→ Hier gibt es die Facharbeit als .pdf mit allen Daten
Wie es anfing…:
On 7. Dec 2020, at 13:01, M. Mehnert wrote:
Guten Tag Herr Dr. Benecke, meine Tante und ich haben eine Umfrage gestartet, die schon etwas länger läuft und die ich auch gerne mit in mein Video mit rein nehmen würde. Wenn Sie ein wenig Zeit haben, würde ich mich freuen wenn Sie an der Umfrage teil nehmen würden.
Ich schreibe eine Facharbeit über die schwarze Szene und als ich in den Ferien bei meiner Tante war haben wir eine Umfrage gestartet... welche ich in mein Video, welches das Produkt meiner Facharbeit werden soll, mit rein nehmen möchte... die Umfrage ist anonym, wir sehen also nicht wer welche antworten angeklickt hat... es geht um das Geschlecht, das Alter, der Familienstand, welcher Religion Sie angehören, der Wohnort, in welchen Berufsfeld Sie arbeiten und noch einwenig mehr... seit wann Sie in der Szene sind oder welchen Stil sie bevorzugen...
Mit der Umfrage möchte ich ereichen den Leuten, die mein Video sehen werden zu zeigen, dass die Szenen Angehörigen auch nur Menschen und wir nicht seltsam sind.
Und den Leuten auch einfach mal zeigen wie umfangreich die Szene ist.
Liebe Grüße Melissa 🦇
Wir stellten die Umfrage daraufhin ins Netz (https://fb.com/markbenecke und https://instagram.com/markito_benecke) und tausende Menschen nahmen teil (genau gesagt: 5106) … danke schön ️
So macht das Spaß!
Melissa stellte die Facharbeit zügig fertig, und Ende Dezember war sie zur Veröffentlichung bereit.
Herzlich Euer —
Mark ⚰️
31. Dez. 2020
1. Einleitung
Wenn man den Begriff Schwarze Szene hört, denken viele an Satanisten oder an gefährliche Rituale. Doch Szenen-Anhänger sind weder Satanisten, noch führen sie Rituale durch. Sie sind ganz normale Menschen und das möchte ich mit dieser Facharbeit zeigen. Ich möchte erläutern, dass die Vorurteile gegenüber der Schwarzen Szene nicht stimmen. Außerdem möchte ich erreichen, dass Menschen nicht sofort Schlechtes mit der Schwarzen Szene oder der Farbe Schwarz verbinden und zeigen, dass Gothics weder gruselig noch unheimlich sind.
Die Schwarze Szene ist ein Oberbegriff für eine sehr vielfältige Subkultur, welche auch oft als Gothic Szene bezeichnet wird, die hauptsächlich einen melancholischen und poetischen Aspekt beinhaltet, aber auch im Kleidungsstil sehr facettenreich ist.
Ich möchte erfahren, wie diese Szene entstanden ist und wie die Gesellschaft sie früher und auch heute aufgenommen hat. Außerdem möchte ich herausfinden, warum sie die Farbe Schwarze tragen und was sie für die Gothics bedeutet.
2. Die Entstehungsgeschichte der Schwarzen Szene
2.1 Gründung und Entstehung
Die Schwarze Szene ist in den 1970er Jahren aus der Independent-Bewegung und der Punk-Kultur entstanden. 1
Die Anhänger der frühen Schwarzen Szene wurden aufgrund ihrer Kleidungsfarbe oder ihrer Lebensansichten Schwarze oder bezüglich ihrer Musikrichtung Waver genannt. Mit dem Zerfall der Waver-Kultur verschwand dieser Begriff aus dem deutschen Sprachgebrauch. 2
Die Schwarze Szene ist eine Subkultur, die sich aus mehreren Splitterkulturen zusammen setzt.3 Subkulturen sind alternative Lebensweisen, die oft von der breiten Mehrheit der Bevölkerung als soziale Randgruppen angesehen werden.
