epidemien und Pandemien besorgt.

Eigentlich läuft das Ganze immer gleich ab. Es gibt mehrere Wellen: Am Anfang ist Unsicherheit und Angst. Und es gibt auch vor allem den Unglauben besonders gegenüber den Masken, also nicht nur gegenüber der Impfung. Ich habe in den alten Berichten tatsächlich genau dass gefunden, was wir auch heute gesehen haben — nämlich Menschen die sich dagegen wehren, Masken zu tragen insbesondere.

Früher gab es ja natürlich noch keine Impfungen, aber einige hätten bestimmt auch schon damals gegen diese Impfung geschimpft. Ich habe das auch jetzt gerade in den USA gesehen. Ich war, bevor ich bei der Welttagung der Forensikerinnen und Forensikern war, in New York. Da haben auch einige Menschen Plakate hochgehalten vor Hotels, wo Politikerinnen und Politiker waren. Sie wollten damit zum Ausdruck bringen, dass Sie sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen, wenn es Regeln gibt — die alle Menschen schützen sollen.

Zu Eurer Frage, betreffs der Ängste: Ich denke, dass es die Unerfahrenheit ist, eben wie bei Menschen, die in einen dunklen Raum kommen und nicht wissen was da drinnen ist. Manche sind eben ein bisschen mutiger, manche sind ruhig und schauen sich um und andere haben einfach Angst. Und manche eben auch Panik.

Also ich glaube, dass kann man wirklich mit Angst erklären.

7. Zurück zu ihren Genre und der dunklen Seite des Menschen. Woran liegt es, dass ihre Bücher und jene von anderen Autorinnen und Autoren, wo es um das Böse im Menschen geht, im Mainstream so begehrt und konsumfähig sind?

Benecke: Viele Menschen haben einfach Erfahrungen mit traurigen oder traumatischen, oder mit Gewalt zusammenhängenden Dingen gemacht. Und sie können diese einfach nicht richtig verstehen. Sicher haben viele von Euch, die den REIZVERSCHLUSS lesen erlebt, wie es als Kind ist—wenn man Eltern hat, die Suchtkrank oder psychisch krank sind oder beides, Eltern die Alkoholikerinnen oder Alkoholiker sind, Eltern, welche ihre Kinder schlecht behandeln und schlagen oder vernachlässigen. Andere haben schon einmal erlebt, als Opfer oder als Täterin oder Täter, wie es ist — wenn Sexualverbrechen oder Tötungsdelikte begangen werden. Und das können sich meistens nicht nur die Opfer nicht erklären, sondern auch die Täterinnen und Täter selber nicht.

Und daher kommt vielleicht das Interesse daran, sich Kriminalberichte von Kriminalfällen durchzulesen — um darüber auch etwas zu lernen, das Ganze entsteht. Einerseits aus der Lebensgeschichte eines Menschen und andererseits auch, wie einzelne Menschen politische Veränderungen oder soziale Veränderungen und dergleichen das Ganze zum Guten oder zum Besserer verändern können.

Es gibt auch viele Menschen, die nur ganz selten einmal eine Kriminalsendung anschauen und gar nicht so tief einsteigen möchten. Und dass Sie die Schilderungen von zum Beispiel Serientötungen und dergleichen viel zu gruselig finden. Das sind Menschen, die vielleicht gar keine schlimmen Erfahrungen gemacht haben und sich deshalb damit auch nicht beschäftigen möchten, wie das alles entstehen oder wie man es besser verhindern kann.

Es gibt vermutlich letztendlich beides, sowohl die Menschen, die zur kleinen Anregung am Wochenende sich das einmal anschauen, weil sie ein bisschen spannend finden. Aber dann gibt es auch ganz viele weitere Schritte bis zu dem Schritt— sich sein ganzes Lebu lang über solche Themen Gedanken zu machen.

