Kriminalbiologe Mark Benecke unterstützt Tauben-Vorstoß

Märkische Oderzeitung, 20. Okt. 2022, Seite 13

Vogelkot Das Bündnis Eberswalde nimmt sich des Schmutzproblems am Bahnhof an und sucht Verbündete für eine Idee, die tierschutzkonform Abhilfe schafft.

Von Sven Klamann

Es sind nicht die Tauben an sich, die den Bahnreisenden Kummer bereiten, die am Hauptbahnhof in Eberswalde Züge betreten oder verlassen. Vielmehr macht den Passanten der Dreck zu schaffen, den die Vögel bergeweise produzieren. Das Reinigungspersonal mag noch so stark hinterher sein, der Weg vom Wartesaal zum Bahnsteig ist trotzdem nicht sel-ten mit Tretminen regelrecht zugekleistert. Dabei hatte die Deutsche Bahn AG zuletzt ihre Bemühungen intensiviert, die Population zu vergrämen.

Der Wartesaal wurde mit einem Netz geschützt, zudem sollen Spikes bewirken, dass die Tauben nicht mehr auf den Dächern landen. „Leider sind Tauben sehr frustrationstolerante Tiere, sodass sie sich nicht einfach fernhalten lassen", sagt ein Sprecher aus dem Regionalbüro Berlin des Konzerns dazu.

Bislang hatte aus der Stadtpolitik allein der CDU-Volksvertreter Dietmar Ortel auf das Taubenproblem am Eberswalder Bahnhof hingewiesen und auf eine umgehende Besserung der Lage gedrängt. Mit eher geringem Erfolg, wie inzwischen festgestellt werden muss. Jetzt aber schaltet sich erstmals eine komplette Fraktion ein — jedenfalls, wenn es nach deren Vorsitzendem geht. Viktor Jede steht dem Bündnis Eberswalde vor, das im Parlament der Kreisstadt Barnim über drei von 37 Mandate verfügt.

Der Kommunalpolitiker sucht Verbündete für den Vorschlag, am Eberswalder Bahnhof ein Taubenhaus oder einen Taubenturm errichten zu lassen. Auf die Idee ist Viktor Jede zusammen mit Susanne Hegewald von der Taubenhilfe Bernau und der in Eberswalde tätigen Unternehmerin Sandra Murawski aus Finowfurt gekommen. „Es geht darum, den Tauben einen neuen Lebensraum zu bieten", sagt der Fraktionsvorsitzende.

Für die Vögel sollte ein Platz geschaffen werden, an dem sie ungestört fressen, schlafen und brüten können, fasst der Kommunalpolitiker die Intention des Trios zusammen. Davon würden die Bahn, die Fahrgäste und natürlich die Tauben selbst profitieren. Denn diese bräuchten sich nicht mehr vom Müll ernähren, weil die Taubenhilfe ihnen artgerechtes Futter geben könnte. „Die Kosten für eine solche Investition am Eberswalder Bahnhof wären überschaubar", betont Viktor Jede.

In Bernau sei im Juli dieses Jahres ein Taubenhaus auf einem bestehenden Gebäude installiert worden, was laut Aussagen der dortigen Stadtverwaltung knapp 12.000 Euro verschlungen habe. Hinzu kämen rund 200 Euro Futterkosten und ein Zuschuss von 100 Euro pro Jahr, der für die Taubenhilfe bestimmt sei.

Dem Fraktionsvorsitzenden schwebt ein Antrag für die Stadtpolitik vor, mit dem die Eberswalder Rathausspitze beauftragt wird, am Bahnhof zu prüfen, welches Gebäude für die Installation eines Taubenturms oder eines Taubenhauses geeignet wäre. Vermittelt von Sandra Murawski ist es den Verfechtern des Vorhabens gelungen, einen prominenten Schirmherren zu gewinnen. Der Kriminalbiologe Mark Benecke, für seine Forensik-Shows europaweit bekannt, hat sich bereit erklärt, als Fürsprecher zu fungieren. „Ich bin dauernder Bahnreisender und Tierfreund", sagt der Star, der am 4. November um 20 Uhr mit seinem Programm „Blutspuren" im Haus Schwärzetal in Eberswalde zu erleben ist.

Für diesen Auftritt gibt es, wenn überhaupt, nur noch Restkarten. Mark Benecke kommt häufiger in die Kreisstadt des Barnim und dazu immer mit dem Zug. Deshalb kennt er natürlich das Taubenproblem am Bahnhof und stört sich sowohl an den ekligen Hinterlassenschaften als auch am schweren Schicksal der Tauben. „Ich bin gern Eurer Schirmherr", schreibt der Kriminalbiologe in einer Mail an Sandra Murawski, die ihn kontaktiert hatte, weil seiner Homepage zu entnehmen ist, dass er ein großes Herz für Tauben hat.

Wie geht es jetzt weiter? Der Stadtverordnete Viktor Jede bereitet im Namen seiner Fraktion den Antrag für die Stadtpolitik vor, der in den kommenden Wochen in den Eberswalder Fachausschüssen behandelt werden soll.

Nach Auskunft der Bahn AG gibt es in Sachen Taubenvergrämung am Hauptbahnhof Eberswalde keinen neuen Stand. Es sei immer noch so, dass die betreffende Örtlichkeit verstärkt gereinigt werde. Aktuell werde regulär viermal pro Woche der Taubenkot entfernt — dreimal trocken und einmal nass, teilt ein Konzernsprecher aus dem Regionalbüro Berlin mit.


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