Hannoversche Allgemeine: Der andere Blick

Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 18. März 2017

VON THOMAS KAESTLE

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Mark Beneckes Mission ist der Blick von der anderen Seite. Als weltweit gefragter Kriminalbiologe ist er es gewohnt, Situationen wissenschaftlich zu hinterfragen. Als Popstar nutzt er seine Bekanntheit, um auch andere anzuregen, fremde Perspektiven einzunehmen. Viele kennen ihn aus Fernsehserien wie "Medical Detectives", in denen er als Experte den Umgang mit Spuren erklärt. Viele schätzen auch sein ehrenamtliches Engagement, zum Beispiel für Suizidprävention und Tierschutz - oder für die Satirepartei "Die Partei".

Bei seinem Serienmörder-Vortrag im Pavillon versucht der charismatische Schnellredner knapp drei Stunden lang, erhellende Kontexte herzustellen. Was zunächst wie assoziatives Plaudern wirkt, entpuppt sich als kleinteiliges Puzzle aus historischen Kriminalfällen, eigenen Erfahrungen und wissenschaftlichen Hintergründen.

Benecke wurde im Fall des Kolumbianers Luis Garavito zwar als Gutachter für den Verwesungszustand von Leichen hinzugezogen, war aber letztlich der einzige, der es schaffte, mit dem Täter zu reden, der vermutlich bis zu 300 Kinder zu Tode gefoltert hatte. "Man muss diese Menschen als Experten ernst nehmen" , ist er überzeugt. Das Aufbrechen von Denkmustern ist ihm ein Anliegen. "Ich muss den Täter nicht mögen, um durch seine Augen zu blicken" , erklärt er. Aber die dabei gewonnenen Erkenntnisse verhinderten langfristig weitere Serientäter.

Benecke kämpft gegen Denkblockaden. Mit seiner direkten Art erreicht er dabei das Publikum im ausverkauften Pavillon. Unermüdlich beantwortet er in der Pause Fragen, signiert, vergleicht seine Tätowierungen mit denen seiner Gäste. Und bietet an, Fortbildungshefte abzustempeln. Benecke ist ein unterhaltsamer Vermittler. Und ein unermüdlicher Aufklärer.
 

Mit großem Dank an Thomas Kaestle und die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.