Nachtplan, Heft #74 (Juli/August 2015), Seite unbekannt
Dem Doktor seine Seite.
Harr, das WGT ist vorbei und schwarze Energie durchströmt meine tausend Jahre alten Knochen. Bloß, was der Mann im Brunnen auf dem Agra-Vorplatz funf Tage lang dort anstellte, werden wir wohl nie erfahren.
Es war eine samtige Zeit, ohne Farbengewirr und bunte Lebenslügen. Ohne Farben? Nicht ganz. Zwar sind Cybers leider offenbar für immer verschwunden, aber immerhin endet damit auch das Gebitche gegen diese wie ich fand mehr als willkommene Auflockerung der oldschooligen Massen. Zugleich ist ein neues Knöspchen ersprossen: derdiedas Pastel Goth, zu deutsch in etwa: ’Pastell-Grufti’. In liebevoller Umkehrung des Sehgewohnten bleiben die Klamotten bei Pastels zwar gruftig, das heist “viktorianisch trifft Leichentuch auf einem Bett aus Manga”, aber die Farben sind, wenngleich nicht lebensfroh, so doch zumindest … pastell. Ich find’s geil. Neben einfachen Schmink-Regeln (mattes Finish, helle Haare) gilt zudem, dass Pastellgruftis stets freundlich und wohlerzogen sein sollen. Sind sie auch. Ebenfalls neu im Heido: FurReal Friends. Hier musste ich nachschlagen; es handelt sich um “robotic toys that range from guinea pigs to dinosaurs”. Die furreale Freundin, die ich dort traf, kam mir allerdings seidenweich und unrobotisch vor. Wie auch immer: Es gibt viel Neues und viel Altes in der Szene, und dass es oft genug auch uberraschender Shit ist, macht uns Gruftis keiner nach.
Da nun selbst die örtlichen Zeitungen es langweilig finden, über Gothics zu berichten, bleiben wir ab sofort auch wieder unter uns — in schwarz oder pink, matt bis shiny, Stiefeln und Stilettos oder was Euch bis zum Amphi in Köln sonst noch so einfällt. Ich bin gespannt und freu mich drauf, so dass ich vor Aufregung schon ganz pink werde.
Der Eure lieblichstens
– Marky Mark