8. Ist die Faszination nach dem Bösen gesellschaftsfähig geworden? Gerade die Sparte des True-Crime Sektors oder Podcasts wie z.B. „Mordlust"; erfahren einen regelrechten Hype. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

Benecke: Dass gerade Berichte über echte Kriminalfälle großes Interesse erfahren, gibt es in Wellenform eigentlich schon lange. Ich sammele ja alte Kriminalberichte und zwar nicht nur die wissenschaftlichen — früher auf Papier gedruckten Berichte — sondern auch die für jedermann verständlichen Berichte. Und die gibt es schon sehr lange. Beispielsweise die in der Form des 'Pitavals'. Diese Berichte sind schon 100 Jahre alt und wurden von Kriminalautorinnen oder Kriminalautoren aufgeschrieben. Es waren meistens Schriftstellerinnen oder Schriftsteller, welche sich die Informationen zu den Kriminalfällen gesucht haben. Und sie waren damit echt sehr erfolgreich.

Das Interesse daran kann auch wieder abebben, da die Menschen dann irgendwann genug Blut und Gewalt und dergleichen gelesen, gesehen oder gehört haben — wie heutzutage in den Podcasts. Ich würde mal sagen, dass diese Wellen des Interesses ungefähr so vielleicht 20 Jahre dauern. Das ist aber nur eine grobe Schätzung von mir.

Gerade wenn dieser Hype dann vorbei ist, wird das Interesse wie schon gesagt schwinden, dann interessiert es überhaupt keinen mehr. Aber dann geht es auch irgendwann wieder von vorne los — es ist eine Art Welle, welche sich dann wiederholt. Möglicherweise hängt es auch damit zusammen, dass wie bei anderen Dingen, viele Hypes in Wellenform auftreten. Es ist vergleichbar mit wirtschaftlich auftretenden Schwankungen oder Kriegen. Und dann ist die Hinwendung zu Kriminalfällen nicht mehr so interessant.

Weil in wirtschaftlich guten und kriegsarmen Zeiten ist den Leuten vielleicht langweilig, und sie finden diese Fälle spannend. Oder wenn irgendwie eine gute Art von Ruhe und Frieden herrscht, dann würde es merkwürdig erscheinen, wenn man sich mit solchen echten Fällen dauernd auseinandersetzt.

Es kann aber auch ganz andere Gründe haben, dass sich die Menschen gerade in schweren Zeiten, daran erinnern, dass es viele Verbrechen gibt. Sie lenken sich dann von den schlechten Bedingungen — welche gerade herrschen ab. Sicher ist aber, dass das ganze immer wieder in Wellenform einen großen Hype erfährt und das Interesse einfach daran vorhanden ist. Und seit mindestens 100 Jahren ist dieses eben so.

9. Im Internet gibt es die Möglichkeit, einen sogenannten „Darkfactor" zu testen. Hintergrund ist eine Versuchsreihe, weswegen dieser Test angeboten wird. Spezifisch geht es um die „Triade des Bösen" (Machiavellismus, Psychopathie, Narzissmus). Daraus können Betroffenen erkennen, ob ihre Züge in den benannten Bereichen, u.a. auch im Bereich Sadismus normal oder stärker ausgeprägt sind. Was halten Sie von solchen Tests?

Benecke: Wenn diese Tests gut gemacht sind und auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebaut wurden, finde ich sie sehr gut und interessant, weil dadurch können gerade jetzt auch Menschen im Knast besser erkennen, ob Sie eine Gehirnveränderung haben, z.B. bei antisozialem Verhalten und bei Psychopathie oder bei dissozialen Verhalten spielt dass ja echt eine Rolle.

Und davon abhängig kann dann auch sein — und eben auch sichtbar werden, welche Art von Sozialtherapie für denjenigen hilfreich ist. Oder auch nicht!

Also wenn Menschen sehr starke dissoziale Züge tragen, dann werden sie nicht so gut einsehen, dass man anderen Menschen nicht schaden soll. Weil es sie nicht so interessiert. Aber Sie können lernen, dass Sie selber Nachteile haben, wenn man anderen Menschen schadet.

Und so kann auch entsprechend eine Sozialtherapie angepasst werden. Ob Menschen sadistisch sind oder nicht, spielt nicht unbedingt eine große Rolle für sich genommen. Weil es ja auch einwilligenden Sadismus gibt, wo eben alle Beteiligten einwilligen. Dafür gibt es auch in dieser Szene bestimmte Partys. Und dort läuft eben alles kontrolliert ab. Sadismus ist eigentlich nur ein Problem, wenn andere Eigenschaften dazukommen — eben wie z.B. Psychopathie. Dann werden solche Handlungen auch gegen das Einverständnis an einer Person ausgeübt. Das ist dann die sehr schlechte Seite des Sadismus.