Sie selber sehen sich jedoch oft nicht so.4 Insbesondere die Schwarze Szene ist eine Kombination aus bestimmten Musikrichtungen und speziellen Faszinationen für Themengebiete rund um Tod und Vergänglichkeit.
Viele Bücher und Filme prägten die Kultur der Gothic-Anhänger und trugen zum äußeren Erscheinungsbild der Gothics bei.5
Die Schwarze Szene entstand als eine multikulturelle Jugendszene, dabei hatte die Punk-Szene großen Einfluss. Sie sah wegen der großen Anzahl von Arbeitslosen, der Umweltverschmutzung und noch vieles mehr nur den Untergang und das Negative. Die Gothics verwendeten diese negativen Sichtweisen und entwickelten daraus ihre eigenen romantischen angehauchten Philosophien.6
1 vgl. http://www.jugendszenen.com/?portfolio=gothic
2 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Szene
3 vgl. https://www.niederlausitz-aktuell.de/brandenburg/73605/gothic-was-genau-ist- das-und-warum-die-kleidung-so-im-trend-ist.html
4 vgl. https://lexikon.stangl.eu/65/subkultur/
5 vgl. https://www.niederlausitz-aktuell.de/brandenburg/73605/gothic-was-genau-ist- das-und-warum-die-kleidung-so-im-trend-ist.html
6 vgl. http://feu-feu.ch/sva/SVAkompi/html/Kapitel%20I.html
2.2 Wie wurde sie von der Gesellschaft aufgenommen
In der Öffentlichkeit ist ein verzerrtes Bild der Szene, durch missverstandene Wertvorstellungen und Inhalte, entstanden. Es gab viele Widersprüche in der Gesellschaft, die von der Szene verzerrt widergespiegelt und somit als Provokation verstanden wurden. Die Medien verbreiteten ein falsches Bild von der Szene, welches sie so darstellte, als seien sie todesfetischistische, leichenausgrabende, grabschändende und satanistische Gruftis.
Mitte der 80er hieß es oft, dass Gruftis Katzen oder sogar kleine Kinder schlachteten. Diese Berichte waren bei der Gesellschaft sehr beliebt und somit gab es auch unglaublich viele dieser Art. Vielleicht lag es daran, dass die Szene zu dieser Zeit ihre Blütezeit hatte und somit viele Anhänger. Die gelangweilte Hausfrau sollte überzeugt werden, dass ihr ruhiger Haushaltsalltag angenehm ist. Also schrieben sie in Zeitungsartikeln von Magazinen Schockgeschichten oder auch gern Gruselgeschichten über satanistische Gruftis. Die Szene wird als das Übel der Gesellschaft angeprangert. Die Medien zeigten der Gesellschaft ein Bild der Szene, das für die Gruftis als verabscheuungswürdig gilt. Innerhalb der Szene waren ihre angeblichen Grabrituale und ihre Ausstattung mit Friedhofsgegenständen ein Gruppentabu, was von Außen aber als das wesentlich wirkende Merkmal der Szene erschient. Die Szenen-Angehörigen und andere, die ähnlich aussahen oder ähnliche Kleidung trugen, wurden schnell zum Außenseiter.
Die Szene wird auf das starre Etikett des Todesfetischisten reduziert und somit wird der medialen Klischeebildung Vorschub geleistet.7
2.2.1 Im Osten Deutschlands vor dem Mauerfall
In Deutschland und insbesondere in der DDR befasste man sich intensiv und ernsthaft mit den hinter der Musik stehenden Werten und Idealen. Der Erziehungswissenschaftler und Hochschullehrer an der Universität Bielefeld, Dieter Baacke, schrieb 1999 in seinem Buch Jugend und Jugendkulturen-Darstellung und Deutung, dass was den Osten anbelangte, es in der DDR eine Blütezeit der Schwarzen Szene gab.8
7 vgl. http://www.nonpop.de/nonpop/uploads/5_downloads/schriften/diplomarbeit_ schwarze_szene.php
8 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gothic_(Kultur)#Gruftis_im_öffentlichen_Leben
Mitte der 1980er Jahre bis zum Mauerfall waren es mehr als 600 Gruftis innerhalb der DDR und ungefähr 50 davon waren in Ost-Berlin. In regional organisierten Jugendcliquen gab es 36 inoffizielle Mitarbeiter der Stasi, die zur Bespitzelung eingeschleust wurden.
