Weltbekannter Kriminalbiologe erklärt, wie Mörder ticken

Kriminalbiologe Mark Benecke spricht über Kannibalismus und Serienmörder

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Fotos & Text: Michael Tschek (mit großem Dank für die Erlaubnis zur Veröffentlichung)

13. Januar 2018, http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Weltbekannter-Kriminalbiologe-erklaert-wie-Moerder-ticken-_arid,10801331_toid,310.html

Friedrichshafen sz In der Bodensee-Vortragsreihe „Expedition Erde“ hat am Donnerstag der weltweit gefragte Kriminalbiologe Mark Benecke einen Vortrag zum Thema „Serienmord“ gehalten. In einem nahezu dreistündigem Wort-Dauerfeuer – witzig und spannend zugleich – erläuterte er dem Publikum im vollbesetzten Saal, wie Serienmörder wirklich ticken.

„Fauch-Schaben in der Dose bitte liebevoll behandeln“. Mit dieser Bitte auf der Videoleinwand werden die Zuhörer im ausverkauften Saal empfangen. Und tatsächlich steht in der Bühnenmitte eine Dose mit lebendigen Schaben, die vom ein oder anderen Besucher mal vorsichtig und auch zurückhaltend begutachtet werden. Einige jedoch trauen sich dann aber doch, eine Schabe in die Hand zu nehmen und sich mit Mark Benecke fotografieren zu lassen.

Mark Benecke, auch „Madendoktor“ oder „Doktor Schmeißfliege“ genannt, zog viele Fans ins GZH. Der studierte Biologe, Zoologe und Psychologe, gebürtiger Rosenheimer machte seinen Doktor in Medizinwissenschaften.

Unter anderem ließ er sich in den Vereinigten Staaten an der FBI-Academy ausbilden. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er als Kriminalbiologe und gilt als gefragter Experte unter anderem in der forensischen Entomologie (Insektenkunde). Er ist außerdem Gastdozent und -professor an Universitäten in den USA, Vietnam, Kolumbien und den Philippinen, Vorsitzender der Deutschen Dracula-Gesellschaft sowie Mitglied des Komitees des Nobelpreises für kuriose wissenschaftlichen Forschungen. Darüber hinaus veröffentlichte der bekennende Veganer zahlreiche wissenschaftliche Sachartikel, Kinderbücher und Experimentierkästen, die an diesem Abend im Foyer auch angeboten wurden und bereits vor der Vorstellungen auf reges Interesse stießen.

„Wir kennen ihn aus dem Fernsehen“, sagten Manuela Hußel aus Friedrichshafen und ihre beiden Freundinnen Simone Lunzenberger und Sandra Netzer aus Kissleg. Dort ist er nämlich regelmäßig als Gastkommentator in den Serien „Medical Detektives“ (VOX, RTL Nitro) und „Autopsie – Mysteriöse Todesfälle“(RTL II) zu sehen.

Fotos vom Häfler Bahnhof

Dass der Rechtsbiologe die Fähigkeit besitzt, die Aussagekraft von Blutspritzern an Decken und Wänden oder die Lebenszyklen von Fliegenmaden auf einer Leiche zu erläutern, also ein Auge für besondere Details hat, bewies er bei seiner Einführung zu seinem Vortrag. Da stellte er Fotos vor, die er auf dem Weg vom Häfler Bahnhof zum Graf-Zeppelin-Haus geschossen hatte. Dabei fotografierte er nicht nur eine mit Moos bewachsene Wand in der Eugenstraße, sondern stellte in detaillierter Nahaufnahme dar, welches Leben in diesem Moos steckt.

In seinem Vortrag am Donnerstag widmete er sich den Zulieferern der Maden: den Serienmördern. So hat er den Kolumbianer Luis Alfredo Garavito Cubillos im Gefängnis interviewt, der mehr als 300 Kinder getötet hat. Anhand seines Beispiels sowie weiterer Serienmörder erklärte Benecke, wie diese ticken.

In einem fast dreistündigen Wort-Dauerfeuer, das er nur unterbrach, um ein Schluck Wasser zu trinken, hielt er die Zuschauer witzig und spannend zugleich in Atem. So stellte er den Serienmörder „Vater Denke“ aus Ziębice vor, der zwischen 1914 und 1924 Männer und Frauen unterschiedlichsten Alters tötete, verspeiste oder deren Fleisch verkaufte und die Haut zu Schnürsenkel oder Hosenträger verarbeitete. Im zweiten Fall beschäftigte er sich mit Armin Meiwes, der seinen Liebhaber mit dessen Einverständnis tötete und ihn mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und Muskat zubereitete und verspeiste.

Kannibalismus käme „regelmäßig“ aber „selten“ vor, meinte Benecke dazu. Schließlich stellte er den homosexuell, pädophilen, sadistisch veranlagten Serienmörder Jürgen Bartsch vor, der zwischen 1962 und 1966 vier Jungen folterte und anschließend tötete. Gänsehaut erzeugte Benecke weniger mit Bildern sondern mit den Geschichten, die er spannend erzählte.