Der "Herr der Maden" gruselt sich vor Kriminalgeschichten

Quelle: Magdeburger Volksstimme, 28. April 2015
Text: Birgit Ahlert

Forensiker Mark Benecke plaudert in der Zwickmühle aus seinem Leben und über seine Forschung.

isch, Stuhl, Körper- das alles zählt nicht für Mark Benecke, alles sind Spurenträger, sagt der Forensiker. Als Kriminalbiologe glaube er nicht den Menschen, die könne sich irren oder lügen. „Die Spur klärt das Delikt.“ Diese Arbeit mache ihm weniger aus als „die Nachricht vom Tod eines Angehörigen zu überbringen“. Das wäre nichts für ihn. Ansonsten entzieht er sich dem Umgang mit Menschen nicht ist in Radio und Fernsehen präsent, engagiert sich sozial, hält Vorträge und füllt damit große Säle. So nah wie am Sonntag in der Zwickmühle kommt man ihm da nicht. Als Gast bei „Schirmer, Charme und Melone“ stand er Gastgeber Lothar Schirmer Rede und Antwort, gab Einblicke in sein berufliches wie privates Leben, plauderte über seine Kindheit wie über seine Forschung an „Hitlers Knochen“ und wie er in New York die Mitarbeiter eines Labors durch die Frage nach einer Sauna zum Schweigen brachte. Für die „homophoben Amerikaner ein Treff für Schwule“, wie er später erfuhr. Für ihn als Kölner unverständlich.

Benecke klärt auf. Motiviert die Menschen, genau hinzusehen. Nicht nur auf Spuren (aber auch das), sondern auf diejenigen, die mit denen wir leben. Informiert über Depression, zeigt Möglichkeiten des Umgangs auf. Suizid ist die Hauptursache beim Tod unter 25 Jahren, erklärt er und: „Das schlägt mir auf den Magen.“ Vielleicht ist es das, was ihn auch zu Kindern sprechen lässt. Er hält Vorträge sowohl bei Hochintelligenten als auch bei jenen mit geringerer geistiger Veranlagung. Voneinander treffen mag er sie nicht. „Sie sollten alle zusammen unterrichtet werden, davon lernt jeder was“.

Er ist Entertainer. Auch in der Zwickmühle zeigte er sich locker plaudernd. Wenn er mit Dr. Benecke angesprochen werde, „bedeute das Ärger“, erzählt er. Das passiere dann vor Gericht, wo der Fachmann zu den Auswertungen von Spuren an Tatorten gefragt ist. Fragen von interessiertem Publikum stellt er sich lieber. Sowohl beim Talk als auch in der Pause und beim Autogramme-Schreiben scheute er keine Antwort. Er berichtete, dass er durch Tintenfische Veganer wurde („Sie können alles, was wir können.“) und dass er aus Gründen der Nachhaltigkeit nur eine Hose habe, eine widerstandsfähige aus Leder („Outdoorbekleidung ist Sondermüll“). Er hat stets Taschenlampe und Pinzette dabei. Er liest keine Romane, Krimis erst recht nicht. und auch wenn er Autoren wie Sebastian Fitzek mag: „Seine Geschichten sind mir zu gruselig, davon würde ich Alpträume kriegen.“

In Köln bringt Mark Benecke gerade die Politiker ins Schwitzen. Er ist Bürgermeisterkandidat für „Die Partei“. Am Wahltag im September allerdings wird er in Magdeburg sein. Und auf den Kölner Platz gehen, um ein Fläschchen zu öffnen. „Das ist kein Wahlversprechen, sondern ein persönliches.“


Mit herzlichem Dank an die Redaktion der Magdeburger Volksstimme und Birgit Ahlert für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.