Quelle und Text: Stadt Dortmund / Alexander Braun, als .pdf
Marks Vortrag am 31. März 2022 im Dortmunder Studio B: “Horror: Fiktion oder Wirklichkeit“ – Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe stellt das Genre auf den Prüfstand der Wissenschaft.
Historisch rangierte der Comic stets am Ende der Skala der bildenden Künste: völlig zu Unrecht, wie wir heute wissen. Die Horror-Comics, die Anfang der 1950er-Jahre in den USA einen ungeahnten Siegeszug antraten, verstanden das in der öffentlichen Wahrnehmung noch zu unterbieten.
Eltern, Lehrer, Kirchen und konservative Politiker hatten im Jahrzehnt des McCarthyismus ein neues Feindbild: Horror-Comics! Dabei spielte es keine Rolle, ob die Familienstrukturen nach dem Zweiten Weltkrieg ohnehin häufig dysfunktional waren oder dass das Diktat des Konsumierens die herrschende Verunsicherung – etwa die Angst vor einem Atomkrieg – nur oberflächlich zu kaschieren verstand. Der Krieg gegen Horror-Comics bot die Gelegenheit, subversive und unerwünschte Tendenzen in der Gesellschaft zu eliminieren.
Im Zentrum der jahrelangen Auseinandersetzungen stand der EC-Verlag, Primus und Marktführer. Kein anderer Verlag hatte so brillante Autoren und Zeichner zu bieten, niemand sonst setzte sich – neben den Unterhaltungsaspekten Spannung und Grusel – so vehement für die Werte der Verfassung ein: gegen Rassismus, Antisemitismus, Bigotterie und Militarismus.
Es half alles nichts. Von einem Senatsausschuss in die Enge getrieben, der unterstellte, dass der Konsum von Horror-Comics Kinder und Jugendliche zu Straftätern machen würde, rettete sich die Comic-Industrie 1954 in einen selbstauferlegten Zensur-Code. Fortan waren quasi alle erwachsenen Themen verbannt: Crime und Horror sowieso, Dracula und Frankenstein ebenfalls, aber auch Sexu- alität, Politik, Religion ... Dass sich etwa ein verheiratetes Paar scheiden ließ, kam täglich in der Realität vor, war aber als Thema für einen Comic fortan verboten. So geriet das Medium in eine aseptische Zeit des Stillstandes, aus der es erst durch die Underground-Comics Ende der 1960er-Jahre erlöst wurde.
Doppelt traurig, dass damit auch die erste Jugend- kultur des 20. Jahrhunderts – noch bevor der Rock ’n’ Roll die Bühne betrat – ausgeschaltet wurde. Horror-Comics waren für die Jugendlichen der frühen 1950er-Jahre ein wichtiges Medium, um sich gegenüber der Moral der Elterngeneration und einer sich paranoid gerierenden Gesellschaft zu behaupten.
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