2014 07 taetowiermagazin Mit Rammstein auf dem Heuwagen
Kolumne mit Mark Benecke
Von Mark Benecke
Flammprobe sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk sein, denn hier haben Staat und Kirche noch was zu melden. Darum fühlte ich Silke Super, einer in Berlin-Brandenburg sehr bekannten – und eben öffentlich-rechtlichen – Moderatorin, auf die tätowierte Haut.
»Das chinesische Schriftzeichen habe ich mir im Jahr 2000 auf der Expo in Hannover im chinesischen Pavillon aufpinseln lassen«, erzählt sie mir bei einem Sprudelwasser backstage. »Der Chinese war total erleichtert, dass er nicht schon wieder den Namen "Siegfried" aus chinesischen Namen zusammenbasteln musste«. Ich war damals gerade Mutter geworden. Wir haben zwar keine Asiaten in der Familie und wir essen auch nicht überproportional oft beim Chinesen unseres Vertrauens, aber wir fanden den Namen ›Li‹ schön. Lisa wäre auch gegangen, aber wir haben uns gesagt, das geht auch kürzer und besser. So war das dann auch.
Ich habe das aufgemalte ›Li‹-Zeichen fotokopiert und natürlich darauf geachtet, dass es richtig herum ist. Mein Tätowateur in Bielefeld hat dann Kirschblüten für Drumherum gefunden, die – so hat er ermittelt, ich vertraue ihm da voll und ganz – für Beginn oder auch Ende des Lebens stehen. Da meine Tochter ja gerade erst auf der Welt war, war »Beginn des Lebens« schön. Wind ist auch noch drumrum, weil ein Kind wirbelt das Leben durcheinander.
Den Koi hier auf meinem Arm habe ich, weil ich dreizehn Jahre in St. Pauli gewohnt habe – sehr gerne, sehr inbrünstig und viel gefeiert. Ich vermisse in Berlin am allermeisten den Hamburger Hafen. Deswegen ist das Grundtattoo gar nicht der Koi, sondern ein schicker Holzanker, der darunter zu finden ist, wenn man genau hinguckt. Der steht für Hamburg.
Im Medienbetrieb bin ich schon länger. Bei einer Plattenfirma haben wir 1995 auf einer Vertriebstagung eine neue Band vorgestellt: Rammstein. Die haben auf einem Heuwagen im Allgäu rumfahrend performt. Ich bin mit den Jungs sehr gut zurechtgekommen, weil ich direkt gesagt habe, dass mir ihre Musik gar nicht gefällt. Das haben sie zum Ansporn genommen, mich so oft auf ihre Konzerte einzuladen, bis ich dachte, okay, man kann’s hören.
Was die öffentlich-rechtlichen KollegInnen zu meinen Tattoos sagen? Finden sie alle gut. Beruflich wurde es nie thematisiert ... und ich hatte beim ersten Treffen mit meinem jetzigen Chef ein kurzärmeliges T-Shirt an.«
Zack, Leute, so ist das also! Einfach mal ein bisschen Mut zum Hautbild und nicht rumheulen. Es zwingt euch ja keiner, einen Beruf zu ergreifen, in dem es etwas konservativer zugeht. Je mehr das Hemd hochkrempeln, umso eher werden Tattoos 'ne entspannte Nummer für alle.
Die Zeit ist reif!
Dies erleben zumindest,
ganz die Euren,
Marky Mark und Silke Super