Infolge dessen kam auf die meist bekannten Cliquen jeweils ein inoffizieller Mitarbeiter, da Jugendliche aufgrund ihres unsozialistischen Aussehens staatlich überwacht wurden. Viele Treffen wurden sogar durch die Volkspolizei aufgelöst und als Bandenbildung aktenkundig vermerkt. Platzverweise und Innenstadtverbote waren auch keine Seltenheit. Dieser Umstand erschwerte den Austausch zwischen den Anhängern der ostdeutschen Wave- und Gothic Bewegung.
Sie entwickelten sich im Grunde ähnlich wie im Westen. Der Unterschied lag jedoch darin, dass sie hier, aufgrund des sozialistisch geprägten Systems, sehr eingeengt, unterdrückt und getrennt vom Rest der Szene existierten und offiziell als Tabu galten. Dadurch wuchs die Gemeinde jedoch nur noch stärker zusammen und entwickelte somit einen familienartigen Charakter.
Die Szene hatte besonders mit der intoleranten Bevölkerung zu kämpfen, da diese eine Bedrohung in den andersartigen Gothics in der DDR sah. Andere Auswirkungen waren, dass Lehrkräfte massiven Druck auf Schüler ausübten, die der Schwarzen Szene angehörten. Dies äußerte sich zum Beispiel durch leistungsunabhängige Vergabe schlechter Noten. Außerdem bekamen sie ein Verbot höherer Schulabschlüsse.
Durch die Anwendung dieser Maßnahmen wurden viele Gruftis aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und daran gehindert, einem angemessenem Berufsleben nachzugehen. Der Wunsch nach einer individuellen Entfaltung wurde als Angriff auf das politische System fehlgedeutet.
Jörn Ranisch ist ein Kartograf und berichtete 1999 in einem Interview, dass er viel Ärger zu der Zeit hatte. Er hat nie verstanden, warum fremde Leute auf ihn zukamen und Druck wegen seines Aussehens ausübten. Dass er damit politisch irgendwo anstieß, war ihm anfangs nicht bewusst und auch nicht sein Ziel. Später entwickelte sich daraus aber eine Art Trotz, als er merkte, dass das System, an welches er glaubte, Treue von der Haarfrisur abhängig machte.9
9 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gothic_(Kultur)#Gruftis_im_öffentlichen_Leben 6
2.2.2 Im Westen Deutschlands vor dem Mauerfall
Im Unterschied zur DDR gab es im damaligen Westdeutschland anfangs nur Wave und selten Gothic als Bezeichnung für die Fans der jeweiligen Musikstile.
Auch die Öffentlichkeit schien langsam wahrzunehmen, dass es hier nicht nur um die Musik ging, sondern dass die Musik lediglich einen Teil des Ausdrucks eines bestimmten Lebensgefühls darstellte.
Die Waver wurden eine immer größere Gemeinde und nahmen sich vor, eine Abgrenzung zu der Punkszene zu schaffen. Sie wollten mit ihren Outfits den Unterschied dieser beiden Szenen zeigen. Ein ganz eigener Stil setzte sich immer mehr innerhalb der schwarzen Szene durch. Das äußere Erscheinungsbild gab kaum Erinnerung mehr an die verwandten Punks und es entwickelte sich in eine extremere, ganz eigene Richtung. Zum Beispiel ersetzten lange, wallende Gewänder schwere Stiefel, enge Hosen und Band T-Shirts.
