Quelle: von Marcus Rietzsch Berichte, Lesungen 22. Dezember 2015 (Magazin für (Alternativ)Kunst und (Sub)Kultur)
Bereits zum zweiten Mal folgte Dr. Mark Benecke einer Einladung des Erika-Fuchs-Hauses. Doch wo liegt die Verbindung zwischen einem Kriminalbiologen bzw. Spezialisten für forensische Entomologie und einem Museum für Comic und Sprachkunst? Die Antwort ist recht simpel: Dr. Mark Benecke ist Donaldist. Als Donaldist bezeichnen sich Menschen, die sich intensiv mit dem Leben der Familie Duck und der Stadt Entenhausen beschäftigen. Erika Fuchs hingegen war ab 1951 Chefredakteurin der Zeitschrift „Micky Maus“. Insbesondere durch ihre Übersetzungen wurde sie bekannt. Der einflussreichen Arbeit der lange Zeit in Schwarzenbach lebenden Übersetzerin setzte man in Form des in diesem Jahr eröffneten Erika-Fuchs-Hauses ein Denkmal.
Bereits zum zweiten Mal folgte Dr. Mark Benecke einer Einladung des Erika-Fuchs-Hauses. Doch wo liegt die Verbindung zwischen einem Kriminalbiologen bzw. Spezialisten für forensische Entomologie und einem Museum für Comic und Sprachkunst? Die Antwort ist recht simpel: Dr. Mark Benecke ist Donaldist. Als Donaldist bezeichnen sich Menschen, die sich intensiv mit dem Leben der Familie Duck und der Stadt Entenhausen beschäftigen. Erika Fuchs hingegen war ab 1951 Chefredakteurin der Zeitschrift „Micky Maus“. Insbesondere durch ihre Übersetzungen wurde sie bekannt. Der einflussreichen Arbeit der lange Zeit in Schwarzenbach lebenden Übersetzerin setzte man in Form des in diesem Jahr eröffneten Erika-Fuchs-Hauses ein Denkmal.
Der Laie staunt und wundert sich. Doch wem der Name Mark Benecke nicht ganz unbekannt ist, dürfte wenig verblüfft sein. Zeigt sich doch immer wieder, wie vielseitig interessiert die schillernde Persönlichkeit ist. So ist Mark Benecke auch immer für eine Überraschung gut. Ungeachtet des zu erwartenden „Misserfolgs“ trat der Vorsitzende des Landesverbandes der PARTEI in Nordrhein-Westfalen 2015 zur Wahl des Bürgermeisters von Köln an, denn ein Donaldist steckt sich hohe Ziele, um daran zu scheitern – ganz wie der große Pechvogel Donald Duck. Darüber hinaus und durchaus nicht ohne Erfolg tritt er in Musikvideos als Darsteller in Erscheinen. Gemeinsam mit Sara Noxx hat er zudem den Song „Where the wold roses grow“ (im Original von Nick Cave und Kylie Minogue) aufgenommen. Ungewöhnlich ist auch sein Prinzip, sich in jedem Ort, den er das erste Mal besucht, eine passende Tätowierung stechen zu lassen. Ferner ist er Dudeist (Dudeismus ist eine aus dem Film „The Big Lebowski“ entstandene Lebensphilosophie), Präsident der deutschen Sektion der transsilvanischen Dracula-Gesellschaft und Sherlockianer.
Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich, woher der Tausendsassa die Zeit nimmt, sich neben diesen ganzen Aktivitäten seiner wissenschaftlichen Arbeit zu widmen.
Ein wissenschaftlicher Vortrag ist es dann auch, der die im Schwarzenbacher Turnerheim Versammelten erfreuen und faszinieren soll. Allerdings ohne unverständliche Fachausdrücke und überaus locker präsentiert. Bereits lange vor dem offiziellen Beginn war der Saal gefüllt. Zahlreichen Autogramm- und Fotowünsche wurde nachgekommen, ehe das Licht erlosch und man sich dem weiten Feld der Verschwörungstheorien widmete. Ein spezielles Thema, welches der gebürtige Rosenheimer für gewöhnlich nicht in der dargebotenen Form im Repertoire hat.
Verschwörungstheorien scheinen im Zeitalter des Internets Hochkonjunktur zu haben. Ideen und Legenden werden solange weitererzählt, bis sie irgendwann von einigen Menschen für wahr befunden wurden. Daraus entwickelten und entwickeln sich Glaubensgemeinschaften rund um Chemtrails, Kornkreise, Ufos, der Annahme, die Erde wäre eine Scheibe und und und…
Doch solche Theorien lassen sich wissenschaftlich knacken. Und Mark Benecke widerlegt sogenannte Beweise akribisch und nonchalant.
