Bakterien, Gerüche und Leichen – Viel Applaus für Mark Benecke 👏

Osthessen-Zeitung, 22. November 2019, https://osthessen-zeitung.de/einzelansicht/news/2019/november/bakterien-gerueche-und-leichen-viel-applaus-fuer-mark-benecke.html

Von Jasha Günther

Fulda – Welche Schlüsse lassen sich aus Farbe und Geruch von Bakterien auf die Lagerungsbedingungen von Leichen ziehen und warum lässt sich von Fäulniserscheinungen nicht auf die Liegedauer schließen – Antworten auf diese und weitere Fragen gab es am Donnerstagabend in der Fuldaer Orangerie. Unter dem Titel „Bakterien, Gerüche und Leichen“ hielt dort Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke eine teils mit einer ordentlichen Prise Humor gewürzte Fortbildungsveranstaltung ab.

Vor dem Vortrag und in der Pause gab es die wurden Foto- und Autogrammwünsche erfüllt.

Besser nicht denken und auch nicht glauben, hoffen, wissen, von Erfahrungen ausgehen oder durch Logik erklären, das entscheidende bei der Spurenarbeit sei das Messen, machte Benecke immer wieder deutlich. Beispiele, dass Dinge nicht so sind wie sie scheinen gebe es viele – im Alltag und wenn über Tote gesprochen wird. Das Publikum lernte an diesem Abend, warum Fingernägel, Bärte und Haare von Leichen nicht wachsen, auch wenn sie länger aussehen, warum Verstorbene nach dem Tod auch nicht zunehmen, obwohl sie dicker aussehen, und warum die Toten auch nichts mehr sagen, obwohl sich der Mund bewegt. 

„Jeder Mensch macht den Fehler, nicht zu unterscheiden zwischen Messung und Interpretation“, meinte Benecke. Eindrücklich wurde der Vortrag durch die Beschreibung der Gerüche unterschiedlicher Bakterien und vor allem durch zahlreichen Bilder, die Leichen und auch Körperteile lebender Menschen in unterschiedlichen Stadien der Fäulnis und Mumifizierung zeigten. „So sehen Sie auch mal aus. Wenn ihnen das nicht gefällt, dürfen sie nicht sterben“, meinte der Kriminalbiologe, als bei einem Foto das erste Mal ein Raunen des Ekels durch den ausverkauften Saal ging.

Dass Bakterien die Leiche nicht nur verändern, sondern interessante Spurenträger sind, die auch bei der Suche nach einem Serienmörder helfen können, zeigte Benecke nach der Pause an einem Fall auf. „Es ist nicht wie im Kino, wo einer alles kann“, hatte er schon zuvor deutlich gemacht. Für das Lesen der Spuren brauche es viele Experten. „Unsere Spuren stehen nicht im Lehrbuch“, führte der vom FBI ausgebildete und international arbeitende Kriminalbiologe aus. Stattdessen müssten sie durch Experimente erforscht werden. 

Vor Beginn des Vortrags und während der Pause standen die Besucher für Selfies und Autogramme Schlange, während laute Musik den Saal erfüllte. Wer beispielsweise bei der Polizei, im Krankenhaus, bei der Feuerwehr oder im Hospiz arbeitet, konnte sich auch seinen Fortbildungsnachweis abstempeln lassen. Zudem gab es die Möglichkeit, Fauchschaben ganz nah zu kommen. Das Mitbringen der Insekten hatte aber einen ernsten Hintergrund, es sollte auf das Artensterben aufmerksam machen – das größte seit es Menschen auf der Erde gibt. „Es ist zehn nach zwölf nicht fünf vor zwölf“, fand Benecke deutliche Worte.

Dr. Mark Benecke in der Orangerie (Fotos: Christine Görlich)

Dr. Mark Benecke in der Orangerie (Fotos: Christine Görlich)

— Mit vielem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Verwendung —