Wie auch die Musik eine große Eigendynamik entwickelte und somit auch nicht mehr aus den Anleihen des Punks entsprang, so wurde auch der Kleidungsstil außergewöhnlicher. Die Öffentlichkeit fand schnell einen passenden Begriff, welcher stark mit Stigmatisierungen behaftet war – der Grufti war geboren.10
Ein Stigma ist ein negatives Merkmal, das die vollständige soziale Akzeptanz vorenthält. Bestimmten Gruppen oder Individuen werden abwertende Merkmale durch große Teile der Gesellschaft zugeschrieben. Stigmatisierte Personen werden bei gesellschaftlichen Interaktionen hauptsächlich über diese negativen Merkmale wahrgenommen. Andere vorhandene Eigenschaften der Personen zum Beispiel Charakter, Bildungsstand oder ähnliches können dieses Stigma nicht kompensieren.11
In der Regenbogenpresse ging schnell das Bild dieser merkwürdigen Jugendlichen umher, die sich schwarz und leichenhaft kleideten und schminkten und sich nachts auf Friedhöfen aufhielten. Sie verhielten sich scheinbar ganz und gar nicht christlich und waren somit ein Dorn im Auge der konservativen Gesellschaft.12
10 vgl. http://www.nonpop.de/nonpop/uploads/5_downloads/schriften/diplomarbeit_ schwarze_szene.php
11 vgl. https://www.sign-lang.uni- hamburg.de/projekte/slex/seitendvd/konzeptg/l54/l5402.htm
12 vgl. http://www.nonpop.de/nonpop/uploads/5_downloads/schriften/diplomarbeit_ schwarze_szene.php
Die Öffentlichkeit sah sich durch das gehäufte Auftreten der schwarz gekleideten Jugendlichen bedroht und ihre Kinder gefährdet. Hierbei wurde jedoch außer Acht gelassen, dass die Szene viele Stilrichtungen in sich vereinte.
Die Musikentwicklung war in West- und Ostdeutschland nahezu identisch. Trotz der Mauer ist jeder Trend irgendwie in den Osten gelangt und die ostdeutschen Musiker taten durch ihre eigene Kreativität weitere Ideen hinzu.
3. Inhalte der Schwarzen Szene
3.1 Verschiedene Stile innerhalb der Szene
Stile sind für Jugendkulturen das wichtigste Mittel, ihre Absichten der Gesamtgesellschaft zu übermitteln, sich abzugrenzen und eine Gruppenidentität zu schaffen.
Stilbildung gilt sonst als eine imaginäre Lösung realer Widersprüche im alltäglichen Leben. Jedoch geht es bei den Gruftis oft um eine veredelte Darstellung und Stilisierung von real Erlebtem in der eigenen Lebensgeschichte wie Verlust, Tod und Trauer.
Sie sind als eine subkulturelle, imaginäre Aufhebung von Tod, Sterben und Trauer zu verstehen.
Deshalb wird angenommen, dass sie sich für eine subkulturelle Elite sehen.Welche auch im Einsatz bestimmter Stilelemente, wie zum Beispiel der Farbe Schwarz, als einzige gegen die soziale Verdrängung des Todes arbeitet. Auch wenn hier der Begriff Elite vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist. Vielen Szenen-Anhängern ist nicht bewusst, dass ihr Absetzen von der Gesamtgesellschaft und von anderen Subkulturen auch so interpretiert werden kann, dass sie sich gedanklich über diese Anderen stellen.
Es geht bei der Stilbildung der Gruftis überwiegend darum, die eigene Persönlichkeit und das individuelle Stilempfinden darzustellen.