Einführend zeigt er, wie leicht es ist, vermeintliche Belege falsch zu deuten bzw. nach einer vorgefassten Meinung zu interpretieren. Exemplarisch geht er der Theorie, Schwarzenbach wäre Entenhausen, auf den Grund. Und findet hierbei zahlreiche Anhaltspunkte, die für den Wahrheitsgehalt dieser Annahme sprechen. Sofern man die Zeichen in Verbindung mit den Geschichten von Donald Duck und Co. setzt und der entsprechenden Zielsetzung auslegt. Deshalb agiert er nach dem obersten Leitprinzip, niemals Annahmen zu machen und unvoreingenommen Aufgaben anzugehen. Grundannahmen aufgrund von Herkunft, Bildung oder Religion führen oftmals in die Irre. So hilft der Donaldismus auch, vorgefertigte Denkmuster zu verlassen und sich Problemen mit einer gewissen kindlichen Naivität zu widmen und einfache Fragen zu stellen.
Weiter beschäftigt sich der Vortrag mit dem Fall der blutenden Therese von Konnersreuth. Unter anderem sollten Wundmale an den Handinnenflächen die Leiden von Jesus Christus abbilden. Benecke weist darauf hin, dass Kreuzigungen nicht durch die Handflächen stattfanden, sondern die Nägel durch die Handwurzeln oder Unterarme geschlagen wurden. Aufgrund des eigenen Körpergewichts würden die Wunden bei an den Handflächen Gekreuzigten nämlich ausgerissen werden. Und warum sollten Stigmata an der falschen Stelle auftreten? Darüber hinaus traten die Male nur auf den Innenseiten der Hände auf. Weitere Hinweise lassen auf eine psychische Erkrankung schließen, bei der die Wunden wiederholt selbstständig aufgekratzt wurden.
Vor der Pause, in der die Besucher eine weitere Möglichkeit bekamen, Bücher signieren oder sich gemeinsam mit Mark Benecke ablichten zu lassen, wurde über den Fortgang des Abends abgestimmt. Bei der Frage, wann der Vortrag enden sollte, fiel die Entscheidung eindeutig zugunsten der längeren Dauer aus. Nicht ganz überraschend setzte sich das Thema „Alien-Autopsie“ gegen „Hitlers Schädel und Zähnen“ durch. Sorgte der Roswell-Zwischenfall doch für zahlreiche spannende Mythen und Legenden. Der Ufo-Absturz, Area 51, Aliens. Und der angeblich schlagende Beweis: die Filmsequenz einer Autopsie an einem Außerirdischen aus dem Jahr 1947, die erstmals der Öffentlichkeit 1995 präsentiert wurde. Anhand von Standbildern weist Benecke auf so manche Ungereimtheit hin und untermauert diese durch wissenschaftliche Erkenntnisse und recht heftige Bilder von Leichen. Eine überaus blutige Angelegenheit. So sprach er vor jedem „unappetitlichen“ Foto eine Warnung aus, um den Anwesenden die Möglichkeit zu geben, die Augen zu schließen.
Ob Anhänger von Verschwörungstheorien durch eine entsprechende Beweisführung überzeugt werden können, ist unwahrscheinlich. Der Produzent der angeblichen Obduktion hat mittlerweile bestätigt, dass es sich bei dem Filmaufnahmen um kein authentisches Material handelt. Allerdings behauptet er einschränkend, man hätte eine real stattgefundene Autopsie nachgedreht. Grund hierfür sei das stark beschädigte Originalmaterial. Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheorien. Den meisten dürfte mit eindeutigen Beweisen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesundem Menschenverstand nicht beizukommen sein. Gegen Glauben hilft keine Vernunft. Dessen ungeachtet war dieser Abend eine interessante und lehrreiche Veranstaltung, die durch die lockere Art von Mark Benecke eine ganz besondere Qualität erhielt. Allgemeinverständlich und mit Humor formuliert ist es eine Freude, seinen Worten zu folgen.
Mit Worten von Nick Cave endete der Abend: „Death is not the end.“ Allerdings nicht ohne den schwarz-humorigen Zusatz von Benecke, dass nach dem Tod noch Gerichtsmediziner, Bestatter und die Maden kommen…