Quelle: Tätowiermagazin 07/2013, Seite 144
Kolumne mit Mark Benecke
MB: WIR SIND AUF DER TATTOOMESSE IN FRANKFURT UND MIR GEGENÜBER STEHT – WIE HEISST DU IN WIRKLICHKEIT?
VM: Victoria. Das ist mein richtiger Name.
MB: DU BIST EINS DER BEKANNTESTEN TATTOO-MODELS. WARUM NIMMST DU NICHT EINEN ANDEREN KÜNSTLERNAMEN?
VM: Ich heiße in Wirklichkeit Victoria Müller. Davon gibt es bestimmt hundert Millionen auf der ganzen Welt.
MB: HAST DU RECHERCHIERT, DASS ES EINE MILLION GIBT?
VM: Einhundert Millionen. Nein, ich hab es nicht recherchiert.
MB: WIE WIRD MAN EIGENTLICH TATTOO- MODEL?
VM: Keine Ahnung, ich weiß auch ehrlich gesagt gar nicht, was ein Tattoo-Model ist.
MB: WAS WOLLTEST DU DENN SEIN, ALS DU NOCH JÜNGER WARST?
VM: Tätowiert.
MB: ZIEL ERREICHT. KOMMST DU AUS FRANKFURT?
VM: Ja.
MB: BIST DU SCHON MAL MIT DEM EE GEFAHREN?
VM: Mit dem Eppelwoi-Express? Ja. Aber da gibt es kein Klo, das ist sauscheiße. Das ist das einzige Manko an dem Ding.
MB: WIRST DU DARIN ANGESTARRT, WEIL DU GRÜNE HAARE HAST UND OLD-SCHOOL-TATTOOS?
VM: Nö.
MB: FRAUEN SIND JA BITCHIG. ANDERE, DIE GERNE TATTOO-MODELS WÄREN, HASSEN DICH BESTIMMT. WIE FÜHLST DU DICH DAMIT?
VM: Das ist mir egal. Ich hab mit denen ja nichts zu tun. Von daher weiß ich nicht, was die anderen über mich reden.
MB: ABER BITCHEN DIE DICH NICHT AUF FACEBOOK VOLL?
VM: Nö, gar nicht. Ich kriege das immer so hintenrum mit, von daher weiß ich auch nicht, wer das ist. Es ist mir echt egal.
MB: ABER EIN BISSCHEN GESTRESST BIST DU JETZT SCHON.
VM: Vom Reden, ja.
MB: WEIL DU NUR GUT AUSSEHEN KANNST?
VM: Nee, ich kann auch mehr.
MB: WAS DENN NOCH?
VM: Ich studiere ja zum Beispiel. Germanistik und Anglistik, im Sommer bin ich fertig.
MB: WIR WOLLTEN NOCH ÜBER DEINE RÜCKSEITE SPRECHEN – DIE DUNKLE SEITE VON VICTORIA VAN VIOLENCE. DA IST EIN PATCH AUF DEINER JACKE.
VM: Ja, »Schleimkeim«. Das ist eine Ost-Punk-Band aus den 80ern, frühe 80er.
MB: ABER IN DEN 80ERN WARST DU JA NOCH GAR NICHT GEBOREN.
VM: Nee. Aber es gibt ja sowas wie Internet und CDs und sowas, das hält sich ja Gott sei Dank über Jahre, deswegen kann man auch Musik konsumieren, die schon etwas älter ist.
MB: ODER SICH AUF DEN RÜCKEN NÄHEN.
VM: Genau, sich das auf den Rücken nähen und dann komisch angeguckt werden.
MB: DAMIT SIND WIR BEI DEINER ALLERSCHATTIGSTEN SCHATTENSEITE. WAS IST UNTER DEM PATCH ZU SEHEN – ETWAS, WAS NOCH NIE JEMAND GEWUSST HAT?
VM: Mein erstes Tattoo ist darunter.
MB: LASS UNS DARÜBER REDEN.
VM: Das ist ein Stern. Es ist auch gleichzeitig meine Tattoo-Sünde, das hab ich halt mit sechzehn machen lassen. Ein kleiner popeliger Stern, der jetzt da ist und stört.
MB: EIN TRAUM. DEN FOTOGRAFIEREN WIR JETZT GLEICH. VIELEN DANK UND HUT AB, WIE WACKER DU HIER AM TM-STAND HUNDERTE VON FANS – UND MICH – HAPPY MACHST.