Ich finde es im Knast sehr wichtig, dass wenn solche Tests dort mal möglich sind, oder wenn ihr die auf Freigang mal machen könnt—weil ihr dort an den Computer dürft — dann würde ich es auch echt gut finden, wenn ihr jemanden habt, mit dem ihr dann darüber sprechen könnt und der Euch auch dabei hilft, gerade zur Einordnung der Ergebnisse. Weil sonst steht man nur hilflos am Ende da und sagt „Oh, mein Gott!" —jetzt habe ich da irgendwelche schlechte Eigenschaften und wie kann ich jetzt versuchen mich zu bessern.

Leute, die solche Tests machen, brauchen unbedingt ein Ansprechpartner. Denn ansonsten sind diese Tests eher erschreckend.

10. Die Wissenschaft und ihre Forschung erreichen immer neuere Ebenen. So kann mittlerweile durch eine Hirnstrommessung getestet werden, ob der oder die Betroffene als „Psychopath:in" eingestuft werden kann, infolge der Nichtreaktionen im Areal des Gehirns wo es um Empathie geht (Aktivierungsmuster des vorderen Hirnlappens). Glauben Sie, dass solche Verfahren — irgendwann einmal zum normalen Gebrauch bei der Straftataufarbeitung, bzw. der Begutachtung / Exploration gehören werden? (Im Allgemeinen ist die Biofeedback — Methode von Niels Birbaumer am Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie an der Universität Tübingen gemeint.)

Benecke: Ich hoffe, dass diese Techniken eines Tages ihren Einzug in die Straftataufarbeitung und auch die Begutachtung finden, besonders wenn es um die Sozialtherapie der einzelnen Personen geht.

Vor Gericht sieht diese Sache ein bisschen schwieriger aus! Weil dort natürlich die Verteidigung gegebenenfalls sofort sagen würde: „Meine Klientin oder mein Klient kann nicht anders als Straftaten begehen und diese Person, welche ich vertrete hat keinen Verhaltensspielraum und das Gehirn ist so aufgebaut, dass sie Straftaten begehen muss! Und deswegen kann Sie nichts dafür."

Gesellschaftlich und politisch möchte man aber so nicht leben. Sondern die Gesellschaft möchte gerne, dass jeder Mensch einen genügenden Spielraum hat, um sich freundlich und liebevoll, gütig und fürsorglich zu verhalten. Deswegen wird es wahrscheinlich rechtlich noch sehr lange dauern, bis es zur Einführung solcher Testverfahren kommt und sie vor Gericht eine Rolle spielen.

Das finde ich aber gar nicht so schlimm, denn falls eine gute Psycho- oder Sozialtherapie in der JVA oder in einer forensischen Klinik angeboten wird, dann ist es meiner Meinung nach auch nicht so wichtig ob die Strafe jetzt 2, 5 oder 10 Jahre oder 15 Jahre beträgt. Denn abhängig von der Schwere der Tat und damit einer immer höheren Strafe vor Gericht, wird auch die Therapie immer länger dauern. So gesehen ist es eigentlich nicht so schlimm, wenn vor Gericht diese Hirnmessungen noch keine große Rollen spielen, denn die Schwere der Tat kann ja auch so vom Gericht festgestellt werden. Ohne die Hirnmessungen.

Der entscheidende Schritt ist dann hinterher, eine sinnvolle, angepasste Therapie für die oder dem Betreffende/-n anzubieten, welche auch über viele Jahre —je nach Schwere der Tat— erfolgen muss. Meiner bisherigen Erfahrung nach, als jemand der auch in forensischen Kliniken Vorträge hält und auch sehr vielen Tagungen als Teilnehmer beiwohnt, denke ich aber, dass das noch sehr, sehr lange dauern wird. Eben bis sowohl die Gehirnmessungen, als auch umfangreiche Therapien im Knast oder der forensischen Klinik bereit gestellt und überall in hoher Qualität angeboten werden können. Denn es müssen auch sehr viele Leute dafür gut ausgebildet werden und zudem kostet es viel Geld. Und da die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nicht gerne Steuern zahlen —zumindest scheint es mir so, wird es immer ein Kampf um diese Geldmittel geben.

