Sind Psychopathen und Narzissten erfolgreicher?

Quelle: ZIMMER EINS — Das Patientenmagazin, Ausgabe 3/2019, Seite 9

Von Mark Benecke


Hier schreibt Dr. Mark Benecke, warum Macht nichts mit Erfolg zu tun hat, welchen biologischen Sinn Psychopathie und Narzissmus haben und wie er sich gegenüber einem allzu selbstverliebten Chef verhalten würde (*)

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Studien zeigen, dass Menschen mit psychopathischer oder narzisstischer Persönlichkeit häufiger in Machtpositionen vertreten sind als im Bevölkerungsdurchschnitt. Das bedeutet für mich aber nicht, dass sie erfolgreicher sind. Denn Erfolg heißt für mich in erster Linie, zufrieden mit seinem Leben zu sein und es nach eigenen Vorstellungen führen zu können. Wer Macht hat, ist nicht zwangsläufig zufrieden und selbstbestimmt. Warum aber bekleiden Narzissten oder Psychopathen häufiger Machtpositionen? 

Bei Narzissten, extrem selbstverliebten Menschen also, ist die Lage eindeutig: Sie deuten alle Hinweise ihrer Umwelt als Bestätigung. Wer sie kritisiert oder ihnen Fehler nachweist, wird beleidigt oder herabgesetzt. Ihr Gehirn zwängt alles in eine Weltsicht, in der sie selbst die Größten sind. Donald Trump ist hier das beste Beispiel. Weil Kritik ihr Selbstbild nicht an greifen kann, können Narzissten in hart umkämpften Bereichen arbeiten, in denen nur wenige Menschen dem Druck standhalten würden – etwa im gehobenen Management. 

Bei Psychopathen ist die Lage schwieriger. Sie sind ebenso selbstverliebt wie Narzissten, zusätzlich aber noch antisozial. Solche Menschen setzen ihre Ziele skrupellos durch, ohne auf andere Rücksicht zu nehmen. Das ist in einer Machtposition einfacher. Hinzu kommt bei manchen aber noch etwas anderes: Sie möchten ein ungestörtes Leben führen und wählen deshalb einen Beruf, der sozial akzeptiert ist, in dem ihnen ihre psychopathische Ader aber von Nutzen sein kann. Wer schwierige wirtschaftliche Entscheidungen treffen muss, etwa, viele Menschen zu entlassen, für den kann eine antisoziale Veranlagung durchaus von Vorteil sein. Als Biologe weiß ich: Was völlig ohne Funktion ist, entfällt mit der Zeit. Narzissten und Psychopathen hingegen sind gar nicht so selten. Sie mögen schreckliche Chefs sein – können aber in gewissen Bereichen gute Arbeit leisten. Ich würde aber trotzdem sofort kündigen, wenn meine Chefin oder mein Chef psychopathisch oder narzisstisch wäre. 

Abschließend dürfen wir nicht vergessen: Die allermeisten Narzissten und Psychopathen bekleiden keine Machtposition. Wahrscheinlich kommen sie meist nicht einmal über die Probezeit hinaus – und leiden somit selbst unter ihrer psychischen Veranlagung. 

„Weil Kritik ihr Selbstbild nicht angreift, können Narzissten in hart umkämpften Bereichen arbeiten, in denen nur wenige Menschen dem Druck standhalten würden.“

ZUR PERSON

Dr. Mark Benecke
Seit mehr als 25 Jahren ist der „Herr der Maden“ als wissenschaft­licher Forensiker zum Beispiel im Bereich der Insektenkunde aktiv. Er ist Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren und untersuchte unter anderem Adolf Hitlers Schädel. Er veröffentlicht Artikel, Sach- und Kinderbücher und entwickelt Experimentierkästen. In seinen Vorträgen geht er gemeinsam mit dem Publikum auf Spurensuche.

(*) Zu Geld & Erfolg: Ich erhalte für diese Kolumne weder Geld noch sonst irgend etwas, sondern mache das nur aus Spaß an der Freud´. — MB


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