Cornel Wachter: Paul McCartney

Quelle: Cornel Wachter: '...als Paul McCartney mich anrief. Mein erstes Musikerlebnis.
März 2014
Seemann Verlag Leipzig,
ISBN 978-3865023209

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Text: Mark Benecke

Kriminalbiologe, Spezialist für forensische Entomologie, Fernsehauftritte als Kriminalist u. a. bei Galileo und als Gastkommentator bei Medical Detectives, Politiker/Landesvorsitzender Die PARTEI

Meistens hab’ ich an einem Stereo-Radio-Recorder – später als Ghettoblaster bekannt, damals aber noch ein rechteckiger Kasten – gesessen, der neben meinem Schreibtisch auf der Fensterbank laufend vor sich hin dudelte. Dort liefen SWF3, WDR 2 und RTL (damals noch ein Radiosender aus Luxemburg). Das Dauergedudel hat tiefe Spuren hinterlassen; bis heute gut erkennbar, wenn ich beispielsweise zur Eröffnung des WGT (Wave-Gotik-Treffen Leipzig; wichtigste und coolste Grufti-/Dark- Elektro-Veranstaltung der Welt) auflege. Da mischt sich gerne mal Kim Wilde mit Agonoize und Steinkind.

Die entstandene ... sagen wir mal: Durchlässigkeit der Musikstile mit Blick auf die tiefen Abgründe in den oft scheinbar harmlosen Liedern liegt eben an dem irren Radiomix von damals im Kinder- zimmer: Mel Sandocks Hitparade, Frank Laufenbergs ausführliche Infos zu Rock- und Pop-Musik, Depeche Mode, Johnny Cash, Gitte, Abba, Slade, Flying Pickets, Pat Benatar ... da ging echt alles durcheinander. Diese Mischung erzeugt in mir bis heute tiefen Frieden. Ich denke dabei an eine Kindheit und Jugend mit Eltern, Bruder, lesen, chemischen Experimenten, Hausaufgaben (die ich gerne gemacht habe, sorry), Mofas der Nachbarkids, die nachts auf dem Parkplatz vor der Tür endlos im Kreis rumfuhren, dem Herrn der Ringe, ’ner braunen Cordcouch und einer soliden Menge Comics von der SPINNE bis Lucky Luke.


Die Musik – ihre Mischung und Stimmung – ist also der Kondensationspunkt für alles, was mich sozial, kulturell und zeitlich geprägt hat und anders nicht ganz einfach zu fassen ist. I’m loving it! Kein Wunder, dass es bei mir bis heute Tag und Nacht dudelt – nur nicht mehr mit ’nem silbernen, eckigen Kasten über UKW, sondern mit LastFM, Radio Schizoid und EBM Radio. Das einzige, was ich seit meinem Auszug nie wieder gehört habe, sind öffentlich-rechtliche. „Some things in this world never change. ... luckily ... some things do.“


(Nachbemerkung, Febr. 2016, M.B.:: Ich arbeite sehr gerne mit Öffentlich-Rechtlichen, ich höre mir nur keine Radioprogramme mehr an, in denen Menschen sprechen — auch nicht meine eigenen Programme.)

Mit herzlichem Dank an Cornel Wachter und den Verlag für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.