11. Welchen Grusel-Mythos möchte der Doktor noch auf dem Seziertisch in seinem Leichenkeller gerne einmal genauer noch unter die Lupe nehmen?

Benecke: Ich freue mich immer auf neue, spannende Fälle — habe aber keinen Fall, den ich mir jetzt besonders vornehme. Der Grund dafür ist, dass alles was ich mir jetzt vorstellen kann, ja irgendwie schon Grenzen des für mich vorstellbaren setzt.

Ich finde es aber viel cooler, wenn etwas unerwartetes, abgründiges, nicht vorstellbares und besonders kniffliges passiert —und bei uns ins Büro oder dem Labor landet. (*LACH*) Beispielsweise kommen ab und zu mal angeblich paranormale Fälle, wo eben irgendwo ein Gemälde weint oder das Leichenöl einer Heiligen irgendwelche Wunder vollbringen kann.

Und ich freue mich immer, wenn es davon echte Proben gibt— die ich dann auch untersuchen kann! Also, alles was ich messen kann und was spannend ist, schaue ich mir auch sehr gerne an. Und ich weiß ja auch nicht, was da noch alles in Zukunft kommt, an interessanten Fällen hier anlandet.

12. Sie gaben uns bereits schon zweimal ein Interview. In einem boten Sie sich an, eine Moderation zur Aufarbeitung von Straftaten in einer Gesprächsrunde, hier in unserer JVA Burg/ Madel abzuhalten. In Berlin gibt es den Verein „ANUAS e.V.". Jener veröffentlichte das Begleitheft: „Restorative Justice — eine Form der Konflikttransformation durch ein Wiedergutmachungsverfahren (Kann die Meditation als alternatives Verfahren zur Streitbeilegung in Mordfällen zum Einsatz kommen, und wie könnte diese in Deutschland aussehen?). Glauben Sie immer noch selbst, dass es eine solche Form in Deutschland geben kann, welche sich in der Resozialisierung und der Behandlung von Straftätern manifestiert?

Benecke: Na klar glaube und hoffe ich, dass Wiedergutmachungsverfahren sehr oft und auch eigentlich grundsätzlich stattfinden sollten.

Natürlich müssten beide Seiten, eben die Opfer- und Täterseite dazu bereit sein. Bei Massentötungen von tausenden von Menschen, wie beispielsweise in Südafrika und vor allem Ruanda, waren solche Gespräche möglich.

So kann es auch sein, dass in Einzelfällen — welche Euch im Knast betreffen, also dass ihr eine einzelne Person getötet habt und dann mit den Angehörigen sprecht, oder eine einzelne Person vergewaltigt habt und dann mit der/dem noch lebenden Geschädigte/-n sprecht und auch umgekehrt.

Bei den meisten Täterinnen und Tätern werden aber viele von den Überlebenden oder Angehörigen kein Interesse haben, mit Euch ins Gespräch zu kommen. Aber dass das für beide Seiten wichtig und heilsam ist, wurde durch Untersuchungen bereits bestätigt. Nicht nur bei einzelnen Straftaten, sondern wie gesagt auch bei Völkermorden.

Eine Schwierigkeit ist aber, dass die meisten Menschen den Täterinnen oder dem Täter nicht dabei helfen möchten, die häufig extrem langsame Einsicht — dass Sie die Tat nicht nur begangen haben, sondern das Ganze auch in anderen unangenehmen Zusammenhängen steht, zu bearbeiten. Es ist für viele Menschen einfacher, die Täterinnen und Täter als „Böse" und die Opfer / Überlebende als „Gute" zu sehen.

Und daher will sich die Mehrheit eben eher mit den „Guten" beschäftigen und sich nicht mit den „Bösen" auseinandersetzen. Das ist also ein dickes Brett, was da gebohrt werden muss. Da es aber so hilfreich und nützlich ist, bin ich davon überzeugt, dass sich dieses Mittel der gegenseitigen Verständigung in unserer Gesellschaft irgendwann durchsetzen wird. Da es der gesamten Gesellschaft, und nicht nur der einzelnen Person hilft.

