Quelle: https://unserhavelland.de/2022/03/20/blutspuren-dr-mark-benecke-zum-dritten-mal-zu-besuch-in-falkensee/
Dr. Mark Benecke zum dritten Besuch in Falkensee
Dr. Mark Benecke ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie. Er ist der "Fliegenflüsterer", der sozusagen mit Insekten auf Leichen sprechen kann. Und er ist der einzige öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für biologische Spuren in Deutschland. Kaum vorstellbar, dass man mit dieser Vita ganze Säle füllen kann. Aber wenn Dr. Benecke zu einem Vortrag lädt, bleibt kein Platz leer.
Das war am 19. März nicht anders. An diesem Tag besuchte Dr. Mark Benecke, der in Köln ein eigenes Labor unterhält und bereits in der ganzen Welt an schwierigen kriminalistischen Fällen mitgearbeitet hat, schon zum dritten Mal Falkensee. Der Kriminalbiologe ist seit Jahren in ganz Deutschland unterwegs, um sein Fachwissen in sehr spannenden, expliziten und wissenschaftlich hochinteressanten Vorträgen zu vermitteln. Nicht umsonst dürfen sich Zuhörer, die in den entsprechenden Berufen arbeiten, bei Dr. Mark Benecke einen Stempel für drei Stunden Fortbildung abholen.
Kurios bleibt, dass sich so unfassbar viele Menschen von Beneckes Thema angezogen fühlen. Denn ganz egal, ob seine Vorträge "Mord in einem geschlossenen Raum" oder "Insekten auf Leichen" heißen: Letztlich geht es immer wieder um tatsächlich stattgefundene Morde und die Spuren, die in diesem Zusammenhang untersucht werden. Beneckes dritter Vortrag im ausverkauften Saal in Falkensee trug den Titel "Blutspuren".
Die rostroten Tropfen, Spritzer, Schlieren und Schleifspuren bergen an einem Tatort sehr viele Informationen. Es dauert nur leider auch unfassbar lange, bis diese Spuren alle ausgewertet sind. Aus diesem Grund gibt Dr. Mark Benecke zu, dass er der einzige aus seinem Team ist, der sich gern mit dieser Art von Spuren beschäftigt. Im Verlauf seines Vortrags, der von 20 bis 23 Uhr dauerte, zeigte der Kriminalbiologe einmal mehr Fotos von echten Tatorten und Leichen, die man in dieser Deutlichkeit nicht aus der Zeitung kennt.
Diese detailreiche Beschäftigung mit dem Tod hatten manche Besucher nicht erwartet — sie verließen den Saal bereits weit vor der Zeit. Einer Frau versagte angesichts der Fotos auf der Großleinwand sogar der Kreislauf: Ein Rettungswagen musste kommen. Wer aber aufmerksam zuhörte, lernte wieder so einiges. So kann man aus der Höhe und der Breite eines Bluttropfens leicht den Aufprallwinkel errechnen — und so Aussagen darüber treffen, woher aus dem 3D-Raum des Tatorts dieser Bluttropfen geflogen kam. Dr. Benecke informierte darüber, dass sich ein Messerstecher meist selbst an der Klinge verletzt, weil das Messer "durchrutscht", sobald es im Körper auf Widerstand stößt.
So auch geschehen im blutigen O.J. Simpson-Mordfall: Der berühmte Sportler hatte seine Ex gemeuchelt. Ein Blutsprüher an der Wand könne auch von einem Halsschnitt herrühren. Dann läuft Blut in die Lunge und es kommt zu einem Hustenreflex. Rote Spuren müssen aber gar nicht zwingend von Blut herrühren. Auch das "Blutströpfchen-Bakterium" Serratia marcescens könnte eine Leiche flammendrot einfärben. Und: Bei Opfern, die überleben, würden sich Einblutungen ins Gewebe erst Tage nach der Tat zeigen — dann aber umso deutlicher. Dr. Benecke freute sich sichtlich darüber, dass Blut an einem Tatort wie Malerfarbe auf den Oberflächen kleben bleibt.
Er erklärte einmal mehr, dass es so etwas wie Gerechtigkeit im Leben nicht gibt und dass es am Ende nur um die Wahrheit geht. Und er mahnte das Publikum, neugierig zu bleiben und immer kindlich unbefangen auf neue Herausforderungen zu reagieren.
Um 23 Uhr musste "Doktor Made" pünktlich Schluss machen: Es galt, noch den Zug in die nächste Stadt zu erwischen. Zum nächsten Vortrag. (Text/Fotos: CS)
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