Die Stilelemente der Szene wirken passend ausgewählt, da das grundsätzliche Lebensgefühl von Trauer, Einsamkeit, Isolation und Verlust nicht gerade ein lebensbejahendes Gefühl ist und die Selbstdarstellung dementsprechend ausfällt.13
13 vgl. http://www.nonpop.de/nonpop/uploads/5_downloads/schriften/diplomarbeit_ schwarze_szene.php
3.2 Die Farbe Schwarz
Die Bild-Zeitung titelte nach dem Massaker in Littleton, dass das Böse die Farbe Schwarz trägt.14 Zwei Schüler, der Columbine High School im US-Bundeststaat Colorado, stürmten am 20. April 1999 ihre Schule. Sie töteten mit Schrotflinten und halbautomatischen Waffen zwölf Schüler, einen Lehrer und schließlich erschossen sie sich selbst.15
Jedoch hat die Farbe noch mehr Funktionen, als nur das Böse zu kleiden und darzustellen. Die Farbe Schwarz zeigt seit der Renaissance verstärkt Standesunterschiede an. Sie wird erst für den Adel und später für das Bürgertum zu einer modischen Farbe und wird vor allem getragen um sich vom gemeinen Volk abzusetzen.
Im 12. Jahrhundert wird sie als offizielle Farbe des Todes und der Trauer eingeführt. Heute wird sie immer noch als Trauerfarbe getragen, aber auch als Farbe für die Gewänder verschiedener Würdenträger, wie zum Beispiel Priester oder Politiker.
Sie wird jedoch auch oft als feierliche Farbe getragen, zum Beispiel hat der Smoking eines Bräutigams oft die Farbe Schwarz.
Es ist immer noch die Absetzung durch diese Farbe gegeben. Es gibt auch immer noch viele Sprichwörter, die von der Negativ-Behaftung der Farbe zeugen.
In der Zeit der Nationalsozialismus hatte die Farbe Schwarz sicherlich ihre größte negative Bedeutung, da die Uniformen der SS überwiegend Schwarz war. Sie nutzen das Schwarz, um auf ihre elitäre Stellung innerhalb des Militärs hinzuweisen, aber auch, um gefährlich und todbringend auf ihre Gegner zu wirken.
In der Schwarzen Szene hat die Farbe heutzutage weniger die elitäre Bedeutung, sondern vielmehr die Bedeutung der Abgrenzung und des Bruchs des bestehenden Tabus, dass Trauer der einzige Grund für das Tragen schwarzer Kleidung ist.
Die Szene-Angehörigen sind sich auch der kulturellen Bedeutung der Farbe Schwarz bewusst. 16
14 vgl. http://www.nonpop.de/nonpop/uploads/5_downloads/schriften/diplomarbeit_ schwarze_szene.php
15 vgl. https://www.bild.de/news/ausland/news-ausland/amoklauf-von-columbine-13- tauben-und-viele-traenen-fuer-die-opfer-61380392.bild.html
16 vgl. http://www.nonpop.de/nonpop/uploads/5_downloads/schriften/diplomarbeit_ schwarze_szene.php
Die Farbe ist unter anderem ein Zeichen für die eigene Identifizierung mit der Subultur, jedoch ist die zentrale Bedeutung, die Symbolisierung des unabwendbaren Todes.
Es findet hier eine Umkehrung gesellschaftlicher Besetzungen der Farbe statt. Denn Schwarz, das Negative an sich, die Finsternis und die dunkle Nacht sind für die Anhänger der Szene positiv behaftete Ideale. 17
3.3 Religion und Abgrenzung zum Satanismus
Die Schwarze Szene beschäftigt sich viel mit dem Thema Mystik18 und haben ein überdurchschnittliches Interesse an Religionen aller Epochen und Kulturen. Aber dies läuft nicht darauf hinaus, dass sie dem Teufel huldigen. Sie halten eher eine kritische Distanz zu religiösen Extremen.
Jüngere Mitglieder spielen mit Elementen des Satanismus als Mittel zur Provokation, jedoch ohne dahinter stehende Dogmen, also verbindliche Glaubensaussagen, anzuerkennen. Schwarze Messen mit rituellen Tiertötungen gehören für die Subkultur der Schwarzen Szene in ein Märchenbuch oder auf eine Leinwand. Gründe für verstärkte Zuwendung zu dem Thema des Glaubens liegen in Fortführungen des Sein- Begriffes, auch über den Tod hinaus.