13. Nach dem „Ende der Ära Merkel", steht unsere Politik vor einem Umbruch, oder sagen wir vor einem Aufbruch. Frau Dr. Merkel sorgte in den letzten 16 Jahren ihrer Amtszeit für eine Stabilität in unserer Bundesrepublik. Wie schauen Sie, auch im politischen Sinne, in die Zukunft? Was erhoffen Sie sich, von unserer zukünftigen Bundesregierung?

Benecke: Es hat sich in vielen Ländern gezeigt, dass eine Durchmischung und Bewegung im politischen Bereich immer hilfreich ist. Der Hintergrund ist der das frisches Blut, also das jüngere Leute und Menschen mit anderen Ansichten und frischeren Ideen — einfach mal etwas entscheiden müssen. Personen oder Menschen, die etwas sehr lange machen und Erfahrung haben und das mit einer gewissen Ruhe und der von Euch genannten Stabilität durchführen ist gut, aber die Zeiten ändern sich sehr schnell, wie beispielsweise im Bereich der Technik. Aber auch in gesellschaftlichen Entwicklungen.

Ihr habt ja selbst schon im REIZVERSCHLUSS darüber geschrieben, dass es für Langzeithäftlinge so schwierig ist, Anschluss an moderne Technik zu erhalten. Genauso liegt es auch bei vielen politischen Dingen, beispielsweise Datenschutzüberlegungen, welche vor 5 Jahren noch interessant waren, aber mittlerweile heute niemanden mehr interessieren.

Oder Sicherheitsüberlegungen, welche sich durch Kriege sehr schnell verändern können. Und dem, was Euch natürlich auch im Knast betrifft, nämlich die Frage wie künftige Taten gut verhindert werden können. Dazu gibt es ja immer neue Forschungen —und ältere Menschen neigen dazu, ihre alten Erkenntnisse und Überzeugungen einfach beizubehalten.

Deswegen ist es gut, dass jetzt die neue Bundesregierung aus vielen, auch jüngeren Personen, besteht. Und auch eben aus solchen, welche noch den Wunsch verspüren, etwas bewegen und verändern zu wollen.

14. Bereits schon vor dem Ausruf der Pandemie und speziell in jener Zeit, häuften sich Berichte über Hetze, Diskriminierung und Stigmatisierung! In dieser Folge wurde sogar die Gesetzgebung zum Schutz für die Opfer und Verfolgung der Täter, vor allem da der Tatort das Internet war, geändert. Glauben Sie, dass unsere Gesellschaft immer mehr verroht? Glauben Sie, dass das etwas mit dem Lockdown zu tun haben kann? Was möchten Sie Jenen einmal sagen, welche über andere hetzen, sie diskriminieren oder Menschen aufgrund eines Merkmals (Aussehen, Herkunft et cetera) stigmatisieren?

Benecke: Die Hetze hat sicher nicht zugenommen während der Pandemiezeit. Weil es ja auch viele verbindende Dinge gab, welche dann eben nicht auffallen. Also viele Menschen haben sich gegenseitig unterstützt und dann halt zu wenigen Menschen getroffen — es gab ja die Personenbegrenzungen. Davon liest man ja nichts im Internet.

Was dort auffällt, sind die Lauten! Die wenigen lauten Menschen.

Es gab auch viele „Troll-Aktionen", also Gruppierungen, die aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen mit Absicht Roboter eingesetzt haben — die ständig hasserfüllte und falsche Äußerungen im Internet verbreitet haben, wie z.B. Chatbots oder ähnliche. Da Ines und ich sehr viele dieser Kommentare sehen, insbesondere Ines —die alle Kommentare durchschaut und überlegt, wie wir damit umgehen sollen — z.B. ob wir Personen blockieren sollen, was wir aber sehr selten machen. Oder mit denen weiter ins Gespräch gehen, was Ines auch sehr häufig macht.

Dadurch haben wir einen guten Eindruck, oder besser gesagt Einblick erhalten — eben dass sich die Menschen nicht so sehr verändert haben in der Pandemie. Es gab schon immer die Ängstlichen, Lauten, Brutalen, Sanften, Zusammenarbeitenden und Freundlichen, sowie die Aufklärenden. Also da hat sich nichts verändert.

