Quelle: Stuttgarter Nachrichten, 4. September 2022, via dpa
Mord an kleinem Mädchen
»Unweigerlich denkt man bei den Vorwürfen an Nekrophilie, also einen auf Leichen gerichteten Sexualtrieb. Der Forensiker und Kriminalist Mark Benecke warnte aber vor zu schnellen Schlüssen: „Es kann sein, dass der Täter weder pädophil noch nekrophil ist.“ Manche Täter suchten sich schwache Menschen als Opfer, da sie Angst vor älteren hätten, erklärte der Fachmann. „Das weiß nur der Täter selbst oder man muss es testen.“ Die Gewaltausübung könne ebenfalls ganz verschiedene Gründe haben. Nekrophilie und Pädophilie sind recht eng gefasste Begriffe, die nicht immer mit der Alltags-Verwendung gleichbedeutend sind“, erklärte Benecke. Häufig handele es sich beim Vergehen an einer Leiche nicht um die ursprüngliche „Ziel-Phantasie“ eines Täters. Wie weit verbreitet Nekrophilie ist, lässt sich laut Benecke nicht sagen. Oft stecke Bindungsangst dahinter: „Eine Leiche verlangt nichts, fordert nichts, „braucht“ nichts, bewertet nicht.“ In solchen Fällen gebe es mitunter die Chance, dass dem Betroffenen mit einer Therapie geholfen werden kann. Wenn jemand aber beispielsweise antisozial ist, wird ihm die Therapie Benecke zufolge kaum helfen.«