Quelle: Sonntags-EXPRESS, 7. Mai 2023 (Weltlachtag)
Kein Witz: Heute feiern wir den Weltlachtag. Also: Wiehern sie vor Freude, prusten sie los, feuern Sie Lachsalven ab. Sie können dümmlichen Witzen allerdings nur wenig abgewinnen? Dann schafft der Kölner Forensiker Mark Benecke Abhilfe. Er ist Juror im Komitee, das jährlich den Ig-Spaß-Nobelpreis verleiht, sammelt dafür Studien und veröffentlicht Bücher wie aktuell „Warum Nacktbilder zu Gedächtnislücken führen. Ein Spaß mit Mehrwert!
Wie kommt der Kölner Kriminalbiologe, auch bekannt als „Dr. Made“ dazu, sich für skurrilste wissenschaftliche Erkenntnisse zu interessieren? Als Benecke in New York lebte und arbeitete, lernte er den Chef des Ig-Nobelpreises kennen. Die Zeitschrift dazu kannte er schon von der Uni Köln, wo der Institutsleiter in der experimentellen Zoologie sie abonniert hatte und sie in seinem Zimmer auslegte, erklärt er dem Sonntag-EXPRESS. „Ich fand sie als einziger interessant“, erinnert er sich lachend. Denn man müsse bei allem Spaß bedenken: „Es sind ja in Wirklichkeit alles echte Studien, in echten wissenschaftlichen Zeitschriften ganz ohne Augenzwinkern veröffentlicht.“ Sonntag-EXPRESS stellt — gekürzt — einige Kostproben aus seinem Buch vor.
Ältere Männer verschätzen sich in der Anzahl ihrer Sexualpartnerinnen gern. Umfragen zufolge haben sie bis zu viermal mehr Bettgefährtinnen als Frauen Bettgefährten. Wie soll das gehen? Die Soziologie-Professorin Martina Morris, fand heraus, dass ältere Männer gern nach oben aufrunden, weil sie sich oft wirklich nicht genau erinnern und dann lieber hochstapeln.
Die ultimative Eheformel: w (t+1) = a+riw (t) + ihw... und so weiter. w steht für wife, h für husband, a ist die Konstante für den Gefühlszustand der Frau, solange der Gatte fort ist... Klingt kompliziert, aber die Formel des Mathematikers James Murray erwies sich im Test mit 700 US-Paaren mit 94 Prozent (!) als zutreffend.
Nackte Reize behindern die Wahrnehmung. Probanden konnten sich weniger gut an Strichzeichnungen erinnern, die ihnen vor oder nach dem Betrachten von Nacktfotos gezeigt wurden. Weitere Studien bestätigten, dass auch Frauen ebenso wie Männer stark aufs nackte Äußere achten.
Hühner bevorzugen schöne Menschen. Drei Stockholmer Forscher bekamen 2003 den IG-Nobelpreis, weil sie herausfanden, dass sowohl Hühner als auch Biologiestudentinnen gleichermaßen auf Menschen mit schönen, symmetrischen Gesichtern abfahren würden.
Wer ein Leben in der Kälte führt, hat einen längeren Penisknochen. Fleißkärtchen für die Forscher Ferguson und Lariviere: Sie werteten die Daten von 13332 Wetterstationen aus und fanden dabei auch heraus, dass der Penisknochen bei den Wirbeltieren wieder schrumpfte, wenn Männchen Zugang zu vielen Weibchen haben. Bei Mitbewerbern steigt die Knochenlänge hingegen wieder. Eine Studie übrigens, die Benecke für den diesjährigen Ig-Nobelpreis (Ig steht für „ignoble“, was so viel heißt wie „unwürdig“) vorschlägt.
Bier für Blutegel. Um herauszufinden, wann Blutegel, die zu Therapiezwecken gerne auf menschlicher Haut angesetzt werden, am besten anbeißen, tauchten Forscher in Bergen die kleinen Dinger wahlweise in Bier und Wasser. Und siehe da. Die Bieregel waren schnell voll wie eine Haubitze und bissen nicht mehr. Die ungetunkten Fresserchen wurden auf einen Arm gesetzt, trafen auf Knoblauch, Crème fraîche und blanke Haut. Und siehe da: Bei Knoblauch machten sie schlapp, zwei starben später gar.
Ist dauerhafter Alkoholkonsum schädlich? Mal ehrlich, muss das noch untersucht werden? Doch Beneckes Kollegen von den Unis in Helsinki und Tampere überprüften eben diese Frage. Ernüchterndes Ergebnis für die Mediziner: Die Nager, die sich zwei Jahre die Kante gegeben hatten, lebten sogar länger trotz auffälliger Gehirnveränderungen und Tumoren. Allerdings: Im Gegensatz zu Menschen haben Ratten sich übrigens nie bis zum totalen Kontrollverlust abgeschossen. Deshalb: Kein Freibrief für menschliche Alkis.
Gierhälse aufgepasst! Die Universität Cornwall setzte Probanden einen Suppenteller vor, in den langsam durch einen versteckten Schlauch immer wieder Tomatensuppe nachgefüllt wurde. Und siehe da: Der Teller wird leer gegessen! Die menschlichen Versuchskaninchen hatten sich im Schnitt 73 Prozent mehr einverleibt, waren dennoch der Meinung, nur einen Teller gegessen zu haben.
Menschen erkennen eine Lüge am besten, wenn sie in ihr linkes und nicht in ihr rechtes Ohr gesprochen wird. Und zwar von einem Mann, nicht von einer Frau. Ebenfalls erinnern sie sich an liebevolle Worte eher, wenn sie ihm linken Gehörgang landeten, belegen Untersuchungen der Triester Universität.
Wie wird Weizenbier richtig über eine Zitronenscheibe eingegossen, um das Überschäumen zu mildern? Kein Stammtischversuch, sondern ein echtes wissenschaftliches Experiment. Zur Klärung taten sich Chemiker der Unis in Münster und Tsukuba (Japan) zusammen. Ergebnis: Bei einer um 90 Grad gekippten Zitrone gibt’s kein Überschäumen, der ideale Winkel beträgt 45 bis 95 Grad. Leider wurde dieser Versuch, den Benecke einreichte, vom US-Ig-Komitee gnadenlos abgeschmettert. Die Amis haben's wohl nicht so mit Weizenbier ...
Gewinnmaximierung für Stangentänzerinnen! Nicht die Qualität des Table-Tanzes, sondern der weibliche Zyklus entscheidet über das Geld, das der Tänzerin zugesteckt wird, fanden Forscher in New Mexico heraus. Verdienten Tänzerinnen während der Menstruation im Schnitt 185 Dollar bei einer Fünf-Stunden-Schicht, waren es während der fruchtbarsten Tage rund um den Eisprung 335 Dollar. Wer verhütete, hatte keine Schwankungen. Warum das so ist? Da tappen die Wissenschaftler noch im Dunkeln. Da bedarf es sicher noch weiterer intensiver Feldstudien ...