Außer, dass die Lauten versucht haben, jetzt noch lauter zu schreien. Und dadurch sind auch die Ängstlichen, noch ängstlicher geworden. Insgesamt ist dass aber immer so. Zum zweiten Teil der Frage — was ich Menschen sagen möchte, die Andere schlecht behandeln und mit Hetze und Hass übergießen:

„Liebe Hetzerinnen und Hetzer! Je giftiger und bösartiger ihr Euch über Andere äußert, umso mehr zeigt ihr wie klein und schwach und angsterfüllt ihr in Wirklichkeit seid! Umso mehr verschwendet ihre Eure Lebenszeit und vergesst dabei, dass ihr nur dass eine Leben habt. Wenn ihr Euch schon so klein fühlt, dass ihr nur— wenn ihr euch über andere Menschen drüber stellt— überhaupt ein bisschen Selbstwert habt, dann ist dass sehr traurig und ich könnte mir vorstellen dass ihr viel glücklicher wärt, wenn ihr etwas macht, was anderen hilft und für euch angenehmer ist. Anstatt Gift und Galle zu verteilen, wodurch noch nie etwas besser geworden ist."

15. Aus gegebenem Anlass änderten wir bereits unser Layout — um damit symbolisch ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen. Nach 75 Jahren ist dass unvorstellbare geschehen — es ist Krieg in Europa! Menschen sterben, Raketen fliegen und Bomben explodieren. Was sagen Sie zum aktuellen Geschehen?

Benecke: Mir sind zwei Sachen aufgefallen. Dass erste war, dass hauptsächlich russische Menschen in Berlin am Hauptbahnhof und in der ganzen Stadt— den ganzen Ukrainerinnen und Ukrainer helfen. Einfach so! Ich finde, dieses Beispiel sagt schon genug aus. Also, dass ist so tiefgründig und echt ein gutes Zeichen. Ich hoffe auch, dass die Zeit der alten Männer; welche an Muskeln, Waffen und Kraft- und Machtspiele glauben, hoffentlich bald vorbei ist.

Die Menschen sind durch viele Internetkanäle, aber auch durch Reisen mittlerweile weltweit miteinander verbunden — sodass sich in den nächsten 50 Jahren die Einsicht durchsetzt, dass Zusammenarbeit immer hilfreicher ist, als gegeneinander zu kämpfen.

Das wussten zwar die Menschen früher auch schon. Aber sie waren noch stärker abhängig von gefälschten und gelogenen Informationen — die ihnen eben vorgesetzt worden und die sie nicht so leicht bewerten konnten. Heute können die Menschen auf gute Informationsquellen zugreifen und haben mit Menschen aus anderen Länder und Kulturen, was früher auch nicht so üblich war, angenehme und gute Erfahrungen gemacht.

Das zweite Interessante ist das Verhalten des ukrainischen Präsidenten. Heute ist 21. März 2022 und er hat seit Beginn der Auseinandersetzung und dann des Krieges immer gesagt, dass man sich erstens wehren muss, wenn man angegriffen wird. Aber zweitens, grundsätzlich immer Gespräche dabei stattfinden müssen und es nie in einem reinen Krieg oder auf einen reinen Krieg hinauslaufen darf. Dass finde ich vorbildlich. Eben, dass er immer wieder und wieder sagt, dass er gesprächsbereit ist und auch immer gesprächsbereit bleibt.

Er möchte, dass die andere Seite Gespräche führt. Und ich habe noch nie in der Geschichte, in der jüngeren oder älteren Geschichte, ein Beispiel für einen Präsidenten erlebt, der sich jeden Tag immer weiter zu Gesprächen bereit erklärt. Dass finde ich fortschrittlich und eine Wende von dem, was wir bisher erlebt haben.

Es passt auch gut zu den Fragen — welche ihr in den letzten Interviews gestellt habt und auch in diesem Interview — betreffs des Täter- und Opferausgleichs. Es lässt sich eben nicht alles ausgleichen. Manchmal eben auch gar nichts. Aber zumindest können wir versuchen, die andere Seite zu verstehen. Eben, so gut es geht. Und dann an Lösungen arbeiten — die dafür sorgen, dass zumindest das was vorher Scheiße gelaufen ist — in eine bessere Richtung zu wenden.

Mehr können Menschen nicht tun, als diese kleinen Schritte und manchmal auch großen Schritte in die Richtung des Besseren entweder gemeinsam zu gehen. Das wäre echt das Allerbeste. Oder eben getrennt zu gehen, aber immerhin mit einer Vereinbarung — wie es besser wird.

