Quelle: Falkensee aktuell ("FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“), Ausgabe 168 (3/2020), S. 28
Im letzten Jahr war der bekannte Krabbeltier-Forensiker Dr. Mark Benecke das erste Mal zu Gast in der Falkenseer Stadthalle, um einen seiner beliebten kriminalbiologischen Vorträge zu halten. Vor ausverkauften Rängen dozierte Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständige für biologische Spuren über „Fälle am Rande des Möglichen“.
In diesem Jahr kehrte „Doktor Made“ zurück – dieses Mal mit dem magenumdrehenden Thema „Insekten auf Leichen“. Doch auch der erneute Besuch in Falkensee entfesselte zuverlässig das Mark-Fieber: Auch zu diesem Vortrag waren die Karten im Nu ausverkauft: In der ganzen Stadthalle war kein einziger Platz mehr frei.
Dr. Mark Benecke, der kriminalbiologische Labore in Ländern auf der ganzen Welt aufgebaut hat, braucht für seine Vorträge nur einen Laptop mit vielen gespeicherten Fotos, eine große Leinwand und ein absolut ruhiges Publikum.
Der Experte für biologische Spuren redet frei, erklärt sehr viel und schlägt immer wieder verbale Haken, um dann doch zum eigentlichen Thema zurückzufinden. Beim Vortrag „Insekten auf Leichen“ ging es natürlich vor allem darum, zu erklären, wie etwa Fliegenmaden als lebendige „Leichenliegezeituhren“ dabei helfen, Licht ins Dunkel eines Todesfalls zu bringen. Die Zuhörer lernten, dass Schmeißfliegen so heißen, weil sie ihre Eigelege aus der Luft heraus auf die Leichen schmeißen, dass die Fliegenmaden nur totes Gewebe fressen und dass sie es sich sehr gern an den besonders weichen Stellen des toten Körpers gemütlich machen – etwa in den Achselhöhlen.
Dr. Mark Benecke erzählte von vergangenen Fällen, ging sehr ins Detail und zeigte passend dazu Fotos, die an schrecklicher Deutlichkeit nicht zu überbieten waren. Da brauchte man schon einen guten Magen als Zuschauer, um das unbeschadet zu überstehen – zwei Zuhörerinnen mussten mit einem leichten Kreislaufzusammenbruch aus dem Saal hinausbegleitet werden.
Der Kriminalbiologe berichtete auch, dass Köcherfliegenlarven mitunter die Liegezeit von Wasserleichen anzeigen können, wenn sie Kleidungsfasern in ihre Außenhülle einbauen. Dass Nacktschnecken seine Arbeit verfälschen, wenn sie die Fliegenmaden von einer Leiche wegfressen. Und dass Maden bei lebendigen Menschen eine Sepsis verhindern können, weil sie bei einer schwärenden Wunde den Bakterienbefall verhindern.
Das alles ist krasser Tobak für das Publikum. Vor allem deswegen, weil das alles nicht erfunden ist. Alle Fotos sind echt, alle Geschichten authentisch. Woher kommt beim Auditorium eigentlich diese Begeisterung für den Tod und die Vorträge des Mark Benecke?
Der verabschiedete sich mit hoffnungsvollen Worten: „Mit dem Tod ist ja nicht alles vorbei. Danach kommen ja noch die Schmeißfliegen, die Bakterienteppiche und die Maden.“ Na dann! (Text/Fotos: CS)
— Mit vielem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung. —