Der Hipster - Killer mit den Leberkäs - Semmeln

Kolumne mit Mark Benecke

Quelle: Tätowiermagazin 12/2013, Seite 144

Bei einem Dreh mit Moderator und Filmproduzent Jan Böhmermann erblickte ich Barth - offenbar die Seele des Ladens. Niemand machte in seiner Gegenwart einen auf dicke Hose, und er ist der einzige Mensch, dem ich mit mit gutem Gefühl einen Gebrauchtwagen abkaufen würde. Zeit für ein paar Fragen.

Fangen wir mit Räuber Hotzenplotz an.
Der Held meiner Jugend. Wie man sieht, habe ich auch die restlichen tätowiert: Wachtmeister Dimpfelmoser und Kasperl und Sepperl und Frau Schlotterbeck. Jeder hat sein Für und Wider. Aber sie gehören alle zur Combo.

Und jetzt gehörst du auch dazu.
Genau, ich bin quasi mittendrin statt nur dabei.

Sehe ich da außerdem ein Leberkäsebrötchen-Tattoo?
Ja, ich habe hier drei Leberkässemmeln auf dem Bein. Im letzten Jahr ist mein Bruder gestorben. Kurz vor seinem Ableben hat er sich noch drei Leberkäsbrötchen reingepfiffen. Ich esse auch gerne Leberkäse.

Glaube ich dir, gerade hast du vor meinen Augen drei Schnitzel verdrückt. Du bist manchmal Türsteher, achten die Leute da eigentlich auf deine Kopftattoos? Bringen die Respekt?
Auf jeden Fall. Ich bin ja generell nicht der kleinste Typ oder unscheinbarste und mache auch schon ziemlich lange Kampfsportkram. Das Ding noch obendrauf, das ist das i-Tüpfelchen.

Dann hast noch viel oldschooliges Zeug.
Ich komme aus der Punk-/Hardcore-Ecke und damit identifiziere ich mich. Es sind viele Eigenkreationen dabei. Ich bin ja Steinmetz und Bildhauer.

Raffen normale Discogäste denn deine X-Tattoos?
Die denken oft: »Ist das X-Men oder Triple- X?« oder so'n Scheiß.

Aber es steht für Straight Edge und heißt: Keine Drogen, kein Alkohol, kein Rumvögeln. Aber du isst Fleisch. Du hast vorhin dazu gesagt, das wäre ganz alte Schule.
Ich komme von einem alten fränkischen Dorf, da hab ich noch mit meinem Opa zusammen gelernt, wie man schlachtet. Ich will nicht sagen, dann darf man Fleisch essen, aber ich finde, das ist ein anderer Ausgangspunkt, als wenn jemand jeden Tag in den Supermarkt rennt und sich Würstchen holt.

Früher hast du auf einem Bauwagenplatz gelebt, und jetzt wohnst du in einem Zirkuswagen.
Das gehört für mich und meine Freundin schon immer dazu. Fabrikhalle okay, oder alte Werkstatt okay, aber auf keinen Fall eine normale Wohnung. Ich bin gerne und viel draußen und brauche nicht viel. Du hast deinen Wagen, du hast dein Bett darin, du machst dir den Ofen an, wenn du es warm haben willst. Es ist halt einfacher, aber genial.

Als erklärter Hipster-Killer bist du hier auf dem Dreh von achtzig Prozent Hipstern umgeben.
Im Endeffekt kille ich sie gerade dadurch, dass sie mir ihr Geld geben und ich von ihnen lebe. Und das ist gut.

Tja, Leute – wenns um Eier, Toleranz und Coolness geht, können wir uns wohl alle Nachhilfe von Barth holen.

Im Geiste des Dude eine neue Freundschaft – vermeldet Euer

Dr. Doom (nebenamtlicher Dudeismus-Priester)