Tauben leben lassen

Video von Mark für die Tauben-Demo am 28. Januar 2023 in Zürich gegen Tauben-Tötungen & Fütterungs-Verbot

Tier-Ärztin Ajša Schekel schreibt dazu:

»Lieber Dr. Mark Benecke

vielen Dank für den netten Kontakt und dafür, dass Sie uns aus der Ferne bei unserem Kampf für die Stadttauben in Zürich unterstützt haben.

Liebe Leser / Lieber Leserinnen.

Ich bin Frau Dr. Ajsa Schenkel (Humanmedizinerin) und ich möchte hier gerne auf ein paar Studien detaillierter eingehen, die Dr. Benecke in seinem Video kurz erwähnt hat. Ich möchte hier generell ein paar wichtige Aspekte bezüglich der Stadttauben aus medizinsicher Sicht erläutern. Dieser Originalbeitrag darf gerne zu Aufklärungszwecken geteilt werden.

Dr. Benecke erwähnt am Anfang seines Videos, dass Tauben sehr intelligent sind und auch Dünnschnitte menschlichen Gewebes erkennen können und ob diese krank sind oder nicht.

In der deutschen Fachzeitschrift Ärzteblatt erschien am 01. Dezember 2015 ein Artikel mit dem Titel:

"Brustkrebs: Tauben konkurrieren mit Radiologen und Pathologen"

In einem Experiment der Universität von Kalifornien in Davis haben Forscher den Tauben auf einer Leinwand Bilder von histologischen Schnitten und von typischen Mammographien gezeigt. Nach einem stündlichen Training über 15 Tage hatten die Vögel den Dreh raus. Auf den histologischen Aufnahmen betrug die Trefferrate am Ende 85 Prozent. 

Wurde das Urteil von vier Tauben genommen, stieg die Trefferrate sogar auf 99 Prozent an. Damit könnten sie sich mit einem ausgebildeten Pathologen durchaus vergleichen. Wen es interessiert, hier der Link zu einem Video der Studie:

Als nächstes erwähnte Dr. Benecke, dass Tauben Leute erkennen können. Hier möchte ich gerne ein Experiment von Forschern der Université Paris Ouest Nanterre La Défense etwas näher erläutern. Zwei Forscherinnen in verschiedenfarbigen Kitteln gingen in einen Park, um Tauben zu füttern. Während die eine die Tauben in Ruhe essen ließ, jagte die andere die Tiere davon und verscheuchte sie. Das Experiment wurde mehrfach wiederholt. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass die Tauben auch dann der Person, die sie verjagt hat auswichen, selbst wenn diese sie gar nicht verscheuchte. Auch nach einem Tausch der Laborkittel konnten die Vögel die beiden Personen zuverlässig auseinanderhalten. 

Die Leiter des Experiments sagten dazu: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Tauben die Forscher an ihren Gesichtern erkannt haben". Auch der Tausch der verschiedenfarbigen Laborkittel, als auffälligstes Merkmal, konnte diese intelligenten Tiere nicht täuschen.

Weiter erwähnt Dr. Benecke, dass betreute Taubenschläge / Taubenhäuser nach dem Augsburger Modell die beste Lösung darstellen. Er selbst ist weltweit viel unterwegs und berichtet von seinen positiven Erfahrungen in Bezug auf betreute Taubenschläge. 

Ich möchte mich hier hauptsächlich auf das Papier "Erfahrungen mit Stadttaubenprojekten nach dem Augsburger Modell und Praxisbeispiele = Ergebnisse der Stadttaubenumfrage 2020/2021" von Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e. V. stützen und werde folgend hauptsächlich daraus zitieren. Die zum Jahreswechsel 2020/2021 durchgeführte Online-Umfrage beinhaltete Fragen zur Lebenssituation von Stadttauben, zur Wirksamkeit von Stadttaubenprojekten nach dem „Augsburger Modell“ sowie zu Schlüsselkriterien. Die Umfrage konnte zeigen, dass betreute Stadttaubenschläge von Behördenvertreter:innen und seitens des Tierschutzes als erfolgreich wahrgenommen werden. Die zahlreichen Teilnahmen belegen die Machbarkeit und Durchführbarkeit des „Augsburger Modells“ mit dem Ziel der Bestandsregulierung und Gesunderhaltung von Stadttauben. 

In einigen Städten ist es gelungen, die Taubenzahl an den „Brennpunkten“, zum Teil auch darüber hinaus, sowie damit verbundene Probleme zu reduzieren. Die zahlreichenden Antworten der Städte und Initiativen zu den jeweiligen Stadttaubenprojekten nach dem Augsburger Modell bestätigen den Erfolg des tierschutzkonformen Stadttaubenkonzeptes. Die Antworten verdeutlichen, dass betreute Taubenschläge ein geeignetes Mittel sind, um die Taubenpopulation zu kontrollieren. 

