Text: Steffen Adler
Mit einer spannenden und unterhaltsamen Spurensuche zum Thema "Serienmord" gab der deutsche Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie aus Köln, Dr. Mark Benecke, im restlos ausverkauften König Albert Theater einen tiefgründigen Einblick in seine Arbeit bei der Aufklärung von Kriminalfällen.
Insgesamt 16 verschiedene Themen von Blutspuren, Insekten auf Leichen und Fällen am Rande des Möglichen bis zum Serienmord hält der Experte für seine Zuschauer bereit. Gewöhnlich können diese eines der Themen wählen. Zur Premiere in Bad Elster stand das Thema schon fest: "Heute geht es um Serienmord", kündigte Benecke an. Der Profi wird als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger herangezogen, um biologische Spuren bei vermuteten Gewaltverbrechen mit Todesfolgen auszuwerten. Seit über 20Jahren hat er untersucht, was andere eklig oder komisch finden. Das führte ihn auch bereits in die Vereinigten Staaten und Kolumbien, wo er auch polizeitechnische Vorträge innerhalb der Rechtsmedizin hält.
"Was wir niemals machen ist ,denken'!",betonte der auch als Buchautor und von Fernsehauftritten bekannt gewordene Kriminalbiologe mit Blick auf seine wissenschaftliche Arbeit und dem speziellen Experiment, mit Serientätern zu reden, um zu wissen, was sie getan haben. "Mit der Zeit gelingt ,es dann auch, selbst aus der Lüge eine Erkenntnis zu gewinnen", machte er aufmerksam. In seinen sehr humorvollen und mitunter auch makabren Infotainment - wenn er beispielsweise erklärte, dass Täter ihre Opfer meist deshalb zerstückeln, um sie besser transportieren zu können - gab er den Zuschauern dann auch reichlich Gelegenheit, selbst einmal zu analysieren, und war nicht nur einmal verblüfft über die scharfsinnigen Antworten aus den Reihen des Publikums.
Auf den Spuren von Serienmördern ließ Benecke tief in die Abgründe kranker Fantasien der Täter blicken. Obwohl Serienmörder an sich oft sehr merkwürdig erscheinen, sieht man ihnen das nicht an. "Sie lernen nämlich, sich optisch gut zu tarnen und fallen eigentlich nicht auf, wenn sie einem begegnen. Sie fallen nicht auf, um weiter morden zu können", erklärte Benecke. Als gravierende Beispiele ließ er die Zuschauer explizit an der Spurensuche des als "Kannibale von Rotenburg" bekannt gewordenen Armin Meiwes und den Serienmorden des Deutschen Jürgen Bartsch sowie des Kolumbianers Luis Alfredo Garavito teilhaben.
Der Fall Meiwes war bekannt geworden, nachdem dieser einen Menschen ermordet und Teile der Leiche verspeist hatte. Er hatte Kontakt zu seinen späteren Opfer aufgenommen, bei denen er Neigungen zum Kannibalismus vermutete. Tatsächlich hatte der Täter dem angeblich bereitwilligen Opfer Teile seines Penis abgeschnitten und versucht das Geschlechtsteil zu verzehren. Später tötete er sein Opfer mit einem Stich in den Hals und zerlegte die Leiche, um die Fleischstücke für den Verzehr einzufrieren. Armin Meiwes, der homosexuell war und bei seiner fremdartig wirkenden Mutter lebte, hatte offensichtlich schon frühkindliche Störungen.
"Eine besondere Rolle spielen bei allen Tätern immer auch die sexuellen Phantasie, sie sind nicht veränderbar", erklärte Benecke und rekonstruierte außerdem den Kriminalfall des Kolumbianers Luis Alfredo Garavito, der in den Jahren von 1992 bis 1999 mehr als 300 Jungen in unmittelbarer Nähre unbemerkt einer stark frequentierten Straße quälte und tötete. "Es ist schon eigenartig, das Serientäter immer wissen wollen, warum sie eigentlich so sind", kommentierte Mark Benecke über seine Gespräche mit ihnen.
Vor Beginn und in der Pause signiert er gerne nicht nur seine Bücher, stand für Fotos mit den Zuschauern bereit, ließ sie Bekanntschaft mit Fauch-Schaben machen und bestätigte Vertretern diverser Berufsgruppen,, wie zum Beispiel Polizisten, den Besuch der Veranstaltung als fortbildung.
Mit großem Dank an Steffen Adler und die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.