Abschlusskommentar von Herr Dr. Mark Benecke: "Danke, für eure guten Fragen und ich freue mich auf den nächsten „REIZ VERSCHLUSS"! Tschüss, der Mark."

Dr. Mark Benecke

Kleine Biographie vom Kriminalbiologen Mark Benecke: Geboren wurde er am 26. August in Rosenheim (Deutschland), aufgewachsen in Köln. Er ist deutscher Kriminalbiologe, Spezialist für forensische Entomologie und Politiker. Er ist Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der Partei „Die PARTEI" und trat für sie bereits als Kandidat an.

Sein Leben: Nach dem Studium der Biologie, Zoologie und Psychologie an der Universität zu Köln und der Promotion über genetische Fingerabdrücke absolvierte Benecke diverse polizeitechnische Ausbildungen innerhalb der Rechtsmedizin in den Vereinigten Staaten, darunter an der FBI Academy. Benecke wird als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger herangezogen, um biologische Spuren bei vermuteten Gewaltverbrechen mit Todesfolgen auszuwerten. Er ist darüber hinaus Ausbilder an deutschen Polizeischulen sowie Gastdozent in den Vereinigten Staaten, Vietnam, Kolumbien, der Schweiz und auf den Philippinen. National Geographic Channel, History Channel und n-tv berichteten bereits ausführlich über einige seiner Fälle. Der breiteren Öffentlichkeit ist Benecke auch durch seine Gastkommentare in den Fernsehserien Medical Detectives (VOX, RTL Nitro), Autopsie und Mysteriöse Todesfälle (RTL II) bekannt, welche die Aufklärung realer Kriminalfälle zeige und die hierbei eingesetzten, meist wissenschaftlichen Methoden, in den Mittelpunkt

stellen. Er erklärt dort allgemeinverständlich wissenschaftliche Hintergründe. Benecke veröffentlichte mehrere populärwissenschaftliche Bücher, unter anderem über Kriminalfälle, Kriminalbiologie und das Altern aus biomedizinischer Sicht. Darüber hinaus gab er unter anderem für Ravensburger und Oetinger Kinder-Experimentierkästen und —bücher heraus. Mehrere seiner Bücher erreichten in der Spiegel-Bestsellerliste hohe Platzierungen. Er ist außerdem Gastherausgeber für Forensic Science International (Forensic Entomology Special lssue) und war viele Jahre Mitglied im Wissenschaftsrat der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Er veröffentlicht Artikel in der Zeitschrift Skeptiker zu ausgefallenen Themen wie spontane Selbstentzündung, Blutwunder (zusammen mit dem ZDF), Vampire, magnetische Berge und anderes. Für die Annals of Improbable Research, die jährlich an der Harvard-Universität die Ig-Nobelpreise verleihen, arbeitet Benecke im wissenschaftlichen Beirat. Seit 2011 ist Benecke Vorsitzender des Vereins Pro Tattoo (Information, Schulung und Öffentlichkeitsarbeit für und von Angehörige/n der Tätowierbranche).

Bekannte Fälle: 1997/ 98 hatte Benecke nach Untersuchung von Maden die Leichenliegezeit der getöteten Frau des Pastors Klaus Geyer festgestellt. Geyer hatte für den so ermittelten Tatzeitpunkt kein Alibi und wurde schließlich wegen Totschlags an seiner Frau verurteilt. Im Todesfall einer pflegebedürftigen Frau in Köln ermittelte Benecke anhand von gefundenen toten Stallfliegen (Muscina stabulans), dass die Frau durch ihre Pflegerin vernachlässigt wurde. - In Zusammenarbeit mit dem FSB untersuchte Benecke Adolf Hitlers mutmaßliche Schädeldecke und sein echtes Gebiss. Er untersuchte zudem als einziger Kriminalist zusammen mit dem Täter und der Polizei den Fall des kolumbianischen Serienmörders und Vergewaltigers Luis Alfredo Garavito Cubillos. - Die Mumien von Palermo untersuchte Benecke ausführlich in einer Kooperation mitArchäologen und dem Kapuziner-Orden.

Quelle: Wikipedia, der freien Enzyklopädie


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