Mark Benecke über Tod und Sterben

Quelle: Magazin der Freund*innen des Humanismus 15, Sommer 2024, Seiten 20, 21

→ der Artikel als .pdf (deutsch & englisch)

Im Gespräch mit Mark Benecke, der am 21. Juni beim Welthumanist*innentag 2024 einen Workshop zum Thema „Tod“ anbietet.

Lieber Mark, wir denken, dass du mit deinen Erfahrungen und deinem immensen Wissensschatz als Kriminalbiologe und wissenschaftlicher Forensiker eine besondere Beziehung zum Tod und auch zum Weg dahin, dem Sterben, hast. Eine, die dem weltlichen Humanismus vielleicht sehr nahe ist. Liegen wir mit dieser Einschätzung richtig?

Das könnt ihr fast besser einschätzen als ich. Für mich ist der Tod ein Teil im Kreislauf des Lebens, genauer gesagt, der Zusammenstellung der Stoffe. Mal bin ich als Mensch zusammengesetzt, mal sind die Bestandteile andernorts verwendet: in Bäumen, Blumen, Steinen, Wasser, Wind und Insekten. Schon im Laufe dessen, was wir als unsere Lebenszeit ansehen, gehen die ganze Zeit Stoffe in uns hinein und wieder hinaus: das Fließ-Gleichgewicht. Heißt in der Biologie wirklich so.

Wenn du über die wissenschaftlichen Erkenntnisse, über das menschliche Sterben und den Tod sprichst, kann das mitunter nüchtern wirken. Aber wie gehst du persönlich, also für dich selbst, mit diesen Themen um?

Diese Zeilen schreibe ich gerade nach unserem diesjährigen Kurs zu „Völker-Mord und Massen-Gräber“. Ich finde es unangenehm, dass Menschen etwas für sich wollen, was andere zum Überleben benötigen und sich deswegen gegenseitig umbringen.

Seit zwei Jahren untersuche ich Gegenstände aus dem Konzentrationslager Buchenwald, die teils aus Menschenhaut gefertigt sind. Die Ergebnisse finde ich grimmig und erstaunlich. Es gibt sehr verschiedene Arten des Todes.

Was meinst du, gibt es eine gute Art, humorvoll mit dem Tod umzugehen?

Warum nicht? Solange jemand ein erfülltes Leben hatte: bitteschön! Nicht humorvoll finde ich es, über tatsächlich geschehene, schwere Unglücke zu lachen.

Im vergangenen Jahr fand im Humboldt Forum in Berlin eine Ausstellung mit dem Thema „un_endlich. Leben mit dem Tod“ statt. Uns ist aufgefallen, dass der Tod hier ausschließlich aus religiöser oder aus medizinischer Perspektive aufgenommen wurde. Auch deine Stimme hat das Programm aus der wissenschaftlichen Sicht begleitet. Hat es dich überrascht, dass keine weltliche Betrachtung vertreten war?

Tatsächlich fand ich meine Sicht weltlich: Im Zelt, in dem meine Stimme lief, habe ich die Zersetzung von Leichen durch Insekten beschrieben. Und in den Kabinen der Ausstellung wurde das langsame Abschalten des Körpers beim natürlichen Sterben durch Altern sachlich beschrieben. Beides würde ich nicht als medizinisch, sondern als biologisch bezeichnen.

Ob im Rahmen unserer humanistischen Hospizarbeit oder im humanistischen Lebenskundeunterricht – unsere tägliche Arbeit befasst sich pädagogisch auch immer mit den Fragen um Leben und Tod. Dabei erkennen wir nach wie vor eine starke Tabuisierung, mindestens eine Verdrängung des Themas.

Wie können wir deiner Meinung nach den gesellschaftlichen Blick auf Tod und Sterben verändern, weniger schmerzvoll gestalten?

Öfter mit Sterbenden sprechen. Im Alters- oder Pflegeheim und oft auch im Hospiz gibt es so viele Menschen, die sich über Besuch freuen. Und der Rest ergibt sich von selbst.

Möchtest du für uns einen humanistischen Bildungsauftrag formulieren?

Jeck loss Jeck.

Lieber Mark, wir danken dir für deine Zeit und für deinen Input!

Ich danke euch dafür, dass ihr die Welt klarer und vernünftiger macht.


Lacht da einer?

Die Zeit  | 1998


Tierschutz-Kahlschlag

Berliner Senat


Wissenschaftliche Bibliotheken

„WEITER WISSEN. Mit uns.“


Genocides & mass graves

Forensic Students Training | 2022


Biologische Spuren / biological stains

KL Buchenwald


Un_sterblich

Humboldt-Forum Berlin


Besuch im Hospiz

Waren | 2021


Universelles Zersetzer-Netzwerk

dpa | 2024


Mit Fahrrad und Bahn 🚲

zum Handball-Cup 2024


Mit Meinungen löst man keine Morde

Interview | Goslarsche Zeitung


Mark about death and dying

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