Kolumne mit Mark Benecke
Bei einer Steampunk-Party fiel mir Sebastian auf, der mit seinen FreundInnen eine Feuershow hinlegte. Ungewöhnlich: Sein Bundeswehr-Tattoo. In den USA knallt man sich ein Symbol der Zugehörigkeit zur Einheit häufig in die Haut, in Deutschland ist das eher selten. Erstens wird Vaterlandsliebe hier eher schräg beäugt, zweitens fand man geoutete deutsche SoldatInnen früher ganz sicher nicht auf subkulturellen Festen, die als linksverzeckt galten. Die Zeiten ändern sich.
Du kannst ein Herz feuerzaubern.
Das ist so ziemlich der schwerste Act, den man mit Feuer machen kann. Den beherrschen weltweit keine zwanzig Mann.
Und auf deinem Arm hast du eine Tätowierung, die sieht man nicht häufig.
Ja, vom 5. Panzergrenadierbataillon 411.
Finden nicht viele KünstlerInnen hierarchische Gruppen wie Bundeswehr und Polizei scheiße?
Ich lebe mein Leben.
Okay, anders: Wem kam es komischer vor - den Bundeswehrleuten, dass Du Feuer spuckst, oder den FeuerkünstlerInnen, dass Du mit 18 zu den Panzergrenadieren gingst?
Weder noch. Wir haben auch 'ne Feuershow mit meiner alten Truppe gemacht, zu meinem Gelöbnis
Dann warst du im Kosovo.
Ja, 2009, mit 18 Mann, mit denen ich vom ersten Tag an bei der Bundeswehr zusammen war, im 1. Zug Alpha. Das war ’ne Zeit, in der es da unten nochmal geknallt hat und kritisch wurde.
Dabei ist einer deiner Kameraden gestorben.
Ja, wir haben einen Hilfstransport mit Lebensmitteln gesichert und sind in einen Hinterhalt geraten. Das war auf einem Track relativ nah der serbischen Grenze. Mit einem Schlag waren überall Feinde, die an die Hilfsgüter wollten.
Hattet ihr keine schusssicheren Westen oder Helme an?
Ein Gesichtstreffer ist ein Gesichtstreffer. Vom Munitionskaliber her tippen wir auf eine AK 47, die ist da unten sehr verbreitet.
Hattest du das Tattoo deiner Einheit da schon?
Nein, das haben wir uns danach machen lassen. Ein guter Freund hat ein Studio und ich habe das für die verbliebenen siebzehn Mann organisiert.
Ein Gedenktattoo also.
Ja, an unsere Kameradschaft, an unsere Truppe, an den gefallenen Kameraden, alles in einem. Auch explizit an unseren Anfang bei der Bundeswehr, die Grundausbildung im Jahr 2008, im dritten Quartal. Ein Teil von uns ist noch beim Bund, andere sind in ihre zivilen Berufe zurückgegangen. Ich arbeite jetzt als Netzwerk- und IT-Techniker.
Würdest du deine Kinder zur Bundeswehr schicken?
Das sollen sie selbst entscheiden. Ich hab’s auch selbst entschieden.
Danke schön.