Die Schwarze Szene beschäftigt sich intensiv mit dem Tod, jedoch nicht, aufgrund der Faszination für das Extreme. Das Ziel ist, zu akzeptieren, dass der Tod ein unweigerliches eintretendes Ereignis ist.
Die schwarze Szene ist aber deswegen keine Subkultur des Todes. Sie folgt eher dem Wunsch, sich mit der eigenen Melancholie und mit der Todesnähe, kritisch und zusammen mit anderen Mitgliedern der Szene auseinander zu setzten.
Anhänger der Schwarzen Szene entwickeln sich mit dem Bewusstsein, dass sie hier und jetzt leben und ihre Probleme bewältigen müssen. Sie haben dadurch eine ganz andere Beziehung zum eigenen Tod, da sie die eigene große Angst vor dem Sterben überwunden haben.19
17 vgl. http://www.nonpop.de/nonpop/uploads/5_downloads/schriften/diplomarbeit_ schwarze_szene.php
18 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Szene#Religion
19 vgl. https://www.spontis.de/schwarze-szene/die-6-grosten-irrtumer-uber-gothics/
4. Veranstaltungen der Schwarzen Szene
4.1 Wave-Gotik-Treffen in Leipzig
Das Wave-Gotik-Treffen, kurz WGT, oder im Englischen Wave-Gothic-Treffen, ist eine Veranstaltung, die jährlich zu Pfingsten stattfindet. Diese besteht nicht nur aus Konzerten, es finden auch Lesungen, Kurzvorführungen oder das Viktorianische Picknick statt. Dieses Picknick findet im Clara-Zetkin-Park statt und beinhaltet auch einen Dresscode. Die Teilnehmer bringen Decken und Picknick-Ausstattung mit und ihr Kleidungsstil ist hauptsächlich viktorianisch, barock, romantisch oder ähnlich geprägt. Für viele Besucher ein weiteres besonderes Highlight ist das Heidnische Dorf, welches ein Mittelalterfest ist und auch unabhängig vom WGT besucht werden kann.
4.1.1 Das erste WGT, Gründer und Gründung
Das WGT wurde 1992 von Michael Brunner und Sandro Standhaft als ein kleines privates Treffen gegründet und findet seitdem jährlich am Pfingstwochenende statt. Anfangs blieb es bei wenigen Besuchern, doch die Anzahl der Veranstaltungsorte und die Liste der Künstler wuchs immer schneller und damit auch die Besucheranzahl. Nach dem Chaos-WGT 2000 übernahm die Chemnitzer Firma Treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland mbH die Organisation. Der Name Wave.Gotik-Treffen leitet sich von der Bezeichnung Wave und Gothic ab, da das Treffen ursprünglich für die Wave- und Gothic-Kultur war.
Laut den Besuchern des WGTs ist das Beste am Treffen die einzigartige Atmosphäre. Sie freuen sich auf das Zusammenkommen und tauchen ganz Leipzig in Schwarz. Mehr als 21.000 Gothics kommen dafür jährlich in die Stadt, zum Wave-Gothic-Treffen, was sich für viele auch wie ein zweites Zuhause anfühlt 20
4.1.2 Das Chaos-WGT
Zum 9. WGT am 11. Juni 2000 standen alle Gothics an dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und warteten darauf, dass das geplante Konzert beginnt. Ein Sprecher betrat die Bühne und verkündete, dass jegliche Auftritte nicht stattfinden werden, da die Bands nicht bezahlt werden konnten.21
20 vgl. https://wave-gotik-treffen.de/
21 vgl. https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/2000-schwarze-
trugen-trauer/
Im Laufe des Sonntagmorgens wurde Sicherheitspersonal nach Hause geschickt und später wurden dann auch Bühnen und Equipment abgebaut.
