Quelle: Schwarzenbacher Amtsblatt, 11. Dezember 2015, Seite 5
Der Vortrag des Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke war nichts für zarte Gemüter
Von Dr. Alexandra Hentschel
Der Sonntagabend im Turnerheim war nichts für zarte Gemüter. Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke bescherte seinen Zuhörern drei Stunden Spannung zum Thema „Verschwörungstheorien und wie man sie knackt“. Im ersten Teil des Abends ging es noch ganz allgemein um kriminologisches Denken. Anhand von Beispielen aus seiner Berufspraxis und bekannten Fällen wie dem angeblichen Blutwunder von Therese von Konnersreuth zeigte Benecke auf, wie Vorannahmen, vermeintliches Allgemeinwissen oder voreilige Schlussfolgerungen in die Irre führen können. Nicht immer seien Ursache und Wirkung klar zu unterscheiden.
Um Fehlschlüsse zu vermeiden, müsse man versuchen, alles auszublenden, was man glaubt, über einen Fall zu wissen. Denn sonst, so zeigte Benecke eindrucksvoll, könne man leicht zu dem Ergebnis kommen, dass Schwarzenbach tatsächlich Entenhausen sei – oder umgekehrt.
Im zweiten Teil des Abends sollte eine ganz konkrete Verschwörungstheorie anhand wissenschaftlicher Methoden geknackt werden. Hier überließ der Kölner dem Publikum die Wahl: Hitlers Schädel oder die Autopsie eines Aliens? Die Zuschauer entschieden mit überwältigender Mehrheit für das Alien – trotz mehrfacher Warnung, dass dies das blutigste Thema aus der breiten Palette von Beneckes Vorträgen sei. Die Warnung war nicht umsonst ausgesprochen.
Im Jahr 1947 soll ein UFO über dem amerikanischen Ort Roswell abgestürzt sein. Ein angeblicher Dokumentarfilm zeigt, wie die sterblichen Überreste des darin reisenden Aliens untersucht werden. Benecke fragte nun: ist es denkbar, dass dieses Alien echt ist? Vorannahmen zur Existenz außerirdischen Lebens spielen dabei keine Rolle. Aber da das Alien im Film deutlich menschenähnlich ist, müssten gewisse elementare Regeln des Körperaufbaus auch für dieses Wesen gelten. Diese Regeln konnte das Publikum nun ausgiebig anhand von Fotos studieren. Wer kein Blut sehen mag, hatte hier nichts mehr verloren. Am Ende stand die doch irgendwie beruhigende Erkenntnis, dass unter wissenschaftlicher Berücksichtigung sämtlicher Hinweise mit ziemlicher Sicherheit kein Alien auf der Erde gelandet ist – zumindest nicht in diesem Fall.
Mark Benecke war bereits zum zweiten Mal in Schwarzenbach an der Saale. Vor zwei Jahren berichtete er aus seiner Praxis als Kriminalbiologe über Insekten auf Leichen. Damals fanden nur etwa 150 Zuhörer den Weg ins Turnerheim. Dieses Mal mussten sogar Karten nachgedruckt werden und der Raum war bis zum letzten Platz besetzt. Auch die Bücher fanden reißenden Absatz. Der Termin für einen nächsten Vortrag wird bereits verhandelt.
Mit großem Dank an Alexandra Hentschel und die Redaktion für die Erlaubnis zum Abdruck.