2003 SeroNews /(1): Ein Ausflug zum Sherlock

Quelle: SeroNews 7(1):20-22 (2002)

Nachtrag zur Jahrestagung der Dt. Ges. f. Rechtsmedizin (DGRM) in Interlaken 2001
Von Mark Benecke

Von den einen als Mut machend, spannend, tiefschürfend, originell und lehrreich empfunden, von anderen mit plakativer Absens bedacht -- das war einer der interessanten Aspekte der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Interlaken (September 2001). Das ungewöhnliche Programm, zu dem Prof. Dirnhofer neben einem exzellenten Wirtschafts- und Management-Experten auch einen Bergführer als Redner geladen hatte, war in der Tat und im besten Sinne bewußtseinserweiternd.

Ungewöhnlich war, dass nur wenige TeilnehmerInnen für die skurrilen Freizeit-Angebote zu haben waren: Unter anderem konnte man per Bahn auf einen Gletscher fahren und dann auch noch in diesen hineingehen. Die mangelnde Beteiligung lag wohl daran, dass es während des Kongressprogrammes keine Sekunde Freizeit gab. Im Namen der SeroNews hat der Autor daher am Tag seiner Abfahrt eine halsbrecherische Tour nach Meiringen unternommen, das dem Tagungsort zwar nahe liegt, aber nur durch eine schon unwirklich pittoreske Bahn-Fahrt zu erreichen ist. Dort brausen die Wasserfälle, in denen Sherlock Holmes zu Tode gekommen ist. Außerdem gibt es ein kleines Museum, das aus unerklärlichen Gründen im Keller einer alten Meiringer Kirche liegt.

Das Museum wird von einer gutmütigen Dame behütet, die je nach Besucherzahl (es befinden sich offenbar nie mehr als drei bis vier im Museum) ein japanisches, stark englisches oder deutsches Band laufen lässt, das den Staunenden erklärt, was im Wohnzimmer des Sherlock zu sehen ist. Wohnzimmer? Richtig -- im Kirchenkeller ist mit viel Liebe ebendieses aufgebaut, samt aller Utensilien wie einer originalen Zeitung von einst, der Nachdenke- und Drogenrausch-Liege des Detektives, seinem Schreibtisch, alten Büchern, Pfeife, Tabak und so fort. Wie die Museumshüter es geschafft haben, die Bude so gemütlich und verstaubt nachzubilden, dass sie hundertprozentig echt wirkt, ist ein Rätsel. Vielleicht ist es doch das echte Zimmer?
In einem kleinen Vorraum stehen Orden von Watson aus dem Wüstenkrieg sowie vor allem der Spazierstock des in den Tod gestürzten Holmes. Wie die SeroNews-LeserInnen wissen, ist der Stock das einzige Zeichen, das nach dem Kampf an den Reichenbach-Fällen übrigblieb, als unseres mutiger Detektiv mit seinem Erzfeind Moriarty in die donnernde Tiefe stürzte.

Doch genug der Worte (vor allem der Adjektive) -- eine kleine Bilder-Serie soll allen, die den wunderschönen Weg nach Meiringen in diesem Leben nicht mehr antreten, einen kleinen Eindruck davon geben, wie einer von uns gelebt und gestorben ist (bevor er dann wegen LeserInnen-Protest noch einmal auferstehen musste).
Übrigens, falls die SeroNews-LeserInnen es wünschen, werde ich an dieser Stelle auch gerne verraten, was Arthur Conan Doyle, der Schöpfer Holmes’, mit dem Zauberkünstler Houdini zu tun hatte, und warum die beiden sich erst sehr mochten, dann aber bis zu ihrem Tod aus dem Weg gingen.

Aufforderungen ggf. bitte an forensic@benecke.com.


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