Doch inmitten von dem Chaos begannen sich die Gruftis selbst zu organisieren. Schnell fanden sich einige Leute, die die Leitung übernehmen wollten. Einige Bands waren bereit ohne Bezahlung aufzutreten. Auch Technik-Firmen fanden sich, die ihr Equipment zur Verfügung stellten.
Es gab freiwillige Gothic-Security‘s, welche von der Leipziger Polizei und dem Ordnungsamt unterstützt wurden, um noch größeres Chaos zu vermeiden.
Das war zwar eine gute Idee, jedoch wurde ihre Hilfe nicht gebraucht, da eine große Gelassenheit unter den Besuchern des WGT‘s herrschte. Bis heute ist noch vielen Besuchern die Atmosphäre und das Zusammengehörigkeitsgefühl in Erinnerung geblieben. Dieses WGT, welches bis heute noch unter dem Namen Chaos-WGT bekannt ist, war kein einzelnes sondern eher ein gemeinschaftliches Versagen.
Das über die Jahre aufgebrachte Organisationsteam arbeitete gegeneinander und nicht mehr miteinander, wie es eigentlich erhofft und auch gedacht war.22
4.2 Andere Veranstaltungen
Es gibt nicht nur das WGT, sondern auch unzählige andere Festivals. Zum Beispiel gibt es das M‘era Luna Festival. Es findet seit dem Jahr 2000 auf dem Flugplatzgelände in Hildesheim jährlich statt. Nach dem WGT ist das M‘era Luna eines der größten Festivals der Schwarzen Szene. Inzwischen sind es rund 27.000 Besucher. Da es ein Familienfestival ist, gibt es mittlerweile viele Stammgäste. Schwerpunkte des Festivals sind Mittelalter-Rock, Metal, Steam Punk, Alternative Rock, Synth Rock, Elektro, Punk Rock und Gothic. Es ist aber auch teil der Darkwave- und Cyber Gothic-Szene. Meistens ist das Festival schon 6 Monate vor dem Termin ausverkauft. Das Gelände verwandelt sich dann in einen großen Catwalk für Samt und Seide, Lack und Leder und viele ausgefallene Typen mit extravaganten Make-ups. Es fand dieses Jahr am Wochenende vom 07. bis 08. August statt, an dem sie ihre dunkle Seite ausleben konnten. Viele Anhänger sagen, dass es das dunkelste Festival ist, dass es in der Schwarzen Szene gibt. 23
22 vgl. https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/2000-schwarze- trugen-trauer/
23 vgl. https://www.andersartig.de/gothic-festival-kalender 12
Es gibt jedoch nicht nur Konzerte, sondern auch eine Modenschau, Lesungen, einen Mittelaltermarkt und mittelalterliche Disko’s.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt von der großen Vielfalt der Festivals, die es in der Schwarzen Szene gibt. 24
5. Schlussteil
Ich hoffe, dass ich mit dieser Facharbeit zeigen konnte, was wirklich hinter der Szene steht. Ich konnte all meine Fragen am Anfang beantworten und habe dabei viel Neues dazu gelernt. Ich werde mich weiterhin mit der Szene beschäftigen, da ich sie sehr interessant finde und mich ihre Grundgedanken sehr faszinieren. Bewundernswert finde ich außerdem wie sehr die Szene gewachsen ist, wie sie sich entwickelt hat und vor allem wie vielfältig sie geworden ist.
Sie ist für diejenigen, die sich in der bunten, hellen Welt nicht wohl fühlen, eine Heimat geworden. Das heißt jedoch nicht, dass alle Gothics sich fehl am Platz fühlen.
Manche mögen es auch bei Anderen, nicht Szenen-Angehörigen, zu sein.
Wir sind alle verschieden und jeder hat seine eigene Geschichte, die ihn in die Szene geführt hat. Ich hoffe, dass ich mit meiner Facharbeit einen kleinen Einblick in die Szene geben konnte und ich die verschiedenen Seiten dieser aufzeigen konnte.