Märkische Allgemeine — Online: 31. März 2019, http://www.maz-online.de/Lokales/Havelland/Falkensee/Mark-Benecke-mit-Faellen-am-Rande-des-Moeglichen-in-Falkensee — Druck: 1. April 2019, Nr. 77, S. 17
Der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke schilderte am Samstag in der Falkenseer Stadthalle einige seiner interessantesten Fälle und wie er an deren Lösung herangegangen ist. Rund 800 Besucher waren gekommen.
Von Hannelore Berg
Mark Benecke begeisterte das Publikum in der Stadthalle. Foto: Enrico Berg
Falkensee — Kann eine Frau ihren Mann mit ihren Brüsten umbringen? Ist es möglich, dass ein Mensch Blut schwitzt? Hat ein Bordell-Besitzer einen Kontrahenten heimtückisch umgebracht oder war er bereits tot, als er ihm in den Rücken schoss? Das waren nur einige der Fragen, die am Samstag in der Stadthalle geklärt wurden.
Der wohl bekannteste Kriminalbiologe Mark Benecke, von seinen Fans wie ein Rockstar verehrt, hielt dort einen Vortrag zum Thema „Fälle am Rande des Möglichen“. Dabei konnten sich die 800 Besucher selbst davon überzeugen, dass Naturwissenschaft, speziell die Biologie, nicht trocken, nüchtern und langweilig sein muss.
Auftritte bei „Medical Detectives“
Große Bekanntheit erlangte Benecke durch Auftritte in Sendungen wie „Medical Detectives” oder „Autopsie – Mysteriöse Todesfälle“. Und so hing das Publikum gebannt an seinen Lippen. Es erfuhr, dass das Handeln nach subjektiver Vernunft und Logik, wie es die meisten Menschen tun, bei der Aufklärung eines Verbrechens hinderlich sein kann. „Spuren können räumlich, zeitlich und soziokulturell verschieden sein beziehungsweise verschieden gedeutet werden”, gab der Kriminalbiologe zu bedenken.
Die vorhandenen Spuren solle man interpretieren und dürfe sie nicht deuten oder gar werten, denn dann kämen unter Umständen falsche Ansätze zum Tragen. Man müsse mit einer gewissen kindlichen Denkweise, sprich mit sehr einfachen Gedankengängen, an die Auswertung von Spuren heran gehen. „Alles muss überprüft werden. Ist es messbar? Ist es so passiert? Die Logik muss ausgeschaltet werden, denn Logik ist nicht immer der richtige Weg zur Wahrheitsfindung“, erklärte er.
Situation wurde nachgestellt
Sehr spannend und kurzweilig berichtete Benecke von seinen interessanten Fällen, die im ersten Moment viele Rätsel aufgaben. Da war zum Beispiel die Ehefrau, die ihren Mann mit ihrem Busen umbrachte. Geht nicht? Und ob! Mit freiwilligen Probanden wurde die Situation nachgestellt. Und tatsächlich: Eine Frau, die rittlings auf einem Mann sitzt, kann diesen mit ihrer Oberweite ersticken.
Der Fall vom Blutschwitzen erwies sich ebenfalls als knifflig. Benecke bekam das T-Shirt eines Mannes, auf dem sich im Brustbereich Blut befand. Der Mann wachte morgens mit dem Fleck auf, ohne jedoch sichtbare Verletzungen oder Nasenbluten gehabt zu haben. Er konnte es sich selbst nicht erklären. Jahrelang bekam er daraufhin von Ärzten unter anderem Antidepressiva und Betablocker verordnet.
Mann litt unter Alpträumen
Benecke fand als erstes schnell heraus, dass es sich um das Blut des Mannes handelte. Nur wo kam es her? Nach akribischer Arbeit stieß der Kriminalbiologe schließlich auf die Lösung. Der Mann litt nachts unter Alpträumen, die einen großen Adrenalinschub auslösten.
Autogrammstunde mit Mark Benecke (r.) in der Stadthalle Falkensee. Foto: Enrico Berg
Dabei platzen feinste Blutgefäße unter der Haut und das Blut sammelte sich in den Haarfolikeln. Sobald der Schlafende anfing zu schwitzen, kamen auch kleinste Blutpartikel mit dem Schweiß an die Hautoberfläche und verfärbten das T-Shirt. Nach des Rätsels Lösung wurde die Medikation bei dem Mann abgesetzt.
Selfies mit dem Kriminalbiologen
Der Naturwissenschaftler hatte das Publikum wieder einmal in seinen Bann gezogen. In der Pause konnten die Besucher Fotos und Selfies mit Mark Benecke machen. Er signierte nicht nur Bücher. Wer mochte, konnte sich mit einem Filzstift das Autogramm auf die Haut schreiben lassen.
Annette Foot und Michael Knoll aus Brieselang nahmen dieses Angebot an. „Wir kennen ihn aus der Serie ’Medical Detectives’. Das ist eine sehr interessante Materie“, sagten sie. „Mark Benecke erklärt alles sehr gut und es ist recht kurzweilig. Wir sind ganz begeistert”.
Erstmals vor fünf Jahren live gesehen
Aber auch Simone und Andreas Maul aus Falkensee haben das Kommen nicht bereut. „Wir haben ihn zum ersten Mal vor fünf Jahren in Berlin zu einem anderen Thema live gesehen und waren begeistert. Da war es klar, dass wir heute unbedingt hierher kommen mussten“, berichtete Simone Maul.
Auch sie hatte den Kriminalbiologen zuvor schon in den diversen Fernsehformaten gesehen. „Das Programm ist klasse, ich mag alles was außergewöhnlich und interessant ist, alles was nicht der Norm entspricht“, erzählte Andreas Maul. Das Interesse an diesem Vortrag sei bei ihm auch berufsbedingt, denn als Polizist interessiere er sich sehr für diese Thematik.
Zur Person: Mark Benecke
Mark Benecke promovierte an der Uni Köln im Institut für Rechtsmedizin und machte fachspezifische Ausbildungen weltweit. Er wurde auch beim FBI ausgebildet.
Er ist Spezialist für forensische Entomologie, bei der Insektenkunde zur Klärung von Kriminalfällen genutzt wird. Zudem ist Benecke in Deutschland der einzige öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für biologische Spuren.
Mit vielem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.