Beneckes Bücherschrank: Schinderhannes und seine Bande

2004 SeroNews: Beneckes Bücherschrank (17)
Quelle: SeroNews 9(2):46 (2004)
Schinderhannes und seine Bande
Beneckes Bücherschrank (17)

Von Mark Benecke

Uwe Anhäuser: Schinderhannes und seine Bande, 15,90 EUR, Rhein-Mosel-Verlag, ISBN 3-89801-014-7.

Der bärig ansehende Lokal-Journalist Anhäuser hat das Buch mit so viel Liebe zur Sache und zum Detail zusammengestellt, dass es eine echte Freude ist.

Die sehr guten und zahlreichen Farb-Fotos sind scharf, gut ausgeleuchtet und vor allem enorm stimmungsvoll - sie zeigen unter anderem die alten Höfe und Wirkstätten des Räubers und seiner Bande, wie sie heute aussehen.

Trotzdem meint mensch, es ware Ende des 18. Jahrhunderts, als Johannes Bückler mit seiner Butzeliese unterwegs war. "Sie war sehr gut gebildet, fleischig anzufühlen und nicht spröde gegen denjenigen, der ihr gefiel", zitiert der Autor den damaligen Friedens-Richter Kirn.

Und so geht es weiter: In einem nicht immer ganz der Dramaturgie der alten Quellen folgenden Parcours wandert das Buch ausführlich von Bild zu Quelle zu Zitat, gibt einen Lebenslauf der Spitzbuben und ihres Chefs, schlägt Wandertouren auf der Spur des "linksrheinischen Bandenunwesens" vor (!) und liefert zudem noch Anklage-Schrift, Tatvorwürfe und vor allem einen sehr guten Abschnitt über die zweifelhafte Hinrichtung der Schinderhannes-Bande im November 1803. Darüber hinaus ist das Schriftbild ist spitze, das Papier gestrichen, die Bindung einwandfrei, die historischen Abbildungen sind ebenso sauber wie die Fotos von Reliefschnitzereien aus neuerer Zeit - das soll das zum Lob des Verlegers einmal erwähnt werden.

Das Buch ist kein bisschen volkstümelnd, sondern schildert wundervoll eine bittere Zeit - mit und anhand von Gaunern, die wie zu allen Zeiten perfekt eben da hinein passen.

Mark Benecke (http://www.benecke.com/) arbeitet international als Kriminalbiologe.