Dem Doktor seine Seite
Von Mark Benecke
Heute: “Wieso sind Zombies eigentlich so komische Untote, irgendwie hirnlos und stumpf?”
Antwort: Anders als Vampire (siehe letzter nachtplan) konnten Zombies schon immer daywalken. Es handelt sich also um eine janz besondere Sorte Untoter. Zur Erinnerung: Vampire kommen klassischerweise gar nicht aus dem Sarg, seit Hollywood durchaus, aber nicht gerne im Licht und neuerdings glitzern sie in der Sonne. Zombies nicht.
Es gibt viele gute Ideen dazu, was einen Menschen durch scheinbare Magie (in Wirklichkeit Pflanzenzubereitungen, Tetrodotoxin usw.) zu relativ hirn- und willenlosen Wesen werden. Dazu genügt eigentlich Gewalt und Propaganda. Aber auch psychische Krankheiten lassen sich zur Versklavung anderer nutzen, sei es durch einen hochmanipulativen Täter oder ein sehr abhängiges Opfer.
Es geschieht auch immer mal wieder, dass Menschen für tot erklärt werden, weil die Verwandten sie ärgern, finanziell ausnehmen (Erbe) oder sonstwie schädigen wollen. Was wir hierzulande nur als makabren Scherz von bekloppten StalkerInnen kennen (gefälschte Todesanzeigen der gestalken Person), ist in armen und damit nicht nur dem Aberglauben, sondern auch der Bestechung zugeneigten Ländern tatsächlich existenzbedrohend. Die rasch einsetzenden soziale Verwahrlosung führt zur “Zombifizierung” des so megagedissten Menschen. Fortan läuft er geknickt durch die Welt...stellt Euch vor, Euch würde keiner mehr glauben, dass Ihr lebt, der Mieter Eurer Wohnung seid, Eure Familie Euch fürchtet und so fort. Ungemütlich... Meine Lieblings-Erklärung für Zombie-Fehlbeobachtungen ist allerdings das Austrocknen von Leichen. Nur dabei passt so ziemlich alles zusammen: Man kann dabei (als Toter) weiße Augen kriegen (normale Tote nicht, da fressen Tiere die Augen als erstes), man kann auseinanderfallen und -bröseln (andere Tote nicht, die zerlaufen eher) und die Haare können wegen des schnellen Festbackens in der harten Haut auch am Kopf und sonstwo bleiben (sonst nicht: da fallen sie wegen der Fäulnis aus).
Und dann gibt’s natürlich noch Film-Zombies...doch dazu reicht der Platz hier nicht, besorgt Euch doch einfach das superfette Interview mit mir dazu im schicken, coolen Buch Untot: Zombie Film Theorie aus dem Belleville Verlag (2010): “Von WHITE ZOMBIE bis RESIDENT EVIL, über George Romero bis Bruce LaBruce, vom Kriegszombie über den Voodoo-Zombie und den Virenzombie bis zum Konsum- und Kinozombie. Mit freien und versklavten, philosophischen und kannibalischen, glücklichen und traurigen Zombies...” Hm, wie mir scheint, sind wir alle ein bisschen Zombie... ;)
Noch an einem Stück -- der Eure --
Dr. Doom (Mark Benecke)