Aus den Angaben geht hervor, dass eine deutliche Entlastung der Umgebung insbesondere dann festgestellt wird, wenn ein Schlag mit ausreichender Kapazität in unmittelbarer Nähe eines Brennpunktes errichtet wird. Das Ergebnis sind weniger Bürgerbeschwerden durch weniger futtersuchende Tauben und mehr Stadtsauberkeit. Zudem ist eine Reduzierung der Kosten für Straßen- und Gebäudereinigung zu erwarten.

Bezüglich des hartnäckigen Mythos, dass Stadttauben diverse, gefährliche Krankheiten auf den Menschen übertragen würden, sehen Sie bitte meine öffentliche Stellungnahme vom 9. Januar unter folgendem Link:

Eine weitere sehr wichtige Frage ist, sind freilebende Stadttauben tatsächlich Wildtiere? Denn hier in Zürich wurden sie gesetzlich als Wildtiere eingestuft. Es gibt bereits mehrere Studien, die bewiesen haben, dass Stadttauben keine Wildtiere sind. Bereits der wissenschaftliche Name (Columba livia domestica), zeigt uns, dass es sich um domestizierte Tiere und nicht um Wildtiere handelt. Im Oktober 2020 erschien eine weitere wichtige Studie zu diesem Thema in Italien. Der Titel der Studie lautet: Feral pigeon populations: their gene pool and links with local domestic breeds von Dimitri Giunchi und Co. 

In dieser Studie wurden Taubenpopulationen in 9 verschiedenen Städten Nord- und Mittelitaliens untersucht und insgesamt 194 Proben entnommen. Die Untersuchung ergab einen nahezu identischen Genpool der untersuchten Straßentauben und der domestizierten Zuchttauben. Die Straßentauben wiesen Genmaterial auf, das eigens den Zuchttauben zugehörig ist und bei wilden Vögeln nicht vorkommt. Nachfolgend werde ich hauptsächlich die Erna-Graf-Stiftung zitieren und bedanke mich herzlichst für die wertvolle Arbeit dieser Stiftung für die Stadttauben.

Die Studie offenbarte aber noch einen bemerkenswerten Zusammenhang: Die Ausgestaltung der DNA der untersuchten Straßentaubenpopulationen orientierte sich an den im jeweiligen Gebiet vorkommenden Zuchtrassen. So fand sich stets das Genmaterial bei den Straßentauben wieder, das den lokal gezüchteten Rassen zuzuordnen ist. Dies belegt einmal mehr, die Verantwortlichkeit ansässiger Taubenzüchter für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Straßentaubenbestände. Im Folgenden einige wichtige Passagen aus dem Untersuchungsbericht:

„Während weitgehend anerkannt ist, dass Straßentauben von Zuchttauben abstammen (siehe zum Beispiel Johnston und Janiga 1995), ist diese Studie die erste, die systematisch den Zusammenhang zwischen Straßentaubenpopulationen und den in derselben Region gezüchteten Hausrassen untersucht.”

“Die DAPC (Methode zur Genuntersuchung) der neun Straßentaubenpopulationen und der sechs italienischen Zuchtrassen ergab keine scharfe Trennung zwischen den beiden Gruppen (Abb. 4a). Mit Ausnahme der inländischen SB und RM (besondere Zuchtrassen) überschneiden sich alle anderen Rassen mit den Straßentaubenpopulationen in der Parzelle”

„Unsere Ergebnisse unterstreichen zudem die komplexe Herkunft von Straßentaubenpopulationen und deuten auf einen damaligen und wahrscheinlich anhaltenden Zustrom von Zuchttauben in Straßentaubenpopulationen in Gebieten hin, in denen eine große Anzahl von Taubenzüchtern ansässig sind.”

An dieser Stelle möchte ich der Erna-Graf-Stiftung viel Erfolg und Glück wünschen beim Ihrem Klageverfahren: Ein Fütterungsverbot für Tauben ist Tierquälerei und rechtswidrig. Die Erna-Graff-Stiftung finanziert und unterstützt eine Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen ein Fütterungsverbot für Tauben, das grundsätzliche Bedeutung hat. Ich verfolge ihr Verfahren intensiv und hoffe, dass Sie erfolgreich Siegen werden und so einen Meilenstein in der Geschichte des Taubenschutzes legen werden.

Ajša«



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